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»Er hat es verboten. >Hört auf, ihr Idioten!<« knurrte Chrestus, als spiele er eine Rolle. »>Das sind wertvolle Sklaven. Wenn ihr einen von beiden beschädigt, ziehe ich euch das vom Lohn ab!< Wertvoll hat er uns genannt -und wo sind wir gelandet: Wir dürfen Sandalen einölen und die Nachttöpfe des Goldengeborenen polieren.«

»Aber nichtsdestoweniger wertvoll«, sagte ich. »Als hätte Magnus selbst geplant, euch zu erben.«

»O ja.« Felix nickte. »Das muß von Anfang an der Plan gewesen sein, daß er und Capito irgendwie die Besitztümer unseres Herrn in ihre schmutzigen Hände bekommen. Wer weiß, wie sie das angestellt haben? Und jetzt sind wir wieder hier in der Stadt gelandet, außer daß wir sie nie zu sehen bekommen. Der Goldene hält uns Tag und Nacht in diesen stickigen Räumen gefangen. Man könnte meinen, er will uns bestrafen. Oder uns hier verstecken, genauso wie er die Hälfte seiner Beute versteckt. Ich frage dich, was ist das für ein Zufall? daß ich, wenn ich mich in diesen Räumen umsehe, zahllose Gegenstände sehe, die direkt aus dem Haus meines alten Herrn beim Circus stammen? Diese Stühle, die du draußen übereinandergestapelt siehst, und die gelbe Vase im Flur und der alexandrinische Wandbehang, der dort zusammengerollt in der Ecke liegt - das hat alles unserem Herrn gehört, bevor er ermordet wurde. Nein, wir sind nicht der einzige Besitz, der in Chrysogonus’ Händen gelandet ist.«

Chrestus nickte bestätigend.

»Am Abend des Mordes«, sagte ich im Versuch, sie wieder zum Thema zurückzusteuern, »wurdet ihr beiseite gestoßen, durch das Wort von Magnus gerettet, und dann seid ihr verschwunden. In die Nacht verschwunden ohne einen Laut oder Hilferuf - leugnet es nicht, ich habe einen Zeugen, der das beschwören kann.«

Felix schüttelte den Kopf. »Ich weiß zwar nicht, was für einen Zeugen du haben willst, aber wir sind nicht weggelaufen, jedenfalls nicht richtig. Wir sind ein Stück die Straße hinuntergerannt und dann stehengeblieben. Chrestus wäre weitergerannt, aber ich habe ihn zurückgehalten.«

Chrestus schaute niedergeschlagen drein. »Das stimmt«, sagte er.

»Wir standen im Dunkeln und haben sie beobachtet. Was für ein prächtiger Mensch er war! Was für ein edler Römer! Ein Sklave hätte sich keinen besseren Herrn wünschen können. Er hat mich in dreißig Jahren keinmal geschlagen, nicht ein einziges Mal! Wie viele Sklaven können das schon von ihrem Herrn behaupten?«

»Ein furchtbarer Anblick!« Chrestus seufzte, und seine massigen Schultern bebten. »Ich werde nie vergessen, wie sein Körper gezuckt hat, als sie mit den Dolchen auf ihn eingestochen haben. Wie das Blut in die Luft gespritzt ist wie Wasser aus einem Brunnen. Ich hab damals noch gedacht, daß ich auf der Stelle zurücklaufen, mich neben ihm auf die Straße werfen sollte und ihnen zurufen sollte: >Nehmt auch mein Leben!< Ich hab es praktisch auch gesagt, stimmt’s nicht, Felix?«

»Na ja... «

»Kannst du dich nicht erinnern? Ich hab zu dir gesagt: >Jetzt ist unser Leben so gut wie vorbei. Nichts wird je wieder so sein wie vorher.< Hab ich das nicht gesagt? Und hab ich nicht recht gehabt?« Er begann leise zu weinen.

Felix verzog sein Gesicht und berührte den Arm seines Freundes, um ihn zu trösten, wobei er zu mir gewandt mit den Schultern zuckte, als wäre ihm seine eigene Zärtlichkeit peinlich. »Das stimmt. Ich weiß noch genau, wie du das gesagt hast. Ach, es war schrecklich, das Ganze von Anfang bis Ende mit anzuschauen. Als sie fertig waren, wußten wir, daß absolut keine Hoffnung bestand, daß unser Herr noch lebte, also sind wir schließlich umgekehrt und den ganzen Weg bis nach Hause gerannt. Wir haben eine Sänfte hingeschickt, um die Leiche zu bergen, und am nächsten Morgen habe ich einen Boten nach Ameria losgesandt.«

Plötzlich zog er die Brauen zusammen. »Was ist?« fragte ich.

»Nur eine Sache, die mir erst jetzt wieder einfällt. Etwas sehr Merkwürdiges. Es kam mir schon damals merkwürdig vor, und jetzt in der Erinnerung ist es noch viel merkwürdiger. Als sie fertig waren - als es keinen Zweifel geben konnte, daß unser armer Herr tot war -, begann der Bärtige, seinen Kopf abzuschneiden.«

»Was?«

»Er packte ihn bei den Haaren, riß den Kopf heftig zurück und begann, ihn mit einer langen und breiten Klinge abzuschneiden. Wie ein Metzger, der ein Leben lang nichts anderes getan hat. Magnus hat es zunächst nicht bemerkt, er sah zu den Fenstern hoch, glaube ich. Aber als er sich umsah, brüllte er den Mann an, er solle das sofort lassen! Stieß ihn zurück und schlug ihn ins Gesicht. Dafür mußte er sich ganz schön lang machen.«

»Er hat Rotbart geohrfeigt, während der damit beschäftigt war, einem anderen Mann den Kopf abzuschneiden? Das hört sich so dumm an, daß es eigentlich nicht zu glauben ist.«

Felix schüttelte den Kopf. »Du kennst Magnus nicht, wenn du glaubst, daß ihn das davon abhalten würde. Wenn er einen Wutanfall bekommt, würde er auch Pluto persönlich ohrfeigen und ihm ins Auge spucken. Sein gemieteter Freund wußte nur zu gut, daß er es nicht wagen durfte zurückzuschlagen. Aber warum, glaubst du, hat der Mann das getan? Angefangen, den Kopf unseres Herrn abzuschneiden, meine ich?«

»Aus Gewohnheit«, sagte ich. »Das haben sie doch bei den Proskriptionen immer getan, oder nicht? Den Kopf des Opfers abgeschnitten, um die staatliche Belohnung zu beanspruchen. Rotbart war so daran gewöhnt, den Kopf seiner Opfer abzuschneiden, daß er bei Sextus Roscius automatisch dasselbe tat.«

»Aber warum hat Magnus ihn daran gehindert? Es hätte ihm doch egal sein können.« Es war Tiro, der im Licht der Lampe ungewohnt weise aussah. »Das war doch die Geschichte, die sie verbreitet haben, oder nicht, daß Sextus Roscius geächtet worden sei? Warum sollte also sein Kopf nicht abgeschnitten werden?«

Alle drei starrten mich an. »Weil - ich weiß nicht. Weil Magnus wollte, daß es wie ein Mord aussah? Weil er wollte, daß es aussah wie die Tat von Räubern, nicht von gedungenen Mördern? Ja, zu diesem Zeitpunkt hatte er sich noch nicht entschlossen, die falsche Proskriptionsgeschichte zu benutzen, und es war auch noch nicht geplant, Roscius filius als Vatermörder anzuklagen...« Die Worte schienen einen Sinn zu ergeben, als ich sie aussprach, und einen Moment glaubte ich, die Wahrheit erkannt zu haben. Sie flackerte kurz auf und war dann wieder weg, als hätte jemand von uns die Lampe ausgepustet. Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«

»Ich verstehe sowieso nicht, welchen Sinn diese Fragen haben sollen«, sagte Tiro bedrückt. »Das wußten wir doch alles schon von dem stummen Jungen.«

»Der kleine Eco würde wohl kaum einen zulässigen Zeugen abgeben. Und seine Mutter würde nie aussagen.«

»Aber was ist mit Felix und Chrestus? Von ihnen könnte auch keiner als Zeuge aussagen, es sei denn -« Tiro sprach den Satz nicht zu Ende.

»Es sei denn, was?« Chrestus, der das Gesetz nicht kannte, sah mich tatsächlich hoffnungsvoll an. Bevor ich ihnen davon berichtet hatte, hatten sie nicht einmal von dem Prozeß gegen Sextus Roscius gewußt. Die neue Idee, vor Gericht auszusagen, schien Chrestus zu gefallen. Tiro, der Sklave eines Anwalts, wußte es besser.

»Es sei denn«, sagte ich, »euer neuer Herr erlaubt es. Und ich denke, wir wissen alle, daß Chrysogonus das nie tun würde, also müssen wir uns darüber nicht weiter den Kopf zerbrechen«, sagte ich, wohlwissend, daß das Kopfzerbrechen erst anfing. Am Morgen würde ich Rufus bitten, bei Gericht förmlich zu beantragen, daß Chrysogonus eine Aussagegenehmigung für seine beiden Sklaven erteilte. Er konnte sich natürlich weigern, aber wie würde das aussehen? Cicero könnte ihn so weit unter Druck setzen, daß er die offizielle Vernehmung von Felix und Chrestus erlaubte. Schließlich hatten sie die Gesichter der Mörder nie direkt gesehen, und Chrysogonus ahnte vielleicht nicht, wieviel sie wußten. Und welche Entschuldigung könnte er Vorbringen, dem Gericht Beweismaterial zu verweigern, es sei denn, er wollte seine eigene Beteiligung vertuschen.