Выбрать главу

Bob hatte nur geringe Beschwerden, als er sich am nächsten Morgen erhob. Der Wind war am vergangenen Tag ziemlich stark gewesen, was alle Beteiligten in Unruhe versetzte, und er bestand darauf, Maeta nach North Beach zu begleiten. Sie waren allein; falls es möglich sein sollte, hinauszufahren, würde Maeta mit dem Rad zurückfahren und Bobs Mutter und Mrs. Seever holen.

Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als sie North Beach erreichten, da Bob lange geschlafen hatte. Als sie das Ausleger-Boot erreichten, erhob sich ein kleiner Junge, der neben ihm gesessen hatte, und blickte ihnen entgegen.

Wieder fiel dem Jäger auf, wie dick André war, eine Seltenheit bei den Kindern auf Ell. Sie waren in der Regel überaus aktiv, und Daphne, erinnerte er sich, war stolz darauf, daß man bei ihr die Rippen zählen konnte. Aber noch mehr beschäftigte ihn und die beiden Menschen die Überlegung, was er mit dem Boot angestellt haben mochte, bevor sie eingetroffen waren. Maeta begrüßte den Jungen trotzdem mit der gewohnten Freundlichkeit. Vielleicht hatte sie die Absicht, ihn zu fragen, was er hier mache, doch er ließ ihr keine Zeit dazu.

„Kann ich mit euch hinausfahren?“ fragte er sofort.

„Warum?“ erwiderte Bob.

„Ich will sehen, was ihr draußen macht. Ihr habt den Metallsucher der Tavakés. Ich wollte ihn schon immer mal ausprobieren, aber sie haben mich nie gelassen, und ich frage mich, was für Metall ihr außerhalb des Riffs sucht. Niemand läßt da draußen Werkzeuge ins Wasser fallen, und wenn, wäre es nicht der Mühe wert, sie zu suchen. Wollt ihr einen Schatz finden?“

„Nein.“ Bobs Ton war schärfer, als es unter Wa hrung der Höflichkeitsregeln zulässig war. „Warum kümmerst du dich darum, was Erwachsene tun?

Warum bist du nicht mit anderen Kindern zusammen?“

„Mit denen?“ Der Junge zuckte die Schultern.

„Die sind doch langweilig. Ich will lieber sehen, was ihr treibt.“

„Wir spannen keine Stolperdrähte oder spielen mit den Lenkstangen und Bremsen von Fahrrädern oder verstecken Glasscherben im Sand“, sagte Bob noch weniger taktvoll. Andrés Gesicht wurde noch ausdrucksloser als sonst, doch schien er zu erke nnen, daß dies alles andere als natürlich wirkte, und er setzte ein überraschtes Gesicht auf. Dann fiel ihm ein, daß diese Reaktion zu spät kam und zuckte wieder die Schultern.

„Okay. Dann eben nicht. Ich habe mir ohnehin gedacht, daß ihr mich nicht haben wollt. Die Kinder, mit denen ich eurer Meinung nach spielen sollte, wollen mich auch nicht. Dann muß ich eben etwas anderes machen.“ Er wandte sich ab.

Weder Bob noch der Jäger wußten, wie sie auf diese bittere und mitleiderregende Bemerkung reagieren sollten, doch Maeta antwortete sofort.

„André, ich verste he dich nicht. Wenn du wirklich das getan hast, was Bob eben erwähnt hat, mußt du dir doch denken können, daß die Me nschen dich nicht in ihrer Nähe haben wollen. Und du hast es getan, nicht wahr?“ Der Junge blickte sie fast eine Minute lang schweigend an.

„Natürlich habe ich es getan“, sagte er dann trotzig. „Und ihr wißt es sehr genau. Jenny hat mich reingelegt, als sie neulich mit mir sprach, und sie hat es euch erzählt.“

„Woher weißt du, daß sie es uns erzählt hat?“

„Ich habe es gehört. Als sie zu euch ins andere Zimmer ging, habe ich mich unter das offene Fenster geschlichen und gelauscht.“

Bob versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, was für eine Wirkung diese Enthüllung auf ihn hatte. „Was hast du gehört?“ fragte er.

„Eine Menge.“

Bob hatte bei seinem Gast-Detektiv keinen Unterricht genommen, doch er wußte auch so, daß es besser war, nicht nach Einzelheiten zu fragen.

„Hast du uns schon öfter belauscht?“

„Klar. Jede Menge.“

„Wann, zum Beispiel?“

„Bei Seevers Haus meistens. Und damals, als du und Jenny von Apu zurückgekommen seid, und sie und deine Schwester zur Bibliothek gegangen sind, um nach dem Ding zu fragen, das ihr gesucht habt.

Und dann auf der Pier, an dem Abend, als du aus den Staaten zurückgekommen bist.“

„Hast du versucht, meinen Blechkoffer aufzubrechen?“

„Nein. Ich habe an dem Tag etwas anderes versucht. Dein Vater hat eine Menge gesagt, als er sich an dem Koffer verletzte.“

„Sag mal, André“, wandte Maeta sich jetzt an den Jungen, „spionierst du allen Leuten nach, oder ist etwas an Bob und Jenny und mir, das dich besonders interessiert?“

„Ich lausche immer, wenn ich kann. Wenn es keinen Spaß macht, höre ich auf. Bei euch hat es eine Menge Spaß gemacht.“

„Das kann ich mir vorstellen“, sagte Bob bitter.

„Was macht bei uns denn so besonderen Spaß?“

„Die grünen Dinger.“ Das Gesicht des Kindes war noch immer ausdruckslos. „Die grünen Dinger, die dafür sorgen, daß du nicht verletzt werden kannst. Eins von ihnen hat deinen Vater davor bewahrt, verbrannt zu werden, als ich noch sehr klein war.“ Das, überlegte der Jäger, war eine interessante Interpretation dieses Ereignisses; er fragte sich, ob diese Formulierung von André stammte, oder von jemand anders. Zum erstenmal begann er sich zu überlegen, ob Seevers Verdacht, der Kriminelle sei damals doch nicht getötet worden, vielleicht nicht ganz grundlos war. André fuhr fort: „Ich wollte eins für meinen Vater haben, weil Mutter gestorben war. Und dann, als die anderen Kinder mich schlugen, wollte ich eins für mich.“

„Du hast also damals, vor vielen Jahren, geglaubt, daß es grüne Dinger gibt, die verhindern, daß Menschen verletzt werden können?“ Bob wollte ganz sicher gehen.

„Natürlich. Ich habe dich doch mit so einem grünen Ding in dem Feuer gesehen. Ich habe mich damals gefragt, wie du es bekommen hast, und habe eine ganze Zeit herauszufinden versucht, wer sie hat. Aber ich war mir niemals ganz sicher, bis vor ein paar Tagen, als ich eins teilweise aus deiner Hand kommen sah, während du am anderen Ende der Insel schliefst. Ich bin dann ein Stück mit dir gegangen und wollte dich fragen, aber ich dachte mir, daß du es mir nicht sagen würdest, und ich wollte sicher sein. Sie haben mir gesagt, daß du dich nicht verletzt hast, als du vor der Bibliothek vom Rad gefallen bist. Ich bin nicht dageblieben, weil ich nicht glaubte, daß es funktionieren würde.

Es war ohnehin nur ein Experiment. Auf eurer Zufahrt habe ich dann einen richtigen Versuch gemacht, und danach wußte ich Bescheid.“

„Das glaube ich gerne.“ Bob wußte im Moment nicht, was er sagen sollte. Maeta reagierte sofort, wie immer.

„André“, sagte sie, „hast du dir gar keine Gedanken darüber gemacht, was für Folgen es gehabt hätte, wenn du dich wegen dieses… grünen Dinges geirrt haben solltest?“

„Okay, dann hätte ich mich eben geirrt. Aber ich habe recht gehabt!“ Zum erstenmal sahen sie einen Ausdruck in dem rundlichen Gesicht — einen Ausdruck des Triumphes. Bob und Maeta blickten einander an; dann wandte sich das Mädchen wieder dem Jungen zu.

„Und wie war es mit Jennys Fuß?“ fragte sie.

„Hast du auch bei ihr angenommen, daß sie eins hat?“

„Wäre doch möglich gewesen. Sie war ständig mit Bob zusammen, und sie sind Freunde. Einem Freund würde er es schon gegeben haben.“

„Und jetzt weißt du, daß sie keins hat. Tut es dir nun nicht leid?“

„Sie kommt schon wieder in Ordnung.“

Bob fiel etwas ein. „Bevor du noch mehr Experimente durchführst, André: Maeta hat keines, und alle anderen Menschen hier auch nicht.“

Maeta trat zu ihrem Auslegerboot. „Es ist wohl besser, wenn du mitkommst, André. Du hast in dieser Angelegenheit nur teilweise recht, und wir müssen dir einiges erklären, bevor etwas wirklich Schlimmes passiert.“

„Werdet ihr mir helfen, eins zu finden?“

„Wir suchen sie, aber wir können dir keins geben.

Es sind keine ›Dinge‹, sondern Lebewesen wie wir, und wenn du möchtest, daß eins von ihnen mit dir. zusammenlebt, mußt du dafür sorgen, daß es dich mag. Komm jetzt, Bobs Arm ist immer noch nicht brauchbar, weil sein Freund gebrochene Knochen nicht schneller heilen kann, als sie von Natur aus heilen. Eigentlich wollten wir ein paar andere Leute holen, um uns beim Paddeln zu helfen, aber du bist uns auch recht.“