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„Ja. Sehr sogar.“

„Dann werde ich mein Hemd ausziehen und dir daraus eine Schlinge machen, damit der Arm ruhiggestellt wird. Du mußt dich entscheiden, ob du lieber einen kurzen Schmerz ertragen willst, wenn ich dir die Schlinge anlege, damit er nachher erträglicher wird, oder nicht. Ich habe keine Zeit, lange mit dir zu diskutieren.“

„Laß mich in Ruhe. Warum kann dein grünes Ding mir nicht helfen?“

„Er ist mit Maeta beschäftigt, die ihn sehr viel nötiger braucht als du.“ Der Junge blickte Maeta zum erstenmal gründlich an, wurde sichtbar bleich und schwieg mehrere Sekunden lang. Dann blickte er auf seine Schulter, die inzwischen von einer blauschwarzen Schwellung bedeckt war. Er schien etwas sagen zu wollen, blickte dann wieder auf Maetas aufgerissenen Rücken und ihr zerfleischtes Bein und ging den Strand entlang.

„Suche ein paar Krabben!“ rief Bob ihm nach. Er bekam keine Antwort.

„Ich werde selbst etwas für dich und Maeta finden, Jäger“, sagte Bob und verdrängte André als minderes Problem aus seinen Gedanken. „Warte ein paar Minuten. Ich finde bestimmt etwas; du bist ja nicht besonders wählerisch. Ich muß schnell machen; diese Schnitte tun jetzt gemein weh; vielleicht muß ich nachher eine Weile sehr still sitzen, damit du an uns beiden arbeiten kannst, falls du es kannst.“

Der Jäger konnte nicht antworten. Er dachte sehr intensiv nach, als er Bob durch das improvisierte Auge, das er geformt hatte, nachblickte. Er folgte dem Jungen, stellte er fest, und überlegte, daß es vielleicht besser gewesen wäre, wenn er in die andere Richtung gegangen wäre; doch es gab hier keine andere Richtung; sie befanden sich am Ende der winzigen Insel, direkt hinter der Passage durch das Riff. Die zwei- oder dreihundert Yards Sand im Nordwesten, die etwas weiter, auf das Riff zu, unter Korallen verschwanden, bildeten die ganze Insel. Es lagen noch weitere winzige Inseln in dem Atoll, und der Kultur-Tank nahm den größten Teil der winzigen Lagune ein; doch das Boot war nirgends zu entdecken. Zwei von ihnen waren nicht in der Lage, zu schwimmen, und auch Bob konnte in seinem derzeitigen Zustand das Risiko nicht auf sich nehmen. Auch er würde nach einigen Stunden nicht mehr in der Lage sein, sich über Wasser zu halten.

Der Jäger beschloß, ein wenig von Maetas Blut zu verschwenden, damit es über ihren Wunden gerinnen und sie schließen konnte.

Bob war knapp zwei Minuten später wieder zurück und brachte einen großen Fisch mit, den der Sturm anscheinend über das Riff an den Strand geworfen hatte. Er sah sehr unappetitlich aus, war für den Jäger jedoch durchaus verwendungsfähig.

Bob setzte sich neben das noch immer bewußtlose Mädchen; der Jäger streckte ein Pseudopod durch ihre Haut, umgab damit den Fisch und begann, Aminosäuren und Kohlenstoffe aus dem Gewebe zu ziehen. Der Fisch wog zehn oder zwölf Pfund, und das reichte für den unmittelbaren Bedarf. Der Jäger hatte sich völlig auf seinen Job konzentriert, ohne dabei jedoch auch die beiden anderen Me nschen zu vergessen.

Bob fand genügend zu essen, um sich und den Jungen zu sättigen, obwohl er Krabben eigentlich nicht mochte; doch als der Tag fortschritt, erhob sich ein weitaus ernsteres Problem: Wasser.

Es gab auf der winzigen Insel weder eine Quelle noch einen Bach. Die wenigen Regenwasserlachen waren von der Gischt mit Seewasser versetzt worden und wurden ohnehin von der Sonne rasch ausgetrocknet. Bob fand es unter seiner Würde, über Durst zu klagen, das Kind kannte diese Hemmungen jedoch nicht, und sein Jammern wechselte mit ständigen Fragen, wann man sie retten würde.

Bob war da recht optimistisch. „Sie wissen, daß wir mit Maetas Boot unterwegs waren, oder sie haben es herausgefunden, spätestens, als wir nicht zum Abendessen nach Hause kamen. Sie können sich ausrechnen, in welche Richtung uns der Wind geweht hat. Die Catalina war in Tahiti, aber sie haben sie bestimmt heute morgen zurückbeordert, und diese Insel ist die erste, auf der sie nach uns suchen werden. Wenn du zur Abwechslung etwas Nützliches tun willst, male ein großes SOS am Strand — so groß, wie es dir zwischen Korallen und Lagune möglich ist. Da es hier nichts gibt, das uns verbergen könnte, werden sie uns ohnehin leicht erkennen können, aber so würde ihnen die Insel aus einer noch größeren Entfernung auffallen.“

Der Jäger glaubte Bob aufs Wort, da seine Feststellung logisch klang, und machte sich keine Sorgen mehr um Wasser, so weit es Bob und den Jungen betraf; die würden einen oder zwei Tage durchhalten. Maeta jedoch konnte das nicht; sie hatte zuviel Blut verloren. Gegen Mittag kam sie wieder zu sich, und der Symbiont erklärte ihr die Situation, indem er die Worte in ihr Mittelohr vibrierte, wie er es auch bei Bob tat. Sie blieb erstaunlich ruhig, doch ihre ersten Worte waren eine Bitte um Wasser. Der Jäger mußte zugeben, daß es keines gab.

„Bist du sicher, daß du nichts unternehmen kannst?“ fragte sie. „Ich will nicht jammern wie ein kleines Kind, aber ich kenne alle deine Fähigkeiten noch nicht. Ich weiß, daß du alles mögliche mit der Biochemie eines Menschen anstellen kannst, und frage mich deswegen, ob es dir nicht möglich ist, das Salz aus dem Seewasser herauszudestillieren, nachdem ich es getrunken habe, oder es herausfiltern kannst, bevor man es trinkt. Oder vielleicht braucht man nur einen Arm oder ein Bein ins Wasser zu legen, und du kannst das Wasser durch die Haut hereinbringen und das Salz draußen lassen.“

Der Jäger gab zu, daß ihm das vielleicht möglich sein würde; auf seinem Planeten gab es Organismen, die Entsalzungsorgane besaßen, aber er wußte nicht genau, wie diese Organe funktionierten.

„Auf jeden Fall wird es recht schwierig sein“, sagte der Jäger. „Es ist ein Jammer, daß gerade du, die du das Wasser wegen deines Blutverlusts am nötigsten brauchst, eine so geringe Nahrungsreserve besitzt. Ich habe dir zwar den größten Teil des Fisches gefüttert, den Bob gebracht hat, aber die meisten der Nährstoffe sind bereits verbraucht worden, um deinen Organismus zu reparieren und zerstörtes Gewebe zu ersetzen. Ich bin nicht sicher, ob ich diesen Entsalzungstrick durchführen kann, da ich so etwas noch nie getan habe, aber ich will es versuchen. Bitte Bob, dich zum Wasser zu tragen.“

„Selbst wenn es dir nicht gelingen sollte, ist es schon eine Hilfe, im Wasser zu liegen“, sagte sie.

„Ich habe vor Jahren einmal auf einer der RiffInseln vor Ell gearbeitet, und die Leute, die mich dort abholen sollten, hatten sich verspätet; ich hatte großen Durst und fühlte mich sofort erheblich besser, als ich mich ins Uferwasser legte. Vielleicht dringt Wasser auch durch die Poren in den Organismus eines Menschen ein.“

Der Jäger versicherte ihr, daß das nicht möglich sei, daß Wasser normalerweise, den Gesetzen der Osmose folgend, eher in umgekehrter Richtung floß. Zu seiner Überraschung wußte sie, wovon er sprach und gab zu, daß er recht hatte — theoretisch zumindest.

„Aber dann hätte das Durstgefühl an jenem Tag noch stärker werden müssen und ich hätte mich nicht besser gefühlt“, wandte sie ein. Der Jäger, der bereit war, jedes sich bietende Diskussionsthema zu benutzen, um das Mädchen von seinem berechtigten Durstgefühl abzulenke n, erklärte ihr, daß die menschliche Spezies anscheinend durch Suggestion und Autosuggestion stark beeinflußbar sei. Sie antwortete nicht darauf; Bob war zu ihnen getreten, und sie übermittelte ihm die Bitte des Jägers, sie zum Rand des Wassers zu tragen. Bob kannte natürlich die Funktion der Osmose ebenfalls und zweifelte an der Weisheit ihres Vorhabens, beschloß jedoch, sich nicht mit dem Jäger darüber zu streiten. Das Wasser war glücklicherweise nur ein paar Schritte entfernt, und unter Mithilfe des Mädchens gelang es ihm, sie bis zu einer Stelle zu ziehen, wo ihre Beine von den flachen Wellen umspült wurden. Der Jäger streckte einen Teil seiner Substanz durch ihre Haut und versuchte, sich daran zu erinnern, was er über Entsalzungstechniken gelernt hatte.