„Ladies first, so wie es hier aussieht“, bemerkte er, als er ins flache Wasser sprang und das Boot an den Strand zog. Er beugte sich über Maeta, um sie genauer zu untersuchen, und war überrascht, wie gelassen und munter sie war.
„Mir geht es den Umständen entsprechend ganz gut, Doktor“, sagte sie. „Der Jäger ist bei mir, und alles, was ich brauche, ist eine Gallone Wasser.
Kümmern Sie sich lieber um Bob; er hat eine Reihe von Schnitten abgekriegt, als wir hier gelandet sind.“
„Ich werde sie überleben“, kam Bob möglichen Fragen zuvor. „Vor zwei oder drei Stunden bekam ich leichtes Fieber, aber Maeta hat es gemerkt und den Jäger zu mir geschickt, um die Infektion auszuräumen. Ich wollte das natürlich nicht, aber gegen sie kann man nicht aufkommen, wie Sie sicher auch schon festgestellt haben. Außerdem hatte sie den Jäger auf ihrer Seite. Er hat sich also eine Weile um mich gekümmert und ist dann zu ihr zurückgekehrt. Ich bin für eine Weile okay.“
„Und wer kümmert sich um mich?“ fragte André.
„Ein gebrochener Schulterknochen, soweit ich das beurteilen kann“, sagte Bob zu dem Arzt. „Er sieht von uns am besten aus, wenn man von der interessant gefärbten Schwellung absieht; er braucht Sie jedoch wahrscheinlich am dringendsten.“
Seever seufzte. „Jäger, falls deine Leute sich dazu entscheiden sollten, engen Kontakt mit der Menschheit aufzunehmen, wird sich in der Medizin einiges ändern. Wahrscheinlich sollte ich dankbar sein, wenn meine Zunft nicht völlig untergeht, obwohl es mir nichts ausmachen würde, mich etwas eher zur Ruhe zu setzen. Kommt jetzt. Ich werde mich im Flugzeug um euch kümmern. André, ich nehme an, daß du jetzt auch zu unserer Gruppe gehörst.“
„Wissen Sie“, sagte Bob, „wir mußten irgend etwas unternehmen, um ihn davon abzuhalten, Me nschen auf Grillspieße zu ziehen, nur um zu sehen, ob sie das überleben würden. Vielleicht sollten sie ihn zum chirurgischen Assistenten ausbilden, Doc.“
Als das Flugboot Ell erreichte, hatte Seever Andrés gebrochenes Schlüsselbein ruhiggestellt, Bobs Abschürfungen und Schnitte versorgt und Maetas Verletzungen verbunden — eigentlich mehr der Ordnung halber. Der Jäger war ungeduldig zurückzukommen, da er seine neuen Erkenntnisse und die daraus gezogenen Schlußfolgerungen nicht vor André diskutieren wollte, der mit Sicherheit die Nachricht über seine Verstöße gegen mehrere Vorschriften verbreiten würde, wenn sie ihm zu Ohren kämen. Im Augenblick war es ihnen gelungen, dem Jungen das Versprechen abzunehmen, nicht mehr über die ›grünen Dinger‹ zu sprechen; Bob hatte ein früheres Argument Maetas benutzt und den Jungen darauf hingewiesen, daß die ›grünen Dinger‹ nicht wollten, daß man von ihnen sprach, und es deshalb nicht zu erwarten war, sie zu Freunden zu gewinnen, wenn jemand ihr Geheimnis lüftete.
Es war klar, daß das nicht lange vorhalten würde und sie bald weitere Schritte unternehmen mußten, doch keiner der drei wußte, was für Schritte.
Das Wichtigste war, Bob mit einem castorianischen Xenobiologen in Verbindung zu bringen, damit er endgültig geheilt werden konnte, und aus diesem Grund wollte der Jäger möglichst rasch nach Ell zurück. Er hatte endlich entscheiden kö nnen, welches die wichtigsten Steine des Mosaiks waren und sie zusammengefügt, so daß sie ein zusammenhängendes Bild ergaben: die von Apu in die Lagune gebrachte Generatorabdeckung, das in eine Falle umfunktionierte Raumschiff, die Tatsache, daß das Schiff des Kriminellen sich in einem weitaus besseren Zustand befand als das seine, der Bibliotheksraum mit dem großen Polstersessel, die Bibliothek selbst, Maetas leichtsinnige Periode und ihre Erfahrung, daß man Durst bekämpfen konnte, indem man sich ins Meerwasser legt, und seine eigenen Erfahrungen durch die über siebenjährige Symbiose mit Bob. Er war sicher, daß polizeiliche Routinemaßnahmen nicht mehr wichtig waren, da die castorianische Polizei die Erde längst verlassen hatte. Jetzt mußte er vor allem das Hauptquartier des Teams finden, das die Erde und die Menschheit erforschte.
Und ihm war auch klar, wo es sich befand. Es blieb jetzt nur noch das relativ geringe Problem, sich mit der Gruppe von Wissenschaftlern in Verbindung zu setzen, die gewarnt worden waren, daß sich ein gefährlicher Krimineller möglicherweise noch immer auf der Erde herumtrieb. Die Nachrichten, die sie auf dem Schiff hinterlegt hatten, waren also völlig nutzlos; die Wissenschaftler würden es höchstens einmal pro Jahr aufsuchen, falls sie die Zeit dafür erübrigen konnten. Es mußte eine neue Botschaft hinterlegt werden, doch nicht bei dem Schiff. Der Jäger wußte jetzt auch wo, und er war wütend, daß er nicht schon viel früher darauf gekommen war. Auch die Methode der Übermittlung war offensichtlich, doch der Jäger hoffte, daß seine menschlichen Kollegen sich dabei genauso lächerlich machten, wie er es getan hatte. In diesem Punkt war er offen und ehrlich, als die ganze Gruppe, mit Ausnahme Andrés, am Abend nach ihrer Rettung in Maetas Krankenzimmer zusammentraf.
Das Mädchen hatte die Kunst, alles, was der Jäger in ihr Ohr vibrierte, sofort weiterzugeben, sehr rasch gemeistert. Sie sprach meistens sogar gleichzeitig mit ihm, ohne ihn vorher ausreden zu lassen, und so lief das Gespräch sehr flüssig.
„Erstens“, begann der Jäger mit einer Frage, „seid ihr sicher, daß André wirklich schläft? Er entwickelt mehr Talent im Belauschen von Gesprächen, die nicht für seine Ohren bestimmt sind, als mir lieb ist.“
„Er ist nebenan, schläft aber wie ein Toter“, antwortete Seever. „Er fühlte sich so schlecht, daß er meine Medizin annahm, ohne zu protestieren.“
„Und Sie sind sicher, daß er sie auch wirklich genommen hat?“
„Ja. Ich habe zugesehen, als er den Cocktail trank, den ich ihm gemixt hatte, und darauf geachtet, daß er nichts verschüttete und hinterher mit ihm gesprochen, um sicher zu sein, daß sein Mund leer war. Ich lerne immer noch dazu, so alt ich auch bin.“
„In Ordnung“, gab Maeta die Worte des Jägers weiter. „Ich bin jetzt sicher, wo wir Kontakt zu dem Forschungsteam von meinem Heimatplaneten aufnehmen können, und ich denke, das sollten wir morgen tun. Ich komme mir reichlich töricht vor, daß ich es nicht schon viel früher erkannt und euch allen so viel unnötige Mühe gemacht habe, ganz abgesehen davon, daß ich die Gefahr für Bobs Leben verlängert und auch Maeta und Jenny in Gefahr gebracht habe. Ich möchte euch jetzt eine detaillierte Schilderung der Vorgänge geben, die während der letzten sieben Jahre auf Ell stattgefunden haben müssen, nicht, weil ich eine Dramatisierung für nötig halte, sondern, weil ich mir etwas weniger lächerlich vorkäme, wenn es mir gelingt, bis zum Ende meiner Darstellung zu ko mmen, ohne daß ihr erkennt, wo sich meine Leute aufhalten müssen.
Eine Reihe von Detektivgeschichten, die Bob gelesen hat, waren sozusagen die Vorlage für diese Technik. Entschuldigt, wenn die Spannung einem von euch zu groß werden sollte.
Als wir uns des Kriminellen entledigten, den ich bis hierher verfolgt hatte — und es scheint, daß wir uns seiner wirklich entledigt haben, und obwohl es sehr schwer sein dürfte, dafür einen unwiderlegbaren Beweis anzutreten, habe ich jedenfalls André gründlich untersucht —, war ich überzeugt, daß ich mich hoffnungslos verirrt und jeden Kontakt mit meinen Leuten verloren hatte. Ich hatte eine sehr unrealistische Vorstellung von der Dichte der Sterne innerhalb des Raums, den ich durchquert hatte.
Ich mache mir deshalb keinen allzu großen Vorwurf; ein Blick auf die Sternwolken der Milchstraße ist äußerst verwirrend. Seht euch doch nur eine Darstellung in einem eurer Sternatlanten an; ihr würdet sicher nicht auf den Gedanken kommen, daß ein maßstabsgerechtes Modell dieses Teils der Galaxis hergestellt werden könnte, indem man Tennisbälle in Abständen von etwa tausend Meilen in den Raum streute.