Nachdem Bob und ich einen Astronomiekurs absolviert hatten, wurde mir klar, daß es meinen Le uten eigentlich nicht schwer fallen dürfte, uns zu finden, und daß wahrscheinlich bereits nach uns gesucht worden war. Jetzt bin ich sicher, daß eins unserer Schiffe die Erde irgendwann vor März 1949 — nach eurer Zeitrechnung — erreicht haben muß, das heißt, weniger als fünfzehn Monate, nachdem wir den Kriminellen beseitigt hatten. Sie haben sein Schiff gefunden, aber nicht das meine, wahrscheinlich, weil mein Schiff beim Absturz zu stark deformiert worden war, so daß Seewasser in die Sektionen eindringen konnte und Korrosion die Maschinen zerstört hatte, durch die die Kraftfelder erzeugt werden, deren Ausstrahlungen es ermöglichen, ein Schiff selbst aus größerer Entfernung zu orten. Sie hatten also das andere Schiff entdeckt, identifiziert, den möglichen Weg nach Ell erkannt und die Generatorabdeckung auf Apu gefunden, genau wie wir schon früher. Sie hatten jedoch den Vorteil zu wissen, daß so ein Teil von dem Raumschiff fehlte und haben planmäßig danach gesucht.
Da sie keine Spur von mir oder meinem Schiff entdecken konnten, mußten sie annehmen, daß ich entweder die Erde überhaupt nicht erreicht hatte, beim Absturz getötet worden war oder von fremden, irdischen Lebensformen oder von dem Kriminellen, den ich verfolgt hatte. Es wäre auch denkbar, daß sie mein Schiff gefunden und aus seinem Zustand geschlossen haben, daß ich unmöglich an Land gekommen sein konnte.“
„Aber wie hättest du bei dem Absturz getötet werden können?“ fragte Mrs. Kinnaird. „Soweit ich erfahren habe, ist dein Schiff nur zusammengedrückt worden, nicht ausgebrannt oder explodiert.
Einfaches Zusammenquetschen kann dich doch nicht töten.“
„Sie übertreiben ein wenig“, erwiderte der Jäger.
„Aber was mich bestimmt getötet hätte, war die Meeresfauna. Ich habe Bob und Jenny von meinen Schwierigkeiten erzählt, die sich ergaben, als ich in dem Rohr auf den Meeresgrund hinabgelassen worden war. Wenn ich vor sieben Jahren nicht dem Hai begegnet wäre, hätte ich sehr wahrscheinlich nicht so lange überlebt, um Ell zu erreichen und Bob zu treffen.“ Die Frau nickte verstehend, und der Jäger fuhr fort. „Auf jeden Fall nahmen meine Freunde an, daß ich nicht mehr existierte, und daß der andere sich irgendwo auf der Erde herumtrieb — auf Ell, hofften sie, konnten dessen aber nicht sicher sein.
Natürlich konnten sie ihn nicht finden. Wahrscheinlich war es unter diesen Umständen ein Glück, daß sie auch mich nicht fanden, obwohl es mir wahrscheinlich gelungen wäre, mich ihnen gegenüber rechtzeitig zu erkennen zu geben. Auf jeden Fall brachen sie die ergebnislose Suche ab, verwandelten das Schiff des Flüchtigen in eine Falle und kehrten nach Hause zurück. Ihr Bericht führte zur Bildung eines Forschungsteams, das dann zur Erde geschickt wurde. Es ist vor mehr als, drei Jahren hier eingetroffen.“
„Das begreife ich nicht“, sagte Maeta.
„Das freut mich. Du wirst es bald begreifen. Aber ich habe einen Punkt ausgelassen, entschuldigt. Die Polizisten waren es, die die Generatorabdeckung von Apu in die Lagune gebracht haben, teils, um zu experimentieren, um festzustellen, ob der Kriminelle sie dort zurückgelassen haben könnte, teils, um zu verhindern, daß er sie noch einmal als Transportmittel gebrauchen könnte — es wäre schließlich durchaus möglich gewesen, daß er sich zu jener Zeit auf Apu herumtrieb. Einer von ihnen ist sicher als Wache bei dieser Abdeckung geblieben, wahrscheinlich mit einem Paralysator bewaffnet für den Fall, daß der andere wieder auftauchen sollte. Doch statt seiner kam Maeta und nahm sie mit.“
„Willst du damit sagen, daß einer von euren Le uten in diesem Ding saß, als ich es nach Hause nahm?“ rief Maeta entsetzt.
„Darauf würde ich jede Summe wetten, die du mir nennst; und bei Berücksichtigung des Datums, an dem du das Stück gefunden hast, bin ich sicher, daß es ein Mitglied der Polizeitruppe war, nicht jemand von dem später eingetroffenen Team. Du hast nicht hineingeblickt, nehme ich an.“
„Nicht sehr gründlich. Die Höhlung schien voller Sand zu sein, und ich habe es über Nacht draußen gelassen, damit es trocknete, bevor ich es ins Haus nahm.“
„Richtig. Du hast es ins Haus genommen, und ein Mitglied deiner Familie, wahrscheinlich du selbst, ist, wie ich annehme, für eine Weile der Gastgeber dieses Polizisten geworden.“
„Aber er hat nie versucht, mit mir zu sprechen!“
„Natürlich nicht. Kein Notfall. Er hat sich schließlich nicht isoliert auf der anderen Hälfte des Planeten gefunden, als er den ersten Blick durch deine Augen werfen konnte, wie es bei mir der Fall war.“ Der Jäger wandte sich wieder an die ganze Gruppe.
„Ich glaube nicht, daß er sehr lange bei Maeta geblieben ist; er mußte sich auf der ganzen Insel bewegen, um seine Untersuchungen durchfü hren zu können. Es müssen auf Ell etliche Ex-Gastgeber leben.
Schließlich traf die zweite Gruppe ein und machte dort weiter, wo die Polizei aufgehört hatte. Wahrscheinlich haben sie sich kaum um das Schiff gekümmert, und das tut mir leid, wie ich bereits sagte.
Es war anfangs eine sehr logisch erscheinende Theorie, doch auch Routinemaßnahmen werden immer den Gegebenheiten angepaßt. Auf jeden Fall ist das Forschungsteam eingetroffen und befindet sich noch immer hier. Die Durchführung seines Auftrages wird wahrscheinlich fünf bis zehn eurer Jahre in Anspruch nehmen. Wenn die Polizei berichtet hat, daß sich die Menschen wesentlich von den uns bekannten Humanoiden unterscheiden, besteht das Forschungsteam wahrscheinlich aus etwa fünfzig Mitgliedern — darunter auch einige der Spezialisten, die wir brauchen, um Bob völlig zu kurieren. Morgen werden wir eine entsprechende Nachricht zum Hauptquartier dieses Teams bringen.“
„Und wo ist das?“ fragte Jenny.
„Ich mache dein Spiel mit, Jäger“, sagte Maeta.
„Du hast angedeutet, daß ich einem deiner Spezies für einige Zeit als Gastgeber gedient habe. Spielt das eine Rolle bei deinem Agatha-Christie-Puzzle?
Bob, hast du den Jäger jemals grinsen gefühlt?“
„Ich glaube nicht“, war die Antwort. „Laß ihn weitermachen.“
Der Detektiv fuhr fort. „Es spielt sogar eine große Rolle. Ich bin sicher, daß einem von euch sehr bald die Lösung einfallen wird. Ja, Maeta, du warst ein Gastgeber, wahrscheinlich sogar mehrmals. Ich vermute, daß sie die Gastgeber häufig gewechselt haben, um zu vermeiden, daß Folgen eintreten, wie sie durch mich bei Bob verursacht worden sind — und was auch ich hätte tun sollen, wie ich jetzt erkenne. Zumindest einmal war ein Experte bei dir, der den Entsalzungsprozeß beherrschte; du hattest völlig recht: du hast keinen Durst gespürt, als du ohne Wasser auf dem Riff warst.“
„Aber warum sollten sie mich mehrere Male benutzen? Es gibt schließlich mehrere hundert Me nschen auf Ell — wenigstens einhundertfünfzig, wenn man die Kinder abrechnet, die dazu vielleicht zu klein sind.“
„Es ist sehr angenehm, einen kräftigen und gesunden Gastgeber zu haben; wenn man sein ganzes Leben damit zubringen muß, ihn zu schützen und zu reparieren, ist es kaum noch lebenswert. Wir müssen uns schließlich auch um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern, und die Mitglieder des Forschungsteams haben sicher eine Menge zu tun.
Viel wichtiger ist jedoch, Maeta“ — übertrug das Mädchen die Worte des Jägers, obwohl sie jetzt sehr persönlich wurden — „daß deine Arbeit dich zu einem der günstigsten Gastgeber der Insel macht.
Überlege doch selbst: Du arbeitest an einem Ort, wo eine enorme Menge geordneter Informationen über die Erde und ihre Menschen zugänglich ist.
Ein Ort, an dem sich ein Gastgeber ohne Schwierigkeiten in einen schläfrigen Zustand versetzen läßt, wenn der Symbiont einmal eine Zeitlang allein arbeiten will, wo ein Mensch unauffällig für eine kurze Zeit anästhesiert werden kann, ohne ihn dem Risiko auszusetzen, zu fallen und sich zu verletzen, wenn ein Mitglied des Teams in ihn eindringen will, um ihn für eine Weile als Gastgeber zu benutzen. Du hast Bob den bequemen Polstersessel gezeigt.“