Выбрать главу

Es war ein ungutes Gefühl, zumindest mittelbar für das Geschehen im Geistercanyon verantwortlich zu sein. So empfand es Jacob. Hätte er nicht Tom Bidwell erschossen, hätten Hoss und Skinny sich nicht auf den Rachefeldzug begeben.

Aber was hätte Jacob anderes tun sollen? Er hatte in Notwehr auf den Scout geschossen. Und Bidwell hatte vorgehabt, fast zweihundert Auswanderer in eine Falle der Outlaws zu führen.

Jetzt war keine Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Jacob trat an den Rand des Plateaus und rief den Gefährten unten im Canyon zu, daß die Gefahr vorüber war.

Dann drehte er sich zu den vier Gefährten um und sagte: »Suchen wir den geheimnisvollen Bogenschützen. Ich will endlich wissen, was dahintersteckt!«

Sie liefen in die Richtung, wo die unheimliche Gestalt, die ausgesehen hatte wie eine Mischung zwischen Mensch und Tier, verschwunden war.

Vor einem großen Felsblock spaltete sich der Weg, der so uneben war, daß er diese Bezeichnung kaum verdiente.

Jacob überlegte nur kurz und sagte dann: »Billy und ich gehen nach rechts. Ihr nehmt den linken Weg.«

Die Hatz auf den Bogenschützen ging weiter.

Bald fragte sich Jacob, ob er und Billy in die Irre liefen. Von einem Weg konnte man nicht mehr sprechen. Es war die reinste Kletterpartie über schroffe Felsen und Geröllfelder. Und von dem seltsamen Wesen, das sie jagten, gab es nicht die geringste Spur.

Vielleicht hat es sich einfach in Luft aufgelöst, kam es Jacob in den Sinn.

Kopfschüttelnd zwang er sich zum vernünftigen Denken. Sie hatten es bestimmt nicht mit einem Geist zu tun.

Wer immer der Bogenschütze sein mochte, er verschoß tödliche Pfeile, die greifbar und wirklich waren. Also mußte auch dieses Wesen greifbar und wirklich sein.

Wirklich?

»Es hat keinen Sinn«, keuchte Billy, als sie vor einem hohen Felsen standen. »Hier ist er bestimmt nicht entlang. Er hätte über den Felsen fliegen müssen.« »Oder er ist über ihn geklettert«, entgegnete Jacob, der etwas entdeckt hatte und ganz nah an den Felsen herantrat.

»Über diesen Riesenblock?«

»Ja«, sagte der Deutsche und strich mit dem Finger über den kleinen roten Fleck, den er erspäht hatte. Etwas von dem Rot blieb an seiner Fingerkuppe kleben. »Wie sonst könnte frisches Blut an diesen Felsen kommen?«

Er hielt den Finger vor Billys Gesicht und fügte hinzu: »Hoss' letzter Schuß muß ihn erwischt haben.«

»Sie haben recht«, sagte das Halbblut erregt und begann, an dem Felsblock emporzusteigen.

Jacob tat es ihm nach.

Es war ein steiler Aufstieg.

Kurz vor der Felskuppe hielten sie inne, als ein Schatten über sie fiel.

Der Schatten des seltsamen Wesens. Es hatte den Bogen gespannt und gleich zwei Pfeile eingelegt.

Jacob zweifelte keine Sekunde daran, daß es in der Lage war, beide Pfeile mit einer Bewegung so abzuschießen, daß sie den Deutschen und Billy trafen.

Das braune Gesicht des Halbindianers wurde bleich, und Billy rief erschrocken: »Das Phantom!«

Ende des 1. Teils

Und so geht das Abenteuer weiter

Das >Phantom der Rocky Mountainsc; - es existiert! Jacob Adler und die Mitglieder der Rettungsmannschaft treffen auf eine Sagengestalt, die höchst menschlich ist. Aber das >Phantom< ist schwer verletzt, und es sieht nicht aus, als würde der Mann die nächsten Stunden lebend überstehen. Doch er ist die einzige Rettung für den Oregon-Treck. Erstes Schneetreiben setzt ein: Der Winter bricht an! Bald wird der Wagenzug eingeschneit sein und keinen Meter mehr vorankommen - das sichere Todesurteil für die Siedler!

Da berichtet das >Phantom< von einem sagenumwobenen Ort, wo heiße Quellen ewigen Sommer versprechen. Niemand außer ihm weiß, wo dieses >Land der Bärenmenschen< liegt. Phantasiert der Mann nicht längst im Fieberwahn? Es ist an Jacob Adler, eine Entscheidung zu treffen ...

IM LAND DER BÄRENMENSCHEN Ein Roman von J.G. Kastner