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Mrs. Brad wirkte ehrlich ratlos. »Vel-, was für ein seltsamer Name! Nein, Mr. Queen, habe ich nicht.«

»Sie, Miss Brad?«

»Nein.«

»Sie, Mr. Lincoln?«

»Nein.«

»Haben Sie jemals den Namen Kling gehört?« Alle schüttelten den Kopf.

»Andrew Van?«

Wieder Fehlanzeige.

»Arroyo, West Virginia?«

Lincoln sagte leise: »Was soll das sein? Ein Spiel?«

»In gewisser Weise«, schmunzelte Ellery. »Also keiner von Ihnen?«

»Nein.«

»Gut. Folgende Frage können Sie aber sicher beantworten: Wann genau hat dieser Fanatiker namens Haracht Oyster Island in Beschlag genommen?«

»Ja, das«, sagte Lincoln. »Im März.«

»Hatte er diesen Paul Romaine dabei?«

Ein Schatten fiel über Lincolns Gesicht. »Ja.«

Ellery polierte sein Pincenez, setzte es wieder auf seinen geraden Nasenrücken und lehnte sich nach vorn. »Sagt Ihnen der Buchstabe T etwas?«

Sie starrten ihn entgeistert an. »T?« wiederholte Helene. »Was in aller Welt meinen Sie?«

»Offenbar nicht«, bemerkte Ellery, während Professor Yardley lachte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. »Nun gut. Mrs. Brad, hat Ihr Mann jemals von seiner rumänischen Heimat erzählt?«

»Nein, hat er nie. Ich weiß nur, daß er vor achtzehn Jahren aus Rumänien eingewandert ist, zusammen mit Stephen Megara. Sie waren in ihrem Heimatland Freunde oder Geschäftspartner gewesen.«

»Woher wissen Sie das?«

»Ja, woher schon? Thomas hat es mir erzählt.«

Ellerys Augen begannen zu leuchten. »Entschuldigen Sie bitte meine Neugier, es könnte aber wichtig sein ... War Ihr Mann wohlhabend, als er einwanderte?«

Mrs. Brad wurde rot. »Ich weiß es nicht. Als wir heirateten, war er es.«

Ellery schaute nachdenklich drein. Mehrere Male vernahm man von ihm ein »Hmm«, dann schüttelte er zufrieden den Kopf und wandte sich an den Staatsanwalt: »Mr. Isham, wenn Sie mir einen Atlas besorgen, werde ich Sie für einige Zeit in Ruhe lassen.«

»Einen Atlas!« Der Staatsanwalt ließ den Unterkiefer fallen; sogar Professor Yardley schien verwirrt. Inspector Vaughn stand der Unmut ins Gesicht geschrieben.

»Wir haben einen in der Bibliothek«, antwortete Lincoln tonlos und verließ das Wohnzimmer.

Ellery marschierte auf und ab; ein entrücktes Lächeln belebte seine Lippen. Die anderen beobachteten ihn, ohne folgen zu können. »Mrs. Brad, sprechen Sie Griechisch oder Rumänisch?«

Sie schüttelte den Kopf. Lincoln kam zurück und hielt ein großes, blau eingebundenes Buch in Händen. »Mr. Lincoln«, begann Ellery, »Sie arbeiten in einem Unternehmen mit, dessen Geschäftskontakte sich auf den europäischen und asiatischen Raum erstrecken. Sprechen oder verstehen Sie Griechisch oder Rumänisch?«

»Nein. Es besteht für uns keine Notwendigkeit, Fremdsprachen zu benutzen. Unsere Geschäftsstellen in Europa und Asien verkehren in Englisch mit uns, desgleichen unsere hiesigen Händler.«

»Verstehe.« Ellery wiegte gedankenverloren den Atlas. »Ich bin fürs erste fertig, Mr. Isham.«

Der Staatsanwalt gestikulierte kraftlos mit der Hand. »Mrs. Brad, wir werden unser Möglichstes tun, obwohl es, ehrlich gesagt, verdammt trübe aussieht. Mr. Lincoln und Mrs. Brad, bitte bleiben Sie jederzeit für uns erreichbar, und verlassen Sie das Grundstück bis auf weiteres nicht.«

Die Brads und Jonah zögerten, blickten einander an, erhoben sich und verließen dann schweigend den Raum.

Im selben Augenblick, da sie zur Tür hinaus waren, warf sich Ellery in einen der Sessel und schlug den blauen Atlas auf. Professor Yardley wirkte verdutzt; Isham und Vaughn tauschten hilflose Blicke. Ellery jedoch ließ sich volle fünf Minuten Zeit, den Atlas zu studieren. Er schlug drei verschiedene Karten auf, dann das Register, und untersuchte die aufgeschlagenen Seiten akribisch. Während er suchte, hellte sich seine Miene auf.

Er plazierte den Atlas mit geübter Vorsicht auf der Sessellehne und stand auf. Alle Augen waren erwartungsvoll auf ihn gerichtet.

»Ha«, lachte er, »hab‘ ich‘s doch gleich vermutet«, und wandte sich dem Professor zu. »Ein erstaunlicher Zufall, falls es einer ist. Aber das mögen Sie entscheiden ... Professor ist Ihnen etwas an den Namen der dramatis personae aufgefallen?«

»An den Namen, Queen?« Yardley schien ehrlich verwirrt.

»Ja, Brad -Megara. Brad -Rumäne. Megara -Grieche. Na, fällt der Groschen?«

Yardley schüttelte den Kopf; Vaughn und Isham zuckten die Schultern.

»Denn sehen Sie«, begann Ellery, während er sein Zigarettenetui hervorholte und sich mit kurzen, kräftigen Zügen eine ansteckte. »Es sind doch immer wieder Kleinigkeiten wie diese, die das Leben erst interessant machen. Ich habe einen Freund, der sich hingebungsvoll einem albernen Hobby widmet -der Geographie. Der Allmächtige allein weiß, warum er zu jeder denkbaren Gelegenheit sein Spiel spielt. Bei Brad war es Dame, bei vielen anderen ist es Golf -nun, bei meinem Freund ist es die Geographie. Er hat es so weit perfektioniert, daß er Tausende von Namen kleinerer Orte auswendig kennt. Neulich zum Beispiel ...«

»Sie halten uns zum Narren!« schnaubte Professor Yardley. »Kommen Sie endlich zur Sache!«

Ellery gönnte sich ein breites Grinsen. »Thomas Brad war Rumäne. In Rumänien gibt es eine Stadt namens Brad. Sagt Ihnen das etwas?«

»Nicht die Bohne!« knurrte Vaughn.

»Stephen Megara ist Grieche. In Griechenland gibt es eine Stadt namens Megara!«

»Und wenn schon«, murmelte Isham.

Ellery faßte Isham am Arm. »Und jetzt stellen Sie sich einmal vor, ich erzähle Ihnen, daß der Mann, der scheinbar in keiner Verbindung zu unserem Teppichmillionär und seinem segelfreudigen Kompagnon steht -der arme Lehrer aus Arroyo, Andrew Van ...«

»Sie wollen doch nicht etwa -«

»Vans Einwanderungspapiere geben als Herkunftsland Armenien an. Dort gibt es eine Stadt namens Van. Und einen See nebenbei auch noch.« Ellerys Anspannung löste sich, und er begann zu lächeln. »Und wenn in drei Fällen - zwei direkt korreliert, der dritte über die Mordmethode -dasselbe Phänomen zu beobachten ist -« Ellery zuckte die Schultern. »Wenn das Zufall ist, dann bin ich die Königin von Saba.«

»Sicherlich bemerkenswert«, murmelte Professor Yardley. »Sieht bei oberflächlicher Betrachtung so aus, als sollten Nationalitäten glaubhaft gemacht werden.«

»Als wären die Namen falsch -einfach einem Atlas entnommen.« Ellery paffte einen Kringel. »Interessant, was? Drei Herren offenbar ausländischer Herkunft haben sich veranlaßt gesehen, ihre wahren Namen abzulegen und, der Sorgfalt nach zu schließen, mit der sie -wie Sie schon sagten ­ihre vermeintliche Staatsangehörigkeit glaubhaft machten, auch ihren jeweiligen Geburtsort zu verschleiern.«

»Himmel«, stöhnte Isham, »und was haben Sie sonst noch auf Lager?«

»Eine noch erstaunlichere Beobachtung«, fuhr Ellery unbekümmert fort. »Wenn Van, Brad und Megara ihre Namen geändert haben, sollte man annehmen, daß sich der vierte Akteur in diesem Mordsdrama, der abgetauchte Krosac, seinen Namen ebenfalls aus dem Atlas herausgepickt hat. Doch nichts dergleichen; zumindest gibt es weder in Europa noch in Nahost eine Stadt namens Krosac. Keine Stadt, keinen See, keinen Berg, nichts. Woraus wir schließen?«

»Drei Decknamen«, murmelte der Professor, »und ein anscheinend echter. Der Inhaber des vermutlich echten Namens hatte nachweislich mit der Ermordung eines der beiden Aliasse zu tun. Vielleicht ... Queen, mein Junge, sieht ganz so aus, als hätten wir bald den Schlüssel zu den Hieroglyphen.«

»Sie«, bemerkte Ellery freudig, »verfolgen also auch mit mir die ägyptische Spur?«

Yardley stutzte. »Also wirklich! Mein lieber Junge, kann man als Lehrer denn keine Metaphern mehr verwenden, ohne direkt wörtlich genommen zu werden?«