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Megara murmelte bitter: »Vielleicht ist ja schon alles vorüber.«

Ellery fuhr herum. »Sie glauben, Krosac hat Van inzwischen gefunden?«

Megara breitete die Handflächen auseinander und zuckte die Achseln -eine europäische Geste, die so gar nicht zu diesem virilen, sehr amerikanisch wirkenden Mann paßte. »Möglich ist

es. Diesem Satan ist alles zuzutrauen.«

»Hören Sie«, brummte der Inspector. »Wir vergeuden wertvolle Zeit mit unnützem Gequassel, anstatt Informationen zu sammeln. Augenblick, Mr. Queen! Hier ist kein Kaffeeklatsch! Fürs erste haben Sie genug geredet ... Spucken Sie‘s schon aus, Megara! Welche Verbindung besteht zwischen Ihnen, ihrem Kompagnon Brad und Van?«

Der Segler zögerte einige Sekunden und stammelte schließlich: »Wir sind -wir waren -« Seine rechte Hand schnellte unwillkürlich zur ausgebeulten Jackentasche.

»Ja?« brüllte der Staatsanwalt.

»Brüder.«

»Brüder!«

Ellery starrte ungläubig auf Megaras Mund. Isham rief freudig erregt. »Dann haben Sie also richtig gelegen, Mr. Queen. Die Namen sind falsch! Von Brad, Megara und Van stimmt höchstens einer. Aber welcher -«

Megara setzte sich. »Keiner. Keiner davon. Wenn ich Ihnen erzähle -« Ein Schleier fiel über sein Gesicht; er starrte wie durch die Wände der Bibliothek hindurch in eine fremde Welt.

»Was?« fragte der Inspector.

»Wenn ich Ihnen das jetzt erzähle, werden Sie verstehen, was Sie bisher für ein unauflösbares Mysterium gehalten haben. Im gleichen Augenblick, in dem Sie mir von den Ts berichtet haben -von diesen Wahnsinns-Ts -, von den geköpften Leichen, von den ausgestreckt angenagelten Gliedmaßen, von den blutigen Ts an der Tür und auf dem Boden des Gartenhauses, von der Kreuzung, vom Totempfahl -«

»Sagen Sie bloß«, sagte Ellery forsch, »Ihr wirklicher Name beginnt mit T!«

Megara nickte schweren Hauptes. »Ja«, erwiderte er mit gesenkter Stimme. »Wir heißen Tvar. T-v-a-r ...«

Für eine Weile herrschte Schweigen.

Dann hob der Professor an: »Sie haben, wie immer, recht behalten, Queen. T als Buchstabe, nichts weiter -kein Kreuz, keine Ägyptologie, keine obskure religiöse Bedeutung ... Seltsam, geradezu unglaublich.«

Ellery schien ein wenig enttäuscht; dennoch fixierte er Megara mit unbewegten Augen.

»Ich glaube es einfach nicht«, brachte Vaughn voller Entrüstung hervor. »So etwas habe ich noch nie gehört.«

»Einen Mann so zurechtzuhacken, daß er die Initiale seines Nachnamens bildet!« murmelte Isham fassungslos. »Wir machen uns ja zum Gespött, wenn die Öffentlichkeit das erfährt!«

Megara sprang auf; sein Körper bebte vor Wut. »Sie kennen Osteuropa nicht!« fauchte er. »Sie haben ja überhaupt keine Ahnung! Er schleudert uns, von unbändiger Zerstörungswut getrieben, dieses T entgegen -den Anfangsbuchstaben unseres ihm verhaßten Namens! Der Mann ist nicht bei Sinnen, sage ich Ihnen! Es ist alles so klar ...« Seine Wut schien sich zu legen, und er sank auf seinen Stuhl zurück. »Es ist schwer zu glauben«, fuhr er leise fort. »Nicht, was Sie jetzt denken! Es ist schwer zu glauben, daß er uns tatsächlich alle die Jahre verfolgt hat. Wie im Film! Daß er allerdings die Toten so ver-« Seine Stimme wurde wieder schneidend. »Andreja hat es gewußt.«

»Tvar«, wiederholte Ellery leise. »Und drei Decknamen über viele Jahre hinweg. Offenbar aus schwerwiegenden Gründen. Osteuropa ... Vielleicht Rache, Mr. Megara?«

Megara nickte, und seine Stimme wurde melancholisch. »Ich fürchte, ja. Aber wie hat er uns gefunden? Das kann ich mir einfach nicht erklären! Als Andreja, Tomislav und ich vor Gott weiß wie vielen Jahren abgemacht haben, unsere wahre Identität geheimzuhalten, haben wir uns ebenso geschworen, niemandem, verstehen Sie, absolut niemandem unseren alten Familiennamen zu verraten. Ich könnte beschwören, daß nicht einmal Toms Frau -Margaret -oder Helene unseren Namen kennen.«

»Ihres Wissens«, fragte Ellery, »ist Krosac also der einzige, der ihn kennt?«

»Ja. Deshalb ist es mir unerklärlich, wie er uns auf die Spur gekommen ist. Allein die falschen Namen ...«

»Mr. Megara«, brummte Vaughn, »ich schlage vor, wir reden endlich Tacheles! Ich brauche Fakten. Erstens -wer zum Teufel ist dieser Krosac? Was hat er gegen Sie in der Hand? Zweitens ­«

»Nichts überstürzen, Vaughn«, fiel Isham dazwischen. »Ich muß die Sache mit dem T erst verdauen. Ich verstehe noch nicht ganz. Warum das T Ihres Nachnamens?«

»Um zu versinnbildlichen«, antwortete Megara mit hohler Stimme, »daß die Tvars des Todes sind! Albern, nicht wahr?« Sein ungestümes Gelächter hallte in ihren Ohren noch lange nach.

»Würden Sie Krosac erkennen, wenn Sie ihm begegneten?« fragte Elleiy schließlich.

Megara kniff die Lippen zusammen. »Das ist ja das Verflixte! Seit zwanzig Jahren ist keiner von uns Krosac begegnet; und damals war er noch so jung, daß wir ihn heute nicht mehr wiedererkennen würden. Jeder von uns könnte Krosac sein. Wir sind einem Mann ausgeliefert, der so gut wie unsichtbar ist.«

»Er hinkt aber doch mit dem linken Bein?«

»Ja, als Kind hat er leicht gehinkt.«

»Das braucht aber nichts zu bedeuten«, murmelte der Professor. »Das kann genausogut ein Trick gewesen sein. Vielleicht hat er ja eine frühere körperliche Behinderung vorgetäuscht, um seine Spur zu verwischen. Zu Krosacs Verschlagenheit würde das hervorragend passen!«

Vaughn machte einen unvermittelten Schritt vorwärts und

bleckte die Zähne. »Schluß jetzt mit dem nutzlosen Gewäsch! Ich will endlich harte Fakten! Hören Sie, Mr. Megara -oder Tvar, oder wie auch immer Sie sich zu nennen belieben -, warum muß Krosac unbedingt den bösen Buben mimen? Wofür, zum Henker, rächt er sich? Was für eine Geschichte steckt dahinter?«

»Das kann warten«, fuhr Ellery scharf dazwischen. »Im Augenblick interessiert nur eine Frage: Mr. Tvar, wie können Sie -wie Ihr verstorbener Bruder schreibt -wissen, wo Van sich aufhält? Sie waren über ein Jahr lang auf hoher See -ohne Verbindung zum Festland; und der Mord von Arroyo ist erst vor einem halben Jahr geschehen - letzte Weihnachten.«

»Alles vor langer Zeit abgesprochen, für den Fall, daß ...«, antwortete Megara kaum hörbar, »vor sehr langer Zeit ... Ich sagte ja bereits, ich hätte auch ohne den Brief gewußt, daß Andreja noch lebt. In Ihrem Bericht über Arroyo erwähnten Sie die Namen der beiden Männer, die den Toten an der Kreuzung gefunden haben ...«

Ellerys Augen glichen Schlitzen. »Ja?«

Megara ließ seinen Blick erneut umherschweifen, wie um sicherzugehen, daß Krosac nicht doch durch den Raum geisterte. »Und da wußte ich Bescheid. Wenn nämlich Old Pete -der Einsiedler, von dem Sie gesprochen haben -noch am Leben war, dann galt das auch für meinen Bruder Andreja Tvar.«

»Ich fürchte, ich verstehe nicht -«, begann der Staatsanwalt.

»Ich schon!« rief Ellery aus und wandte sich Professor Yardley zu. »Mensch, sehen Sie denn nicht? Andrew Van ist Old Pete!«

Bevor die anderen sich von der Überraschung erholt hatten, nickte Megara. »Sie sagen es. Er hat sich vor Jahren dieses Alter ego zugelegt, um im Ernstfall, der ja jetzt leider eingetreten ist, untertauchen zu können. Vermutlich versteckt er

sich in den Bergen von West Virginia -wenn Krosac ihn nicht bereits aufgespürt hat -und hofft wider alle Vernunft, daß Krosac seinen Irrtum nicht bemerkt hat. Immerhin hat Krosac uns vor zwanzig Jahren das letzte Mal gesehen. Zumindest, soweit mir bekannt ist.«

»Nur so ist die Verwechslung zu erklären«, sagte Ellery. »Da er nicht wußte, wie sein Opfer nach zwanzig Jahren aussah, hat er den Falschen erwischt, ohne es zu merken.«