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»Kling?« fragte Isham nachdenklich.

»Wen sonst?« Ellery begann zu grinsen. »Sie wollen handeln, Inspector? Bitteschön!« Er rieb sich die Hände. »Eins ist klar: Wir müssen Krosac zuvorkommen und seinen Mordplan vereiteln. Ich glaube nämlich nicht, daß Krosac Andreja schon gefunden hat. Als Old Pete ist er perfekt; ich habe damals im Gerichtssaal gesessen und nicht im mindesten daran gezweifelt, einen alten Kauz vor mir zu haben. Wir müssen Ihren Bruder sofort kontaktieren, Mr. Megara; so vorsichtig allerdings, daß Krosac -unter welcher Maske er sich auch immer verbergen mag -Andrejas Tarnung nicht durchschaut.« »Na endlich!« sagte Vaughn mit einem mürrischen Grinsen. Megara erhob sich und starrte glasig in die Runde. »Ich werde alles tun, was Sie von mir verlangen, Gentlemen -für meinen Bruder Andreja. Was mich selbst betrifft -«, er tätschelte unheilverkündend seine ausgebeulte Jackentasche, »soll er nur kommen! Wenn sich diese Ratte aus ihrem Loch traut, füttere ich sie mit Blei!«

16. Die Gesandten

Was sich Mrs. Brad und ihre Tochter auch einfielen ließen ­es half alles nichts; Stephen Megara wollte sich partout nicht überreden lassen, die Nacht an Land zu verbringen. Den Rest des Tages verbrachte er mit den Brads und Lincoln und wirkte dank seiner überragenden Selbstbeherrschung so ausgeglichen, daß ihm nichts anzumerken war. Als jedoch die Abenddämmerung hereinbrach, wurde er unruhig und machte sich, bevor es gänzlich dunkel wurde, auf den Weg zu seiner Jacht, die in der Bucht vor Anker lag. Mit ihrem Ankerlicht strahlte sie Oyster Island an und durchdrang die tiefe Finsternis, die die Insel umgab. Da Mrs. Brad mit Megaras Rückkehr -der Rückkehr des »Kompagnons« ihres ermordeten Mannes -Trost und ein Gefühl der Sicherheit verband, war sie ihm zum Anlegesteg gefolgt und bat ihn nun flehentlich zu bleiben.

Doch Megara lehnte entschieden ab. »Ich schlafe heute nacht auf der Helene, Margaret. Ich habe so viele Jahre meines Lebens auf dem Boot verbracht, daß ich mich nur noch dort zu Hause fühle ... Lincoln ist doch bei euch, und -«, seine Stimme nahm einen häßlichen Klang an, »durch meine Anwesenheit wäre das Haus keinesfalls sicherer. Gute Nacht, Margaret, macht euch keine Sorgen.«

Die beiden Beamten, die sie zur Bucht begleitet hatten, beobachteten die beiden neugierig. Mrs. Brad schickte einen tränenfeuchten Blick gen Himmel und lief dann zum Haus zurück. Es war bemerkenswert, wie wenig die erst kurz zurückliegende Tragödie ihr Nervenkostüm angegriffen haue, beinahe gleichgültig strich sie an dem Totempfahl vorbei, über dem der Adler seine Schwingen ausbreitete.

Die Männer - nunmehr Verschworene - hatten vereinbart, absolut niemanden in das Geheimnis der Gebrüder Tvar einzuweihen.

Stephen Megara verbrachte die Nacht unter Polizeischutz. Captain Swift und sein Steward tauschten fragende Blicke, während Polizeibeamte auf Deck patrouillierten. Megara schloß die Kabinentür hinter sich ab; der Wachhabende draußen konnte nicht umhin zu hören, wie sich zwei Stunden lang Schenkgeräusche mit dem Klirren von Gläsern abwechselten. Megara schien dem flüssigen Tröster mehr zu Vertrauen als dem nicht unbeträchtlichen Polizeiaufgebot. Schließlich erlosch das Licht. Megara schlief so ruhig, daß die Wache die ganze Nacht hindurch keinen Laut vernahm.

Am nächsten Morgen, einem Samstag, herrschte in Bradwood hektische Aufbruchstimmung. In aller Frühe schossen zwei Polizeilimousinen die Einfahrt hinauf und parkten vor der Kolonialvilla. Inspector Vaughn stieg mit der Attitüde eines Feldherrn die Stufen der Veranda hinab und marschierte, umgeben von uniformierten Wachen, den Pfad zum Anlegesteg hinunter. Im selben Augenblick begann der Motor einer Polizeibarkasse laut zu knattern. Der Inspector, dem der Tatendrang die Rote ins Gesicht getrieben hatte, sprang in das Boot, das sofort Kurs auf die Jacht nahm.

Man gab sich keine Mühe, die Aktion zu vertuschen; sie duldete ohnehin keinen Aufschub mehr. Auf Oyster Island ließen sich einige Gestalten ausmachen, die sich aus der Deckung herausgetraut hatten und die Hälse nach der Barkasse reckten. Dr. Temple stand auf seinem Steg und hielt offen Ausschau; die Lynns hingegen waren auf den Gedanken verfallen, eine Ruderpartie vorzutäuschen, um das Boot unauffällig im Auge behalten zu können.

Der Inspector erklomm die Schiffsleiter der Helene.

Fünf Minuten später kam er in Begleitung von Stephen Megara, der übernächtigt aussah und nach Schnaps roch, aber dennoch Anzug und Krawatte trug, wieder herunter. Trotz der halb durchzechten Nacht folgte er Vaughn mit erstaunlicher Behendigkeit, während er seinen Kapitän kaum eines Blickes würdigte. Sie sprangen in die Barkasse, die sie zum Festland brachte.

Am Steg angelangt, wechselten sie, während die Polizeiwachen warteten, noch ein paar Worte, bevor sie sich, von Uniformierten umringt, auf den Weg zum Haus machten. Das Schauspiel hatte fast den Pomp einer Prozession.

Ein Mann in Zivil sah sie kommen, sprang aus dem Fond der Limousine, salutierte und nahm Haltung an. Unverzüglich stiegen Vaughn und Megara in den ersten Wagen ein; den zweiten bestiegen Beamte. Ihr Hupkonzert ließ keinen Zweifel daran, wer von nun an Herr der Straßen war. Sie bogen in die Einfahrt und erreichten in kürzester Zeit die Schnellstraße, die an Bradwood vorbeiführte.

Als sie am Tor angelangt waren, erwachten vier Motorräder zum Leben; zwei fuhren voraus, zwei flankierten die Limousine, der hintere Wagen bildete die Nachhut ... Es war schon verwunderlich; nicht ein einziger Polizist war nach ihrem eiligen Aufbruch in Bradwood oder der angrenzenden Nachbarschaft zurückgeblieben.

Die Kavalkade donnerte die Schnellstraße hinunter und fegte alle anderen beiseite; es war nicht zu überhören, daß der lautstarke Konvoi in Richtung New York City raste ...

Vaughn und Megara ließen ein Bradwood zurück, in das nun wieder Friede einkehren konnte. Die Lynns paddelten zu ihrem Steg zurück; Dr. Temple verschwand mit einer Zigarette im Mund im Wald, und Oyster Island erschien so menschenleer wie eh und je. Ketcham ruderte in einem heruntergekommenen Kahn auf das Festland zu. Jonah Lincoln setzte einen von Brads Wagen rückwärts aus der Garage und rollte die Einfahrt hinunter.

Das Haus des Professors, das ein gutes Stück von der Straße zurückstand, lag wie verlassen da, nichts regte sich.

Daß Vaughn jedoch nicht so leichtsinnig gewesen war, Bradwood unbewacht zu lassen, mußte jedem klar werden, der versuchte, die Straße, die Bradwood vom Grundstück Yardleys trennte, in die eine oder andere Richtung zu verlassen. Die Straße nämlich mündete auf beiden Seiten in eine Kreuzung ein, an die man unweigerlich kam, wenn man Bradwood zu Fuß oder mit dem Auto verlassen wollte. An beiden Kreuzungen stand -vollkommen unaufdringlich -je ein einsatzbereiter Polizeiwagen, den Vaughn mit seinen Leuten vollgestopft hatte

Und hinter Oyster Island -vom Festland aus unsichtbar ­trieb eine große Polizeibarkasse mit abgestelltem Motor in den Fluten. Die Männer an Deck vertrieben sich die Zeit mit Angeln, hatten jedoch ein scharfes Auge auf die beiden Enden der Ketcham‘s Bay, die jedes Boot passieren mußte, um Bradwood auf dem Wasserweg verlassen zu können ...

17. Der alte Mann in den Bergen

Nicht ohne Grund erschien das Haus des Professors am Samstag morgen so still und trostlos; Yardley und seine alte Haushälterin Nanny hatten, als gehörten auch sie zur Polizei, strikte Order erhalten, das Haus nicht zu verlassen. Es wäre unvorsichtig gewesen, sich draußen blicken zu lassen, während Vaughn und Megara losfuhren; denn es war allgemein bekannt, daß Yardley einen Gast hatte -Mr. Ellery Queen, den Sonderbeauftragten aus New York City. Wenn der Professor allein spazierengegangen wäre, hätte jemand, der glaubte, auf der Hut sein zu müssen, vielleicht Argwohn geschöpft. Leider war es Yardley nicht möglich, sich in Gesellschaft seines Gastes zu zeigen, denn der war längst über alle Berge. Im selben Augenblick, in dem Megara den Polizeiwagen bestiegen hatte, war Yardleys Gast der Polizei bereits Hunderte von Kilometern von Long Island entfernt.