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»Was also schlagen Sie vor?« fragte Vaughn aggressiv.

»Mr. Van sollte so unauffällig wie möglich zu seiner Hütte eskortiert werden -von einem Mann, nicht sechsen. Dann können Sie auch gleich eine ganze Armee mitschicken! Und er

muß allein gelassen werden. Als Old Pete ist er sicher. Je weniger Aufhebens wir davon machen, desto besser für Mr. Van.«

»Und Mr. Tvar -ich meine -Mr. Megara?« stotterte Isham. Es schien ihm Schwierigkeiten zu bereiten, sich für einen der zwei zur Auswahl stehenden Namen zu entscheiden. »Sollen wir ihn auch sich selbst überlassen?«

»Natürlich nicht! Krosac erwartet doch, daß Megara von uns bewacht wird, also lassen wir ihn bewachen, und zwar so demonstrativ wie möglich!«

Während ihr Schicksal verhandelt wurde, schwiegen die Brüder und tauschten nur gelegentlich verstohlene Blicke; Megaras ernstes Gesicht verfinsterte sich zunehmend, während der Schulmeister mit verkniffenen Augen unruhig hin und her lief.

»Gibt es außerdem noch etwas, was Sie, Gentlemen, besprechen möchten, bevor Sie sich wieder trennen müssen?« fragte Isham. »Die Zeit drängt.«

»Ich habe es mir überlegt«, murmelte Van. »Ich -ich glaube, es wäre sehr unklug, nach West Virginia zurückzukehren. Ich habe das unbestimmte Gefühl, daß Krosac ...« Seine Stimme versagte. »... Ich werde dieses verfluchte Land verlassen und bis ans andere Ende der Welt -«

»Nein!« entgegnete Ellery mit fester Stimme. »Sollte Krosac den Verdacht hegen, daß Sie sich als Old Pete verkleiden, dann würden Sie ihm seine Sache erheblich erleichtern, wenn Sie Ihre Tarnung aufgäben und überstürzt die Flucht anträten. Er bräuchte Ihnen nur zu folgen. Sie müssen sich weiterhin als Old Pete verkleiden, bis wir ihm auf der Spur sind -oder zumindest bis es Hinweise darauf gibt, daß er Ihre Maske durchschaut hat.«

»Ich dachte ...« Van befeuchtete seine Lippen. »Ich bin kein sehr wohlhabender Mann, Mr. Queen. Sie halten mich wahrscheinlich für einen Feigling. Aber ich habe Jahrzehnte in Angst gelebt - in Angst vor dieser Bestie ...« Seine dunklen Augen flackerten unheimlich. »Mein Bruder Tomislav hat mir einiges Geld vermacht. Aber ich werde das Erbe ausschlagen, ich will das Geld nicht. Ich möchte nur noch fort von hier ...« Die Widersprüchlichkeit in Vans Worten rief bei allen Befremden hervor.

»Nein, Andr‘«, beschwichtigte Megara. »Wenn du das Land verlassen willst -gut, das mußt du selber wissen. Das Geld jedoch ... Ich werde es dir vorstrecken; du wirst es brauchen, wo immer du hingehst.«

»Wieviel ist es?« fragte Vaughn argwöhnisch.

»Wenig.« Megaras Züge verhärteten sich. »Fünftausend Dollar. Tom hätte es sich sehr gut leisten können ... Aber Andreja ist eben der Jüngste; und die Vorstellungen von der Erbfolge und solchen Angelegenheiten waren in der alten Heimat sehr rigide. Ich selbst -«

»Ihr Bruder Tom war der Älteste?« fragte Ellery.

Megara wurde rot. »Nein, das bin ich. Ich werde dafür sorgen, daß du einen gerechten Anteil bekommst, Andr‘ -«

»Das können Sie regeln, wie Sie wollen«, brummte Vaughn. »Aber es wäre verdammt leichtsinnig abzuhauen. Da hat Mr. Queen vollkommen recht.«

Der Schulmeister erblaßte. »Ja, wenn Sie wirklich meinen, er weiß nicht -«

»Woher denn, zum Teufel?« fuhr ihn Vaughn gereizt an. »Aber bitte; wenn Sie sich dann wohler fühlen, kann Mr. Megara dafür sorgen, daß Sie Ihr Geld bekommen und es gleich mitnehmen. Wenn Sie irgendwann unbemerkt verschwinden wollen, dann wenigstens nicht ohne einen Pfennig in der Tasche. Mehr können wir nicht für Sie tun.«

»Wenn ich meine Ersparnisse in der Hütte dazurechne«, murmelte Van, »käme da schon ein ordentliches Sümmchen zusammen. Genug, um hinzugeben, wo immer ich will ... Also gut. Ich kehre nach Arroyo zurück. Und -ich danke dir, Stephen.«

»Vielleicht«, begann der Segler lahm, »brauchst du auch mehr. Ich könnte dir ja das Doppelte -«

»Nein.« Der Schulmeister versteifte seine Haltung. »Ich will nur, was mir zusteht. Ich bin, wie du weißt, Stephen, immer meinen eigenen Weg gegangen.«

Megara ächzte, als er aus der Koje kroch, um an seinen Schreibtisch zu gehen. Er setzte sich und begann zu schreiben. Andreja Tvar lief unruhig auf und ab; nun, da man über sein Schicksal verfügt hatte, schien ihn nichts mehr zu halten. Schließlich erhob sich Megara mit einem Scheck in der Hand.

»Du wirst dich bis morgen früh gedulden müssen, Andr‘«, sagte er. »Ich werde den Scheck selbst einlösen. Du kannst dir das Geld morgen auf dem Rückweg nach West Virginia abholen.«

Van blickte sich nervös um. »Ich muß jetzt gehen. Wo kann ich die Nacht über bleiben, Inspector?«

»Meine Leute werden sich um Sie kümmern.«

Die Brüder sahen einander noch einmal lange in die Augen. »Paß gut auf dich auf, Andr‘.«

»Und du auf dich.« Beide hielten den Blick; die unsichtbare Mauer zwischen den beiden versprach einen Augenblick lang in sich zusammenzufallen. Aber sie hielt stand. Megara wandte sich ab, und der Schulmeister schlurfte mit hängenden Schultern zur Tür.

Als sie wieder an Land waren und Andreja Tvar mit einem Trupp Polizeibeamten davonmarschiert war, fragte Ellery: »Ist Ihnen auch etwas aufgefallen? -Natürlich ist es das, überflüssige Frage. Warum waren Sie, Mr. Isham, so irritiert über den Grund, den die Gebrüder Tvar für ihre Flucht aus

Montenegro angegeben haben?«

»Weil die Geschichte lächerlich ist. Fehde oder nicht ­niemand kann mir weismachen, daß drei erwachsene Männer ihre Heimat verlassen und sich falsche Namen zulegen, weil irgendein kleiner Bengel gedroht hat, sie umzubringen.«

»Ganz Ihrer Meinung.« Ellery inhalierte die laue Waldluft in tiefen Zügen. »Ich frage mich, warum Sie, Inspector, die beiden nicht auf der Stelle wegen Falschaussage verhaftet haben.« Vaughn schnaubte nur.

»Sieht ganz so aus, als hätte diese Flucht -obwohl die Krosac-Geschichte zweifellos wahr ist -handfestere Gründe gehabt als die Angst vor der Vergeltung eines Elfjährigen, nicht wahr?«

»Worauf wollen Sie hinaus, Queen?« fragte der Professor irritiert. »Ich verstehe nicht -«

»Aber das liegt doch vollkommen auf der Hand! Warum sollten denn, wie Mr. Isham sagt, drei erwachsene Männer ihr Heimatland verlassen und unter falschen Namen über den großen Teich fliehen? Na?«

»Die Polizei!« dröhnte Vaughn.

»Exakt! Sie sind geflohen, weil sie mußten, und zwar -das sage ich Ihnen -vor einer sehr viel konkreteren Gefahr als dem kleinen Krosac! An Ihrer Stelle, Inspector, würde ich mich schleunigst darum kümmern, was die europäischen Kollegen an Aktenmaterial haben!«

»Ein Telegramm nach Jugoslawien«, sagte der Inspector. »Ausgezeichnete Idee! Erledige ich noch heute abend.«

»Wie Sie sehen«, bemerkte Ellery Professor Yardley gegenüber, »ist das Leben voller absurder Überraschungen. Da fliehen sie vor einer faktischen Gefahr, und zwanzig Jahre später holt sie die potentielle ein.«

20. Zwei Dreiecke

Als Ellery, Professor Yardley, Isham und Vaughn den Ostflügel des Hauses umrundeten, hörten sie jemanden hinter sich rufen. Wie auf Befehl drehten sie sich um: Es war Dr. Temple.

»Na, hat der Kriegsrat erfolgreich getagt?« lachte er; seinen Arztkoffer hatte er irgendwo abgestellt und spazierte nun ein Pfeifchen paffend den Weg hinunter.

»Äh - ja«, erwiderte Isham.

Im selben Augenblick schoß der hochgewachsene Jonah Lincoln um die Ecke und prallte mit Ellery zusammen; Jonah machte vor Schreck einen Satz rückwärts und murmelte eine Entschuldigung.

»Temple!« rief er aufgeregt, ohne die anderen zur Kenntnis zu nehmen. »Was ist mit Megara los?«

»Kein Grund zur Beunruhigung, Mr. Lincoln«, entgegnete der Inspector kühl. »Megara hat einen Leistenbruch, das ist alles. Warum sind Sie denn so außer sich?«