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»Mag sein.« Der Landgraf rang sich ein Lächeln ab. »Wir brauchen eine Antwort, Prinz Harald, und wir brauchen sie jetzt. Stehen Sie auf unserer Seite oder nicht?«

»Ich benötige mehr Zeit, um darüber nachzudenken«, erklärte Harald.

»Ihre Zeit ist eben abgelaufen«, sagte Sir Bedivere. »Was gibt es da noch lange zu überlegen? Wenn Sie nicht für uns sind, sind Sie gegen uns. Und wenn Sie gegen uns sind…«

»Was dann?«, fragte Harald. »Was dann, Sir Berserker?«

Ein rotes Licht flackerte kurz in den Augen des Hünen auf, aber als er das Wort wieder ergriff, war seine Stimme kalt und ausdruckslos. »Wenn Sie nicht für uns sind, werden wir eben einen anderen zum König machen.«

»Zum Beispiel?« Harald schwenkte sein Glas in einer Geste, die den ganzen Saal umfasste. »Rupert kommt nicht wieder, und von den Leuten hier drinnen hat keiner einen Anspruch auf den Thron. Was immer geschieht, ich bin der Letzte aus dem Geschlecht der Waldkönige. Die Linie endet mit mir.«

»Genau«, sagte Guillam. »Was sollte uns also daran hindern, eine neue Dynastie zu gründen?«

Harald sah Blays mit festem Blick an. »Dazu müsstet ihr mich erst töten.«

»Ganz recht.« Guillam lachte, als hätte er eben einen großartigen Witz von sich gegeben.

»Wozu dieses Gerede vom Töten?« Blays warf Guillam einen wütenden Blick zu. »Die Barone hätten gern einen vertrauenswürdigen Mann auf dem Thron des Waldkönigreichs. Einen Mann, der ihnen keine Steine in den Weg legt.

Sie hätten am liebsten Sie, Prinz Harald. Jeder hier im Saal vertritt diese Ansicht. Wir brauchen nur noch Ihr Ja.«

»Nur mal angenommen, ich willige ein«, sagte Harald.

»Was bringt euch das – euch drei persönlich, meine ich? Was haben euch die Barone versprochen? Geld, Macht oder was sonst?«

Blays überlegte fieberhaft, während er den Prinzen mit unbewegter Miene musterte. Da stimmte etwas nicht, und er wusste nicht genau, was es war. Harald wirkte irgendwie…

verändert. Als er den Prinzen aufgefordert hatte, zum Fest zu erscheinen, hätte er schwören können, dass der Wille des jungen Mannes so gut wie gebrochen war. Nun jedoch hatte Harald die Maske der Schnoddrigkeit abgelegt, mit der er sich zu tarnen pflegte, und seine Stimme klang kalt und unerbittlich. Er war für den Geschmack des Landgrafen viel zu selbstsicher, und in seinem ruhigen Blick stand ein Anflug von Spott, als wüsste er etwas, das die Landgrafen nicht wussten. Im Moment blieb Blays keine andere Wahl, als Haralds Spiel mitzumachen, aber später… später würde er mit ihm abrechnen.

»Wir dienen den Baronen«, sagte er mit Bedacht. »Das ist unsere Pflicht und unser Vorrecht. Zweifellos wird man uns für unseren Einsatz hier reichlich belohnen, aber unsere Loyalität gehört Gold, Silber und Kupfer.«

»Quatsch«, entgegnete Harald. »Wir sind unter uns, mein lieber Landgraf. Niemand hört mit. Vergessen Sie einmal in Ihrem Leben die Diplomatie und sagen Sie mir die Wahrheit!

Sie kennen den Profit, den ich aus diesem Handel ziehe, aber zum Wohle unserer künftigen Zusammenarbeit möchte ich wissen, wo Sie stehen und was Sie tun werden, wenn ich auf dem Thron des Waldkönigreichs sitze. Mit anderen Worten –

ich will wissen, was für Sie bei der Verschwörung herausspringt, meine edlen Herren.«

Es entstand ein unbehagliches Schweigen, und dann verbeugte sich Blays eisig vor dem Prinzen. »Ich spreche für Gold, wie ich es immer getan habe. Als Lohn für meine früheren Verdienste und für meine Rolle bei diesem Umsturz hat mich der Baron in seiner großen Güte zum Nachfolger ernannt und mir seine älteste Tochter zur Gemahlin versprochen. Eine reizende junge Dame, wie Sie sich vielleicht erinnern. Sie war sehr bestürzt, als Sie das Verlöbnis mit ihr lösten, um Prinzessin Julia zu heiraten. Ihr Vater war noch bestürzter. Nun ja – zumindest bekommt der Baron jetzt einen zuverlässigen Schwiegersohn.

Nach seinem Tod werde ich Baron vom Eichengrund sein.

Und ich will keine mit Schulden belastete und von der Dunkelheit bedrohte Domäne übernehmen, nur weil das Waldreich einen schwachen König hat. Mit Ihnen als Herrscher und den Baronen als Ihre Ratgeber wird das Reich wieder erstarken und die Eichengrund-Domäne prächtig gedeihen.

Das ist mein Gewinn, Prinz Harald.«

»Sir Bedivere?«, fragte Harald und wandte sich dem hoch gewachsenen Landgrafen zu.

Einen Moment lang hatte es den Anschein, als wolle er nicht antworten, aber dann sah er Harald an und sagte ein wenig unbeholfen: »Ich werde Ihnen als Champion dienen, Sire. Das ist alles, was ich will. Das ist alles, was ich je angestrebt habe. Ihre Gegner werden von meiner Hand fallen. Ich werde Ihnen die Köpfe Ihrer Feinde bringen und sie zur Abschreckung am Burgtor aufspießen lassen. Ich werde Ihre rechte Hand sein, die Tod und Verderben austeilt – an alle, die es wagen, sich Ihnen zu widersetzen. Ich werde Ihr Champion sein, Sire, und alle Lebenden werden Sie und Ihre Strafen fürchten.«

Sein Blick war in weite Fernen gerichtet, und Harald fröstelte. Er hatte immer gewusst, dass Bedivere ein Schlächter war, aber als er nun in seine Augen sah, erkannte er darin den Wahnsinn. Der hünenhafte Landgraf lechzte nach Blut und könnte seine Mordgier nie stillen. Harald schwor sich insgeheim, alles zu tun, um Sir Bedivere unschädlich zu machen.

»Sir Guillam?«, fragte er kalt.

Guillam schaute mit einem Ruck von seinem Glas auf, und ein paar Tropfen liefen ihm am Kinn entlang, als er den Wein, den er im Mund hatte, zu hastig schluckte. Er tupfte sich den Mund geziert mit einem gefalteten Seidentaschentuch ab. »Die Barone versprachen mir, dass ich alles haben könne, was ich mir wünsche«, sagte er schließlich. »Und ich habe hier auf der Burg eine Frau gesehen, die ich mir wünsche. Sie ist hoch gewachsen, voller Anmut und Schönheit, und sie soll mir gehören. Noch würdigt sie mich keines Blickes, aber ich werde ihren Willen brechen und sie mir bald gefügig machen. Sie unterwerfen sich alle.« Er kicherte plötzlich, befingerte das winzige Messer in seinem Ärmel und nahm erneut einen Schluck Wein.

Harald wandte sich angewidert ab. Die Ärmste, die sich der Landgraf als Bettgespielin einbildete, tat ihm jetzt schon Leid.

»Prachtvolles Mädchen«, murmelte Guillam leise und seine Augen glänzten. »Prachtvolles Mädchen, diese Julia.«

»Was zum Henker hat das zu bedeuten?«, fragte Julia.

Bodeen zog sein Schwert und trat einen Schritt zurück, sodass er den schmalen Eingang blockierte. Die Männer der Königlichen Garde hoben ebenfalls ihre Waffen, und Julia sah frisches Blut auf den Klingen.

»Verrat«, entgegnete der König. »Und dieser Mann ist Teil der Verschwörung. Habe ich Recht, Bodeen?«

»Ich kann Sie leider nicht passieren lassen, Sire«, sagte Bodeen ruhig. »Ich habe meine Befehle.«

»Lassen Sie den Unsinn, Bodeen!«, zischte Julia. »Diese Leute meinen es ernst!«

»Ich auch«, erklärte Bodeen. Kerzenlicht schimmerte auf seiner Schwertklinge. Die Männer der Königlichen Garde, die ihm am nächsten standen, traten unruhig von einem Fuß auf den anderen.

»Ich habe Ihnen vertraut«, sagte König Johann. Seine Stimme verriet nichts, aber in seinen Augen konnte Julia Verwirrung und Zorn lesen. »Sie brachten meinem Sohn den Umgang mit dem Schwert bei. Sie kämpften im Grenzkrieg an meiner Seite. Und nun verraten Sie mich. Geben Sie mir Ihr Schwert! Dann haben Sie wenigstens die Möglichkeit, lebend davonzukommen und sich vor einem Kriegsgericht zu verteidigen.«

»Das ist nicht viel besser«, entgegnete Bodeen.

»Sie können unmöglich eine ganze Abteilung besiegen«, beschwor ihn Julia. »Kommen Sie, Bodeen, seien Sie vernünftig! Man wird Sie töten.«

»Da könnten Sie Recht haben«, meinte Bodeen. Im nächsten Moment packte er Julia am Handgelenk, drehte ihr den Arm nach hinten und zog sie zu sich heran. Der König und sein Leibwächter wollten sich auf ihn stürzen, aber Bodeen setzte Julia die Schneide seiner Waffe an die Kehle.