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Wer mochte sie wohl sein? Eine vom Widerstand oder eine Agentin der Spionageabwehr? Als Untergrundkämpferin würde sie mir sehr leidtun. Dann dächte sie nämlich, dass ihre Kampfgenossen umgekommen und von dem hinterlistigen Oligarchen verbrannt worden waren.

Das übrige Gepäck wurde gebracht — das mit den Sachen und jenes mit Natascha und Lion. Auch Alex erschien… Was er für eine widerliche Stimme hatte, wenn er ein Mädchen spielte! Alex begann sofort zu kommandieren, ließ seinen Launen freien Lauf, forderte einen Koffer zu öffnen und mit den anderen sorgsamer umzugehen. Nach einer Viertelstunde, das Gepäck war nun vollständig im Auto verstaut, empfand ich direkt Erleichterung, seine Stimme nicht weiter ertragen zu müssen.

Und auf Toilette musste ich immer nötiger…

Das Auto setzte sich in Bewegung. Die erste Zeit fuhr es langsam und wendete ständig, bis es endlich die Schnellstraße erreichte. Das Gepäck wurde zwar etwas geschüttelt, aber nicht sehr. Die Straße war gut. Ich versuchte mich zu bewegen, um Arme und Beine zu lockern, aber ich musste feststellen, dass sie mir kaum noch gehorchten.

Wie würde es mir in sechs Stunden gehen? Man müsste mich verkrümmt herausheben, dann auseinanderbiegen und lockern…

Ich versuchte mich abzulenken, dachte an Raumschiffe, die gerade aus allen Ecken und Enden der Galaktik zur Föderation des Inej strebten, an tapfere Elitesoldaten, die sich auf die Befreiung eines Planeten vorbereiteten, an den Imperator, Inna Snow, Stasj, an den Planeten Karijer… dort interessierte sich bestimmt niemand für den Putsch des Inej.

Aber eigentlich hatte ich nur ein Bedürfnis. Und letztendlich hielt ich es nicht mehr aus. Mir war es ungeheuer peinlich, und es fiel mir schwer, in die Windel zu machen, aber es blieb mir nichts anderes übrig.

So eine Schande!

Zuerst war es peinlich, nass und warm.

Dann wurde es peinlich, nass und kalt.

Wie kommt es nur, dass die Kleinkinder jahrelang Windeln ertragen? Und wenn sie ihr Geschäft machen, können sie auch noch übers ganze Gesicht lachen!

Es würde mich schon interessieren, ob meine Freunde das aushielten. Ich war mir aber ziemlich sicher, dass es sie auch auf die Toilette drängte, seitdem das nicht mehr möglich war. Ich stellte mir die tapfere Natascha in dieser schwierigen Situation vor… Wie lange wir auf sie einreden mussten! Stasj führte das Beispiel der Monteurkosmonauten an, die immer Windeln bei ihrer Tätigkeit im Orbit trugen, bevor sie sich damit einverstanden erklärte, sie »für alle Fälle« überzuziehen.

Nein, ich würde sie nicht auslachen und mich erkundigen, ob sie die Windeln gebraucht hätte. Nicht einmal mit Lion würde ich darüber sprechen. Und er würde auch nicht davon anfangen. Ich war mir sicher, dass sie es auch nicht aushalten könnten. Stasj würde es natürlich wissen, aber Stasj wusste auch so alles.

Endlich hielt das Auto an. Ich spürte, wie mein Koffer angehoben und weggetragen wurde. Offensichtlich schon nicht mehr von den Wachleuten, die Stimmen waren unbekannt. Als ich hörte, worüber sie sprachen, blieb mir vor Angst fast das Herz stehen.

»Zum Zoll?«

»Wohin sonst? Äh, nein… warte mal… Das ist doch die VIP- Kategorie, keine Kontrolle. Direkt in den Laderaum.«

Der Koffer wurde abgesetzt.

»Dann hol einen Wagen. So ein schwerer Koffer, verdammt…«

»Vielleicht sollten wir ihn durch den Scanner schicken?«, schlug plötzlich derjenige, der »VIP« erwähnt hatte, vor. »Dann schauen wir mal, was die reichen Tiere so alles dabeihaben.«

»Und was gedenkst du da zu finden?«, wurde ihm voller Ironie erwidert. »Fünfhundert Kilo Rauschgift? Eine zerstückelte Leiche? Einen illegalen Passagier?«

»Gold und Brillanten!« Der zweite Träger lachte. »Es ist einfach interessant.«

»Nein, das ist es nicht wert«, kam die Antwort nach einigen Sekunden, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen. »Siehst du nicht, wie viel so ein Koffer kostet? Der hat sicher einen Strahlendetektor. Der Besitzer merkt sofort, dass sein Gepäck durchsucht wurde. Oder gefällt dir deine Arbeit nicht?«

»Besser im Dock arbeiten als Koffer schleppen, die zwei Kredit kosten.« Der Sprecher spuckte aus. »Okay, ich hole einen Wagen.«

»Zwei Kredit, da übertreibst du«, erwiderte der andere Träger tief in Gedanken versunken. »Vielleicht anderthalb… und auch das wohl kaum…«

Irgendetwas stieß an den Koffer und fuhr in einigen Zentimetern Entfernung von meinem Gesicht über die Wand. Bestimmt war der Koffer angespuckt worden und wurde abgewischt. Mit der Schuhsohle.

Gut, dass Leute vom Kaliber Bermanns nicht ahnen, wie manchmal mit ihren Sachen umgegangen wird und wie die teuren Gerichte im Restaurant zubereitet werden. Auf Karijer arbeitete eine Bekannte meiner Eltern im ersten Hotel der Stadt. Nicht im Hotel am Kosmodrom, sondern im Hotel neben dem Rathaus auf dem zentralen Platz. Sie erzählte uns, wenn sie in einer Suite putzen musste, die total unaufgeräumt war, wo »sich diese reichen Viecher zu fein waren, auch nur die Spülung zu betätigen«, dann reinigte sie das Toilettenbecken mit der Zahnbürste des Gastes. Sie wurde entlassen. Sie hatte es bestimmt nicht nur meinen Eltern erzählt. Die Sache wurde freilich vertuscht, sie bekam lediglich die Auflage, nicht weiter im Dienstleistungssektor zu arbeiten.

Allerdings sind nicht alle Ekel erregenden Leute so schwatzhaft. Damals hatte ich mich nicht besonders darüber gewundert. Mir schien, dass es die rechte Strafe für Schmutzfinken war.

Ich nahm mir aber vor, im Hotel nie meine Zahnbürste offen stehen zu lassen.

Der Transportkarren kam, sein Motor tuckerte leise. Das Gepäck wurde auf der Ladefläche verstaut und weggebracht. Gleich neben mir waren meine Freunde, das wusste ich, aber wir konnten nicht miteinander reden.

Der Wagen fuhr ewig.

Das Agrabader Kosmodrom war groß. Wie ich damals, nach meiner ersten Landung auf Neu-Kuweit, auf ihm herumgelaufen war! Was für eine unverzeihliche Dummheit! Zu Fuß über die Start- und Landebahn, jeden Augenblick in Gefahr, unter den Kräftestrahl eines Raumschiffes oder einen dummen automatischen LKW zu geraten!

Und wie wir mit Stasj den Planeten verlassen hatten… nachts, den hilflosen Lion auf den Armen… jeden Augenblick konnten die Hirnamputierten zu sich kommen und sich auf uns werfen…

Aber es war gut ausgegangen!

Und auch dieses Mal wird es gut ausgehen, so redete ich mir ein, obwohl ich ein zunehmend unangenehmeres Gefühl nicht unterdrücken konnte: während der Gepäckkarren hielt, während das Gepäck abgeladen wurde und während wir eine lange Zeit in völliger Stille verharrten.

Nur gut, dass Natascha in einer echten Anabiosekammer lag, auch Lion war einigermaßen untergebracht, aber ich konnte meine Beine schon nicht mehr spüren, die Seite, auf der ich lag, tat mir weh, und ich sehnte mich danach, mich auszustrecken und eine bequemere Stellung zu finden.

Genauso gerädert fühlt man sich gewöhnlich am Morgen, wenn man die ganze Nacht über unbeweglich in einer einzigen Stellung geschlafen hat.

Trotzdem hielt ich aus und lag ruhig. Und wieder erklangen Stimmen.

»Wie soll ich das im Raumschiff unterbringen? Vielleicht hättet ihr mich noch später informieren können? Vierhundert Kilogramm! Ich habe eine schnelle Jacht und keinen Fracht- und Passagierliner!«

»Herr Cargomeister, aber das sind VIPs…«

»Mit meinem Raumschiff fliegen keine normalen Leute, Herr Schichtleiter. Ich habe vier Kajüten, kapieren Sie das? Für General Heisenberg mit Familie, er wird zum Generalstab versetzt und überführt seine Sammlung altertümlicher Waffen. Das sind fünfhundertzwanzig Kilogramm Übergewicht! Für Akademiemitglied Kornejulow mit seinen Gesteinsproben… Haben Sie mitbekommen, was er erwiderte, als ich ihm vorschlug, sie im Frachtraum zu transportieren? Und für die Herren Rechnungsprüfer mit ihren Archiven… zum Teufel mit diesen Klonen…«