„Aaah. Jaaa.“
Das Stöhnen des Typen wurde immer lauter und die Kopfbewegungen der Blondine immer schneller. Adam beschloss, dass es Zeit war, sich der Kleinen anzunehmen, bevor sie sich völlig verausgabte.
Er schlich um das Auto herum, so dass er vor der Tür stand, hinter der sich der Kopf des Typen befand.
Dann betrachtete er den Hammer in seiner rechten Hand, den er aus dem Schloss mitgenommen hatte. Der Sein schwarzer Kopf glänzte verheißungsvoll im Mondlicht.
Langsam und lautlos legten sich die Finger seiner linken Hand um den Türgriff des Fahrzeugs.
KAPITEL 20
Inzwischen war es stockdunkel geworden, der Mond ging immer wieder hinter einer Wolke in Deckung und nur die Scheinwerfer seines Wagens tauchten den vor ihm liegenden Asphalt in gelbweißes Licht.
Ziellos fuhr Ronnie die Landstraße entlang, hielt mal hier, mal dort, ohne etwas zu entdecken, das ihn vielleicht auf die Spur des Leichenwagens hätte bringen können. Ein Kaninchen huschte quer über die Straße und wurde für einen kurzen Moment vom Lichtkegel der Scheinwerfer erfasst. Mit Grauen wartete Ronnie auf den dumpfen Knall, den er schon einmal gehört hatte, als er in der Straße seiner Eltern eine Katze aus der Nachbarschaft überfahren hatte. Aber das gefürchtete Geräusch blieb aus.
Glück gehabt, murmelte er und dachte dabei mehr an das Nagetier als an sich selbst.
Noch einmal zog er sein Telefon aus der Hosentasche und wählte Sandys Nummer. Dieses Mal schaltete sich die Mailbox sofort ein und eine ihm vertraute Stimme gab kund, dass sie derzeit leider nicht zu erreichen sei, der Anrufer aber gerne eine Nachricht für sie hinterlassen könne.
Hatte sie ihr Handy ausgeschaltet? Oder hielt sie sich irgendwo auf, wo sie keinen Empfang hatte? Nein, vermutlich war einfach nur der Akku leer.
Wieder einmal.
„Sandy, ich bin´s“, sprach er nach dem verhassten Ton. „Bitte ruf mich zurück. Ich mache mir wirklich Sorgen um dich. Wo steckst du denn?“
Ein kurzes Drücken der roten Taste beendete die Verbindung.
Wütend warf er das Gerät auf den Beifahrersitz.
Nachdem er einige Minuten weitergefahren war, beschloss er, zurück in den Ort zu fahren und sich nach einer Übernachtungsmöglichkeit umzusehen. Sein ursprünglicher Plan, sich zuerst darum zu kümmern und dabei gleichzeitig Ausschau nach Sandy zu halten, war durch die jüngsten Ereignisse gründlich durcheinander gewirbelt worden.
Auf der linken Straßenseite kam die zwischen Büschen und Bäumen gut getarnte Einbiegung zu einem Weg in Sicht, der in den angrenzenden Wald hineinführte. Ronnie setzte den Blinker, bremste den Wagen auf Schrittgeschwindigkeit herunter und bog in den schmalen Weg ein.
Eigentlich hatte er nur wenden wollen, als ihn wie aus dem Nichts eine seltsame Neugier überkam und ihn zu dem Entschluss brachte, dem Weg zumindest ein kurzes Stück zu folgen.
Langsam steuerte er den Wagen über den unebenen Untergrund. Er hoffte inständig, sich nicht irgendwo in dem feuchten Waldboden festzufahren. Völlig alleine hätte er keine Idee gehabt, wie er den Wagen wieder hätte befreien können.
Während sich zu seiner Linken der finstere Wald ausbreitete, folgte der Weg auf der Rechten einem hohen Eisenzaun. Jenseits der Gitterstäbe konnte Ronnie durch dichte Bäume hindurch die Umrisse eines Hauses erkennen. Nein, es war kein Haus.
Es war ein Schloss.
Und während er sich fragte, wer oder was wohl in diesem Schloss wohnte, wurde ihm klar, dass es sich wohl eher um eine Ruine als um ein bewohntes Bauwerk handelte. Soweit er erkennen konnte, waren die Fenster der unteren Etagen mit Brettern verbarrikadiert worden. Die oberen Etagen schienen zwar nicht verschlossen, jedoch lauerte hinter ihnen nichts als tiefschwarze Dunkelheit.
Plötzlich trat Ronnie auf die Bremse.
Hatte er es sich nur eingebildet, oder hatte er tatsächlich etwas gesehen.
Etwas oder jemanden.
Dort hinten, wo der Weg eine leichte Biegung machte. Er hätte schwören können, dort eine Bewegung wahrgenommen zu haben.
Bestimmt ein Reh oder ein anderes Tier auf der Flucht, dachte er und setzte seine Fahrt langsam fort.
Er folgte der Biegung und wäre beinahe in ein direkt hinter der Kurve abgestelltes Fahrzeug gekracht.
KAPITEL 21
„Nicht aufhören. Mach weiter, das ist so... oh, Jenny.“
Nico lag mit heruntergezogener Hose auf der Rückbank des Wagens. Seine Finger krallten sich im hellblonden Haar seiner Freundin fest, deren Kopf sich im Rhythmus der aus den Magnat-Boxen strömenden Musik auf und ab bewegte. Er schloss die Augen, sein Atem ging schnell und flach. Jeder Muskel in seinem Körper verkrampfte sich, während er verzweifelt gegen den nahenden Höhepunkt ankämpfte.
Mein Gott, lass es noch nicht vorbei sein!
Plötzlich schoss Jennys Kopf oben, sein glitschig feuchter Penis glitt aus ihrem Mund. Mit einer Handbewegung wischte sie Haarsträhnen beiseite, die ihr wild ins Gesicht hingen, und starrte durch das getönte Wagenfenster in die Dunkelheit hinaus, wobei sie nun ihren Unterleib rhythmisch vor und zurück schob, so dass der Stoff ihrer Jeans über Nicos noch immer steifen Penis rieb.
„Hey, warum machst du nicht weiter mit dem…“
„Psst. Ich glaube, da draußen ist jemand“, antwortete sie abwesend.
„Und wenn schon. Ich habe keine Lust, dass uns jedes Mal irgendein Penner unterbricht. Mach einfach weiter. Soll er sich doch daran aufgeilen, wenn es ihm gefällt.“ Er legte seine Hände auf ihre Hüften und beschleunigte ihre Bewegungen.
Aber es nützte nichts. Der Stimmungsbruch war irreparabel.
„Scheiße!“ Mit einer ruckartigen Bewegung schob Jenny Nicos Hände beiseite und kletterte über seinen Oberkörper, um besser aus dem Wagenfenster schauen zu können.
„Was ist denn los?“ Er versuchte, sich aufzurichten, um ebenfalls einen Blick durch das Fenster zu werfen, was aber misslang, da Jenny noch immer rittlings auf ihm hockte.
„Da war jemand. Er hat durchs Fenster geglotzt.“
„Und wer könnte das gewesen sein?“
„Woher soll ich das wissen? Aber ich habe sein Gesicht ganz deutlich gesehen. Er hat es richtig gegen die Scheibe gedrückt.“
„Bist du sicher? Du hast dir das bestimmt bloß eingebildet.“
„Nein, verdammt. Hältst du mich für bescheuert? Und außerdem, was ist das hier?“
Nico verdrehte seinen Hals so weit es ging und sah ziemlich genau in der Mitte der Scheibe einen kreisrunden Fleck.
„Kacke! Ist das von einer Nase?“
„Genügt dir das als Beweis?“
„Okay, dann reicht´s jetzt. Egal wer das war, ich gehe jetzt da raus und haue diesem Penner eins in die Fresse.“
Er zog seine Jeans hoch, die noch immer auf Höhe seiner Kniekehlen hing und befreite sich von Jenny, indem er zwischen ihren Oberschenkeln hindurchtauchte. Noch während er in sein T-Shirt schlüpfte, riss er die Wagentür auf und trat ins Freie.
KAPITEL 22
Ronnie konnte es kaum glauben. Er stieg aus dem Opel und betrachtete den Wagen, der vor ihm am Rand des schmalen Waldweges parkte und in den er um ein Haar hineingekracht wäre.
Bei dem lilafarbenen Golf handelte es sich zweifellos um seine Parkplatzbekanntschaft. Wut stieg in ihm auf, als er an den platten Reifen dachte. Und an die Zeit, die ihm dadurch für die Suche nach Sandy verloren gegangen war.
So leise wie möglich näherte er sich dem Golf, als plötzlich die Hintertür des Wagens aufgestoßen wurde. Der Typ, der umständlich aus dem Wageninneren nach draußen kletterte, war gerade dabei, sich sein T-Shirt über den Kopf zu ziehen. Ronnie konnte sich recht gut vorstellen, womit der andere beschäftigt gewesen war. Schließlich war er ja schon auf dem Parkplatz unfreiwilliger Zeuge von dessen aktivem Liebesleben geworden.