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Das Schloss findet sich übrigens auf dem Cover des Buches wieder. Und wenn Sie ganz genau hinsehen, können Sie vielleicht sogar die mit Brettern vernagelten Fenster im Erdgeschoss erkennen.

Alles echt.

Ich schwöre es Ihnen.

Nur die auf dem Cover abgebildete Umgebung des Schlosses ist das Ergebnis unzähliger Photoshop-Stunden. Nicht einmal der abgebildete Zaun existiert in Wahrheit.

Zum guten Schluss möchte ich noch ein Wort zu der bereits erwähnten Kurzgeschichte Entdeckungen loswerden, die Sie im Anschluss an dieses Nachwort finden.

Von Beginn an hatte ich nie das Ziel, diese Geschichte zu verkaufen. Ich habe sie einzig für diejenigen von Ihnen geschrieben, denen Das Schloss gut gefallen hat und die Interesse an den Ereignissen haben, die im Roman selbst zwar an einigen Stellen erwähnt, aber nicht näher ausgeführt werden. Sollten Sie den Roman vor der nachfolgenden Geschichte gelesen haben, werden Sie mit Sicherheit zahlreiche Kleinigkeiten bemerken, die Ihnen mehr oder weniger bekannt vorkommen. Sollten Sie die Geschichte hingegen vor dem Roman gelesen haben, setzen Sie sich vor ein prasselndes Kaminfeuer und lesen Sie sie noch einmal. Sie werden viele kleine Entdeckungen machen.

Déjà Vu.

Damit möchte ich für dieses Mal schließen und sie die Welt noch einmal mit Adams Augen sehen lassen.

Er wurde übrigens auf einem anonymen Friedhof beigesetzt, ohne dass jemand von seiner Familie anwesend war. Seine Eltern haben sich seiner vermutlich geschämt – sie wollten es mir trotz hartnäckigen Nachfragens nicht bestätigen. Sein Bruder Kid wäre mit Sicherheit gerne dabei gewesen, fürchtete aus naheliegenden Gründen aber, dass die Polizei die Trauerfeier auf der Suche nach ihm observieren würde.

So, ich denke, damit habe ich Ihnen gegenüber auch diese letzte Informationsschuld beglichen.

Folgen Sie Adam also ein allerletztes Mal in das geheimnisvolle Schloss und entdecken Sie gemeinsam mit ihm all die Dinge, die den vorliegenden Roman überhaupt erst möglich gemacht haben. So gesehen sollten wir Adam in dankbarer Erinnerung behalten. Ganz egal, was für ein Mensch er gewesen sein mag.

In diesem Sinne danke ich Ihnen noch einmal aufs Herzlichste für Ihre Zeit und freue mich auf das nächste Mal. Wenn es Ihnen gefallen hat, erzählen Sie es gerne weiter.

Tim Svart

Yngsjö, Schweden

11. September 2012

ENTDECKUNGEN

KURZGESCHICHTE

TIM SVART

Suchend wanderte sein Blick über die vorbeiziehende Landschaft, während der Wagen über die Schnellstraße rollte, die sich in nicht enden wollenden Windungen durch den Kiefernwald schlängelte.

„Wir sind da. Das ist es.“

Er drosselte die Geschwindigkeit, als er zwischen den Bäumen zu seiner Rechten endlich den gut zwei Meter hohen Metallzaun entdeckte.

„Was? Das Ding da? Diese… Ruine?“

Ja, das musste es sein.

Er hatte schon so viel darüber gelesen, dass eigentlich kein Zweifel bestand. Dennoch wollte er sichergehen und fuhr noch ein paar Meter im Schritttempo den Zaun entlang. Auf Höhe eines beeindruckend großen Tores verließ er die Straße und brachte den Wagen auf einem kleinen Vorplatz, unmittelbar vor dem eisernen Tor, zum Stehen. Er stellte den Motor ab und betrachtete eine Weile das zurückversetzt auf einem weitläufigen Grundstück liegende Gebäude.

Aus dieser Entfernung erweckte es überhaupt nicht den Anschein, verlassen zu sein. Nur wenn er sehr genau hinschaute, glaubte er, die mit Brettern vernagelten Fenster im Erdgeschoss erkennen zu können.

Es sah exakt so aus, wie er es nach den Beschreibungen im Internet erwartet hatte.

„Das ist nicht dein Ernst, oder?“

Ohne ihr weitere Beachtung zu schenken, verließ er den Wagen und schlenderte dem Tor entgegen. Scheinbar beiläufig sah er sich um.

Niemand zu sehen.

Die beiden gewaltigen Flügel waren mit Rost überzogen, aber alles in allem machte das Ding noch einen recht stabilen Eindruck. Im hohen Gras entdeckte er eine schwere Eisenkette und ein Vorhängeschloss.

Der Bügel war durchtrennt.

Bolzenschneider, vermutete er.

Wenn er sich tatsächlich für dieses Gebäude entschied, musste er umgehend ein neues Schloss anbringen.

Er betrachtete ein verwittertes Schild, das neben dem Tor an einem der Betonpfeiler des Zauns montiert worden war.

Auf dem Schild standen zwei Namen.

Sein eigener – und der Name einer Frau. Ihr Name.

Die großen Buchstaben tanzten vor seinen Augen, verschwammen dann völlig, um sich schließlich wieder in ihre wohl seit ewigen Zeiten angestammte Position zu begeben.

Zu verkaufen.

Interessenten werden gebeten, sich bei der Stadtverwaltung zu melden.

Es folgte eine völlig verwitterte und trotz Adams stark ausgeprägter Fantasie nicht mehr zu entziffernde Telefonnummer.

„Dann wollen wir uns den alten Kasten doch mal näher ansehen. Was meinst du?“

„Unbedingt. Lass uns reingehen. Ich bin echt gespannt. Ich wollte schon immer in einer runtergekommenen Schlossruine wohnen.“

Adam verdrehte die Augen, obwohl sie ihm natürlich nicht wirklich geantwortet hatte.

In Wirklichkeit war sie ja nicht einmal hier.

Und die Polizei hatte nicht die geringste Spur. Seit nunmehr drei Tagen galt sie als vermisst.

Die Frau, für die er dieses Schloss gesucht und – so wie es aussah – gefunden hatte.

Er dachte zurück an den Tag, an dem sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Das Wetter war fürchterlich gewesen. Zwei Tage am Stück hatte es unentwegt wie aus Kübeln gegossen. Der Regen troff aus ihren langen Haaren, als sich ihre Blicke trafen. Sie hatte keinen Schirm bei sich, so dass ihre Kleider völlig durchnässt an ihrem Körper klebten.

Miss wet T-Shirt.

Sie sah einfach umwerfend aus, wie sie, zitternd vor Kälte, dastand und ihn ansah. Ihr Blick bettelte förmlich um Hilfe und er war ihm sofort erlegen.

Am liebsten hätte er sie gleich auf der Stelle flachgelegt.

Trotz ihrer physischen Abwesenheit freute er sich über ihre Zustimmung im Geiste und lehnte sich vorsichtig gegen den rechten Torflügel. Knarrend gab er nach und glitt, von einem unangenehmen Quietschen begleitet, nach innen.

Er folgte der lang gezogenen Einfahrt über das Grundstück. Kiefernzapfen und vertrocknete Äste knackten bei jedem Schritt verräterisch unter seinen Schuhen.

„Früher war das bestimmt ein richtiger Schlosspark. Wirklich beeindruckend. Und jammerschade, dass alles so heruntergekommen ist. Auf der anderen Seite ist es für unsere Zwecke sicherlich kein Nachteil, dass sich schon ewig niemand mehr für diesen Prachtbau interessiert hat. Was meinst du?“

„Wenn du das sagst“, antwortete die Stimme einsilbig und verfiel wieder in Schweigen.

Als er die Eingangspforte des Schlosses erreicht hatte, betrachtete er die mit Brettern vernagelten Fenster und rüttelte an der schwer anmutenden Holztür.

Alles dicht.

Hier kam niemand ohne entsprechende Werkzeuge rein. Jemand hatte sich offenbar große Mühe gegeben, unerwünschte Besucher aus dem Gebäude fernzuhalten. Lediglich die Fenster in der ersten Etage waren nicht verbarrikadiert worden. Adam konnte einige zerbrochene Fensterscheiben sehen.

Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken und er sah sich unwillkürlich um. Natürlich war es albern, aber plötzlich hatte er das Gefühl, das alte Gebäude beobachte ihn mit seinen leeren, blinden Fenstern.

„Vielleicht will es gar nicht, dass wir hineingehen und es uns ansehen?“, meldete sich die Stimme wieder.