Выбрать главу

Denes und Nenophar legten den Weg in einer herrlichen Sänfte zurück, die mit hohen Rückenlehnen und einem Bänkchen ausgestattet war, auf das sie ihre Füße legten. Geschnitzte Armlehnen begünstigten das Wohlgefühl und die Anmut der Haltung. Ein Himmel schützte sie vor Wind und Staub, zwei Schirmträger vor der bisweilen gleißenden Helligkeit des Abendlichts. Vierzig Träger eilten unter den Blicken der Gaffer vorwärts. Die Tragstäbe waren derart lang und die Zahl der Beine derart hoch, daß man das Ganze den »Tausendfüßer« nannte; und zu alledem sangen die Diener: »Wir mögen die Sänfte lieber voll denn leer«, wobei sie wohl an die hohe Entlohnung dachten, die sie als Gegenleistung für diese außergewöhnliche Mühsal einstrichen.

Andere zu blenden rechtfertigte die Ausgabe. Denes und Nenophar stachelten die Begehrlichkeit der um Bel-ter-an und Silkis versammelten Runde an. Seit Menschengedenken hatte man in Memphis keine so schöne Sänfte gesehen. Denes wischte die Schmeicheleien mit dem Handrücken beiseite, und Nenophar beklagte das Fehlen von Vergoldungen.

Zwei Mundschenke boten den Geladenen Bier und Wein an; alles, was Rang und Namen in der Memphiter Welt des Handels besaß, feierte Bel-ter-ans Aufnahme in den engen Kreis der Männer von Macht. Nun war es an ihm, die halb geöffnete Tür aufzustoßen und seine Fähigkeiten dadurch zu beweisen, daß er endgültig Fuß faßte. Denes’ und seiner Gemahlin Urteil würde dabei ein beachtliches Gewicht haben; niemand war zu den Besten der Kaufleute aufgestiegen ohne ihre Billigung. Fahrig begrüßte Bel-ter-an sogleich die Neuankömmlinge und stellte ihnen Silkis vor, der befohlen worden war, den Mund nicht zu öffnen. Nenophar musterte sie verächtlich. Denes betrachtete sich die Räumlichkeiten. »Lager oder Verkaufsstelle?«

»Beides«, antwortete Bel-ter-an. »Sofern alles gut verläuft, werde ich mich ausweiten und die beiden Geschäftszweige trennen.«

»Ehrgeiziges Vorhaben.«

»Sollte es Euch mißfallen?«

»Gefräßigkeit gehört nicht zu den händlerischen Tugenden. Fürchtet Ihr keine Verdauungsstörungen?«

»Ich erfreue mich einer ausgezeichneten Eßlust und verdaue mit Leichtigkeit.«

Nenophar fand die Unterhaltung belanglos und zog es vor, mit einigen alten Freunden zu plaudern. Ihr Gemahl begriff, daß sie ihr Urteil bereits gefällt hatte; Bel-ter-an schien ihr ein unangenehmer, streitbarer und haltloser Mensch. Seine ehrgeizigen Absichten zerbröckelten wie schlechter Kalk. Denes maß seinen Gastgeber. »Memphis ist eine weniger zugängliche Stadt, als es den Anschein hat; denkt daran. Auf Eurem Besitz im Delta herrschtet Ihr ungeteilt. Hier werdet Ihr die Unbilden einer großen Stadt erleiden, und Ihr werdet Euch in unnötigem rastlosem Treiben verschleißen.«

»Ihr seht recht schwarz.«

»Folgt meinem Rat, werter Freund. Jeder Mann hat seine Grenzen, überschreitet die Euren nicht.«

»Um aufrichtig zu sein, kenne ich sie noch nicht; deshalb auch erregt diese Erfahrung mich so leidenschaftlich.«

»Mehrere seit langem in Memphis niedergelassene Hersteller und Händler von Papyrus geben allen Anlaß zur Zufriedenheit.«

»Ich werde mich bemühen, sie dadurch zu erstaunen, daß ich Erzeugnisse von besserer Beschaffenheit anbiete.«

»Ist das nicht Großsprecherei?«

»Ich vertraue zuversichtlich auf meine Arbeit, und ich verstehe Eure … Warnung nicht ganz.«

»Ich denke lediglich an Euer Wohl. Nehmt die Wirklichkeit an, und Ihr werdet Euch etliche Verdrießlichkeiten ersparen.«

»Solltet Ihr Euch nicht mit den Euren bescheiden?« Denes’ schmale Lippen wurden weiß. »Werdet deutlicher.«

Bel-ter-an zog den Gurt seines langen Schurzes enger, der zu rutschen neigte.

»Ich habe von Rechtsverletzungen und Verfahren reden hören. Eure Unternehmungen besitzen kein so anziehendes Gesicht mehr wie ehedem.« Der Ton wurde lauter. Die Geladenen horchten auf. »Eure Anschuldigungen sind verletzend und unrichtig. Der Name Denes wird in ganz Ägypten geachtet, der Name Bel-ter-an ist jedoch unbekannt.«

»Die Zeiten ändern sich.«

»Euer Geschwätz und Eure Verleumdungen verdienen nicht einmal eine Antwort.«

»Was ich zu sagen habe, das verkünde ich in aller Öffentlichkeit. Die Anspielungen und den Schwarzhandel überlasse ich den anderen.«

»Bezichtigt Ihr mich etwa?«

»Fühlt Ihr Euch etwa schuldig?« Dame Nenophar nahm ihren Gemahl am Arm. »Wir haben uns lange genug aufgehalten.«

»Seid vorsichtig«, empfahl Denes. »Eine schlechte Ernte, und Ihr seid vernichtet.«

»Meine Vorsichtsmaßnahmen sind getroffen.«

»Eure Träume sind nichts als Hirngespinste.«

»Könntet Ihr nicht mein erster Kunde sein? Ich würde eine Auswahl von Erzeugnissen vorbereiten und Euch Preise nach Eurem Belieben machen.«

»Ich denke darüber nach.«

Die Versammlung war gespalten. Denes hatte zahlreiche Trugbilder weggewischt, doch Bel-ter-an schien sich seiner Stärke gewiß. Der Zweikampf versprach spannend zu werden.

28. Kapitel

Über eine Woche jagte Heerführer Aschers Sondereinheit vergebens die letzten Aufrührer. Da er das Gebiet als befriedet erachtete, gab der hohe Krieger schließlich Befehl zum Rückzug. Sethis Streitwagen fuhr auf einem schwierigen Weg an einer Felswand entlang. Einen Bogenschützen an seiner Seite, hüllte Sethi sich mit düsterer Miene in Schweigen und richtete seine Aufmerksamkeit ganz auf das Lenken des Gefährts. Panther kam eine besondere Vergünstigung zugute; im Gegensatz zu den anderen Gefangenen, die zum Gewaltmarsch verdammt waren, saß sie auf dem Rücken eines Esels. Ascher hatte dieses Vorrecht dem Helden des nun endenden Feldzuges gewährt, und niemand fand dagegen etwas einzuwenden.

Die Libyerin, die in Sethis Zelt schlief, war von der Verwandlung des jungen Mannes verblüfft. Er, der für gewöhnlich so feurig und überströmend war, verschloß sich in einer sonderbaren Traurigkeit. Als sie es nicht länger ertrug, wollte sie den Grund hierfür wissen.

»Du bist ein Held, du wirst gefeiert und reich werden, und du gleichst einem Besiegten! Erkläre es mir.«

»Eine Gefangene hat nichts zu verlangen.«

»Ich werde dich mein ganzes Leben lang bekämpfen, sofern du überhaupt in der Lage bist, dich zu wehren. Solltest du den Geschmack am Leben verloren haben?«

»Schluck deine Fragen und schweig.« Panther schlüpfte aus ihrem Kleid. Nackt warf sie ihr goldenes Haar zurück und begann, träge zu tanzen, sich so geschmeidig um sich selbst zu drehen, daß sie alle Reize ihres Körpers zur Geltung brachte. Ihre Hände beschrieben Kreise, streiften sacht ihre Brüste, ihre Hüften, ihre Schenkel. Schlängelnd bewegte sie sich mit der angeborenen Geschmeidigkeit der Frauen ihres Volkes. Als sie sich ihm katzenartig näherte, rührte er sich nicht. Sie knotete seinen Schurz auf, küßte seinen Oberkörper und legte sich auf ihn. Mit Freuden stellte sie fest, daß die Kraft des Helden nicht verschwunden war. Obwohl er sich dagegen wehrte, spürte er Verlangen nach ihr. Sie glitt an ihm hinab und erregte ihn mit ihren heißen Lippen.

»Welches wird mein Los sein?«

»In Ägypten bist du frei.«

»Wirst du mich nicht bei dir behalten?«

»Ein einziger Mann wird dir nicht genügen.«