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Der Commodore Urrican, Hermann Titbury und John Milner als Bevollmächtigter Tom Crabbe’s, die sich von ihren Rechtsanwälten hatten aufhetzen lassen, verkündeten öffentlich, daß sie den Testamentsvollstrecker des Verstorbenen verklagen würden. Die Journale, von denen sie während des Matches unterstützt worden waren, stellten sich auch jetzt auf ihre Seite. In der »Tribune« erschien von Harris T. Kymbale ein geharnischter Artikel gegen X. K. Z., dessen Existenz man überhaupt abzuleugnen anfing, und der »Chicago Herald«, der »Chicago Inter-Ocean«, der »Daily New Record«, die »Chicago Mail« und die »Freie Presse« traten mit unglaublicher Heftigkeit für die Sache der Partner ein. Ganz Amerika gerieth über die neue Wendung der Dinge in Feuer und Flamme. Es war jaz. B. auch unthunlich, die Sache bezüglich der Einsätze zu ordnen, so lange die Identität des Siegers nicht unbestreitbar festgestellt war. Darüber herrschte nur eine einzige Meinung und man erörterte bereits eine Riesenkundgebung durch ein Meeting im Auditorium. Wenn X. K. Z. sich nicht nach Verlauf von… einstellte, sollte Meister Tornbrock das Auswürfeln wieder anfangen. Tom Crabbe, Hermann Titbury, Harris T. Kymbale und der Commodore Urrican, ja selbst Jovita Foley, wenn sie an Stelle Lissy Wag’s eintreten dürfte, erklärten sich bereit, sofort nach jedem beliebigen Staate der Conföderation, wohin das Los sie auch schickte, abzureisen.

Die Aufregung der Menge erreichte einen solchen Grad, daß die Behörden sich endlich einmischen mußten, vorzüglich in Chicago. Sie mußten hier den Mitgliedern des Excentric Club und dem Notar, dem man alle Schuld zuschrieb, einen persönlichen Schutz gewähren.

Da ereignete sich am 15. Juli, drei Wochen nach dem letzten Würfeln, durch das der Mann mit der Maske Sieger geworden war, ein ganz unerwarteter Zwischenfall.

Am genannten Tage, um zehn Uhr siebzehn Minuten vormittags, verbreitete sich mit Blitzesschnelle das Gerücht, daß auf dem Oakswoodssriedhofe die Glocke auf dem Mausoleum William I. Hypperbone’s unausgesetzt und mit aller Macht läute.

Fünfzehntes Capitel.

Die letzte Excentricität.

Man vermag sich gar nicht vorzustellen, mit welcher Schnelligkeit diese Neuigkeit sich verbreitete. Hätte jedes Haus von Chicago in telephonischer Verbindung mit dem Friedhofswächter der Oakswoods gestanden, die siebzehnhunderttausend Bewohner der Hauptstadt von Illinois wären über das seltsame Vorkommniß auch nicht eher und gleichzeitiger unterrichtet gewesen.

Binnen wenigen Minuten war der Friedhof von der Bevölkerung aus der Nachbarschaft schon gestürmt. Bald darauf drängte die Volksmenge von überallher nach. Eine halbe Stunde später war vom Washingtonpark aus der Verkehr überhaupt gänzlich unterbrochen. Der sofort benachrichtigte Gouverneur des Staates, John Hamilton, sandte starke Milizabtheilungen, die nur mit Mühe in den Friedhof eindringen konnten und daraus wenigstens so viele Leute verjagten, daß der Eingang dazu frei blieb.

Und immer noch läutete die Glocke auf dem prächtigen Grabdenkmale William I. Hypperbone’s weiter.

Natürlich waren Georges B. Higginbotham, der Vorsitzende des Excentric Club und seine Collegen, sowie der Notar Tornbrock als erste in der Umwallung des Friedhofes eingetroffen. Doch wie hatten sie die ungeheuere wogende Volksmenge überholen können, wenn sie nicht etwa schon vorher von der Sache benachrichtigt worden waren? Jedenfalls befanden sie sich hier schon seit den ersten Schlägen der Glocke, die der Friedhofswächter der Oakswoods in Bewegung setzte.

Eine halbe Stunde später erschienen die sechs Partner des Match Hypperbone. Daß der Commodore Urrican, Tom Crabbe im Schlepptau John Milner’s, Hermann Titbury, gedrängt von Frau Titbury, und Harris T. Kymbale sich beeilt hatten, hierherzukommen, dürfte niemand wundernehmen. Wenn sich aber auch Max Real nebst Lissy Wag und Jovita Foley hier einfanden, lag das daran, daß letztere die anderen so dringend darum ersucht hatte, daß diese ihr endlich nachgeben mußten.

Jetzt standen also alle Partner vor dem Mausoleum, das von einer dreifachen Reihe jener Milizen bewacht wurde, die die beiden Freundinnen, die eine als Oberst, die andere als Oberstlieutenant zu befehligen berechtigt gewesen wären… der Gouverneur des Staates hatte sie ja erst unlängst mit diesen Chargen betraut.

Endlich schwieg die Glocke und das Thor des Grabdenkmals that sich weit auf. Die innere Halle erglänzte im blendenden Scheine der elektrischen Lampen und der Kronleuchter an der Deckenwölbung. Zwischen den Lampenständern erhob sich der prunkvolle Katafalk ganz wie vor dreiundeinhalb Monaten, als die Pforten sich nach Beendigung der Trauerfeierlichkeit, an der sich damals die ganze Stadt betheiligte, geschlossen worden waren.

Der Excentric Club, sein Vorsitzender an der Spitze, betrat die Halle. Der Meister Tornbrock in schwarzer Kleidung mit weißer Cravatte und der unvermeidlichen Aluminiumbrille folgte den Herren nach. Ihnen schlossen sich die sechs Partner und so viele Zuschauer an, als der große Raum nur aufnehmen konnte. Tiefes Schweigen herrschte innerhalb und außerhalb des Bauwerkes – der Beweis einer ebenso tiefen Erregung – und Jovita Foley war gewiß nicht die gleichgiltigste unter den Anwesenden. Man erwartete ahnungsvoll die Lösung des seit dem Würfeln am 24. Juni vergeblich beanstandeten Räthsels… die Lösung durch die Nennung eines Namens, des Namens des Siegers im Match Hypperbone. Es war um elf Uhr drei Minuten, als im Innern der Halle ein gewisses Geräusch entstand. Das kam von dem Katafalke her, von dem die kostbare Decke, wie von unsichtbarer Hand weggezogen, zu Boden glitt.

Und jetzt… welches Wunder! – Lissy Wag klammerte sich fester an Max Real’s Arm – erhob sich der Deckel des Sarges und der darin liegende Körper richtete sich empor. Da stand ein Mann vor der Versammlung, lebendig, durch und durch lebendig, und dieser Mann war kein anderer als… der Verstorbene, als William I. Hypperbone!

»Herr mein Gott!« stieß Jovita Foley hervor, und ihr Aufschrei wurde von Lissy Wag und Max Real vernommen, trotz des betäubenden Lärmens des Erstaunens, der sich aus der gesammten Zuschauermenge erhob.

»Das ist ja der ehrwürdige Herr Humphry Weldon!« setzte sie, die Arme ausstreckend, hinzu.

Ja, der ehrwürdige Humphry Weldon, doch in weniger ehrwürdigem Alter, als gelegentlich seines Besuches bei Lissy Wag. Dieser Herr und William I. Hypperbone waren ein und dieselbe Person… Wir lassen hier auszugsweise den Bericht folgen, den die Zeitungen der ganzen Welt brachten, und der alles erklärte, was bei diesem wunderbaren Abenteuer unerklärlich erschien.

Am 1. April und in dem Hôtel der Mohawk Street war es gewesen, wo William I. Hypperbone während einer Partie des Edlen Gänsespieles von einer heftigen Congestion befallen worden war. Nach seinem Hôtel in der La Salle Street gebracht, starb er dort nach wenigen Stunden oder wurde wenigstens von den herbeigeholten Aerzten für todt erklärt.

Trotz der Aussage von »Sachverständigen« befand sich William I. Hypperbone aber nur in einem kataleptischen Zustande, freilich völlig mit dem Aussehen eines Mannes, der das Zeitliche gesegnet hat. Es war ein Glück für ihn, in seinem Testamente nicht bestimmt zu haben, daß er einbalsamiert werden sollte, denn wenn das einmal geschehen war, kam er gewiß nicht wieder zur Besinnung. Da sieht man’s ja, wenn ein Mensch einmal Glück haben soll…

Das prachtvolle Begräbniß ging in der uns bekannten Weise vor sich; danach schlossen sich am 3. April die Thüren des Mausoleums für das hervorragendste Mitglied des Excentric Club.

Am Abend aber, als der Wärter eben die letzten Lampen in der Halle löschen wollte, hörte er, wie sich etwas im Innern des Katafalks bewegte. Schwache Seufzer drangen daraus hervor und eine halb erstickte Stimme rief nach ihm. Der Wärter verlor den Kopf darüber nicht. Er holte eiligst seine Werkzeuge, schraubte den Sargdeckel auf, und das erste Wort des aus seinem lethargischen Schlummer erwachten William I. Hypperbone lautete: