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Regencape ausgezogen. Soviel Mühe sich die Moskitos auch gaben, dessen Kunststoff konnten sie nicht durchdringen.

Etwa eine Stunde vor Mitternacht klarte der Himmel ein wenig auf, doch war vom Mond nichts zu sehen. Der Fluss schaukelte das Boot sacht. Jevy bot sich an, die erste Wache zu halten, und Nate versuchte, eine Stellung zu finden, in der er ein wenig dösen konnte. Er legte den Kopf auf das Zelt und streckte die Beine aus. Dabei entstand ein kleiner Spalt in seinem Cape, und sogleich stürzten sich ein Dutzend Moskitos darauf, um ihm Blut aus der Seite zu zapfen. Irgend etwas platschte im Wasser, vielleicht ein Reptil. Das kleine Aluminiumboot war nicht dafür geschaffen, dass sich jemand darin ausstreckte.

Von Schlaf konnte keine Rede sein.

FÜNFUNDZWANZIG

Flowe, Zadel und Theishen, die drei Psychiater, die erst vor wenigen Wochen Troy Phelan untersucht und sowohl auf dem Videoband als auch später in langen eidesstattlichen Erklärungen die einhellige Meinung vertreten hatten, dass er bei klarem Verstand gewesen sei, wurden entlassen. Nicht nur das, die Phelan-Anwälte stellten sie als Spinner hin, wenn nicht gar als Irre.

Neue Psychiater wurden gefunden. Den ersten verpflichtete Hark für einen Stundensatz von dreihundert Dollar. Er hatte ihn in einer Zeitschrift für Prozessanwälte entdeckt, deren Kleinanzeigen Spezialisten für alle Dienstleistungen von Abschleppunternehmen bis hin zu Zytologen anboten. Es handelte sich um einen gewissen Dr. Sabo, der seine Praxis aufgegeben hatte und jetzt bereit war, sein Zeugnis zu verkaufen. Schon ein kurzer Blick auf Mr. Phelans Verhalten veranlasste ihn zu der vorläufigen Ansicht, dieser Mann sei eindeutig nicht testierfähig gewesen. Wer sich von einem Hochhaus stürze, sei offenkundig nicht bei klarem Verstand, und wer einer ihm selbst unbekannten Erbin ein Vermögen von elf Milliarden Dollar hinterlasse, müsse auf jeden Fall geistesgestört sein. Sabo war mit Begeisterung bereit, am Fall Phelan mitzuarbeiten. Das Urteil seiner drei Fachkollegen zurückzuweisen, betrachtete er als Herausforderung. Auch lockte ihn die Aussicht, dass der Fall in der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit erregen würde - er war noch nie in einem berühmten Prozess aufgetreten. Außerdem würde er sich von seinem Honorar eine Ostasienreise leisten können.

Alle Phelan-Anwälte gaben sich die größte Mühe zu erreichen, dass das Gutachten von Flowe, Zadel und Theishen widerlegt wurde. Die einzige Möglichkeit, deren Glaubwürdigkeit zu erschüttern, bestand darin, andere Fachleute zu finden, die eine abweichende Meinung vertraten.

Da die Erben keinesfalls imstande sein würden, die hohen monatlichen Honorarrechnungen zu bezahlen, die auflaufen würden, erklärten sich ihre Anwälte entgegenkommenderweise bereit, die Dinge zu vereinfachen, indem sie sich prozentual am Ergebnis beteiligten, und so wurden statt der exorbitanten Stundensätze Erfolgshonorare vereinbart. Das Beteiligungsverhältnis war atemberaubend, wenn auch keine Kanzlei je nach außen dringen lassen würde, wie viel Prozent sie berechnete. Hark wollte ursprünglich vierzig, doch als ihm Rex Habgier vorwarf, einigten sie sich schließlich auf fünfundzwanzig. So viel quetschte auch Grit aus Mary ROSS Phelan Jackman heraus.

Eindeutiger Sieger blieb der Straßenkämpfer Wally Bright, der von Libbigail und Spike die Hälfte dessen verlangte, was sie bekommen würden.

Im allgemeinen Durcheinander, das herrschte, bevor die Phelan-Erben ihre Anfechtungsklage einreichten, fragte sich keiner von ihnen, ob sie richtig handelten. Sie vertrauten ihren Anwälten. Schließlich ging es um schwindelerregend hohe Summen. Da konnte es sich niemand leisten zurückzustehen.

Da Hark von allen Phelan-Anwälten am meisten in Erscheinung getreten war, erweckte er die Aufmerksamkeit von Troys langjährigem Faktotum Snead. In der Zeit nach dem Selbstmord hatte niemand einen Gedanken an Snead verschwendet; er war beim allgemeinen Wettrennen zum Gericht einfach vergessen worden, und sein Beschäftigungsverhältnis war durch das Ableben seines Arbeitgebers beendet. Er hatte während der Verlesung des Testaments im Gerichtssaal gesessen, hinter einer Sonnenbrille versteckt, damit ihn niemand erkannte. Trä-nenüberströmt war er gegangen.

Er hasste die Phelan-Kinder, weil Troy sie gehasst hatte. Im Laufe der Jahre hatte Snead allerlei unangenehme Aufträge erledigen müssen, um unnötigen Ärger mit seinen Angehörigen von Troy fernzuhalten. Er hatte für Abtreibungen gesorgt und Polizeibeamte bestochen, wenn die Jungen mit Drogen erwischt wurden. Er hatte die Ehefrauen belegen, damit die Beziehung zur jeweiligen Geliebten nicht offenbar wurde - und als sie dann selbst Ehefrauen wurden, hatte der arme Snead auch sie belügen müssen, um zu verhindern, dass etwas über die neuen Freundinnen bekannt wurde.

Zum John für seine unermüdlichen Bemühungen hatten ihn Troys Kinder und Ehefrauen als schwul beschimpft, und nun hatte ihm Mr. Phelan trotz seiner treuen Dienste nichts hinterlassen. Nicht einen Cent. Zwar war er für seine Arbeit jeweils gut bezahlt worden und hatte etwas Geld angelegt, aber nicht genug, um davon leben zu können. Er hatte sich im Dienst für seinen Herrn verzehrt und aufgeopfert. Ein normales Privatleben war ihm versagt geblieben, weil Mr. Phelan von ihm erwartet hatte, dass er zu jeder Stunde des Tages verfügbar war. So hatte er weder eine Familie gründen können, noch besaß er wirkliche Freunde.

Mr. Phelan war alles für Snead gewesen, sein Freund, sein Vertrauter, der einzige Mensch, auf den er sich hatte verlassen können.

Im Laufe der Jahre hatte der Alte so manches Mal versprochen, sich um seine Zukunft zu kümmern. Snead wusste mit Sicherheit, dass er in einem früheren Testament namentlich aufgeführt war. Mit eigenen Augen hatte er das Dokument gesehen, in dem es hieß, er werde bei Mr. Phelans Tod eine Million erben. Damals hatte sich Troys Vermögen auf drei Milliarden netto belaufen, und Snead wusste noch, wie ihm der Gedanke gekommen war, dass eine Million im Vergleich dazu eigentlich sehr wenig war. Als der Reichtum des Alten immer mehr zunahm, hatte Snead angenommen, auch sein Anteil werde mit jedem Testament anwachsen.

Gelegentlich hatte er sich nach dem Stand der Dinge erkundigt, seiner festen Überzeugung nach unauffällig, zurückhaltend und im richtigen Augenblick. Aber jedesmal hatte Mr. Phelan ihn beschimpft und gedroht, ihn vollständig zu übergehen. »Sie sind genauso schlimm wie meine Kinder«, hatte er gesagt, was den armen Snead tief getroffen hatte.

Auf die eine oder andere Weise hatte sich die ihm einst zugedachte Million also in nichts aufgelöst, und das verbitterte ihn. Ihm würde keine andere Wahl bleiben, als sich auf die Seite seiner Feinde zu schlagen.

Er fand die neue Kanzlei mit dem Schild Hark Gettys & Partner nahe dem Dupont Circle. Die Dame am Empfang teilte ihm mit, Mr. Gettys habe viel zu tun. »Ich auch«, gab Snead grob zurück. Wegen seiner ständigen Nähe zu Troy hatte er den größten Teil seines Lebens mit Anwälten zu tun gehabt. Sie hatten immer viel zu tun. »Geben Sie ihm das hier«, sagte er und händigte ihr einen Umschlag aus. »Es ist dringend. Ich warte zehn Minuten da drüben. Wenn bis dahin nichts passiert ist, gehe ich zur nächsten Kanzlei.«

Snead setzte sich und sah sich um. Den Boden bedeckte billige neue Auslegeware. Nach kurzem Zögern verschwand die Empfangsdame durch eine Tür. Der Umschlag enthielt einen Bogen Papier mit der handschriftlichen Mitteilung: »Ich habe dreißig Jahre lang für Troy Phelan gearbeitet. Ich weiß alles. Malcolm Snead.«

Mit diesem Blatt in der Hand kam Hark, von der Empfangsdame gefolgt, praktisch im Laufschritt aus einem der umliegenden Büroräume. Er lächelte töricht, als ob er Snead mit Freundlichkeit beeindrucken könnte. Hark bat Snead, ihm in sein Büro zu folgen. Dieser lehnte den angebotenen Kaffee ebenso ab wie Tee, Wasser oder Cola. Hark warf die Tür ins Schloss.