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»Das stimmt nicht, Skar. Wenn es in -«

»Jedenfalls hat sie es in Kauf genommen, daß wir sterben«, fuhr Skar ungerührt fort. »Ich gebe zu, daß wir in deiner Schuld stehen. Ohne deine Heilkräuter und das Wasser wären wir umgekommen. Gowenna zumindest. Und jetzt seid ihr plötzlich daran interessiert, uns lebend in die Hände zu bekommen? Woher kommt dieser plötzliche Sinneswandel?«

Tantor zuckte die Schultern. »Wer sagt dir, daß es so ist?« fragte er lauernd.

»Die Anwesenheit von zwei Dutzend Kriegern und einem häßlichen Gnom«, gab Skar ruhig zurück. »Um uns zu töten, hätten ein paar Bogenschützen gereicht. Oder diese Kreaturen. Was waren das für Bestien?«

Tantor überging den letzten Teil der Frage. »Nimm an, uns ist wirklich daran gelegen, euch lebend in die Hände zu bekommen«, sagte er. »Und nimm weiter an, daß ich noch immer dein Freund bin.«

»Wenn du mein Freund bist«, sagte Skar ernsthaft, »dann danke ich den Göttern, daß ich meine Feinde noch nicht kennengelernt habe.«

Tantor schnitt eine Grimasse, beugte sich vor und deutete mit einem seiner spitzen Spinnenfinger auf Skars Brust, als wolle er ihn aufspießen. »Du bist entschieden nicht in der Lage, Scherze zu treiben, Satai«, sagte er ruhig. »Und mir kommen allmählich Zweifel, ob es Sinn hat, meine Zeit mit dir zu verschwenden.«

»Verzeiht, großer Meister«, sagte Skar mit übertrieben gespielter Zerknirschung. »Ich gelobe, es nie wieder zu tun.«

Tantor maß ihn mit einem wütenden Blick, ging aber nicht weiter auf seine Worte ein. »Hör mir zu, Satai«, sagte er. »Hör mir einfach nur zu und entscheide dich später. Auch, wenn du es anscheinend nicht begreifen willst, aber ich bin dein Freund. Oder - wenn dir das Wort lieber ist - dein Verbündeter. Wir beide stehen nämlich auf der gleichen Seite.«

»O ja«, sagte Skar spöttisch. »Auf der richtigen, nicht?«

Zwischen Tantors Brauen entstand eine steile Falte. »Ich habe einmal versucht, euch zu helfen, Skar«, fuhr er unbeeindruckt fort, »und das, was geschehen ist, sollte mich lehren, es nicht wieder zu tun. Aber ich werde es trotzdem versuchen.« Er brach ab, sah sich mit einem raschen Blick nach beiden Seiten um, als hätte er plötzlich Angst, belauscht zu werden, und fuhr, rascher und mit gesenkter Stimme, fort: »Ich will dir sagen, warum wir strengen Befehl hatten, dich lebend zu fangen, Skar. Weil wir dich brauchen. Weil Vela dich braucht.«

Skars Blick verdüsterte sich. »Wozu?« erwiderte er. »Sie hat doch schon einen Satai. Oder ist ihr Del nicht mehr gut genug?« Tantor machte ein ungeduldige Handbewegung. »Hör endlich auf, Skar. Die Zeit wird knapp, und vielleicht ist dies das letzte Mal, daß ich allein mit dir reden kann. Sie hat einen Fehler begangen.«

»Ja«, stimmte Skar zu. »Sie hätte mich wirklich vergiften sollen.«

»Der Stein der Macht«, fuhr Tantor, der nun offenbar beschlossen hatte, Skars verletzenden Spott zu ignorieren, fort, »ist wertlos für sie.«

Skar war für einen Moment starr vor Überraschung.

»Jedenfalls so, wie es im Moment aussieht«, fügte Tantor nach einer angemessenen Pause hinzu.

»Wertlos?« fragte Skar verwirrt. »Was soll das heißen? Und warum erzählst du mir das?«

»Weil es offenbar die einzige Möglichkeit ist, dich zum Zuhören zu bewegen«, knurrte Tantor ungeduldig. »Ich weiß nicht warum, und ich glaube, nicht einmal Vela selbst weiß es genau, aber es sieht so aus, als wäre der Stein ohne dich nur ein wertloses Juwel. Wir brauchen dich, Skar.«

»Mich?«

»Dich oder einen Mann wie dich«, sagte Tantor ungeduldig. »Das bleibt sich gleich. Du bist sicher nicht der einzige Mensch auf Enwor, der die Macht hätte, den Stein zum Leben zu erwecken, aber wir haben nicht die Zeit, nach einem anderen zu suchen.«

»Ich weiß nicht, von welcher Macht du sprichst«, sagte Skar hilflos.

Tantor sah ihn sekundenlang durchdringend an. »Seltsam«, murmelte er. »aber ich glaube dir sogar. Trotzdem ist es so, wie ich sagte. Hat dir Gowenna nie erzählt, wie lange wir nach dir gesucht haben?«

Skar war versucht, nein zu sagen, nickte aber dann doch. »Das hat sie. Doch ich habe nicht begriffen, warum.«

»Wenn man dich reden hört, dann begreift man es wirklich nicht«, seufzte Tantor. »Und doch ist es so. Gowenna war vor dir in Combat, und vor und nach ihr waren andere da. Keiner ist dem Stein auch nur nahe gekommen. Keiner außer dir. Frag mich jetzt nicht, warum das so ist - ich weiß es nicht. Vela hat selbst vor mir Geheimnisse, wenn auch lange nicht so viele, wie sie selbst annimmt.«

»Aber ich habe diesen verdammten Kiesel geholt!« begehrte Skar auf. »Sie hat, was sie will! Warum läßt sie Del und mich nicht ziehen?«

»Sie hat es eben nicht«, sagte Tantor niedergeschlagen. »Du hast diesen Stein geholt, Skar. Combat hat dir seinen Schatz anvertraut, und so, wie die Dinge liegen, bist du der einzige, der seine Macht wecken kann. Sie braucht dich. Dich oder die Kraft, die in dir schlummert.«

Die Kraft, die in dir schlummert... Skar lauschte in sich hinein, aber da war nichts. Sein Dunkler Bruder war noch da, ständig wach jetzt, aber nicht aktiv. Konnte es das sein, wovon Tantor sprach - dieses unselige, böse Ding in ihm, das ganz nach Belieben Gewalt über seine Seele erlangte und ihn zum Killer werden ließ, zu einem Ding, vor dem er sich selbst fürchtete? Unsinn.

»Und du glaubst, ich wäre in der Lage, all das zu tun, was ihr von mir verlangt?« fragte er schwerfällig.

»Es ist unsere letzte Hoffnung«, sagte Tantor ernsthaft. »Wenn nicht alles umsonst gewesen sein soll.«

»Selbst wenn es so wäre, was glaubst du, was ich täte, wenn ich den Stein der Macht in Händen hielte, Tantor? Hältst du Vela für so dumm, mir zu vertrauen, nach allem, was sie mir angetan hat?«

»Mit Sicherheit nicht«, antwortete Tantor. Er schien den Einwand erwartet zu haben. »Aber sie hat Mittel, dich gefügig zu machen. Del ist noch immer in ihrer Gewalt.«

Skar schwieg einen Moment. »Du kennst uns Satai nicht, wenn du dir einbildest, wir würden Rücksicht aufeinander nehmen«, sagte er dann. »Nicht, wenn so viel auf dem Spiel steht.«

Tantor seufzte erneut und rang in einer fast komisch anmutenden Geste die Hände. »Vielleicht kenne ich euch Satai wirklich nicht, aber ich kenne dich, Skar. Du bist kein Satai. Nicht wirklich.«

Skar wollte widersprechen, aber Tantor fuhr mit erhobener Stimme fort: »Sicher - du beherrscht die Kampfkünste eines Satai, du lebst wie ein Satai und denkst wie ein Satai. Aber das macht dich noch lange nicht zu einem Satai, ebensowenig, wie es Gowenna zu einer Errish macht, die Künste der Ehrwürdigen Frauen zu beherrschen. Wäre es, wie du sagst, so wärest du nicht hier. Ich weiß - du wirst jetzt sagen, du hättest dich nur zum Schein gefügt, um Velas Vorhaben zu durchkreuzen, nicht, weil du glaubtest, vergiftet zu sein oder Del in ihrer Gewalt zu wissen. Und du wirst sagen, daß du Gowenna nur begleitet hast, um zu verhindern, daß Vela mit dem Stein der Macht Unheil anrichtet. Humbug! Die hunderte Tage Frist, die du hattest, hätten mehr als nur ausgereicht, zum Berg der Götter zu reiten und den Rat der Satai zu alarmieren. Der Bund der Dreizehn hätte Mittel und Wege gefunden, Velas Pläne zu durchkreuzen. Du bist mitgekommen, weil Del dein Freund ist, weil du um sein Leben fürchtetest, und aus dem gleichen Grund hast du Gowenna in den Bergen nicht verlassen, sondern sie begleitet, hierher, obwohl du wußtest, was dich erwartet.« Er schwieg einen Moment, um seine Worte gebührend wirken zu lassen, lehnte sich dann zurück und redete leiser und in ruhigem Tonfall weiter: »Sie wird dich gefügig machen, auf die eine oder andere Weise, Skar, verlaß dich darauf. Sie braucht dich - mehr noch, sie will dich, und wenn ich jemals einen Menschen kennengelernt habe, der alles bekommt, was er will, so ist es Vela.«