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Als die Stimme verklungen war, sagte Breckenridge: »Sie erklären, daß sie unseren Anspruch nicht anerkennen und…«

Wharton brachte ihn mit einer ungeduldigen Geste zum Schweigen.

»Ich habe die Nachricht verstanden, Leutnant.«Er nahm selbst das Mikrophon auf und sagte langsam in Fawd: »Hier spricht Colonel Dean Wharton. Wenn Sie die Absicht haben, hier Sonnenbeobachtungen zu machen, so müssen Sie die Erlaubnis auf dem üblichen diplomatischen Weg einholen. Ich bin nicht befugt, eine Landung zu gestatten. Daher muß ich Sie auffordern…«

Er wurde durch eine Stimme aus dem Lautsprecher unterbrochen. »Eritomor — vor held d’chayku kon derinilak…«

Es waren die gleichen Worte, die der Sprecher der Halivanu zuvor gebraucht hatte. Wharton wartete, bis die Botschaft vorüber war und versuchte, sich wieder zum Wort zu melden, aber er hatte kaum den ersten Satz beendet, als die Stimme erneut zu sprechen begann.

»Eine Bandaufnahme«, murmelte Marshall. »Sie haben die Enden miteinander verbunden, so daß die gleiche Meldung unablässig wiederholt wird.«

»Nehmen wir sie eine Weile auf«, sagte Wharton.

Nach der zehnten Wiederholung, als es keinen Zweifel gab, daß Marshall recht hatte, gab er dem Funker ein Zeichen, das Gerät abzuschalten. Offensichtlich war durch ein gefunktes Ultimatum nichts zu erreichen. Die Halivanu wollten einfach nicht hören. Die einzige Möglichkeit, die noch blieb, bestand darin, einen Boten zu ihnen zu schicken, der das Ultimatum persönlich überbrachte. Wenn das auch erfolglos blieb…

Dann würden andere Schritte notwendig werden. »Geben Sie Alarm Rot«, befahl Wharton. »Es kann nicht schaden, wenn wir uns in Verteidigungszustand versetzen. Nur für den Fall…«

* * *

Die 37 Mann des Vorpostens Bartlett V hatten ihre Positionen eingenommen, ohne zu murren. Für die meisten von ihnen war eine Invasion durch ein fremdes Schiff eine willkommene Abweichung von der täglichen Routine. Niemand verbrachte gern seine Dienstzeit von drei Jahren auf einem leeren Planeten, der tausend Lichtjahre von der Heimat entfernt war.

Colonel Wharton dachte nicht daran, die Begeisterung zu teilen. Er war alt genug, um sich daran zu erinnern, was ein Krieg mit sich brachte. Als frischer Rekrut hatte er im Jahre 2716 am letzten Teil des Konfliktes zwischen Erde und Dormiran teilgenommen. Das lag hundert Jahre zurück, und seitdem hatte es keinen Krieg mehr gegeben. Da keiner seiner Untergebenen älter als neunzig Jahre war, war er der einzige, der sich die Schrecken eines bewaffneten Konflikts ausmalen konnte. Schiffe, die mitten im Weltraum wie Seifenblasen zerplatzten, ganze Kontinente, an denen die Methode der verbrannten Erde praktiziert wurde, eine ganze Generation junger Leute, die praktisch ausgelöscht wurde — nein, es gab nichts an einem Krieg, was erfreulich war. Aber vielleicht hatten hundert Jahre Frieden in der Milchstraße eine gefährliche Selbstzufriedenheit erzeugt, dachte Wharton. Sicher hätte kein fremdes Schiff im letzten Jahrhundert eine solche Landung gewagt. Wer hätte geglaubt, daß die Eindringlinge auf das Ultimatum eines Offiziers der Erdmacht in dieser Form reagieren würden?

Am unangenehmsten aber war, daß er die ganze Verantwortung allein trug. Die schnellste Subradiomeldung zur Erde würde einen Monat brauchen, ein weiterer Monat würde vergehen, bis die Antwort eintraf. Wenn er wartete, mochte die territoriale Integrität der Erde mehrfach verletzt worden sein. Also blieb die Verantwortung auf seinen Schultern. Wenn die Halivanu darauf bestanden, ihre Beobachtungen durchzuführen, konnte er zwischen zwei Möglichkeiten wählen. Es lag in seiner Macht, die Eindringlinge mit Waffengewalt zu vertreiben; dann bestand die Gefahr, daß er einen Krieg auslöste. Ließ er sie aber bleiben, so konnte das als offene Einladung an alle Welten aufgefaßt werden, sich in Zukunft über die Grenzen der Erde hinwegzusetzen. Es war keine beruhigende Wahl, vor die er gestellt war. Und es gab niemanden, zu dem er gehen konnte, um sich beraten zu lassen, wenn er von seinen eigenen Männern absah. Er würde die Entscheidung allein treffen müssen.

Breckenridge näherte sich, als Wharton die Umwandlung des Vorpostens in eine Festung beobachtete. Der Posten war gut bewaffnet, Wharton hatte Wert auf regelmäßigen Artilleriedrill gelegt. Aber in seinen kühnsten Träumen hätte er nicht daran gedacht, daß er auf dieser strategisch so unwichtigen Welt einmal einen Alarm Rot auslösen würde.

»Sir?«

»Was gibt es, Breckenridge?«

»Ich würde mich gern freiwillig melden, um den Halivanu Ihr Ultimatum zu übermitteln, Sir. Ich halte mich für den Mann, der am besten dazu geeignet ist.«

Wharton nickte. Insgeheim war seine Wahl schon auf Breckenridge gefallen.

»Angenommen, Captain. Smithson soll Ihnen gleich einen Jetschlitten bereitstellen. Sie rücken ab, sobald Sie Ihre Vorbereitungen getroffen haben.«

»Irgendwelche besonderen Instruktionen, Sir?«

»Fangen Sie mit der Wiederholung des Ultimatums an. Machen Sie ihnen klar, daß wir automatisch das Feuer eröffnen, wenn sie nicht in zwei Stunden den Planeten verlassen haben. Weisen Sie darauf hin, daß wir nicht anders handeln können und daß die Verantwortung für den eventuellen Ausbruch eines Krieges auf ihnen lastet.«

»Verstanden, Sir.«

»Gut. Toben Sie nicht, drohen Sie nicht — überzeugen Sie sie lediglich, daß uns die Hände gebunden sind. Verdammt, ich will nicht auf sie schießen, aber ich werde es tun, wenn es sein muß. Und es muß sein, wenn sie sich weigern, den Planeten zu verlassen. Sagen Sie ihnen, daß sie soviel Sonnenbeobachtungen machen können, wie sie wollen — mit der auf vorgeschriebenem Wege eingeholten Genehmigung.«

Breckenridge nickte. Auf seiner Stirn stand Schweiß. Er schien sich nicht sehr wohl in seiner Haut zu fühlen.

Wharton sagte: »Sie brauchen sich nicht freiwillig zu melden, Captain. Ich habe andere Männer, die ich schicken kann, wenn…«

»Es ist meine Pflicht. Ich habe nicht die Absicht, meine Meldung zurückzuziehen, Sir.«

»Ich weiß, was in Ihnen vorgeht. Sie machen sich Sorgen wegen der Erzählungen, die Sie gehört haben…«

»Die Erzählungen sind nichts als Erzählungen, Sir«, sagte Breckenridge unbewegt. »Darf ich mich dann abmelden?«

Wharton lächelte. »Sie sind ein guter Mann, Breckenridge. Zeigen Sie den Brüdern die Zähne — hinter der vorgehaltenen Hand.«

* * *

Mit dem Jetschlitten würde Breckenridge eine Stunde brauchen, um das fremde Raumschiff zu erreichen. Eine halbe Stunde für die Unterredung, dachte Wharton, eine weitere Stunde für die Rückfahrt. Sagen wir alles in allem drei Stunden. Wenn Breckenridge Erfolg hatte, würde das Schiff um die gleiche Zeit starten, in der Breckenridge auf den Vorposten zurückkehrte. Wenn, dachte Wharton. Er stand fast eine halbe Stunde lang vor dem Radarschirm und starrte auf die weiße Blase, die das 120 Meilen entfernte Schiff darstellte, und auf den hellen Punkt des nach Nordosten rasenden Schlittens.

Dann wandte Wharton sich ab und widmete sich den Routineangelegenheiten, aber seine Gedanken kehrten immer wieder zu dem Zwischenfall zurück. Er fühlte sich müde. Nichts ersehnte er mehr, als in die Tiefschlafanlage kriechen zu können und sich von der therapeutischen Flüssigkeit in den Schlaf wiegen zu lassen. Er mußte sich zu dem Gedanken zwingen, daß er für diesen Tag bereits seinen Tiefschlaf genossen hatte. Er hatte die Zeit dafür reduziert — anderthalb Stunden pro Tag und nicht mehr. Er mußte also trotz seiner Müdigkeit auf den Beinen bleiben.

Die Nachmittagsschatten wurden länger. Bartlett V war eine mondlose Welt, und die Nacht kam schnell. Die kleine Sonne sank zusehends auf den Horizont zu und verbreitete ein orangefarbenes Licht über die weite, kahle Wüste. Der Radarschirm zeigte, daß Breckenridge sich auf dem Rückweg befand.