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»Was für Informationen?«, wollte Yawiyuen wissen.

»Informationen«, sagte Sorofieve, »aus dem persönlichen Tagebuch des Oberbefehlshabers einer Invasionsflotte des Hungerleider-Kults, die vor knapp achtzehn Jahren ins Ruanthril-System geschickt wurde. Die Flotte wurde von einer Einsatztruppe der Merkatoria abgefangen. Aus den erbeuteten Unterlagen geht hervor, dass sich der feindliche Befehlshaber besonders darüber beklagte, nur wegen eines einzigen Objekts oder einer Information in Nasqueron so viele Truppen des E-5-Separats für ein so entlegenes und strategisch bedeutungsloses System abzweigen zu müssen.«

»Nasqueron wurde namentlich erwähnt?«, fragte Gruonoche.

»So ist es«, sagte Sal.

Er war schon darauf gefasst, in seinem Ohr ein Stimmchen zu hören, das etwas wie ›gut gelogen‹ sagte, doch dann fiel ihm ein, dass nicht einmal Liss die volle Wahrheit über die Dweller-Liste und die mythische Transformation kannte. Natürlich hatte sie – wie so viele am Rande des Epizentrums der Macht – mitbekommen, dass Fassin in geheimer Mission unterwegs war, um in Nasqueron nach irgendeinem Wertgegenstand zu suchen, und dass das betreffende Objekt etwas mit dem Krieg zu tun haben könnte, aber mehr wohl auch nicht. Sie war nicht dabei gewesen, als die KI-Projektion von Admiral Quile ihre Instruktionen erteilt hatte, und sie war – anders als Sal – auch nachträglich von keinem Anwesenden in das Geheimnis eingeweiht worden. Deshalb wusste sie nichts Genaueres über die Informationen, die bei diesem Treffen bekannt gegeben worden waren.

»Nun«, sagte Yawiyuen sachlich, »dann lasst den Hungerleider-Kult doch angreifen. wir werden uns schon zu wehren wissen.«

Genau das hatte sich der Krisenstab des Kriegskabinetts erhofft.

Könnten wir hier nicht einfach Ja sagen?, sendete Liss.

»Würden Sie in diesem Fall nicht Hilfe von uns erwarten?«, fragte Sorofieve.

»Oh nein!«, rief Gruonoche, als wäre die Vorstellung geradezu absurd.

»Wie Submeister Sorofieve eben sagte«, schaltete sich Saluus ein, »sind wir ganz sicher, dass der Hungerleider-Kult beabsichtigt, das gesamte Ulubis-System einschließlich Nasquerons zu erobern. Die Gefahr betrifft uns alle. Deshalb wäre es für beide Seiten sinnvoll, unsere Verteidigung gemeinsam zu organisieren.«

»Eine gemeinsame Bedrohung erfordert eine gemeinsame Reaktion«, erklärte Sorofieve den Dwellern.

»Oder vielleicht eine Zangenbewegung«, schlug Yawiyuen vergnügt vor.

Wieder unterdrückte Saluus einen Seufzer. Diese zwei Typen waren angeblich hochrangige Unterhändler, unter Vorbehalt – man wollte nach einem noch nicht klar definierten Verfahren eine Volksbefragung abhalten – ermächtigt, für die Dweller-Gesellschaft auf Nasqueron zu sprechen, aber sie plapperten oft genug wie kleine Kinder.

»Vielleicht«, sagte er. »Vorausgesetzt, wir können die Aktionen zumindest koordinieren.«

»Und es wäre natürlich möglich«, sagte Sorofieve, »unsere Defensivtechnologie gemeinsam zu nützen.«

»Oh!«, sagte Yawiyuen und erhob sich über seine Sitzgrube. »Gute Idee! Habt ihr etwas, das wir brauchen könnten?« Seine Begeisterung wirkte vollkommen aufrichtig.

»Unsere Stärken liegen mehr in der Informationsbeschaffung, wir könnten Ihnen sagen, wie diese Hungerleider-Kultisten denken«, bot Saluus an. »Im Grunde sind es auch Menschen. Trotz aller Unterschiede gibt es große Ähnlichkeiten zwischen ihren und unseren Denkstrukturen. wir würden also versuchen, ihre Gedankengänge zu erraten, um ihnen zuvorzukommen.«

»Und was wollt ihr von uns?«, fragte Yawiyuen und ließ sich in die Sitzgrube zurücksinken.

»Wahrscheinlich Waffen«, sagte Gruonoche. Es klang unbeeindruckt.

»Wir mussten die schmerzliche Erfahrung machen«, sagte Saluus, »dass Ihre Offensivkapazitäten den unseren überlegen sind, und sicherlich …«

»Defensivkapazitäten«, unterbrach ihn Gruonoche. »Das meintest du doch?«

Sal bemühte sich, trotz des Helms mit dem Kopf zu nicken, obwohl er damit bei der hohen Schwerkraft seine Halsmuskeln über Gebühr strapazierte. »Gewiss doch, Defensivkapazitäten«, stimmte er zu. »Wenn Sie einen Teil Ihres Wissens auf diesem Gebiet …«

»Waffentechnik gehört nicht zu den Dingen, die wir mit anderen teilen«, beschied ihn Gruonoche knapp.

»Wir könnten zwar sagen, dass wir das gerne täten«, verdeutlichte Yawiyuen. »Wir könnten es sogar ernst meinen – ihr könntet uns vielleicht zu diesem Standpunkt überreden –, aber die Kontrolle über die Waffen liegt in anderen Händen, und diese Instanz würde das nicht zulassen.«

»Vielleicht könnten wir mit den Zuständigen reden?«, fragte Saluus.

Yawiyuen hüpfte über seinem Sitz auf und ab. »Nein.«

»Und warum nicht?«, fragte Sorofieve.

»Sie reden nicht mit Aliens«, stellte Yawiyuen rundheraus klar.

»Sie reden kaum mit uns«, gestand Gruonoche.

»Wie könnten wir denn …?«, begann Saluus.

Wieder fiel ihm Gruonoche ins Wort. »Wir sind nicht die Merkatoria«, sagte er. Saluus war eine solche Behandlung nicht gewöhnt. Er wurde allmählich ärgerlich. »Wir sind nicht die Merkatoria«, wiederholte der Dweller mit Entrüstung in der Stimme. »Wir sind keine von eueren Staaten und auch keine andere von euren von Geldgier oder anderen irrationalen Motiven getriebenen Gruppierungen oder Kräften.«

Das klingt nicht mehr so locker, hörte Sal in seinem Ohr.

»Sie gestatten?«, begann der Oberste Seher Meretiy. Die Seher hatten Anweisung, nur dann in die Gespräche einzugreifen, wenn sie das Gefühl hatten, dass sich ein grundlegendes Missverständnis entwickelte. Genau diesen Eindruck hatte Meretiy offenbar gewonnen, aber er bekam keine Chance, sich weiter zu äußern.

»Das soll bedeuten«, sagte Yawiyuen, »dass es bei uns anders läuft als bei euch. wir haben den Auftrag, mit euch Gespräche zu führen. Was wir von hier mitnehmen, wird allen vorgelegt, die sich dafür interessieren. Wir haben nicht das Recht, anderen Dwellern etwas zu befehlen oder zu verbieten. Dieses Recht hat kein Dweller, denn eine Hierarchie in eurem Sinn kennen wir nicht. wir können Informationen weitergeben. Die Informationen über die Annäherung der Hungerleider-Kultisten wurden allgemein zugänglich gemacht, ebenso wie die Allgemeinheit von der Konzentration von Merkatoria-Truppen unmittelbar vor dem leidigen Zwischenfall innerhalb des C-2-Sturms Ultraviolett 3667 informiert wurden. Die für die einschlägigen Verteidigungssysteme zuständigen Instanzen haben diese Informationen sicherlich zur Kenntnis genommen. Mehr können wir wirklich nicht tun. Unsere Kollegen von der Planetenverteidigung würden nicht daran denken, mit Fremdweltlern zu sprechen, und Technologien dieser Art wurden noch niemals an Außenstehende verliehen, vermietet oder verschenkt.«

»Sie sprechen von Ihren Kollegen von der Planetenverteidigung«, sagte Sorofieve. »Aber wer steht über diesen Kollegen?«

Jetzt wird es spannend.

Yawiyuen hüpfte ein Achselzucken. »Niemand.«

»Jemanden muss es doch geben«, beharrte Sorofieve.

»Wieso?«

»Aber«, fragte Sorofieve, »wer sagt ihnen denn, was sie tun sollen?«

»Sie sind gut ausgebildet«, erklärte Yawiyuen.

»Aber wann? Woher wissen sie, wann sie einzugreifen haben? Wer gibt ihnen die Befehle, wer entscheidet, wann es an der Zeit ist, mit dem Reden aufzuhören und mit dem Schießen anzufangen?«

»Sie selbst.«

»Sie selbst?« Sorofieve konnte es kaum fassen. »Sie lassen das Militär entscheiden, wann Krieg geführt wird?«

Unser Submeister hat offenbar seine Hausaufgaben nicht gemacht, sendete Sal an Liss.