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Die Stimme aus dem Nichts fing wieder an. »Hier spricht das autonome Lo…«

Stille.

»Das … wäre erledigt.«

»Verdammt, was is’n ei’ntlich los?«, murmelte Y’sul.

»Das möchte ich auch wissen«, schloss Fassin sich an.

»Wie schön«, sagten Quercer & Janath. »Sie weilen noch unter uns.«

»Erleichterung.«

»Unsererseits«, ergänzte die andere Hälfte freundlich.

Die Gurte glitten wieder in den Boden zurück.

»Ach, wo soll man da anfangen?«

»Die Voehn werden sauer sein.«

»Die Merkatoria wird sauer sein.«

»Was können wir dafür?«

»Wir haben nicht angefangen.«

Quercer & Janath entfernten sich von der Sitzgrube, schwebten über die Reste des Voehn-Commanders und der zwei Wärter hinweg und schnappten sich dabei die Waffen von den Leichen. An der Tür hielt der Vollzwilling an.

»Ernsthaft«, sagte Fassin. »Was geht hier denn hier nun wirklich vor sich?« Er sah sich an, was von den drei Voehn noch übrig war. »Wie habt ihr das gemacht?«

Quercer & Janath fixierten immer noch die Tür, die sich nicht öffnen wollte. »Wir sind kein Dweller«, sagte der Expeditionscaptain, streckte, ohne sich nach Fassin umzusehen, eine Gliedmaße aus und betastete die Wand an der Stelle, wo die Tür sein sollte.

»Rein mechanisch. Sehr ärgerlich.«

»Mr. taak, könnten Sie sich um Mr. Y’sul kümmern? Bitte?«

Fassin schwebte aus seiner Sitzgrube auf Y’sul zu und streckte den rechten Manipulator aus.

»Brauch keinen, der sich kümmert«, sagte Y’sul und versuchte Fassins Arm abzuschütteln. Dann seufzte er.

»Also, was seid ihr?«, fragte Fassin.

»Eine KI, Mr. taak« sagten Quercer & Janath. Es tastete immer noch an der Tür herum und blickte sich nicht nach ihm um.

Was?, dachte Fassin.

»Zwei KIs.«

Eine KI? Zwei verdammte KIs? Jetzt sind wir wirklich tot, dachte Fassin.

»Zwei KIs, in der Tat.«

»Das verhindert, dass man den Verstand verliert.«

»Das und noch mehr.«

»Sprich für dich selbst.«

»Hmm, wenn du meinst.«

Y’sul wimmerte und wand sich in Krämpfen. Sein Sensorsaum kräuselte sich. Er sah sich um. »Scheiße, sind wir immer noch da?« Dann entdeckte er die toten Voehn. »Scheiße«, wiederholte er und drehte sich mit großer Geste zu Fassin um. »Siehst du auch, was ich sehe?«

»Oh ja«, antwortete Fassin, während er beobachtete, wie das Wesen die Tür befühlte. »Ihr seid also eine KI? Sogar zwei KIs?«, fragte er vorsichtig. Er konnte nicht verhindern, dass er unter dem Schockgel eine Gänsehaut bekam. Seit seiner Geburt hatte man ihm eingeimpft, die KIs wären der erbittertste und schrecklichste Feind der Menschheit und aller biologischen Lebewesen, die größte Gefahr aller Zeiten. Wenn ihm nun jemand erklärte, er sei mit einem – geschweige denn zweien – dieser Ungeheuer in einem kleinen Raum eingesperrt, dann war ein kleiner, aber sehr verletzlicher Teil seines Ichs vollkommen sicher, jeden Augenblick in blutige Fetzen gerissen zu werden, so absurd das auch sein mochte.

»Ganz recht«, sagten Quercer & Janath zerstreut. »Und wir haben soeben dieses Schiff übernommen.«

»Aber wir kommen aus diesem verdammten Raum nicht heraus.«

»Kabine. wir kommen aus dieser verdammten Kabine nicht heraus.

»Was auch immer.«

»Sehr ärgerlich. Rein …«

»… mechanisch. Du sagtest es bereits.«

»Aha. Aber jetzt.« Der Expeditionscaptain schlug kräftig gegen ein Stück Wand. Dann gegen ein anderes. Die Tür erschien, die Irisblende öffnete sich und gab den Blick auf einen kurzen Korridor und eine zweite Tür frei.

Quercer & Janath wandten sich dem Dweller und dem Menschen in seinem Pfeilschiffanzug zu. »Meine Herren. Wir müssen Sie für eine Weile verlassen.«

»Vergiss es, Action Hero«, sagte Y’sul. »Wo ihr hingeht, da gehen auch wir hin.« Y’sul hielt inne. »Natürlich nur, solange da draußen niemand auf uns lauert.«

Quercer & Janath hüpften im Gas auf und ab und lachten. »Da lauert das Vakuum, Y’sul.«

»Und jede Menge wütender und verwirrter Voehn.«

Der verletzte Dweller schwieg einen Moment lang. »Das hatte ich vergessen«, sagte er dann. Er zuckte die Achseln. »Na schön. aber bleibt nicht so lange.«

Saluus Kehar erwachte. Er fühlte sich verwirrt und unsicher und wurde den Verdacht nicht los, dass dies kein gewöhnlicher Schlaf gewesen war. Da steckte mehr dahinter. Die Träume waren chaotischer und schmutziger gewesen als erwartet. Sein Kopf schmerzte, aber er konnte sich nicht erinnern, am Vortag oder Vorabend über die Stränge geschlagen zu haben. Auf dem Programm hatten ein ziemlich langweiliges und deprimierendes Essen mit einigen Vertretern der Dweller-Abordnung, ein seltsames Gespräch mit General Thovin von den Sicherheitskräften und ein erfreulicheres Zwischenspiel mit Liss gestanden. Danach war er eingeschlafen. Und mehr war doch wirklich nicht gewesen? Keine Unmengen an starken Getränken oder anderen Dingen, nichts, was Kopfschmerzen verursachen und es ihm so schwer machen könnte, die Augen aufzuschlagen. Er brachte die Augen wirklich nicht auf. Er versuchte es mit aller Kraft, aber sie wollten sich nicht öffnen. Es drang auch kein Licht durch die Lider. Und mit seiner Atmung stimmte etwas nicht. Er atmete nicht! Er versuchte, seine Lungen mit Luft zu füllen, aber es ging nicht. Er geriet in Panik. Er wollte seinen Körper bewegen, wollte die Hände zum Gesicht, zu den Augen führen, um zu ertasten, ob er etwas über dem Kopf hatte, aber er konnte kein Glied rühren – er war gelähmt.

Sein Herz hämmerte mit dumpfen Schlägen gegen die Rippen. In seinen Eingeweiden rumorte es, als wollte er seinen Darm entleeren, sich übergeben oder beides.

Mr. Kehar?

Die Stimme war nicht in seinen Ohren. Es war eine virtuelle, eine Gedankenstimme. Er befand sich in einer künstlichen Umgebung. Das erklärte immerhin einiges. Offenbar hatte er irgendeine Verjüngungskur gebucht. Jetzt lag er sicher und bequem unter Narkose in einer Klinik, wahrscheinlich einer, die ihm selbst gehörte. Es hatte wohl einen Fehler bei der Aufwecksequenz gegeben, man hatte seine Vitalzeichen nicht richtig überwacht. Eine Spur von Schmerzmittel, ein Antidepressivum, ein Panikkiller … den Cocktail sollte nun wirklich jede Verjüngungsklinik beherrschen. Der Fehler mochte banal sein, aber es war und blieb ein Fehler. Er würde sich das Personal zur Brust nehmen.

Das Problem war nur, er hatte nichts gebucht. Er hatte sogar einen seiner regelmäßigen Check-up-Termine verschoben, bis die Krise vorüber wäre. In nächster Zeit standen keine wie auch immer gearteten Behandlungen an.

Ein Angriff. Während sie auf der Jacht waren und schliefen, musste es einen Angriff gegeben haben. Und nun war er irgendwo in einem Krankenhaus, in einem Tank. Verdammt, womöglich war er wirklich schwer verletzt worden. war er womöglich nur noch ein Kopf?

Hallo?, sendete er. Es fiel ihm ganz leicht, nur in Gedanken zu sprechen, es war wie ein raffiniertes Spiel – oder – noch einmal – wie im Krankenhaus nach einem schweren Eingriff.

Sie sind Saluus Kehar?

Wieso kannte man seinen Namen nicht?

Hatte man ihn vielleicht mit Drogen abgefüllt, seine Erinnerungen gelöscht?

Verdammt, hatte man ihn etwa entführt?

Wer sind Sie?, fragte er.

Bestätigen Sie Ihre Identität.

– Haben Sie nicht verstanden? Ich habe gefragt, wer Sie sind. Eine Schmerzwelle ging, angefangen bei den Zehen, durch seinen ganzen Körper, hinauf bis zum Kopf. Ein unheimlicher Schmerz, so erstaunlich rein, so unpersönlich. Er verschwand so schnell, wie er gekommen war, und hinterließ nur ein dumpfes Pochen in seinen Eiern und seinen Zähnen.