Выбрать главу

Zwölf oder vierzehn riesige schwarze Gestalten – wie antike Ritterrüstungen mit einer Kruste aus großen schwarzen Edelsteinen  – schwebten herab und landeten mit gespreizten Klauenfüßen auf der schwarzen Diamantfolie. Jeweils vier nahmen einen der Dweller in die Mitte.

»Nun, meine Herren«, wandte sich der Dweller namens Peripule betrübt an seine beiden Gefährten, »wir können wohl nicht behaupten, man hätte uns nicht gewarnt.«

Im nächsten Moment erhellten drei runde, violette Lichtsäulen den dunklen Raum. Jede hatte einen Dweller in ihrer Mitte. Die Gardisten in ihren Exoskeletten wurden entweder zurückgeschleudert oder umgeworfen. Wer ungeschützt etwas weiter entfernt stand oder saß, wurde hochgerissen und gegen die Wände geschmettert. Die Schockwelle traf Lusiferus’ hohen Stuhl Sekundenbruchteile, nachdem sich der Schutzschild ausgefahren hatte, so dass er das Chaos durch eine Wand aus teilversilberten Diamantblenden beobachten konnte.

Die Explosionswelle erschütterte seinen Sitz und ihn selbst, dann hatte sie die gegenüberliegende Wand erreicht und wurde reflektiert. Die drei violetten Zylinder verschwanden und hinterließen drei große kreisrunde Löcher in der schwarzen Diamantfolie. Der kränkliche Widerschein von Nasquerons bräunlich gelber Wolkenschicht fiel in den Raum. Die Luft entwich in einem kreischenden Sog. Draußen flackerten weiße Lichter auf. Zwei Gardisten in Exoskeletten purzelten über den Boden, fanden nirgendwo Halt und wurden durch die Lecks gerissen. Lusiferus stand wie erstarrt. Anwesende, die von der Dreifachexplosion an die Wände geschleudert worden waren, glitten nun, zumeist bewusstlos und schwer verletzt, den drei erleuchteten Öffnungen entgegen. Ein drittes Exoskelett scharrte Halt suchend mit den Riesenhänden über die glatte Diamantfläche, während es sich unaufhaltsam dem nächsten Loch und dem trichterförmigen Luftwirbel näherte, der sich darüber gebildet hatte. Dann hatten endlich auch die Schiffssysteme registriert, was geschehen war, ein schwarzer Schatten huschte über die drei Verletzungen in der Schiffshaut und dichteten sie ab. Das Licht blieb draußen, und der Rest der Atmosphäre wurde eingeschlossen.

Es war ziemlich ruhig geworden. Das Wummern hielt immer noch an. Mit hörbarem Rauschen wurde Ersatzluft in den Raum gepumpt. Die Gardisten in den Exoskeletten rappelten sich auf, sahen sich um, rannten zum Archimandriten und bildeten einen Schutzring um ihn. von den Laufstegen fielen weitere schwarze Gestalten herab. Lusiferus hörte das Wehklagen der Verwundeten. Er drehte sich um. Tuhluer kam durch die Phalanx von Exoskeletten auf ihn zugehinkt. Er hatte seinen Schutzanzug angelegt und den Helm aufgesetzt. Die Diamantblase um den Archimandriten und seinen Stuhl spiegelte sich in der glänzenden Wölbung der Frontscheibe.

»Tötet die anderen Dweller«, befahl Lusiferus. tuhluer beugte sich vor und legte wie ein Schwerhöriger die Hand seitlich an den Kopf. »TÖTET DIE ANDEREN DWELLER!«, schrie Lusiferus. Er drückte einen Knopf an der Armlehne, und die Diamanthülle fiel von ihm ab. »Bringen Sie uns weg von hier«, fuhr er fort. »Warnen Sie den Planeten, dass die AM-Sprengköpfe in drei Stunden gezündet werden, wenn man nicht anfängt zu kooperieren.« Er wandte sich der Stelle zu, wo die drei Dweller so plötzlich verschwunden waren. »Und vergewissern Sie sich, dass die Raubtier diese drei Komiker weggepustet hat.«

»Zu Befehl«, sagte Tuhluer. »Und was ist mit dem … Abwurfmaterial?«

Lusiferus begriff nicht sofort, dass er die Menschen meinte, die auf den Planeten abgeschossen wurden. Er winkte ab. »Raus damit!«

Der Archimandrit Lusiferus schaltete den Kommunikator des Schutzanzugs ein und meldete der Raubtier, er sei unterwegs. Dann marschierte er durch die wimmernden Verletzten auf den Tunnel und das darunter wartende Schiff zu. Die Exoskelette umgaben ihn mit einer Riesenhecke aus gepanzerten Gliedmaßen und bedrohlich gezackten Rümpfen. Er hatte den Tunneleingang fast erreicht, als er den Boden unter den Füßen verlor. Die Exoskelette taumelten, das ganze riesige Schiff schwankte. Einer der Riesengardisten wäre fast auf ihn gefallen und brachte sich erst im letzten Moment mit winselnden Servos wieder ins Gleichgewicht.

»Was war das?«, wollte Lusiferus wissen.

»Hier Schadenskontrolle«, meldete sich eine Stimme aus seinem Anzug. »Ein Energieblitz hat das ganze Schiff genau im Zentrum durchschlagen. Ein Loch von etwa zwei Metern Durchmesser. Außerdem … wurde der Bug … bis zur … Achtzig-Meter-Marke … weggeschossen. Restlos. Unbekanntes Energieprofil der gleichen Art wie der Strahl durch das Zentrum. Lichtgeschwindigkeit; keine Vorwarnung. Reaktive Verteidigungssysteme suchen nach Schutzmaßnahmen gegen weitere Treffer … bisher ohne Erfolg.«

»Nachrichteneingang«, ließ sich eine andere Stimme vernehmen. »Dweller verlangen Rückgabe ihrer an Bord befindlichen Landsleute. Das waren offenbar nur Warnschüsse.«

Tuhluer kam auf ihn zugeschritten.

Lusiferus sah ihn an. »Schicken Sie die Dweller zurück«, befahl er seinem Adjutanten. »Und dann bringen Sie den Kahn von hier weg.« Er näherte sich dem Tunnel.

»Und die Schiffe mit der Antimaterie?«

»Bleiben, wo sie sind. Verlängern Sie das Ultimatum, bis die Lusiferus VII außer Reichweite ist.«

»Zu Befehl.«

Diesmal schaffte es der Archimandrit tatsächlich, sein wartendes Flaggschiff zu erreichen.

Eine Stunde später kämpfte sich die flügellahme Lusiferus VII immer noch mühsam aus dem Schwerkraftfeld des Planeten. Die Raubtier war bereits eine halbe Million Kilometer entfernt und beschleunigte noch immer. Der Archimandrit lag auf der Andruckliege und zitterte vor Wut. Der ganze Schrecken des Geschehens, die tödliche Kränkung kamen ihm erst allmählich zu Bewusstsein. Seine Geduld war endgültig erschöpft. (Die drei Witzbolde, diese verdammten Dweller waren tatsächlich entkommen. Ihre Schutzanzüge hatten alle Schüsse reflektiert oder abgelenkt, die ihnen die Raubtier nach ihrem Abgang von der Lusiferus VII hinterhergeschickt hatte. Sie waren  – offenbar unverletzt – in der Wolkenschicht verschwunden.) Lusiferus befahl, die Dweller unverzüglich über das Ultimatum zu informieren und von einem der Schiffe einen AM-Sprengkopf in die Planetenatmosphäre abwerfen zu lassen, um zu zeigen, wie ernst man es meinte.

Die Antwort kam prompt. Das Schiff mit der AM-Bombe – alle zwanzig Schiffe mit AM-Bomben – flammte kurz auf und war nicht mehr zu sehen. Ein Teil der Sprengköpfe zündete, und es kam zu katastrophalen Reaktionen der Antimaterie mit den Trümmern der zerstörten Schiffe. Nasqueron war von einer unregelmäßigen Halskette aus zwanzig kleinen Schrottsonnen umgeben, die aufflammten, erloschen, noch einmal aufflammten und schließlich für immer verschwanden.

Augenblicke später stieg eine hyperschnelle Rakete aus dem Dunstgebräu des Gasriesen und hatte die Lusiferus VII trotz aller verzweifelten Gegenmaßnahmen binnen zwei Minuten nach dem Auftauchen aus den obersten Wolkenschichten gefunden.

Die Strahlungsfront überlastete die Sensorpuffer der Raubtier. So sollte ein Antimaterie-Sprengkopf funktionieren, lautete die Botschaft.

Adjutant Tuhluer setzte eine letzte Nachricht ab, bevor das große Schiff endgültig zerrissen und in Strahlung und überschnelle Trümmer verwandelt wurde. Darin teilte er Lusiferus in aller Ruhe mit, der Archimandrit sei ein Arschloch …

Fassin Taak schaute zu den Sternen seiner Heimat empor. trotz des Schockgels stiegen ihm die Tränen in die Augen. Er stand auf einer zugigen Plattform über einer kleinen Stadt in der obersten Wolkenschicht, weit unten in der Südpol-Region, nur zweitausend Kilometer entfernt von der zerrissenen fließenden Grenze mit Nasquerons südlichstem Atmosphäregürtel.