… Das erst nach fast einer Stunde auftauchte. Er glaubte schon nicht mehr daran, doch plötzlich war sie da. Sie war wie immer, obwohl sie ihr Äußeres wieder einmal völlig verändert hatte: ihre stille Schönheit war durch nichts zu verderben. Weißblondes Haar, das ihr so schwer um das nahezu dreieckige Gesicht hing, als sei es tatsächlich aus reinem Gold, ein Kinn, das sich wie von selbst in seine Hand schmiegte, ein erdbeerroter Kussmund, eine winzige Nase, zum Knutschen wie gemacht, Wangen, die man streicheln, Augen, in denen man versinken wollte (diese unergründlichen Tiefen!), Brauen und eine Stirn, die förmlich darum baten, dass man – oh! oh! oh! – nach einem leidenschaftlichen Liebesakt den Schweiß von ihnen ableckte!
Aun Liss.
Die einzige wahre Liebe seines Lebens, die Frau, von der er besessen war.
Sie sah älter aus, aber nicht so alt, wie sie sein müsste. anderes Aussehen, anderes Leben, anderes Temperament, anderer Name. Jetzt nannte sie sich Ko (nur das) und nicht mehr Aun Liss, aber für ihn würde sie immer Aun Liss bleiben. Er sprach ihren wirklichen Namen nicht aus. Zwischen ihnen blieb so vieles unausgesprochen. Sie kleidete sich wie eine Angestellte. Unauffällig, weder freizügig noch aufreizend.
Trotzdem.
Sie streckte die Hand aus.
Sogar Sal, der in so viel menschlicher, hyperstimulierender, superästhetischer weiblicher Schönheit zu ertrinken drohte, schien beeindruckt.
»Fass, du Hund!«
Aun Liss streckte ihm immer noch die Hand entgegen.
Zurück in Sals Flieger. Sal saß vorne und wimmerte unter den Aufmerksamkeiten der berüchtigten Segrette-Zwillinge.
Fassin und Aun hielten die Rückbank besetzt und gebärdeten sich wie das Urbild eines Liebespaars. Erst küssten sie sich lange, dann sah Aun sich um, registrierte achselzuckend die Kapriolen auf dem Vordersitz (der Flieger war nirgendwohin unterwegs, sondern kreiste in einer Warte-oder, eine Neuprägung von Aun, einer Knutschschleife), stand auf und setzte sich rittlings auf Fass. Er schob die Hände unter ihr leichtes Kleid, knetete mit den Fingern weiter ihren Rücken … und hörte auch nicht damit auf, als man sie endlich in das blödsinnige Kehar-Haus zurückbrachte, das, wie Aun feststellte, genauso über seiner Wassersäule hing wie sie selbst über Fassins Säule. (Das sagte sie laut, für etwaige Lauscher, und dann lachten sie beide. Hoffentlich nicht zu laut, dachte Fassin.) Sie zog das Kleid noch immer nicht aus, auch in der heißesten Phase nicht, und seine Finger glitten über ihr durchgedrücktes Rückgrat, drückten und kneteten und entlockten ihr kleine, keuchende Schreie, fast als hätte sie Schmerzen. Erst später, als sie unter einem dünnen Laken nur noch beieinander lagen, streifte sie das Kleid ab, und er nahm sie einfach in die Arme.
Und so verlief im Laufe dieser Stunden ihr Gespräch, das zeichneten und tippten sie sich mit den Fingern auf die Haut, in jenem geheimen, im Grunde abhörsicheren Code, den sie benützten, seit sie vor Hunderten von Jahren sein Führer, seine Kontaktperson geworden war.
BST DU NCH MN KNTKT?
Der erste Kuss im Separee des Narkoteria. Sie schob ihre Hände zwischen sein Jackett und sein Hemd, und ihre Knöchel sagten: J. WS HST DU FR MCH?
1. BN NRDNGS MJR D OCULA. ABKMMNDRT.
DU?
HB B DM BRHMTN TRP TWS GFNDN. S GT M D DWLLR-LSTE. HST DU DVN GHRT?
NR ANDTNGN.
2. SCHFF THRIE, morste er. GHMS ’LCH NTZWRK.
LNGSM, morste sie zurück. WURMLOCH NTZWRK?
J. GHMSTFE 1. Ja.
Auf dem Weg zum Flieger hatte jeder die Hände unter der Jacke des anderen:
KMMT DRF AN, WS I FND. E-5-SPRT INVSN IN 6 BS 12 MNT. NGBLCH BYNDR IM BND. RCHTG?
KMPLZRT. MNCH J, MNCH N.
DSHLB NTSTND.
DU HST VRDMMTN NTSTND AUSGLST?
J. LDR. GNRLFLTTE UNTRWGS. GRSSR TRPP FLGT T-SCHFF VRSS. NKNFT IN TW 2 JR. KI VN GNRLFLTTE HAT UNS NFRMRT.
KI?
J.
HCHLR.
Später, im Flieger:
WS MCHST DU JTZT?
BLD NCHSTR TRP. MT OBRSTR SHR GNRSCRL, OERL-OBRST JSTTIARITT & PGGS YRNVC. SUCHN RST VN DM WS I DMLS GFNDN HBE.
Auch wenn sie mit gespreizten Beinen auf ihm ritt, konnten sie das Gespräch fortsetzen.
»Wie findest du das?«, flüsterte sie.
»Oh, sehr gut. Und du?«
»Siehe oben.«
WS HST DU DN GFNDN?
WSS NCHT GNAU. DMLS NCHT KPRT. KM VL SPTR B JLTCK ANLYSE RS. TWS MT 2. SCHFF & TRANSFORMATION, MT DM RST DWLLR-LSTE SNN RGBT. JELTCK SCHCKN FLTT. FNDN NCHTS. FLTT ZRSTRT
Er versteifte sich. Sie spürte es und sendete: WS?
ANGBLCH AUCH GRND WRMM BYNDR PORTL ZRSTRT. RCHTG?
WSS NCHT. BN NR BT. Sie stockte. DS HSST DU HST NCHT NR DSN NTSTND AUSGLST SNDRN AUCH LTZTN UND ZRSTRNG PRTL?
J. ZH UNFLL N.
VRDMMTR MST.
»Es ist wirklich schön, dich wiederzusehen.«
»Ganz meinerseits.«
»Wir sollten uns öfter treffen.«
»Sollten wir wirklich. aber jetzt sei still.«
ABR WNN DS STMMT & BKNNT ST, WRM WRDE I NCHT FRHR AUF 2 TRP GSCHCKT UM MR INFO FR D GTN ZU BSCHFFN?
KNE AHNG.
ALLS UNSNN, TRTZDM SLL I NCHSHN.
TU DS.
WAS HSST MNCH BYNDR FR E-5 SPRT MNCH NCHT?
VRSCHDN FRKTN.
FRKTN? DU KMMST MR MT VRDMMTEN FRKTN? KN BSSR RKLRNG?
BLB LDNSCHFTLCH. DNK N TRNG.
Er machte heftige Bewegungen und stieß Schreie der Verzückung aus.
In seinem Bett, seine Hände auf ihrem Rücken.
I FLGE N 3 TGN ZM THRD FRY MND.
… OH.
OH?
NR GRCHT. DRF NCHTS DVN WSSN. VLLCHT NGRFF AUF NSQURN MNDE.
NSQURN MNDE? DCH NCHT ’GLNTN?
NEIN. KLNE MNDE.
KNNST DU WTRGBN: KN NGRFF AUF THRD FRY MND? KN NGRFF AUF SHR
KNN VRSUCHN.
GB DR MHE.
VRSPRCHN.
OK. WNN I AUF NSQURN TWS FNDE KMM IZ DR NCHT Z MRKTRIA.
OK GT. WIE?
STATNRT MIKROSAT AUF HLBM WG ZWSCHN NSRN SAT EQ4&EQ5. I SCHCK SGNL DRTHN. LTR CDE & FREQ NCH GLTG?
DNKE SCHN. BRCHE ZT ZM NRCHTN.
SUCHE DRT 1 MNT. WHRSCHNLCH SWS NCHTS DA. MIKROSAT AUCH AUF MPFNG VN NTN EINRCHTN FLLS I IN NASQ.
GBE WTR.
Etwas später:
LBE DCH.
DU BST VRRCKT.
STMMT.
MR LDNSCHFT.
Er zog das Laken höher über seine Beyonder-Geliebte. TRNG SCHN WDR N GFHR?
NEIN, NR MR LDNSCHFT …
DREI
Ein tiefer Sturz
Onkel Slovius nahm ihn auf die Schultern. Sie wollten zusehen, wie die böse Maschine getötet wurde. Er legte die Hände über Onkel Slovius’ Stirn und erreichte, dass er sie runzelte. Das fühlte sich komisch an, er lachte, rutschte hin und her und zappelte so sehr, dass Onkel Slovius ihn an den Knöcheln festhalten musste, damit er nicht herunterfiel.
»Fass, sitz endlich still.«
»Ich klar, ehrlich.«
Er wusste bereits, dass man eigentlich ›Alles klar‹ oder ›Ich komme schon klar‹ sagte, aber etwas wie ›ich klar‹ war besser, denn dann lächelten die Erwachsenen und manchmal wurde man umarmt. Manchmal legten sie einem auch die Hand auf den Kopf und brachten einem das Haar durcheinander, aber trotzdem.