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Das mag schon sein, Oberster Seher, war alles, was er sendete.

Hmmm. Dann sollten wir jetzt aussteigen, ja?

Sie kehrten in die Realität einer Fernsende-Suite in den Tiefen der Anlage auf Third Fury zurück und blinzelten ins Licht. Techniker halfen ihnen, sich von den Liegen loszuschnallen. Sie rutschen unter den Halbkugeln mit den NMR-Anschlüssen hervor, gaben die Ohrhörer und die Augenbinden aus schlichtem schwarzem Samt zurück und dehnten und streckten sich, als hätten sie einen wirklich langen Trip hinter sich. Dabei war es nur etwa eine Stunde bei eins-zu-eins-Zeit gewesen.

Paggs bewegte seine Finger und löste die letzten Polster,über die er mit den dünnen Pneumoschläuchen verbunden war, die seine Bewegungen aufgenommen hatten und ihn daran gehindert hätten, sich bei besonders energieaufwändigen Aktionen selbst von der Liege zu katapultieren.

Ganscerel hatte die Augen geschlossen und atmete in tiefen Zügen, während ihn die Techniker von der Maschinerie abkoppelten.

Paggs schaute herüber. »Können wir dich gar nicht überzeugen, Fass?«

»Ihr habt mich überzeugt, dass Fern-Trips heutzutage noch einfacher sind als früher.« Fassin stemmte sich mit stetigem Druck eines kleinen Fingers von der Liege hoch und schwebte sanft zu Boden. »Aber das hätte ich dir auch so geglaubt.«

»Du hast also nur ein Drittel der betreffenden Bände, junger Taak«, sagte Ganscerel.

Fassin hielt in einem Ersatzteillager neben dem zweiten Schiffshangar eine private Besprechung ab. Ganscerel hätte das Treffen lieber in seine Unterkunft verlegt, aber dort hätte sich der Colonel nicht hineinzwängen können. anwesend waren Fassin, Ganscerel, Paggs und Colonel Hatherence. Fassin wollte, dass jeder über das, was er auf jenem Trip vor langer Zeit gefunden hatte und wonach sie auf dem Trip suchen wollten, den sie am nächsten Tag anzutreten hofften, so viel wusste wie er selbst – oder zumindest so viel, wie er für richtig hielt.

»Ja«, sagte er. »Ich habe einige HD-Aufnahmen von expressionistischen Gemälden aus dem Europa des 20. jahrhunderts auf der Erde eingetauscht gegen – unter anderem – die Dreifachübersetzung eines Lutankleydar-Epos aus der Zeit vor dem Dritten Chaos, ein privates, nie veröffentlichtes Werk, verfasst  – oder vielleicht in Auftrag gegeben – von einem Dogen der Enigmatiker. Alles war doppelt verschlüsselt und komprimiert, aber man wusste immerhin, dass es sich um drei Bände handelte. Ich bekam auch drei Bände von Valseir, nur – aber das stellte sich erst Jahre später heraus, als die Jeltick den Inhalt endlich entstümmelt hatten – waren es nicht Band eins, zwei und drei, sondern Band eins in dreifacher Ausfertigung in drei verschiedenen Sprachen. Und das Werk stammte auch nicht von einem Enigmatiker-Dogen.

Einer der Bände verwendete eine früher einmal bekannte, aber bis dahin unübersetzbare Penumbra-Sprache aus der Zeit der Summation. Als nun die Übersetzung fertig war, diente sie als Rosette-Stein; sie lieferte den Schlüssel zu vielen anderen Texten, und damit war alle Welt für eine Weile beschäftigt. Dann entdeckte ein stieläugiger Jeltick-Gelehrter ganz am Ende im Anhang eine Anmerkung in einer primitiven, aber verwandten Slang-Sprache, eine Anmerkung, die offenbar später, aber nicht allzu viel später hinzugefügt worden war. Sie besagte im Wesentlichen, der Wälzer sei während der Langen Überfahrt des Zweiten Schiffes von einem ausgestoßenen Dweller geschrieben worden, der die Penumbra-Sprache beherrschte, und es gebe, natürlich, eine Dweller-Liste. Das Schiff oder seine Besatzung hätten den Schlüssel dazu, und dieser Schlüssel sei in Band zwei oder drei des Epos zu finden. Natürlich befinde er sich auch auf dem Schiff, und das sei auf dem Weg ins Zateki-System. Deshalb schickten die Jeltick sofort, nachdem sie die Übersetzung hatten, eine Expedition dorthin.«

»Warum nicht hierher, nach Nasqueron, um den Dritten Band zu suchen?«, fragte Paggs und lächelte.

»Weil ihnen die Justitiarität nicht gesagt hatte, woher die Daten kamen. Ob das Versehen oder Absicht war, hat man uns verschwiegen. Die Jeltick könnten erraten haben, dass sie von einem Zentrum für Dweller-Forschung stammten, aber sie konnten nicht sicher sein, ob das wirklich stimmte, und wenn ja, wussten sie noch nicht, aus welchem Zentrum. wahrscheinlich zogen sie Erkundigungen ein, aber sie wollten niemand anderen auf die Bedeutung ihres Fundes aufmerksam machen. Vergesst nicht, die Texte waren mehrfach abgeschrieben worden – sie lagen in Datenspeichern in der ganzen zivilisierten Galaxis herum. Durchaus möglich, dass bereits jemand den Haupttext übersetzt und gelesen hatte, aber noch nicht bis zu den Anhängen und der darin enthaltenen wichtigen Anmerkung vorgedrungen war. Der kleinste Hinweis, dass sich in dieser Tranche etwas von strategischem Interesse befände, und alle Welt hätte das Ding abgestaubt, gelesen und – peng – schon hätten die Jeltick ihren Vorsprung verloren. Deshalb trieben sie Treibstoff und Ausrüstung auf und setzten die Segel, um nach Zateki zu reisen.«

»Das Ganze könnte auch ein einziger großer Schwindel sein«, schnaubte Ganscerel, runzelte die Stirn und zog seinen Anzug glatt. »Es erinnert mich fatal an die vielfach gewundenen Labyrinthe des Dweller-Humors. Vielleicht ist es nur ein Scherz auf Kosten all jener, die so töricht sind, darauf hereinzufallen.«

»Das wäre zwar möglich«, nickte Fassin. »Aber wir haben unsere Befehle, und wir müssen es zumindest versuchen, nur für den Fall, dass alles der Wahrheit entspricht.«

»Wir suchen also nach den restlichen zwei Bänden dieses … wie heißt es denn nun genau?«, fragte Colonel Hatherence.

»Die beste Übersetzung«, sagte Fassin, »lautet Der Algebraist. Es handelt nur von Mathematik, die Navigation als Metapher, Pflicht, liebe, sehnsucht, ehre, lange Reisen nach Hause … lauter solches Zeug.«

»Und was ist oder war diese Lange Überfahrt?«, fragte Ganscerel gereizt. »Ich habe davon noch nie gehört.«

»Die Reise vom Triangulumnebel, wie er bei den Menschen genannt wurde, zurück nach Hause«, sagte Fassin mit einem kleinen Lächeln.

»Nun«, sagte Ganscerel und runzelte abermals die Stirn. »Sehr viel weiter sind wir wohl nicht gekommen? Und wie, bitte, heißt dieser Triangulumnebel heute, Seher Taak?«

»Wir nennen ihn die Zweite Galaxis der Verlorenen Seelen, Oberster Seher. Die Reise wurde deshalb als Lange Überfahrt bezeichnet, weil sie dreißig Millionen Jahre dauerte. Die Hinreise nahm angeblich so gut wie keine Zeit in Anspruch, weil sie durch ein intergalaktisches Wurmloch führte, und die Lage des dazugehörigen Portals ist mit vielen anderen in der Dweller-Liste verzeichnet.

Hervil Apsile, der Meistertechniker der Gemeinschaftsanlage Third Fury, fuhr mit dem tragbaren Ultraschallgerät ein letztes Mal über das Steuerbordtriebwerk des Gasschiffs und lächelte zufrieden, als er die glatte Linie auf dem Bildschirm sah. Über seinem Kopf stand auf ausgefahrenen Beinen und mit offenen Frachtraumtüren eines der Absetzschiffe der Anlage, ein gedrungener Raumgleiter. Vor der durchsichtigen Kuppel des Haupthangars war auf einer Seite nur Dunkelheit zu sehen, immer wieder erhellt von langen Blitzen, die wie Bahnen aus Diamantsplittern das Licht einer mattblauen Sonne einfingen.

»Suchen Sie nach Skrits, Hervile?«, fragte Fassin, der in langen Sätzen über den Schmelzsteinboden gesprungen kam.

Apsile grinste, als er Fassins Stimme hörte, aber sein Blick blieb auf den Bildschirm seines Handgeräts gerichtet, bis er am Ende der Naht angelangt war, die er gerade überprüfte. Dann schaltete er die Maschine ab und wandte sich an Fassin. »Bisher wurden nur die Standardarten entdeckt, Seher Taak.