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»Nein, Administrator«, sagte Fassin, bevor Y’sul antworten konnte. »Ich laufe im Moment auf Ihrer Zeitskala.«

»Was für ein Glück!« Sie beugte sich zur Seite und aktivierte per Fernbedienung einen Bildschirm. Der Schein des Holos erhellte ihre Vorderseite. »Hmm. verstehe. Der ganze Aufruhr in den letzten ein bis zwei Tagen ist dann also deine Schuld?«

»Gibt es denn so viel Aufruhr, Madame?«

»Nun, die Teilzerstörung eines Monds im nahen Orbit würde für die meisten Leute in diese Kategorie fallen«, sagte der Administrator vergnügt. »Ein hübsches Bild am Himmel, so oft man sich zur obersten Wolkenschicht hinaufwagte. Nach Millionen von Jahren in Schlacke verwandelt, bis auf ein paar Prozent vollständig zerbrochen. Ein Schuttring über den Orbit verteilt, der Orbit selbst so stark verändert, dass alles andere da oben sich umschichten muss, um sich den neuen Bedingungen anzupassen. Ein kleineres Schuttbombardement über drei Bänder. Ein paar Brocken, die um Haaresbreite mehrere Teile der Infrastruktur von nicht nur sentimentalem Wert verfehlten, und andere, die automatische Laserbatterien zur Planetenverteidigung und damit eine Kaskade von Satellitenzerstörungen auslösten, die noch nicht wieder in Ordnung gebracht werden konnte. Ach ja, und eine ungenehmigte Fusionsexplosion. Mitten im Nirgendwo, gewiss, aber dennoch. Zum Glück fällt nichts von alledem in meine Zuständigkeit, aber du scheinst doch von Schwierigkeiten verfolgt zu werden, Mensch Taak, und jetzt bist du in meiner Stadt.« Der Administrator rollte ein wenig näher an Fassins Gasschiff heran. »Hattest du vor, hier länger zu bleiben?«

»Nun ja …«, begann Fassin.

»Der Mensch steht unter meinem Schutz, Administrator!«, unterbrach Y’sul. »Ich verbürge mich für ihn und werde auch weiterhin alle Kudos-Folgen für seine Aktionen auf mich nehmen. Ich werde alle nötigen Maßnahmen ergreifen, um ihn vor feindlichen Kräften zu schützen, die ihm schaden wollen. Darf ich darauf zählen, dass du die Expedition unterstützt, die der Mensch in die Kriegszone zu unternehmen gedenkt?«

»Du darfst«, sagte der Administrator.

»Großartig! Wir können in zwei Tagen bereit zum Aufbruch sein. Allerdings müsste man den Schneider Deystelmin dazu überreden, der in Auftrag gegebenen Kampftracht für mich Vorrang einzuräumen.«

»Ich werde mit ihm reden.«

»Zu gütig! Ich schwöre, dass ich dich niemals wieder für eine Zwangsverpflichtung nominieren werde!«

»Meine Dankbarkeit kennt keine Grenzen.«

Wenn Dweller Zähne hätten, dachte Fassin, dann hätte der Administrator jetzt damit geknirscht. »Verzeihung, Madame«, sagte er.

»Ja, Mensch Taak?«

»Haben Sie Nachricht über die Ereignisse anderswo im System?«

»Wie gesagt, verändern die verschiedenen Ringe und Monde leicht ihre Bahn, um sich den neuen Bedingungen …«

»Er denkt wohl weniger an Nasqueron als an das gesamte Planetensystem«, bemerkte Colonel Hatherence.

Die beiden Dweller drehten sich um und sahen sie an. Die äußeren Ränder der Scheibenkörper waren mit Sensorstreifen besetzt, außerdem hatten sie Augenblasen unten an den Außennaben. Im wütenden Anstarren hätten die Dweller galaxisweit sicher nicht den ersten Preis gewonnen, aber sie waren immer bereit, ihr Bestes zu geben. Für einen Dweller war der eigene Planet gleichbedeutend mit dem Universum. Die meisten Gasriesen hatten mehr Monde als ein durchschnittliches Sonnensystem Planeten und strahlten sehr viel mehr Energie ab, als sie von der Sonne empfingen, die sie umkreisten. Ihre Wärmeleitsysteme, ihr Wetter und ihre Ökologie wurden großenteils durch planeteninterne Prozesse gesteuert und waren nicht vom Sonnenlicht abhängig. Zwar mussten die Bewohner den Himmel genau beobachten, falls irgendetwas im Anflug wäre, doch auch diese Überlegung führte zu einer stark gasriesenzentrierten Denkweise. Die eigene Sonne und der Rest des Planetensystems waren für den Durchschnitts-Dweller von vergleichsweise geringem Interesse.

»Das würde ich so nicht unbedingt sagen«, schwächte Fassin schnell ab. »Ich dachte zum Beispiel an den Mond ’glantine; wurde er beschädigt?«

»Meines Wissens nicht«, sagte der Administrator mit einem weiteren strengen Blick auf Hatherence.

»Und die Militärschiffe im Orbit um Third Fury?«, fragte der Colonel.

( – Pst!, signalisierte Fassin.

Nein!, sendete sie zurück.)

»Was denn für Schiffe?« Der Administrator war sichtlich verwirrt.

»Was ist mit dem Planeten Sepekte?«, wollte Fassin wissen.

»Ich habe keine Ahnung«, erklärte der Administrator und sah ihn forschend an. »Wolltest du mich nur deshalb sprechen? Um dich nach dem Schicksal von irgendwelchen Monden und fernen Planeten zu erkundigen?«

»Nein, Madame. Ich wollte Sie sprechen, weil ich befürchte, dass Nasqueron in Gefahr schwebt.«

»Wirklich?«, platzte Y’sul heraus.

»Tatsächlich?«, seufzte der Administrator.

Selbst Hatherence hatte sich gedreht und sah ihn an.

»Die ›Schnellen‹ stehen vor dem Ausbruch eines Krieges, Madame«, erklärte Fassin. »Er wird ganz Ulubis erfassen, und es ist nicht ausgeschlossen, dass einige der beteiligten Streitkräfte versuchen, Nasqueron und seine Dweller auf irgendeine Weise in die Feindseligkeiten mit hineinzuziehen.«

Der Administrator kreiste ein Stück weit zurück und rollte den äußeren Flossensaum ein, was bei den Dwellern gleichbedeutend war mit einem Stirnrunzeln.

( – Major?, sendete der Colonel. – Davon haben Sie mir nichts gesagt. Worauf stützen Sie diese Behauptung? Gibt es etwas, das Sie mir verheimlichen?

– Eine Ahnung. Ich versuche nur, Aufmerksamkeit zu erregen. Außerdem muss ich Sie darauf hinweisen, dass Signalflüstern hier als unhöflich gilt.)

Der Administrator sah Fassin noch etwas länger an und wandte sich dann an Y’sul. »Ist dieser Mensch immer verrückt?«

Y’sul ließ ein schmatzendes Geräusch hören. »Definitionssache.«

»Nasqueron könnte Ziel weiterer Bombardierungen sein«, beharrte Fassin. »Sogar ein Überfall wäre möglich.«

»Ha!«, lachte Y’sul.

»Wir sind nicht wehrlos, Mensch Taak!«, sagte der Administrator laut.

Nein, aber eure Raumschiffe sind undichte uralte Klapperkisten und eure Planetenverteidigung ist auf dumme Felsen ausgerichtet, dachte Fassin müde. Du sagst das sehr überzeugend, aber wenn sich die Invasoren von Epiphanie 5 zu einem Angriff entschließen oder die Merkatoria mich für tot hält und auf direktere Weise in den Griff zu bekommen sucht, was immer sich in Valseirs Bibliothek befindet, könnt ihr nicht viel tun, um sie aufzuhalten. Nach allem, was ich gesehen habe, könnte ein einziger Zerstörer der Navarchie-Streitkräfte im Lauf der Zeit euren ganzen Planeten verwüsten.

»Natürlich nicht«, stimmte er zu. »Aber ich möchte Sie doch bitten, diese Information an die zuständigen Behörden weiterzugeben. Wer gewarnt ist, kann sich besser verteidigen.«

»Ich werde es mir merken«, erklärte der Administrator ungerührt.

Verdammte Scheiße, dachte Fassin. Du wirst einen Dreck tun. Du wirst niemandem ein Wort davon sagen.

Y’sul schaute auf. »Was ist das?«, fragte er.

Fassin schaute auf und erschrak zu Tode. Ein dicker, etwa zwei Meter hoher Zylinder mit Flügelrädern schwebte genau über ihnen in der Dunkelheit vor der Öffnung in der Decke aus Diamantplättchen und richtete ein langes schwarzes Rohr auf sie.

Der Administrator stöhnte. »Oh nein«, sagte sie dann. »Das ist die Presse.«

»Scholisch! Meinen guten Brustharnisch, du hirnlose schwartenkauende Abgaswolke!«

Y’sul warf mit einem Stück Panzerung quer durch den Raum nach seinem Diener. Die Karbonplatte mit der Tarnbemalung trudelte durch das Gas, wechselte hektisch die Farben, um sich ihrer Umgebung anzupassen, verfehlte nur knapp mehrere andere Dweller – der große Raum war ziemlich voll, die Leute mussten sich ducken, zur Seite hüpfen oder ausweichen – flog dicht an Scholisch vorbei und bohrte sich mit einem dumpfen Schlag in ein SchwebeBaum-Paneel. Bevor sie genügend Zeit hatte, sich zu integrieren, zog Scholisch sie aus der Wand und verschwand murrend damit in einem Nebenraum.