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– Das soll wohl heißen, wir werden diesen Komiker nicht los.

– So ist es. Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber er ist noch einer von den Besseren.

– Dann helfe uns der Kern. Warum verschwenden wir unsere Zeit? Ich werde sofort meinen posthumen Orden beantragen.

Die Freiwillige Gilde der Beschützer/Mentoren hatte die Aufgabe, jene Dweller zu betreuen, die von anderen Bändern des gleichen Planeten oder, seltener, von einem anderen Gasplaneten gewöhnlich innerhalb desselben Systems zu Besuch kamen. Dweller reisten zwar – fast immer allein – auch von einem Sternensystem zu einem anderen, aber das geschah nicht oft und bedeutete gewöhnlich, dass das betreffende Individuum wegen eines besonders abscheulichen Verbrechens oder eines unverzeihlichen Charakterfehlers von seinem eigenen Gasriesen verstoßen worden war.

Seit der Zweiten Diaspora-Epoche, als die Galaxis etwa halb so alt war wie jetzt, hatten die Dweller fast ganz aufgehört, in Scharen durch den Weltraum zu ziehen. Diese sieben Milliarden Jahre fehlender Praxis wurden im Allgemeinen als Erklärung dafür herangezogen, dass die Raumschiffe der Dweller in Technik und Ausführung eine einzige Katastrophe waren. Fassin war freilich nicht sicher, ob man dabei nicht Ursache und Wirkung verwechselte.

Sie sollten am folgenden Tag in die Kriegszone aufbrechen. Seit der frustrierenden Audienz beim Administrator der Stadt hatten sie sich damit beschäftigt, dweller-Journalisten und ihre Nachrichtendrohnen abzuwehren und möglichst viel über das Geschehen im übrigen System herauszufinden. Irgendwann hatten sie notgedrungen Zuflucht zu Kompromissen und Tauschgeschäften genommen. Ein Journalist bekam von Fassin ein sehr vorsichtiges Exklusivinterview (mehr als vorsichtig  – Colonel Hatherence hustete laut bei jeder Frage, die auch nur entfernt mit ihrer Mission zu tun hatte) im Austausch gegen Nachrichten von außen.

Der Mond Third Fury war vollkommen zerstört, und alle, die sich auf oder in ihm befunden hatten, waren umgekommen. Es gab keine Meldung über ein Schiff, das dem Angriff entronnen war, aber es gab auch keine Nachricht, dass Trümmer eines Schiffs gefunden worden wären. Es könnte natürlich auch in die Tiefen gestürzt sein … Viele Satelliten waren zerstört oder beschädigt worden. Die Satelliten der ›Schnellen‹ (damit war die Merkatoria gemeint) waren entweder verschwunden oder ausgefallen. Einige Kriegsschiffe der derzeit benachbarten ›Schnellen‹-Spezies hatten längere Zeit den Schutt des Mondes Third Fury untersucht. Der Mond ’glantine sah mehr oder weniger so aus wie immer. Der Verkehr innerhalb des Systems war schon seit einigen Tagen gering, aber das war nicht ungewöhnlich. Man hatte im Namen des Ocula-Colonels Hatherence mit Genehmigung des Beschützers/Mentors Y’sul von Hauskip eine Nachricht an den Mond ’glantine geschickt. Bisher war noch keine Antwort eingegangen. Der zuständigen Sendestation war im Anschluss an die Übertragung nichts zugestoßen.

Hinterher bemerkte der Journalist, sie hätten das alles mit der Zeit auch selbst herausfinden können. Man müsse nur wissen, wo man zu suchen hätte. Außerdem war er deutlich eingeschnappt. Sie hätten das bessere Geschäft gemacht, denn alles, was er ihnen erzählt habe, sei zu mindestens neunzig Prozent wahr gewesen, um sie nur ja nicht zu verärgern. In dieser Beziehung könnten die Aliens sehr komisch sein.

»Was hat dein Freund genau gesagt?«

»Er sagte, man habe ihn beauftragt … ›alle möglichen Kähne auf Gaslinienform zu trimmen …‹ Ich bin ziemlich sicher, dass dies der genaue Wortlaut war. Dann kam ihm offenbar zu Bewusstsein, dass er zu viel redete, zu viel verriet, und er wechselte das Thema. Das … Zögern, dieser plötzliche Themenwechsel gab der Bemerkung noch mehr Gewicht. Er hatte sich erinnert, dass er mit jemandem sprach, der einen großen Teil seines Lebens in Nasqueron verbracht hatte und deshalb die Bedeutung dieser Aktion ganz anders einschätzen würde als er.«

»Das wurde in welcher Sprache …«

»Humanisiertes G-Klar, nahe verwandt mit dem, was wir gerade sprechen. Die Wortbedeutungen sind ziemlich identisch, nur die Aussprache wurde an die menschliche Stimme angepasst.«

»Keine Anglisch-Worte dazwischen?«

»Keine.«

»Er sagte also ›auf Gaslinienform‹ nicht ›auf Stromlinienform‹ oder ›auf Luftlinienform‹?«

»›Auf Luftlinienform‹ würde man nicht sagen, soviel ich weiß. Normal wäre ›auf Stromlinienform‹. Er hat jedoch ganz automatisch ›auf Gaslinienform‹ gewählt, weil es der technisch richtigere und der präzisere Ausdruck ist. In diesem Kontext bedeutet ›gastauglich‹, ein vakuumtaugliches Schiff so umzubauen, dass es auch in einer Atmosphäre wie der von Nasqueron manövrieren kann.«

»Und daraus entnimmst du, dass eine Invasion oder ein größerer Überfall bevorsteht?«

»Ich halte einen Angriff für durchaus möglich.«

»Scheint mir ein dünner Faden, um eine so gewichtige Befürchtung daran aufzuhängen.«

»Ich weiß. Aber versteh mich doch, die Firma dieses Burschen baut und überholt drei Viertel der Kriegsschiffe in diesem System. ›Auf Gaslinienform trimmen‹ ist ein Fachausdruck, und das plötzliche Umschwenken, als er merkte, dass er mit jemandem redete, der sentimentale oder emotionale Bindungen an Nasqueron und Sympathien für die Dweller haben könnte, ist signifikant. Ich kenne diesen Mann, ich kenne ihn seit meiner Kindheit. Ich weiß, wie er tickt.«

»Ein Überfall auf einen Gasriesen wäre dennoch eine folgenschwere Aktion. Die Merkatoria hat so etwas in siebentausend Jahren nicht versucht.«

»Das System ist in einer verzweifelten Lage. Noch in diesem Jahr droht eine Invasion. Ich meine ein Standardjahr, nicht eines von den euren. Hilfe ist mindestens ein weiteres Standardjahr entfernt. Die Invasion könnte sogar schon begonnen haben. Die Angriffe auf Third Fury und die anderen Standorte der Merkatoria um Nasq könnten damit zusammenhängen.«

»Und was versprechen sie sich davon, wenn sie in unseren Planeten eindringen?«

»Sie glauben, hier etwas finden zu können, was ihnen hilft, das Blatt zu wenden. Eine Information. Deshalb bin ich hier. Um danach zu suchen. aber wenn mich die Merkatoria für tot hielte oder mir den Erfolg nicht zutraute, könnte sie direkt eingreifen. Und die Invasoren, die ihr solches Kopfzerbrechen machen, könnten genauso denken und hätten noch weniger Grund zu zögern. Ich habe den Eindruck, die Fortsetzung der Dweller-Forschung steht auf ihrer Prioritätenliste ziemlich weit unten.«