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Pancho saß untröstlich auf dem Pilotensitz und betrachtete das Bild des Mediziners. Es hatte über eine Stunde gedauert, Kontakt zu Selene aufzunehmen. Die Hochleistungs-Antenne der Starpower I war im Strahlungssturm zerstört worden, und sie mussten sich mit dem Laser-Kommunikationssystem behelfen, das in Reserve gehalten wurde. Sonst war das Schiff aber in Ordnung. Es gab noch ein paar kleinere Strahlenschäden, die jedoch nichts Ernstes waren. Die Nanobots waren nicht bis zur supraleitenden Spule des MHD-Generators vorgedrungen — den Göttern sei Dank.

Dan war aber in einer schlechten Verfassung, und die traurig schauenden Ärzte in Selene vermochten auch nicht mehr für ihn zu tun als eine Schar Zauberdoktoren. Bringt ihn so schnell wie möglich her. Ja, sicher! Was glaubt ihr denn, was ich tue. Aber kommen wir auch noch rechtzeitig?

Und Elly war tot. Bevor sie aus dem Schiff ausgestiegen waren, hatte Pancho die Schlange in die Box gelegt und die Box in den Kühlschrank gestellt. Sie wusste, dass Elly in einen Kälteschlaf fallen würde und hatte zugleich gehofft, der Kühlschrank würde als Abschirmung ausreichen, um den Krait zu retten. Ich hätte sie im Anzug verstauen sollen, sagte Pancho sich vorwurfsvoll. Ich hätte sie mitnehmen sollen; auch auf die Gefahr hin, dass sie mich gebissen hätte. Die Strahlung hatte dem Krait und der einen Maus, die noch übrig war, den Garaus gemacht.

Ihre Gedanken kehrten zu Dan zurück. Es hat ihn schlimm erwischt. Wir alle haben eine Dosis abbekommen und müssen uns medizinisch versorgen lassen, nachdem wir nach Selene zurückgekehrt sind. Die Dekontaminations-Pillen wirken zwar, aber Dan wird es vielleicht nicht schaffen. Er ist jetzt schon halb tot.

Amanda kam auf die Brücke und rutschte auf den rechten Sitz.

»Wie geht es ihm?«, fragte Pancho.

»Wir haben ihn gesäubert, und er schläft nun«, sagte sie mit einem merkwürdigen Gesichtsausdruck. »Das Haar fällt ihm aus. Büschelweise.«

Pancho unterdrückte das Bedürfnis, wieder in Dans Kabine zu gehen. Es gibt nichts, was du dort tun könntest, sagte sie sich.

»Was macht Lars?«, fragte sie Amanda.

»Ihm scheint es gut zu gehen.«

»Hat er die Pillen genommen?«

»Ja, natürlich. Er arbeitet an der Instandsetzung der Hochleistungs-Antenne.«

»Dieser Schaltkreis hätte eigentlich strahlungsgehärtet werden müssen«, sagte Pancho ärgerlich. »Wir sollten den Hersteller nach unserer Rückkehr verklagen.«

»Ach, Pancho, er war einem extrem hohen Strahlungslevel ausgesetzt. Es war ein schwerer Sturm.«

Sie nickte und sagte: »Ja, die Kommunikationsausrüstung muss aber trotzdem richtig funktionieren.«

»Du brauchst eine Pause«, sagte Amanda.

»Die brauchten wir alle.«

»Ich übernehme das Schiff. Geh in deine Kabine und schlaf ein wenig.«

»Vielleicht hast du Recht.«

»Tu es, Pancho.«

Sie schaute Amanda für einen Moment an und traf dann eine Entscheidung. Sie stand langsam auf und wunderte sich darüber, wie steif sie war. »Wenn ich in zwei Stunden nicht zurück bin, weck mich.«

Amanda nickte.

»Ich meine es auch so, Amanda. Zwei Stunden.«

»Ja. Werde ich machen.«

Zufrieden gestellt ging Pancho durch die Messe zu ihrer Kabine. An der Tür hielt sie inne und ging dann ein paar Schritte weiter zu Dans Tür.

Sie schob die Tür einen Spalt weit auf. Dan schlief noch immer. Sein Körper war mit einem glitzernden Schweißfilm überzogen, und die Shorts und das T-Shirt, das sie ihm angezogen hatten, waren durchgeschwitzt. Sie sah die kahlen Stellen am Kopf, wo die Haarbüschel ausgefallen waren. Mein Gott, was ist er in einer schlechten Verfassung, sagte sie sich.

Er öffnete die Augen und schaute sie an.

»Hallo, Mädchen«, sagte er.

»Wie fühlst du dich, Boss?«

»Nicht so gut.«

»Soll ich dir irgendetwas bringen? Ich könnte dir eine Brühe heiß machen oder so was.«

»Ich würde sie nicht drin behalten«, sagte er.

»Wir werden in anderthalb Tagen in Selene sein. Ruh dich nur aus, und die Ärzte…«

»Hast du schon meinen letzten Willen und Testament abgeschickt?«, fragte Dan.

Pancho schüttelte den Kopf. »Es gibt Probleme mit der Hauptantenne. Lars arbeitet daran.«

»Was ist mit dem Laser?«

»Das Reservesystem? Es ist in Ordnung. Wir verwenden es, um…«

»Sende meinen letzten Willen«, sagte Dan.

»Das müssen wir nicht tun. Du wirst schon wieder.«

»Sende ihn!«, verlangte er. Er versuchte, sich auf einen Ellbogen zu stützen, aber er schaffte es nicht. »Sende ihn«, flüsterte er.

»Bist du sicher, dass du mir alles hinterlassen willst?«

»Wirst du Humphries bekämpfen?«

Sie nickte feierlich. »Ja. Das ist ein Versprechen, Boss.«

»Gut.« Er lächelte schwach. »Sende ihn. Sofort!«

»In Ordnung, wenn du es unbedingt willst«, sagte Pancho mit einem entsagungsvollen Seufzer.

»Ich will es unbedingt«, flüsterte er. »Und melde auch den Anspruch auf Zuflucht an.«

Fast hätte sie gelächelt. Das sieht schon eher nach Dan Randolph aus.

»Noch einen Tag«, sagte Fuchs.

Er und Amanda saßen nebeneinander in der Messe. Fuchs stocherte halbherzig in einem Frühstück aus Eiern und Soja-Frikadellen. Amanda würdigte ihr Früchtemüsli kaum eines Blicks.

»Noch einen Tag«, wiederholte sie düster.

»Freust du dich denn nicht?«

»Humphries ist in Selene. Es wird alles von vorn losgehen, sobald wir zurückgekehrt sind.«

»Nicht, wenn du mit mir verheiratet bist«, platzte Fuchs heraus.

Sie starrte ihn an. Er wirkte völlig ernst, fast schon feierlich. Doch dann verzog sein Mund sich zu einem hoffnungsvollen Lächeln.

»Ich liebe dich, Amanda«, fuhr Fuchs fort, bevor sie etwas zu erwidern vermochte. »Es geht mir nicht nur darum, dich vor Humphries beschützen. Ich liebe dich und wünsche mir nichts mehr im Universum, als dass du meine Frau wirst.«

»Aber Lars, wir kennen uns doch erst seit ein paar Wochen. Falls überhaupt.«

»Was spielt Zeit denn für eine Rolle?«, fragte er. »Ich habe mich hoffnungslos in dich verliebt. Es war Liebe auf den ersten Blick.«

Sie war perplex. Dieser ruhige, fähige, nachdenkliche und intelligente Mann schaute sie erwartungsvoll an. Sein ganzes Leben spiegelte sich in seinen hellblauen Augen. Er liebt mich?, fragte Amanda sich. Wir haben uns noch nicht einmal geküsst, und er glaubt, mich zu lieben? Liebe ich ihn denn?

Fuchs leckte sich nervös die Lippen und sagte: »Ich weiß, dass ich nur ein Hochschulabsolvent bin und nicht gerade im Geld schwimme, aber könntest du… ich wollte sagen, glaubst du…«

Ihm schienen die Worte zu fehlen. Er saß einfach nur da und schaute sie an, als hätte er Angst, noch etwas zu sagen.

Ihre Gedanken jagten sich, aber sie wandte nicht den Blick von ihm ab. Er ist stark. Er hat keine Allüren. Er hätte mich am liebsten schon angemacht, das habe ich oft genug gespürt. Aber er hat es nicht getan. Er hat mich nicht einmal berührt und bisher kein einziges Wort gesagt. Er ist ehrenhaft.

Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie sich flüstern hörte: »Ja, Lars. Ich wäre glücklich, dich zu heiraten.«

Du wirst ihn schon noch lieben lernen, sagte Amanda sich. Du weißt, dass du ihm vertrauen kannst. Er ist sanftmütig und liebevoll. Er wird dich vor Humphries beschützen.

Fuchs beugte sich zu ihr hinüber und legte ihr einen starken Arm um die Taille. Amanda schloss die Augen, und sie küssten sich — zuerst sanft und zärtlich. Doch dann spürte sie, wie er sie an sich drückte, spürte echte Kraft und Leidenschaft in seinem Kuss. Sie schlang ihm die Arme um den Hals.