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«Nun, Zia?», fragte er.

«Ich habe ihn nicht weggehen hören», erklärte Zia.

Sie war eine hübsche junge Frau von junonischer Gestalt, mit dunklen blitzenden Augen, und insgesamt sah sie Monsieur Papopoulos so ähnlich, dass man sie mühelos als Vater und Tochter erkannte.

«Es ist lästig», fuhr sie verärgert fort, «dass man durch ein Schlüsselloch nicht gleichzeitig horchen und schauen kann.»

«Das hat mich oft geärgert», sagte Monsieur Papopou-los sehr schlicht.

«Das also ist Monsieur le Marquis», sagte Zia langsam. «Trägt er immer eine Maske, Vater?»

«Immer.»

Nach einer Pause fragte Zia: «Es geht um die Rubine, nicht wahr?»

Ihr Vater nickte.

«Was hältst du von ihm, meine Kleine?», erkundigte er sich mit einem leicht amüsierten Funkeln in seinen schwarzen Augen.

«Von Monsieur le Marquis?»

«Ja.» «Ich finde», sagte Zia langsam, «dass man sehr selten einen wohlerzogenen Engländer findet, der so gut französisch spricht.»

«Ah!», sagte Monsieur Papopoulos, «das also findest du?»

Wie gewöhnlich legte er sich nicht fest, betrachtete Zia jedoch mit gütiger Anerkennung.

«Außerdem finde ich», sagte Zia, «dass sein Kopf eine seltsame Form hat.»

«Massig», sagte ihr Vater, «ein wenig massig. Aber diese Wirkung hat eine Perücke immer.»

Die beiden sahen einander an und lächelten.

Drittes Kapitel

Das Feuerherz

Rufus Van Aldin trat durch die Drehtür des Savoy und ging zur Rezeption. Der Empfangschef begrüßte ihn mit einem respektvollen Lächeln.

«Freut mich, Sie wieder zu sehen, Mr Van Aldin.»

Der amerikanische Millionär erwiderte den Gruß mit einem beiläufigen Nicken.

«Alles in Ordnung?», fragte er.

«Ja, Sir. Major Knighton ist jetzt oben in der Suite.»

Van Aldin nickte abermals.

«Post gekommen?», erkundigte er sich.

«Es ist alles nach oben geschickt worden, Mr Van Aldin. Ah! Einen Augenblick bitte.»

Er tauchte in eines der Fächer und nahm einen Brief heraus.

«Soeben gekommen», erklärte er.

Rufus Van Aldin nahm den Brief entgegen, und als er die Handschrift sah, eine schwungvolle Frauenhandschrift, verwandelte sich sein Gesicht. Die herben Züge schienen weicher, der harte Zug um den Mund entspannte sich. Er sah aus wie ein anderer Mensch. Als er mit dem Brief in der Hand zum Lift ging, lag das Lächeln noch um seine Lippen.

Im Salon seiner Suite saß ein junger Mann an einem Schreibtisch und sortierte die Korrespondenz mit jener Fertigkeit, die lange Praxis verleiht. Er sprang auf, als Van Aldin eintrat.

«Hallo, Knighton!»

«Freut mich, dass Sie wieder da sind, Sir. Hatten Sie angenehme Tage?»

«Ging so», sagte der Millionär gleichmütig. «Paris ist ein bisschen provinziell geworden. Immerhin — ich habe erreicht, was ich wollte.»

Er lächelte grimmig vor sich hin.

«Das tun Sie doch wohl meistens», sagte der Sekretär lachend.

«Allerdings», stimmte der andere zu.

Er sagte es nüchtern und geschäftsmäßig wie jemand, der eine allgemein bekannte Tatsache bestätigt. Er streifte seinen schweren Mantel ab und kam zum Schreibtisch.

«Etwas Dringendes?»

«Ich glaube nicht, Sir. Fast nur das übliche Zeug. Ich bin noch nicht ganz mit dem Sortieren fertig.»

Van Aldin nickte kurz. Er war ein Mann, der selten lobte oder tadelte. Seine Methode den Angestellten gegenüber war einfach; er gab ihnen eine faire Chance, und die Ungeeigneten entließ er prompt. In der Auswahl seiner Leute war er unkonventionell. Knighton, zum Beispiel, hatte er vor zwei Monaten in einem Schweizer Kurort kennen gelernt. Der Mann hatte ihm gefallen; als er dessen Kriegsunterlagen durchsah, fand er darin die Erklärung für sein leichtes Hinken. Knighton hatte kein Geheimnis daraus gemacht, dass er eine Stellung suchte; tatsächlich hatte er den Millionär ganz offen gefragt, ob er nicht einen Posten für ihn wüsste. Van Aldin erinnerte sich mit einem Lächeln grimmiger Belustigung an das maßlose Erstaunen des jungen Mannes, als er ihn kurzerhand selbst als Privatsekretär engagierte.

«Ich — ich habe aber keine kaufmännische Praxis», hatte er gestammelt.

«Ist mir völlig schnuppe», hatte Van Aldin geantwortet. «Für so etwas habe ich schon drei Sekretäre. Ich werde aber wohl sechs Monate in England sein und brauche einen Engländer, der — na ja, die Spielregeln kennt und die gesellschaftlichen Dinge für mich erledigen kann.»

Bisher hatte sich Van Aldins Urteil bestätigt. Knighton erwies sich als schnell, intelligent, einfallsreich und war außerdem charmant.

Der Sekretär wies auf drei oder vier Briefe, die er beiseite gelegt hatte.

«Auf die hier sollten Sie vielleicht selbst noch einen Blick werfen, Sir», riet er. «Der oberste betrifft den Col-ton-Vertrag.»

Aber Rufus Van Aldin hob abwehrend die Hand.

«Heute Abend schaue ich mir den blöden Kram nicht an», sagte er. «Die können alle bis morgen warten. Bis auf das hier», setzte er hinzu. Dabei blickte er auf den Brief, den er in der Hand hielt. Und wieder glitt jenes seltsame verwandelnde Lächeln über sein Gesicht.

Richard Knighton lächelte verständnisvoll.

«Mrs Kettering?», murmelte er. «Sie hat gestern und heute angerufen. Sie scheint Sie ganz dringend sofort sehen zu wollen, Sir.»

«Ach, will sie das!»

Das Lächeln schwand aus dem Gesicht des Millionärs. Er riss den Umschlag auf, den er in der Hand hielt, und nahm das Blatt heraus. Während er den Brief las, verfinsterte sich sein Gesicht, um den Mund legte sich wieder der grimme Zug, den man an der Wall Street so gut kannte, und seine Brauen zogen sich Unheil verkündend zusammen. Knighton wandte sich taktvoll ab, öffnete wieder Briefe und sortierte sie. Ein gemurmelter Fluch entfuhr dem Millionär, und seine geballte Faust fiel hart auf den Tisch.

«Das lasse ich mir nicht bieten», knurrte er. «Gut, dass die arme Kleine ihren alten Vater hinter sich hat.»

Einige Minuten lang ging er im Raum auf und ab; die zusammengekniffenen Brauen machten eine Grimasse aus seinem Gesicht. Knighton beugte sich noch immer beflissen über den Schreibtisch. Dann blieb Van Aldin jäh stehen. Er nahm seinen Mantel von dem Sessel, auf den er ihn geworfen hatte.

«Gehen Sie noch einmal aus, Sir?»

«Ja, ich gehe zu meiner Tochter.»

«Wenn Coltons Leute anrufen.?»

«Sagen Sie ihm, sie sollen zum Teufel gehen.»

«Sehr wohl», sagte der Sekretär gleichmütig.

Van Aldin hatte inzwischen den Mantel angezogen. Er setzte den Hut auf und ging zur Tür. Mit der Hand an der Klinke blieb er stehen.

«Sie sind ein guter Kerl, Knighton», sagte er. «Sie belästigen mich nicht, wenn ich Sorgen habe.»

Knighton lächelte flüchtig, antwortete aber nicht.

«Ruth ist mein einziges Kind», sagte Van Aldin, «und niemand weiß wirklich, was sie mir bedeutet.»

Ein schwaches Lächeln erhellte seine Züge. Er steckte die Hand in die Tasche.

«Soll ich Ihnen was zeigen, Knighton?»

Er kam zum Sekretär zurück.

Aus der Tasche zog er ein nachlässig in braunes Papier gewickeltes Päckchen. Er ließ die Hülle fallen und hielt ein großes, schäbiges rotes Samtetui hoch. In der Mitte des Deckels waren verschlungene Initialen mit einer Krone darüber zu sehen. Er klappte das Etui auf, und der Sekretär schnappte nach Luft. Auf der schmutzig weißen Unterlage glühten die Steine wie Blut.

«Mein Gott! Sir», sagte Knighton. «Sind sie — sind sie echt?»

Van Aldin stieß ein leises, erheitertes Keckern aus.