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Ich könnte es ebenso gut GeneDyne oder Cambridge Pharmaceuticals anbieten.«

Skiba schluckte schwer. Erstaunlich, wie schnell sein Kopf wieder klar wurde. »Woher soll ich wissen, dass dies kein ausgemachter Schwindel ist?«

»Ich hab's nachgeprüft«, warf Graff ein. »Es ist so gut wie Gold, Lewis.«

Skiba stierte den Hausierer in dem geschmacklosen Anzug an. »Machen Sie Ihren Vorschlag, Mr. Hauser.«

»Der Codex ist in Honduras«, sagte Hauser.

»Dann verkaufen Sie also 'ne Katze im Sack.«

»Um es zu kriegen, brauche ich Geld, Waffen und Ausrüstung. Ich gehe ein großes persönliches Risiko ein. Ich habe schon eine Menge Investitionen getätigt. Diese Sache wird keinesfalls billig.«

»Schwätzen Sie mir nichts auf, Mr. Hauser.«

»Wer schwätzt hier wem was auf? Wie die Dinge liegen, stecken Sie bis zum Hals in Unregelmäßigkeiten, was Ihre Buchhaltung angeht. Wenn die SEC wüsste, was Sie und unser Mr. Graff in den letzten eineinviertel Jahren an Marketingkosten als langfristig abschreibbare Forschungs- und Entwicklungskosten verbucht haben, würden Sie dieses Gebäude in Handschellen verlassen.«

Skiba schaute Hauser an, dann Graff. Der Finanzchef war blass geworden. Während des langen Schweigens barst im Kamin ein Stück Holz mit einem Knall. Skiba spürte, wie hinter seiner linken Kniescheibe ein Muskel zuckte.

»Wenn ich Ihnen den Codex liefere«, fuhr Hauser fort,

»und Sie seine Echtheit geprüft haben - darauf werden Sie natürlich bestehen -, werden Sie fünfzig Millionen Dollar auf ein ausländisches Konto meiner Wahl überweisen. Das ist das Geschäft, das ich Ihnen anbiete. Sonst gibt es keine Verhandlungen. Mir genügt ein Ja oder ein Nein.«

»Fünfzig Millionen? Sie sind vollkommen verrückt. Vergessen Sie's.«

Hauser stand auf und begab sich zur Tür.

»Warten Sie, Mr. Hauser«, rief Graff und sprang auf. »Das ist alles noch nicht in Stein gemeißelt.« Schweiß tröpfelte von seinem gepflegten Skalp, als er hinter dem Mann in dem billigen Anzug herhechtete.

Hauser ließ sich nicht aufhalten.

»Wir sind immer offen für ... Mr. Hauser!«

Die Tür fiel vor Graffs Gesicht ins Schloss. Hauser war weg.

Graff wandte sich zu Skiba um. Ihm zitterten die Hände.

»Wir müssen ihn aufhalten.«

Skiba schwieg eine Weile. Hauser hatte die Wahrheit gesagt. Wenn sie das Manuskript in die Hände bekamen, würde schon die Verbreitung der Nachricht den Preis ihrer Aktien in die Höhe schießen lassen. Aber fünfzig Millionen waren Erpressung. Außerdem war es Skiba nicht geheuer, mit einem solchen Mann Geschäfte zu machen. Aber manche Dinge waren eben unvermeidlich. »Es gibt nur eine Möglichkeit, seine Schulden zu begleichen, aber es gibt Millionen Möglichkeiten, es nicht zu tun. Das müsstest du eigentlich wissen, Mike.«

Es gelang Graff nicht ganz, ein Lächeln auf sein schweiß-glänzendes Gesicht zu zaubern.

Skiba betätigte die Gegensprechanlage. »Der Mann, der gerade hier war ... Er darf das Haus nicht verlassen. Sagen Sie ihm, wir sind mit seinen Bedingungen einverstanden.

Begleiten Sie ihn wieder nach oben.«

Er legte den Hörer auf und wandte sich zu Graff um. »Ich kann nur für uns beide hoffen, dass dieser Bursche kein schräger Vogel ist.«

»Er ist in Ordnung«, sagte Graff. »Glaub mir, ich habe mir alles überaus gründlich angesehen. Der Codex existiert, und die Musterseite ist echt.«

Kurz darauf stand Hauser wieder im Türrahmen.

»Sie kriegen Ihre fünfzig Millionen«, sagte Skiba schroff.

»Nehmen Sie jetzt Platz und erzählen Sie uns von Ihrem Plan.«

10

Charlie Hernandez fühlte sich ausgelaugt. Die Messe hatte lange gedauert, die Bestattung noch länger. Er spürte noch die Erdklümpchen an seiner rechten Hand. Es war immer furchtbar, wenn sie einen Kollegen zu Grabe tragen mussten, geschweige denn zwei. Außerdem hatte er noch einen Auftritt vor Gericht und musste noch eine halbe Schicht herunterreißen. Er warf einen Blick auf seinen Partner Willson, der sich um den Papierkram kümmerte. Er hatte etwas auf dem Kaste».Schade nur, dass seine Handschrift aussah wie die einer Rotznase aus dem Kindergarten.

Der Summer ertönte, und Doreen sagte: »Hier sind zwei Leute, die ... ahm ... Barnaby und Fenton sprechen wollen.«

Herrgott, schlimmer konnte es nicht mehr kommen. »Um was geht's denn?«

»Wollen sie nicht sagen. Sie wollen nur mit Barnaby und Fenton reden.«

Hernandez seufzte schwer. »Schicken Sie sie rein.«

Willson hatte mit dem Schreiben aufgehört und schaute auf. »Soll ich ...?«

»Bleib hier.«

Sie standen schon im Türrahmen: eine atemberaubende Blondine und ein großer Kerl mit Cowboy-Stiefeln. Hernandez grunzte, richtete sich auf dem Stuhl auf und fuhr sich mit der Hand übers Haar, um es zu glätten. »Nehmen Sie Platz.«

»Wir möchten Lieutenant Barnaby sprechen; nicht ...«

»Ich weiß, wen Sie sprechen wollen. Bitte, setzen Sie sich.«

Sie nahmen zögernd Platz.

»Ich bin Officer Hernandez.« Hernandez sprach die Blondine an. »Darf ich fragen, was Sie von Officer Barnaby wollen?« Er redete mit der eingeübten Stimme einer Behörde: langsam, gleichmütig, keinen Widerspruch duldend.

»Wir würden lieber mit Officer Barnaby persönlich reden«, sagte der Mann.

»Das geht nicht.«

»Und warum nicht?« Der Mann blitzte Hernandez an.

»Weil er tot ist.«

Das Paar starrte ihn an. »Wie ist das passiert?«

Gott, Hernandez war so müde. Barnaby war ein guter Mann gewesen. Welch eine Verschwendung. »Autounfall.«

Er seufzte. »Wenn Sie mir sagen, wer Sie sind, kann ich Ihnen vielleicht weiterhelfen.«

Die beiden schauten sich an. Dann sagte der Mann: »Ich bin Tom Broadbent. Vor etwa zehn Tagen hat Lieutenant Barnaby einen möglichen Einbruch in unser Haus in der Nähe des alten Santa-Fe-Trails untersucht. Da er mit dem Fall betraut war, habe ich mich gefragt, ob er auch Meldung über die Sache erstattet hat.«

Hernandez warf Willson einen kurzen Blick zu.

»Er hat keine Meldung geschrieben«, sagte Willson.

»Hat er irgendwas erzählt?«

»Er hat gesagt, es sei ein Missverständnis gewesen. Mr. Broadbent hätte irgendwelche Kunstgegenstände verlagert und seine Söhne hätten versehentlich angenommen, sie sei-

en gestohlen worden. Wie ich Ihrem Bruder vor einer Woche erläutert habe, lag kein Verbrechen vor, deswegen gab es auch keinen Grund, eine Akte anzulegen.«

»Meinem Bruder? Welchem?«

»Der Name fällt mir jetzt nicht ein. Er war langhaarig und hatte einen Bart. Sah aus wie ein Hippie ...«

»Vernon.«

»Stimmt.«

»Können wir uns mit Barnabys Partner Fenton unterhalten?«

»Er ist bei dem gleichen Unfall ums Leben gekommen.«

»Wie ist es passiert?«

»Ihr Wagen ist auf der Sky Basin Road an der Nun's Corner von der Straße abgekommen.«

»Tut mir Leid.«

»Uns auch.«

»Dann gibt es also keine Akte - nichts über die Ermittlungen in unserem Haus?«

»Nichts.«

Schweigen. Dann sagte Hernandez: »Kann ich sonst noch mit was dienen?«

11

Müll verbrannte in einer Reihe von 200-Liter-Fässern am schmutzigen Strand von Puerto Lempira. Jedes sandte einen Schwall ätzenden Rauches in die Ortschaft. Eine dicke Frau briet etwas über einem Fass auf einem Grillrost. Der Duft knuspriger Schweinefleischkruste wehte durch eine übel riechende Brise auf Vernon zu. Er ging mit dem Lehrer über die unbefestigte, parallel zum Strand verlaufende Straße. Eine drängelnde Horde von Kindern jagte hinter ihnen her, denen wiederum ein Rudel Hunde folgte. Die Kinder klebten ihnen nun seit fast einer Stunde an den Fersen und schrien unaufhörlich: »Haste Süßigkeiten?« und