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Giles blickte zu Ruby Reise. Sie stand ein wenig abseits und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Sie schien sich zu langweilen. »Und was ist mit Euch, Kopfgeldjägerin? Habt Ihr auch etwas zu diesem Thema zu sagen? Keine Appelle an mein Gewissen?«

Ruby blickte ihn kühl an. »Ich habe nicht schlecht davon gelebt, die Feinde der Imperatorin zu jagen und zur Strecke zu bringen. Alles Banditen und Gesetzlose. Und jetzt bin ich selbst eine. Ist doch lustig, wie die Dinge sich manchmal ändern, nicht wahr?«

»Und was hat Euch geändert?«

Ruby lächelte. »Hazel hier ist meine Freundin. Sie hat normalerweise genug Verstand, um aus dem Regen zu bleiben, aber manchmal kommt einem der Regen hinterher, ganz egal, wohin man geht. Die Imperatorin will sie tot, und ich will sie lebend. Also zur Hölle mit dem Imperium. Außerdem hat man mir soviel Beute versprochen, wie ich nur tragen kann, wenn unsere Seite gewinnt. Du würdest staunen, Todtsteltzer, wenn du sehen könntest, wieviel ich tragen kann, wenn ich mich wirklich anstrenge.«

Hazel lächelte ihr dankbar zu. »Ruby! Ich wußte gar nicht, daß du dir Sorgen um mich machst!«

»Bilde dir ja nichts darauf ein! Wenn die Belohnung auf deinen Kopf nur ein klein wenig höher gewesen wäre, hätten sich die Dinge vielleicht ganz anders entwickelt…«

Giles wandte sich wieder zu Owen. »Gesetzt den Fall, ich führe dich zum Versteck des Projektors – was würdest du damit anfangen? Er ist keine besonders subtile Waffe, weißt du? Mit seiner Hilfe könntest du jeden Planeten zerstören, den die Imperatorin zur Zeit als Heimatwelt benutzt – aber nur, indem du tausend andere Welten mit ins Verderben reißt.

Könntest du das? Könntest du eine weitere Dunkelwüste schaffen, mitten im Herzen des Imperiums?«

»Du hast ihn eingesetzt«, sagte Owen kleinlaut.

»Und? Siehst du, was meine Tat aus mir gemacht hat? Ich dachte, ich hätte einen guten Grund, so zu handeln. Ich habe mich geirrt. Wie steht es mit dir, Junge? Welchen Preis bist du bereit, für deinen Sieg zu zahlen?«

»Ich weiß es nicht. Ich habe schon genug Morden und Töten gesehen, und nichts davon hatte einen › guten Grund ‹, wie du es nennst.« Das junge Mädchen lag schreiend vor Schmerz im Schnee von Nebelwelt. Seine Klinge hatte sie für immer verkrüppelt. »Vielleicht will ich nur sehen, daß der Projektor vernichtet wird, bevor die Imperatorin ihn in ihre Hände kriegen kann. Sie würde jedenfalls keinen Augenblick zögern, ihn einzusetzen. Ich weiß es nicht, Giles. Ich kann eine Entscheidung wie diese nicht treffen. Ich bin nur ein Historiker. Ich verkrieche mich hinter alten Büchern und Aufzeichnungen.

Ich bin kein Krieger oder Revoluzzer. Frag Jakob. Oder Hazel. Frag jeden, nur nicht mich.«

»Genau das meine ich«, erwiderte der alte Todtsteltzer.

»Aber am Ende tat ich dann doch, was ich tun zu müssen glaubte, und genau das wirst auch du tun, wenn die Zeit reif ist.

Ich werde dich zum Dunkelwüsten-Projektor führen. Und laßt uns alle beten, daß wir vor der Imperatorin dort ankommen.«

»Du hast ein Schiff?« fragte Hazel.

»O ja, natürlich«, erwiderte Giles. »Natürlich besitze ich ein Schiff.«

»Und wie lange wird es dauern, das Schiff einsatzbereit zu machen?« zweifelte Hazel. »Es ist sicher in einem hundserbärmlichem Zustand, nachdem es so viele Jahrhunderte in Mottenkugeln verbracht hat.«

»Meine Lektronen haben im gleichen Augenblick damit begonnen, das Schiff in einen einsatzbereiten Zustand zu versetzen, in dem ich erwachte«, erwiderte der alte Todtsteltzer.

»Außerdem wurde es die ganze Zeit über gut gewartet. Ich habe irgendwie immer geahnt, daß ich eines Tages in Eile abreisen würde.«

»Es sollte besser ein schnelles Schiff sein«, sagte Ruby.

»Eine Menge wildentschlossener Leute sind uns auf den Fersen, ganz besonders die im Orbit.«

»Und ich muß Passage von Euch erbitten«, sagte Mond. Giles blickte den Kyborg interessiert an. In seiner fremdartigen, nichtmenschlichen Stimme lag ein ungewohntes Drängen.

»Mein Volk wurde auf der verlorenen Welt Haden geschaffen. Sie ist verloren, weil niemand ihren wirklichen Namen kennt und weil sie in der Dunkelwüste liegt. Aber bevor meine Ahnen sie fanden und ihr Inneres umwandelten, nannte man sie die Wolflingswelt.«

»Wenn das kein Zufall ist!« rief Hazel. »Der Dunkelwüsten-Projektor und die schlafende Armee von Hadenmännern, und beide auf dem demselben Planeten! Wie groß stehen die Chancen für einen derartigen Zufall?«

»Zu verdammt klein für meinen Geschmack«, sagte Owen.

»Wenn ich es nicht besser wüßte, dann könnte ich schwören, daß mein Vater dahintersteckt. Es würde jedenfalls hervorragend zu ihm passen.«

»Aber wahrscheinlicher ist, daß ich meine Spuren nicht so gut verwischt habe, wie ich eigentlich wollte«, sagte Giles.

»Und wenn jemand anderes die Wolflingswelt finden konnte, dann kann ein Dritter sie jederzeit auch finden. Ich denke, es wird höchste Zeit, daß wir uns in Bewegung setzen.«

»Klingt nach einem guten Vorschlag«, sagte Jakob Ohnesorg. Er blickte sich reumütig in der Waffenkammer um. »Ihr habt ein paar wundervolle Spielzeuge hier, Todtsteltzer. Ich hätte eine Sammlung wie diese hier verdammt oft dringend gebrauchen können, aber Waffen sind immer der teuerste Teil einer Rebellion. Gegen wen sollten die Euren eigentlich eingesetzt werden?«

»Gegen die gleichen Leute, gegen die ich den Projektor einsetzte. Es hatte eine Rebellion gegen das Imperium gegeben.

In großem Maßstab, bestens vorbereitet, mit Unmengen von Waffen und Männern, die damit umgehen konnten. Ich tötete sie alle in einem einzigen Augenblick. Man bot ihnen nicht einmal eine Gelegenheit, sich zu ergeben.«

»Moment mal!« unterbrach ihn Owen. »Das steht in den offiziellen Aufzeichnungen aber ganz anders! Der Projektor wurde erst eingesetzt, nachdem jedes andere Mittel versagt hatte. Das Imperium selbst war in Gefahr. Deshalb haben sie den Projektor eingesetzt.«

»Nicht sie, Junge«, sagte Giles. »Ich. Mein Mund war es, der den Befehl erteilte. Es gab keine Warnung, keine Verhandlungen, nichts. Und vor allen Dingen bestand keinerlei Gefahr für das Imperium.«

»Und warum hast du es dann getan?« wollte Hazel wissen.

»Er war mein Imperator.« Giles verstummte. Eine ganze Weile herrschte Schweigen, und niemand wagte, als erster das Wort zu ergreifen. Schließlich zuckte der alte Todtsteltzer die Schultern und lächelte Owen zu. »Die Geschichte wird immer von den Siegern geschrieben, Junge. Das solltest du eigentlich wissen.«

An Bord des Imperialen Sternenkreuzers Unerschrocken im Orbit von Shandrakor betrachtete Kapitän Johan Schwejksam nachdenklich den Sichtschirm auf der Brücke. Nach den Ergebnissen der ersten Sondierungen zu urteilen war der gesamte Planet von mörderischen Lebensformen bevölkert. Keine Zivilisationen, auch keine vergangenen. Keinerlei Anzeichen von intelligentem Leben mit Ausnahme einer gewissen abgestürzten Raumjacht, deren Wrack im Augenblick auf dem großen Schirm zu sehen war. Investigator Frost stand neben dem Kommandositz, schweigend und mißgelaunt. Sie hätte zu gerne das Landungsunternehmen angeführt, das gerade dabei war, das gestrandete Schiff zu untersuchen; und sie schmollte noch immer, weil Schwejksam nein gesagt hatte. Es war ihm nicht leichtgefallen. Wenn jemand wie geschaffen war, dieses Schlachthaus dort unten zu überleben, dann Frost. Aber wenn die Vogelfreien irgendwie an ein anderes Schiff kommen sollten, dann hätte die Unerschrocken in größter Eile hinterherjagen müssen, selbst auf die Gefahr hin, daß das Landungsteam zurückblieb. Und das bedeutete, er konnte nur Leute nach unten schicken, die entbehrlich waren. Schwejksam seufzte leise und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Stimme, die die Bilder auf dem großen Sichtschirm kommentierte.