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Aber selbst nach ihren schweren anfänglichen Verlusten durch den heimtückischen Hinterhalt waren ihnen die Rebellen noch immer haushoch überlegen. Die Stevie Blues standen beieinander, auf den gleichen Gesichtern den gleichen grimmig entschlossenen Ausdruck, und brüllendes Feuer entsprang ihren Händen. Wachen ließen ihre Schwerter fallen und rannten in Panik schreiend davon, als ihre Kleider und Haare sich entzündeten. Andere wurden von Esperkräften übernommen und prallten mit tödlicher Gewalt gegeneinander. Blut spritzte durch die Luft, Knochen brachen, und Schädeldecken platzten unter dem unaufhaltsamen mentalen Druck, und einige Wachen standen einfach nur wie erstarrt da und starrten die Szenerie aus entsetzt aufgerissenen Augen an, während Telepathen nackte Todesangst in ihre Gehirne trugen, verbunden mit anbrandenden Wogen von Depression und Selbstvorwürfen.

Und die Rebellen, die wie Finlay keine Esperfähigkeiten besaßen, nahmen mit gezückter Klinge ihre tödliche Rache unter den hilflosen Gegnern.

Schließlich blickte Finlay sich nach einem weiteren Feind um und bemerkte, daß keiner mehr lebte. Verstreut auf dem Boden lagen Leichen in seltsam verkrümmten, unnatürlichen Haltungen in ihrem eigenen Blut wie zerbrochene Spielzeugpuppen, die gelangweilte Kinder einfach weggeworfen hatten.

Nur noch Rebellen standen auf den Beinen und blickten verstört um sich, und voller Trauer bemerkte Finlay, wie wenige von ihnen noch übrig waren. Von den fünfzig oder mehr Leuten, die ihn zu Beginn auf dem Weg nach Silo Neun begleitet hatten, lebten nur noch neunzehn, und drei von ihnen waren Stevie Blues. Er atmete tief durch, schaltete seinen Energieschild ab und wischte das Blut von seinem Schwert.

Irgend jemand mußte das Kommando übernehmen, und es sah ganz danach aus, als wäre Finlay dieser Jemand.

Er hatte keine autorisierte Befehlsgewalt, aber er hatte genug Zeit in der Arena verbracht, um zu wissen, daß Zuversicht manchmal alles bedeutete.

»Also gut, hört alle zu. Ihr könnt Euch darauf verlassen, daß weitere Wachen auf dem Weg hierher sind, noch während ich spreche, und sie werden mit Sicherheit bis an die Zähne bewaffnet sein. Wir müssen einen Verteidigungskreis bilden.

Jeder, der ESP-Kräfte besitzt, sucht sich einen Korridor und bewacht ihn. Alle anderen schnappen sich einen Disruptor.

Wenn sich jemand nähert, dann ist es mit Sicherheit ein Gegner, also schießt, sobald Ihr ihn seht. Wenn Ihr die falsche Person tötet, dann könnt Ihr Euch später noch immer entschuldigen. Und jetzt setzt Euch in Bewegung!«

Die Stevie Blues und eine Handvoll anderer nickten ohne Widerspruch und eilten davon. Finlay wandte sich zu Evangeline. Auf ihrer Wange klebte das Blut eines anderen, und sie starrte wie betäubt auf die Berge von Toten, die überall herumlagen. Auf ihren Kleidern war noch mehr Blut, ein Teil davon ihr eigenes. Finlay nahm sie am Arm und drehte sie zu sich.

»Werde mir jetzt bloß nicht ohnmächtig, Evie«, sagte er.

»Ich muß wissen, was du weißt. Wie viele andere Gruppen wie die unsere sind an diesem Überfall beteiligt?«

»Fünf«, erwiderte Evangeline mit schwacher Stimme. Sie schluckte schwer und kämpfte sichtlich darum, ihre Fassung zurückzugewinnen.

»Können wir mit ihnen in Kontakt treten und erfahren, ob auch sie in einen Hinterhalt geraten sind?«

»Sind sie«, meldete sich eine leise Stimme von hinten. Es war ein kleiner, leicht übergewichtiger Mann mit großen Augen und einem offenen Gesicht. Er hätte ein Buchhalter sein können, wenn nicht das Schwert in seiner Hand und das Blut gewesen wäre, das seinen Ärmel bis zum Ellbogen durchtränkt hatte. »Ich bin Telepath. Denny Pindar ist mein Name.

Ich habe gehört, wie die meisten von ihnen starben.«

»Dann sind wir jetzt auf uns allein gestellt«, sagte Finlay.

»Ich sage, unsere Mission ist hiermit offiziell gescheitert, und ich sage weiter, daß wir so schnell wie möglich von hier verschwinden… als wäre der Leibhaftige persönlich hinter uns her.«

»Nein!« widersprach Evangeline mit aller Entschiedenheit.

»Wenn wir uns jetzt einfach umdrehen und wegrennen, sind die anderen umsonst gestorben.«

»Wenn wir uns ohne guten Grund auf feindlichem Territorium der feindlichen Übermacht stellen, dann sterben wir ebenfalls!«

»Ohne guten Grund?« Evangeline blickte ihm fest in die Augen. »Du hast einen Eid auf dein Leben geschworen, diesen Ort zu zerstören, Finlay Feldglöck! Ist dein Wort so wenig wert?«

»Verdammt. Ich hatte gehofft, du würdest mich nicht daran erinnern. Du hast wie üblich recht, Evie. Andererseits – was können wir schon erreichen mit der Handvoll Leute, die noch übrig sind?«

»Den Wurmwächter finden und töten. Er ist es, der diesen Ort zur Hölle macht. Ohne ihn fällt alles auseinander. Wir können die Gefangenen befreien und uns unseren Weg nach draußen freikämpfen.«

»Großartiger Plan«, sagte Finlay. »Bleibt uns noch genügend Zeit, um vorher ein Testament aufzusetzen? Also gut, werfen wir einen Blick auf die Lage. Pindar, könnt Ihr versteckte Kameras oder andere Überwachungsapparaturen erkennen?«

Der Esper konzentrierte sich und deutete nach einer Pause auf eine Stelle in der Wand, die sich durch nichts von ihrer Umgebung unterschied. Stevie Eins blickte von ihrer Position an einem der Korridore kurz zurück, und die Stelle ging in Flammen auf. Finlay nickte ihr anerkennend zu.

»Evie, können wir irgendwie Kontakt mit den Kyberratten aufnehmen? Vielleicht wissen sie mehr über das, was hier vor sich geht?«

»Nein. Der Plan sah vor, daß sie mit uns Kontakt aufnehmen können, aber nicht umgekehrt. Ihre Kommunikationsanlagen sind speziell abgeschirmt, im Gegensatz zu den unseren.«

»Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als uns auf die Karte zu verlassen und zu hoffen, daß sie nicht auch Bestandteil der Falle ist.« Dann kam ihm eine Idee, und er blickte zu Pindar.

»Wie kommt es eigentlich, daß sie keine ESP-Blocker gegen uns einsetzen? Wir wären alle schon lange tot, wenn sie das getan hätten.«

Der Telepath schüttelte den Kopf. »In Silo Neun gibt es keine ESP-Blocker. Sie würden den Wurmwächter ebenfalls lahmlegen. Die Sicherheitsleute haben sich wahrscheinlich auf das Gas und ihre Übermacht verlassen. Bei den anderen Gruppen hat es ja auch funktioniert. Unsere Leute hatten keine Chance, sich zu verteidigen. Wenn Ihr nicht die Initiative an Euch gerissen und uns zuerst zum Angriff geführt hättet, hätten wir auch nur dagestanden und wären gestorben wie die anderen…« Er unterbrach sich, und seine Augen schweiften blicklos in die Ferne. »Wir kriegen Besuch.«

Finlay blickte automatisch zu den Stevie Blues. »Könnt Ihr etwas sehen?«

»Niemand kann sie sehen«, sagte Pindar. »Sie sind abgeschirmt. Es sind Kampfesper.«

»O Scheiße«, entfuhr es Evangeline. »Wir sind tot.«

Finlay funkelte sie an. »Wir sind erst dann tot, wenn ich es sage. Also gut, es sind Kampfesper – na und? Wir gehen ihnen einfach aus dem Weg.«

»Das wird nicht möglich sein«, entgegnete Pindar. »Sie kommen aus allen Richtungen.«

Finlay starrte den Telepathen an. »Könnt Ihr eigentlich nie etwas Positives von Euch geben? Können wir sie bekämpfen?«

»Nur, wenn du sie wirklich böse machen willst«, sagte Evangeline. »Kampfesper sind speziell ausgebildet und konditioniert, um gegen andere Esper zu kämpfen. Man kann nicht mit ihnen sprechen oder argumentieren, und sie machen keine Gefangenen. Sie töten und töten und töten, bis nichts mehr lebt außer ihnen selbst.«

»Es muß einfach einen Weg geben, sie zu bekämpfen«, brummte Finlay. »Es muß! Was ist mit Euch, Pindar? Könnt Ihr Euer ESP benutzen, um sie aufzuhalten?«

»Wenn es unbedingt sein muß«, erwiderte der Telepath und blinzelte eulenhaft. »Aber sie haben viel stärkere Kräfte als jeder von uns. Und sie sind in der Überzahl, sogar in sehr großer Überzahl.«