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»Nur dann, wenn wir hier stehenbleiben und darauf warten, bis sie da sind«, widersprach Finlay. »Also werden wir ihnen entgegentreten. Pindar, welche der sich nähernden Gruppen ist die kleinste?«

Der Esper lauschte einen Augenblick in sich hinein, dann deutete er auf eine der Öffnungen im Tunnel. »Dort entlang. Vierundzwanzig Kampfesper, die näher sind als der Rest. Keine Wachen.«

»Dann also los«, entschied Finlay. »Stevie Blues, Ihr geht voraus. Röstet alles, was sich bewegt.«

»Klingt vernünftig«, sagte Stevie Eins.

»Recht hast du«, sagte Stevie Zwei.

»Ja«, stimmte Stevie Drei ihren Schwestern zu.

Die drei Esper-Klone setzten sich in Bewegung und trotteten vorsichtig den Korridor entlang. Ihre Eisenketten klapperten und rasselten laut und angsteinflößend. Finlay eilte hinter ihnen her, Pindar und Evangeline zu seiner Rechten und Linken, und der Rest der Gruppe schloß sich ihnen an. Finlay machte sich Gedanken, weil sie seine Befehle so schnell und widerspruchslos akzeptierten. Es bedeutete, daß sie wahrscheinlich noch immer unter Schock standen. Wenn sie wirklich gegen Kampfesper antreten müßten, konnten sie sich keine Schwäche leisten. Es würde ihren sicheren Tod bedeuten.

Finlay bemerkte überrascht, wie viel ihm das ausmachte. Sie hatten tapfer gekämpft. Sie verdienten, am Leben zu bleiben.

Ich werde allmählich sentimental, dachte er.

Die Rebellen stapften durch den Korridor und überprüften jede Abzweigung und jede Nische, an der sie vorbeikamen, aber nirgendwo lauerte ein Hinterhalt. Finlay stellte zu seiner Überraschung und Zufriedenheit fest, daß sie noch immer der ursprünglichen Route durch die unterirdischen Gänge folgten.

Wenn sie nicht abgedrängt wurden, würden sie genau dort herauskommen, wo der Wurmwächter zu finden war. Vielleicht. Ihm machte Sorgen, daß sie nicht auf weitere Wachen gestoßen waren. Anscheinend hatte man sie abgezogen, damit sie den Kampfespern nicht in den Weg geraten konnten.

Sie umrundeten eine Biegung, und die Stevie Blues blieben wie angewurzelt stehen, als Pindar ihnen eine Warnung zurief. Die restliche Gruppe hielt ebenfalls stolpernd an. Pistolen wurden gezückt und Schwerter erhoben, während alle angestrengt in die Dunkelheit starrten. Pindar runzelte die Stirn.

Finlay trat neben ihn und begann mit gedämpfter Stimme zu sprechen.

»Was ist los? Könnt Ihr etwas sehen?«

»Nein, aber genau das ist es. Mir macht Sorgen, daß ich nichts sehe. Überhaupt nichts. Und es ist zu still. Normalerweise hört man immer zumindest eine Art mentales Hintergrundrauschen, aber jetzt? Nichts, absolut gar nichts.«

Finlay wandte sich zu den Stevie Blues. »Röstet den Korridor vor uns, bis er glüht!«

Stevie Eins grinste ihn an. »Das gefällt mir. Genau meine Art von Plan!«

»Richtig«, stimmte ihr Stevie Drei zu.

Die drei konzentrierten sich, und eine brüllende Flammenwalze rollte durch den Korridor davon und sengte die Wände, bis sie purpurn glühten. Und dann blieb das Feuer stehen wie von einer unsichtbaren Barriere aufgehalten. Ein Esper direkt hinter Finlay begann zu zittern und sich zu schütteln. Andere wichen ängstlich vor ihm zurück, als er konvulsivisch zuckte und Blut aus Mund, Nase und Ohren schoß. Finlay versuchte den Esper an den Schultern zu packen, aber das gewaltige Zittern entriß ihn aus seinem Griff. Evangeline zog Finlay weg. Der Esper explodierte in einem purpurnen Nebel, der den gesamten Korridor ausfüllte und die Umstehenden mit Blut und Eingeweiden überzog. Finlay zielte und feuerte in einer fließenden Bewegung und beobachtete ungläubig, wie der Strahl aus seinem Disruptor von einem unsichtbaren Schirm abprallte.

»Kampfesper«, flüsterte Pindar. »Ausgebildet bis zur Perfektion und über Schwächen und Furcht hinweg konditioniert.

Sie kämpfen bis zum Tod, unserem oder ihrem eigenen.

Wahrscheinlich benötigen wir eine Kanone, um ihren Schild zu durchbrechen, aber selbst dann noch würde ich gegen die Kanone wetten.«

»Allmählich werde ich Eurer Unkenrufe überdrüssig«, brummte Finlay. »Ihr sagt immer nur Dinge, die niemand

hören will. Habt Ihr nicht zur Abwechslung einmal einen konstruktiven Vorschlag zu machen?«

»Ja«, entgegnete der Telepath. »Wir sollten sie packen, bevor sie uns packen.«

Er trat einen Schritt vor und bildete gemeinsam mit den anderen Espern eine Linie. Schweigend standen sie nebeneinander und starrten den Korridor hinunter. Plötzlich wurde die Gruppe von Kampf espern sichtbar, und für einen scheinbar endlosen Augenblick standen sich die beiden Gruppen reglos gegenüber und taten scheinbar nichts weiter, als sich gegenseitig anzustarren. An Pindars linkem Nasenloch erschien ein dünner Faden Blutes, und ein weiterer Rebellen-Esper begann unkontrolliert zu zucken. Weitere Esper traten vor, um sich den Imperialen Kampfespern zu stellen. Der Boden des Korridors riß auf, und ein tiefer Spalt pflanzte sich bis zu der gegnerischen Gruppe fort, wo er plötzlich wie von Geisterhand aufgehalten wurde. Jetzt waren nur noch die Stevie Blues übrig, um dem geistigen Kampf eine Wende zu geben. Sie traten simultan vor, wischten mit einer simultanen Bewegung die Haare aus der Stirn und verzogen das Gesicht zu der gleichen Grimasse, als sie sich konzentrierten. Hitze sammelte sich in der Luft vor ihnen, wild und knisternd. Die Wände an den Seiten begannen in einem dumpfen Rot zu glühen. Die Luft flackerte. Von ihren Gesichtern rannen Bäche von Schweiß, und Finlay wußte nicht zu sagen, ob wegen der Hitze oder der angestrengten Konzentration. Schließlich setzte sich das wütende Glühen auf den stählernen Wänden in Richtung der Kampfesper in Bewegung. Es kam bis zur Hälfte der Distanz, wurde langsamer und verharrte schließlich an Ort und Stelle, ganz gleich, wie sehr die Stevie Blues sich auch anstrengten.

Finlay blickte sich um. Er und Evangeline waren die einzigen aus der Gruppe, die noch nicht in das verbissene, lautlose Duell verwickelt waren. Er streckte den Arm nach einem der reglosen Esper, entwand ihm die Pistole aus der schlaff herabhängenden Hand und versuchte einen weiteren Schuß auf die Imperialen. Der Energiestrahl verlosch, bevor er die Distanz überbrücken konnte, aber Finlay gewann den Eindruck, daß er ein wenig näher herangekommen war als sein erster Schuß. Er griff nach einer weiteren Pistole.

»Nein«, sagte Evangeline. »Mit Energiewaffen kommen wir nicht weiter. Die Esper können Energie kontrollieren und absorbieren.«

»Und was schlägst du vor?« fragte er.

»Es sieht nach einem Patt aus. Die Kampfesper sind durch Drogen und mentale Implantate so aufgeputscht, daß sie eher sterben würden, als auch nur einen Schritt zurückzuweichen.

Aber mit ein wenig Glück bedeutet das auch, daß sie auf mentaler Ebene so sehr mit ihrer Verteidigung und dem Kampf beschäftigt sind, daß sie ganz vergessen, sich gegen einen rein physischen Angriff zu schützen.«

»Was soll ich also deiner Meinung nach tun?« fragte Finlay.

»Soll ich vielleicht zu ihnen gehen und ihnen die Köpfe zusammenschlagen?«

»Ich dachte eher an etwas… Drastischeres.«

Sie wühlte in einer ihrer Taschen und brachte ein eiförmiges Objekt zum Vorschein. »Eine Splittergranate. Einfach, effektiv und auf kurze Distanz extrem bösartig.«

Evangeline drückte auf den Zündknopf, kniete nieder und rollte die Granate über den Boden in Richtung der Kampfesper. Sie schien langsamer und langsamer zu werden, aber schließlich kam sie doch an. Finlay packte Evangeline, riß sie zu Boden und warf sich über sie, um sie zu schützen.

Eine ohrenbetäubende Explosion donnerte durch den engen Gang, und Splitter prallten singend von den massiven Wänden ab wie ein stählerner Regen. Plötzlich war der Druck in seinem Kopf verschwunden, und Finlay erhob sich unsicher auf die Beine. Seine Ohren klingelten, und sein Gleichgewichtssinn schien irgendwie gestört. Er entdeckte einen scharfkantigen Metallsplitter in seinem Oberschenkel, betrachtete ihn leidenschaftslos und zog ihn heraus. Die Wunde blutete nicht besonders heftig. Evangeline stand neben ihm auf, und er versicherte sich, daß ihr nichts fehlte. Sie hatte einen bösen Schnitt auf der Stirn, und Blut rann über ihr Gesicht, aber sonst schien sie unverletzt. Sie funkelte ihn wütend an.