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Höflich, aber entschieden. Er brauche Zeit, um das Labyrinth zuerst zu studieren, hatte er hinzugefügt. Anscheinend war er noch immer in das Studium des rätselhaften Gebildes vertieft, denn seither hatte er kein Wort mehr gesprochen.

Schwejksam wandte seine Aufmerksamkeit wieder zu K.

Stelmach, seinem Sicherheitsoffizier. Den Augen und Ohren Ihrer Imperialen Majestät, der Eisernen Hexe, und ganz generell ein Ärgernis wie Hämorrhoiden. Teilweise wegen seiner konstanten Arroganz und Überheblichkeit, aber größtenteils wegen seines Gepäcks.

Die Unerschrocken hatte Stelmach auf dem Planeten Grendel abgeholt, und der Sicherheitsoffizier war mit einem Schoßtier an Bord gekommen. Genauer gesagt, mit einem der Schläfer aus den Gewölben des Planeten. Es stand, oder besser gesagt kauerte, an der Seite, weit weg von allen anderen.

Mehr als drei Meter groß und nur von ungefähr menschlicher Gestalt, trug es ein nie von seinem Gesicht weichendes, entnervendes, drohendes Grinsen zur Schau, das seine stählernen Zähne enthüllte. Der gesamte Körper der Kreatur war von einem blutigroten, dornigen Panzer überzogen, und seine purpurnen Augen blinzelten nie. Das Wesen roch nach bitterem Honig und getrocknetem Blut. Die langgliedrigen Hände endeten in bösartige Klauen, und sein Kauern erweckte in dem Betrachter stets den Eindruck, als könnte es jeden Augenblick aufspringen und alles angreifen, was in seiner Nähe atmete.

Schwejksam hatte eine dieser Kreaturen bei der Arbeit gesehen. Sie hatte seine Leute förmlich geschlachtet, in der grauenerregenden Stadt, die sie tief im fauligen Herzen des Planeten Grendel entdeckt hatten. Die Kreaturen waren genetisch konstruierte Mordmaschinen, und sie waren vor Jahrtausenden von einer unbekannten Rasse entwickelt worden, um einen unbekannten Feind zu bekämpfen. Wenn Gott der Herr wirklich gnädig war, dann waren die beiden Rassen inzwischen ausgestorben. Trotzdem lebte ihr tödliches Erbe in den Gewölben des Planeten Grendel weiter.

Stelmach beteuerte zwar, daß dieses spezielle Wesen jetzt keinerlei Gefahr mehr darstellte, weil es unter der Kontrolle eines kybernetischen Jochs stand, das buchstäblich die Gedanken der Kreatur lenkte und es ihr unmöglich machte, etwas anderes zu tun, als Befehle zu befolgen. Aber Schwejksam war sich da nicht so sicher. Neue Erfindungen besaßen immer Schwachstellen und Fehler, und wenn das Joch versagte, wollte er nicht in der Nähe sein. Er wollte nicht einmal auf dem gleichen Planeten sein wie das fremde Wesen. Schwejksam war sogar in Versuchung gewesen, ausdrückliche Befehle zu mißachten und der Kreatur die Passage auf der Unerschrocken zu verweigern, aber am Schluß war ihm nichts anderes übriggeblieben, als zuzustimmen. Erstens, weil K. Stelmach direkt für die Imperatorin sprach und man einen Befehl Ihrer Imperialen Majestät nicht ignorierte, wenn man den Sonnenuntergang noch erleben wollte, und zweitens, weil er den Schläfer vielleicht noch dringend gebrauchen konnte, wenn die Hadenmänner in ihrer Gruft wirklich aufgeweckt wurden, und wenn es nur aus dem Grund war, die Chancen ein wenig gleichmäßiger zu verteilen. Er würde gegen praktisch jeden nur vorstellbaren Gegner auf die Kreatur von Grendel setzen… einschließlich einer ganzen Armee von aufgerüsteten Kriegern und Kyborgs.

Seine eigene Armee, sofern man von einer Armee sprechen konnte, stand tatenlos herum und wartete sichtlich entnervt darauf, daß der Hohe Lord endlich aufwachte und sich zu einer Entscheidung durchrang. Zwei volle Kompanien Imperialer Marineinfanteristen, fünfunddreißig Kampfesper und zwanzig Wampyre. Die Infanteristen murmelte leise untereinander und warfen verstohlene Blicke zum Labyrinth, wenn sie sich unbeobachtet fühlten. Alkohol und Kampfdrogen wurden herumgereicht. Die Kampfesper blickten überall hin, nur nicht zum Labyrinth, und sie schienen zunehmend nervös zu werden. Die Wampyre waren die einzigen, die unbeeindruckt wirkten. Sie sahen aus wie wandelnde Tote, aber so sahen Wampyre eben aus. Sie ignorierten das Labyrinth völlig, und Schwejksam versuchte es auf seine Einbildung abzuschieben, daß sie immer hungriger zu werden schienen.

Der Kapitän der Unerschrocken seufzte leise. All das nur wegen einer Handvoll Rebellen. Er verstand noch immer nicht, was an ihnen so Besonderes sein sollte, obwohl sie ihm eine höllische Jagd geliefert und ihn am Ende bis hierher geführt hatten, mitten in die Dunkelwüste hinein. Zu einem beinahe legendären Planeten, zur Gruft von Haden und dem Dunkelwüsten-Projektor. Schwejksam hatte insgeheim die Hoffnung gehegt, man würde ihm erlauben, die Rebellen an Ort und Stelle zu eliminieren und die Angelegenheit endlich hinter sich zu bringen, aber Stelmachs Worten zufolge hatten sie die Herrscherin persönlich beleidigt und verärgert, und das bedeutete, daß sie gefangenzunehmen und lebend, wenn auch nicht unbedingt unverletzt, nach Golgatha zurückzubringen waren. Sie zu töten wäre menschlicher gewesen. Und während der ganzen Zeit, in der seine Armee wartend herumstand und nichts tat, entfernten sich die Rebellen weiter und weiter und kamen der verdammten Gruft immer näher Schwejksam bedeutete Stelmach mit einer müden Geste, sich wieder zu seinem Haustier zu begeben, und der Sicherheitsoffizier salutierte steif, bevor er kehrtmachte und davonstiefelte. Frost regte sich an Schwejksams Seite, und er wandte den Kopf zu ihr.

»Was stellt das Gebilde vor uns Eurer Meinung nach dar?«

fragte sie leise. »Allein der Anblick bereitet mir Unbehagen.«

»Nach Auskunft des Hohen Lords Dram nennt es sich das Labyrinth des Wahnsinns«, erwiderte Schwejksam, wobei er sorgfältig darauf achtete, seine Stimme ebenfalls zu dämpfen.

»Doch wenn Ihr wissen wollt, was das bedeutet, müßt Ihr raten. Ich weiß auch nicht mehr. Vielleicht weiß Dram Bescheid, aber wenn, dann verrät er es nicht. Anscheinend stellt es eine der Verteidigungseinrichtungen der Hadenmänner dar und soll Eindringlinge wie uns abwehren. Mit ziemlicher Sicherheit voller Fallen, wenngleich unsere Esper imstande sein sollten, sie rechtzeitig zu entdecken. Jedenfalls sollten sie es besser, denn ich plane, sie als erste hineinzuschicken. Ich hatte gehofft, ich könnte Stelmach dazu benutzen, den direkten Befehl zum Betreten des Labyrinths von der Herrscherin zu bekommen, aber es scheint, daß unsere Kommunikationseinrichtungen irgendwie gestört werden, und uns bleibt nichts anderes übrig, als mit den Händen in den Taschen herumzustehen und zu warten, bis der verdammte Hohe Lord Dram sich herabläßt, eine verdammte Entscheidung zu fällen.«

Frost nickte verdrießlich. »Wie hält sich Stelmachs Schoßhund?«

»Noch ist er unter Kontrolle und wartet auf seinen Einsatz.

Uns fehlt nur ein Gegner, auf den wir die Kreatur hetzen könnten. Und eine möglichst große Deckung, hinter der wir die Köpfe einziehen, wenn es soweit ist. Mir wäre ein gutes Stück wohler, wenn Stelmachs Kontrolle sich nicht nur auf ein simples An/Aus beschränken würde. Ich kann mich des unguten Gefühls nicht erwehren, daß die Kreatur ganz genau weiß, was um sie herum geschieht, und daß sie nur auf einen geeigneten Augenblick wartet, um uns auf ihre Art ihr extremes Mißvergnügen mitzuteilen.«

»Laßt sie nur«, erwiderte Frost. »Ich würde ihr schon in den Hintern treten und ihr den Tag ruinieren.«

Das Dumme daran ist, dachte Schwejksam, sie glaubt es wirklich.

Er entschloß sich, das Thema zu wechseln, bevor sie sich an der Idee zu sehr begeistern konnte. Forst war sehr wohl imstande, das fremdrassige Wesen aus einer Laune heraus anzugreifen, nur um zu sehen, was geschah. Sie war ihr ganzes Leben hindurch darauf trainiert worden, fremde Lebensformen zu töten, und für sie war der Schläfer nichts weiter als eine Herausforderung. Schwejksam bedeutete Stelmach mit einer Handbewegung, wieder herbeizukommen. Der Sicherheitsoffizier warf ihm einen bösen Blick zu, trotzdem kam er Schwejksams Befehl ohne Murren nach. Er mochte Auge und Ohr der Herrscherin sein, aber Schwejksam war sein vorgesetzter Offizier. Im Augenblick jedenfalls noch.