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Andere Dispatcher, auf deren Bildschirmen die Alarmmeldung erschien, forderten bereits Hilfe an.

Die erste Dispatcherin antwortete: »Sir, wir sind unterwegs. Sind die Täter geflüchtet?«

»Ja, sie sind mit ihrem Wagen weggefahren - einem grauen Buick Century. Sie sind zu dritt gewesen. Alle drei sind bewaffnet. Sie haben die Polizisten schwer getroffen. Die beiden sind tot, glaub' ich.«

»Okay, Sir. Versuchen Sie, Ruhe zu bewahren. Wir brauchen Ihre Hilfe.«

Ein weiterer Dispatcher gab über Funk Alarm: »Achtung, an alle Fahrzeuge! Ein Dreizwoneun an der Kreuzung Coral Way und Thirtysecond Avenue, Barnett Bank. Vermutlich zwei unserer Leute verletzt oder tot. Die Täter sind mit einem grauen Buick Century geflüchtet.«

»Drei« bezeichnete einen Notfall, während »zwoneun« der Code für einen Raubüberfall war.

Aus allen Stadtteilen rasten jetzt Streifenwagen zur Barnett Bank am Coral Way.

Inzwischen hatte ein weiterer Dispatcher mehrere Notarztwagen angefordert.

Die erste Dispatcherin: »Mr. Ramirez, sind Sie noch da?«

»Ja. Ich kann jetzt Sirenen hören. Gott sei Dank, daß jemand kommt.«

»Mr. Ramirez, können Sie mir etwas über die Täter sagen?«

»Ich hab' mir das Kennzeichen gemerkt. NZD sechszwoeins, ein Nummernschild aus Florida.«

»Ausgezeichnet, Sir.« Die Dispatcherin tippte die Angaben ein, damit sie sofort an alle Fahrzeuge weitergegeben werden konnten.

»Mr. Ramirez, können Sie die Täter beschreiben?«

»Ich hab' sie ziemlich gut gesehen. Ja, ich kann sie beschreiben.«

»Sehr gut, Sir. Bleiben Sie bitte dort, bis ein Fahrzeug kommt, und geben Sie unseren Beamten diese Informationen.«

»Ich sehe schon die ersten kommen. Gott sei Dank!«

Lieutenant Leo Newbold, der sein Funkgerät im Auto auf Kanal drei eingestellt hatte, hörte Ramirez' Hilferuf. Er schaltete sofort auf den Überwachungskanal um und rief Ainslie, der sich ebenfalls aus seinem Dienstwagen meldete.

»QSK, Lieutenant.«

»Malcolm, lassen Sie die Überwachungen sofort einstellen. Schicken Sie alle Ihre Leute zur Kreuzung Coral Way und Thirtysecond Avenue. Bei einem Überfall auf einen Geldtransporter sind zwei Cops und ein Wachmann angeschossen worden; ein Cop und der Wachmann sollen tot sein. Ich möchte, daß Sie den Fall übernehmen. Wer die Ermittlungen leiten soll, bestimmen Sie selbst.«

Verdammt! dachte Ainslie, dem sofort klar war, daß dieser unerwartete Notfall das Ende des Überwachungsprogramms bedeutete. Ins Mikrofon sagte er: »Okay, Lieutenant. Ich verständige meine Leute.«

Da die Überwachungsteams auf diesem Kanal empfangsbereit waren, mußten sie das Gespräch mitgehört haben, aber Ainslie funkte trotzdem: »An alle, hier dreizehnzehn. Habt ihr das mitbekommen?«

»Dreizehnzehn, hier dreizehnelf, verstanden.« Von seinen

übrigen Teams kamen ähnliche Bestätigungen.

»Dann fahrt zur Kreuzung Coral Way und Thirtysecond, Leute. Wir treffen uns dort.«

Ainslie schaltete auf einen anderen Kanal um. »Dispatcher, hier dreizehnzehn. Irgend jemand am Tatort soll auf Tac One umschalten und mich rufen.« Tac One war der Kanal der Mordkommission.

Vom Tatort aus meldete sich eine vertraut klingende Stimme: »Dreizehnzehn, hier einssiebennull. QSK.«

»Sind Sie's, Bart?« fragte Ainslie. Bartolo Esposito war ein uniformierter Sergeant, aber im Funk wurden keine Nachnamen genannt - vor allem der immer mithö renden Reporter wegen.

»Genau, Malcolm. Hier sieht's schlimm aus. Was sollen wir tun, bis Sie kommen?«

»Den Tatort möglichst weiträumig absperren und alle Unbefugten von ihm fernhalten.«

»Ich lasse ihn gerade räumen - bis auf Notärzte und Sanitäter. Sie versuchen, den Zustand des Verletzten zu stabilisieren, damit er abtransportiert werden kann.«

»Danke, Bart. Ich bin bald da.«

Ainslie schaltete auf Kanal drei zurück und forderte ein Team zur Spurensicherung an.

»Schon veranlaßt, dreizehnzehn«, antwortete die Dispatcherin.

Auf einem anderen Kanal forderte Ainslie einen Staatsanwalt an.

Auf dem Parkplatz der Barnett Bank übertrug er Detective Ruby Bowe die Leitung der Ermittlungen. Sie begann sofort mit der Befragung von Tatzeugen, darunter Tomas Ramirez, der die drei bewaffneten Männer überraschend gut beschreiben konnte. Obwohl eine Beschreibung des Fluchtfahrzeugs und sogar sein Kennzeichen frühzeitig verbreitet worden waren, hatte es niemand gesehen. Das legte den Schluß nahe, die Täter seien in einem vorbereiteten Versteck untergetaucht - wahrscheinlich irgendwo in der Nähe.

Wenige Minuten nach Lieutenant Newbold traf auch Lieutenant Daniel Huerta, der Leiter des Raubdezernats, am Tatort ein. »Ich weiß, daß ihr jetzt hier zuständig seid, Leo«, erklärte er seinem Kollegen, »aber ich brauche meine Leute sofort wieder selbst.«

»Klar«, sagte Newbold nur.

Sie waren sich darüber einig, das Raubdezernat werde voraussichtlich bei der Identifizierung der Täter helfen können, die vermutlich einschlägig vorbestraft waren.

Als allen Spuren nachgegangen wurde, kamen weitere Informationen und Hinweise zusammen. Entscheidend wichtig war die eindeutige Identifizierung der drei Killer durch mehrere Tatzeugen anhand vorgelegter Verbrecheralben. Da der schwerverletzte Polizeibeamte inzwischen gestorben war, würde die Anklage jetzt auf Mord in drei Fällen lauten.

Hinweise aus der Bevölkerung auf mögliche Verstecke lösten Razzien aus, die erfolglos blieben - bis zwei der Täter gesehen wurden, als sie in Deep Grove, einem etwas heruntergekommenen Randbezirk von Coconut Grove, ein baufälliges Apartmentgebäude betraten. Anwohner, die sie beobachtet hatten, verständigten die Polizei.

Am dritten Tag nach dem Überfall auf den Geldtransporter stürmte ein SWAT-Team kurz vor Tagesanbruch die Wohnung, in der alle drei Täter schliefen. Die schwerbewaffneten Männer wurden im Schlaf überrascht, ohne Gegenwehr festgenommen und in Handschellen abgeführt. Das geraubte Geld wurde sichergestellt und der zur Flucht benutzte Buick Century zwei Straßen weiter aufgefunden.

Malcolm Ainslie wußte jetzt, daß die Überwachung nicht wieder aufgenommen werden konnte, was angesichts der bisher enttäuschenden Ergebnisse vielleicht sogar gut war. Statt dessen konzentrierte er sich darauf, alle Serienmorde nochmals unter die Lupe zu nehmen. Aber zu seiner Enttäuschung ergaben sich dabei keine neuen Hinweise oder Ideen.

Dann passierte das Unerwartete.

Drei Tage nach der Verhaftung der Geldräuber, als in der Mordkommission längst wieder die gewohnte Routine eingekehrt war, bekam Ainslie einen Anruf von Dr. Sanchez, der Gerichtsmedizinerin im Dade County.

»Malcolm, ich hatte Ihnen neulich versprochen, unsere alten Autopsieberichte nach unaufgeklärten Mordfällen mit ähnlichen Stichwunden durchzusehen«, sagte sie. »Nun, das habe ich getan, aber es hat leider länger gedauert, weil ich einen Haufen Akten sichten mußte, die wir nicht im Computer haben... «

»Schon gut«, unterbrach Ainslie sie. »Haben Sie etwas gefunden?«

»Ja, ich glaube schon. Der Bericht gehört zu einer umfangreichen Akte, mit der ich einen Boten zu Ihnen geschickt habe. Es geht dabei um einen schon siebzehn Jahre zurückliegenden Doppelmord an einem alten Ehepaar - Clarence und Florentina Esperanza.«

»Sind irgendwelche Tatverdächtigen benannt?«

»Nur einer. Aber mehr möchte ich Ihnen jetzt nicht sagen, weil Sie diese Akte selbst lesen müssen. Rufen Sie mich an, wenn Sie damit fertig sind.«

Wenig später brachte ein Bote die Akte. Wie Sanchez angedeutet hatte, enthielt sie eine Menge Papier. Ohne sich allzuviel davon zu erwarten, schlug Ainslie den schon verblaßten Aktendeckel auf und begann zu lesen.

Die Esperanzas, beide Anfang Siebzig, lebten im Happy Haven Trailer Park, einer Wohnwagensiedlung in West Dade. Als ein Nachbar ihre Leichen entdeckte, saßen sie sich gefesselt und geknebelt gegenüber. Beide wiesen Verletzungen durch brutale Schläge und tiefe Messerstiche auf. Wie der Autopsiebericht zeigte, waren die Esperanzas verblutet.