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»Er ist angespannt«, stimmte Ainslie ihm zu. »Man merkt's an seiner Fahrweise, und wenn er irgendwo hält, wirkt er ruhelos, als müsse er ständig in Bewegung bleiben.«

»Hat das etwas zu bedeuten, Sergeant?«

Ainslie zuckte mit den Schultern. »Könnte von Drogen kommen, obwohl Doil anscheinend nie welche genommen hat. Vielleicht ist er nervös. Das weiß nur er.«

»Vielleicht kriegen wir's noch raus.«

»Vielleicht.« Ainslie beließ es dabei, spürte aber selbst eine gewisse Anspannung und das vertraute Gefühl, daß die Dinge sich auf eine Entscheidung zubewegten.

Nachdem sie Doil auf der Heimfahrt vom Firmengelände der Overland Trucking beschattet hatten, warteten Ainslie und Zagaki darauf, was als nächstes passieren würde.

»Was dagegen, wenn ich ein Nickerchen mache, Sergeant?« fragte Zagaki.

»Nein, nur zu.« Es war vernünftig, während einer langen Doppelschicht jede Möglichkeit zu einer Ruhepause zu nutzen, zumal Doil nach seiner achtstündigen Fahrt zu Hause war und vermutlich schlief.

»Danke, Sergeant«, sagte Zagaki, als er sich zurücklehnte und die Augen schloß.

Ainslie hatte jedoch nicht vor, in dieser Nacht zu schlafen. Er traute dem jungen Kriminalbeamten noch immer nicht recht und hatte sich vor allem deshalb mit Zagaki zusammenspannen lassen, um ihn während der Überwachung im Auge behalten zu können. Fairerweise mußte er allerdings zugeben, daß Zagakis Leistung bisher tadellos gewesen war. Er hatte klaglos alles ausgeführt, was Ainslie ihm aufgetragen hatte, und war vor allem viel gefahren. Aber trotzdem...

Zagakis Verhalten verunsicherte ihn, und obwohl er Mühe gehabt hätte, fundierte Kritik vorzubringen, sagte Ainslies Instinkt ihm, daß sich hinter Zagakis übertrieben respektvoller Art, seinem ständigen »Sergeant«, unaufrichtige Schmeichelei verbarg.

Oder bin ich selbst übertrieben kritisch? fragte Ainslie sich.

»Dreizehnzehn, hier dreizehnhundert.« Dieser knappe Anruf kam aus seinem Handfunkgerät.

Das war Lieutenant Leo Newbold.

»Dreizehnzehn«, antwortete Ainslie. »QSK.«

Um auszuhelfen, während die Sonderkommission personell unterbesetzt war, hatte Newbold gemeinsam mit Dion Jacobo mehrere Schichten übernommen. Um Ainslie und Zagaki notfalls unterstützen zu können, saßen die beiden jetzt einige Wohnblocks entfernt in einem acht Jahre alten Ford mit eingebeulten Kotflügeln, abblätterndem Lack und einem Motor mit Turbolader, mit dem die Klapperkiste es mit jedem Sportwagen aufnehmen konnte.

»Ist bei euch irgendwas los?« fragte Newbold.

»Negativ«, antwortete Ainslie. »Unser Mann ist...« Aber er brachte den Satz nicht zu Ende. »Augenblick! Er kommt gerade aus dem Haus, geht zu seinem Pickup.« Er rüttelte Zagaki wach, der die Augen öffnete, sich aufsetzte und den Motor ihres Lieferwagens anließ.

Draußen schlurfte Doil mit gesenktem Kopf und tief in den Taschen seiner Jeans vergrabenen Händen zu seinem Pickup.

Kurze Zeit später berichtete Ainslie: »Er sitzt im Wagen, fährt an, fährt rasch weg. Wir folgen ihm.«

Daß Doil wegfuhr, kam unerwartet. Aber Zagaki ließ ihren Lieferwagen bereits anrollen, lenkte ihn auf die Straße hinaus und behielt den klapprigen Pickup im Auge.

»Wir fahren auch«, bestätigte Newbold. »Wir bleiben hinter euch. Haltet uns auf dem laufenden, wohin er fährt.«

»Er hat die North Miami Avenue erreicht«, meldete Ainslie, »biegt jetzt nach Süden ab.« Wenig später folgte die Meldung: »Er überquert die Twentyninth Street.«

Aus dem Lautsprecher drang Newbolds Stimme: »Wir sind parallel zu euch auf der Second Avenue. Meldet weiter, welche Straßen er überquert. Wir können jederzeit rüberwechseln und euch ablösen.«

Daß zwei Überwachungsfahrzeuge Parallelstraßen benutzten und zwischendurch immer wieder die Position wechselten, war eine bewährte, aber manchmal etwas riskante Taktik.

Bei stärker werdendem Regen frischte jetzt auch der Wind auf.

»Sie entscheiden, was zu tun ist, Malcolm«, sagte Newbold über Funk. »Aber meinen Sie nicht, daß wir ein drittes Team anfordern sollten?«

»Noch nicht«, antwortete Ainslie. »Ich glaube nicht, daß er die Stadt verläßt... Er fährt gerade über die Eleventh Street; wir sind einen Block hinter ihm. Ich schlage vor, an der Flagler Street zu wechseln.«

»QSL.«

Wieder Ainslie: »Wir sind kurz vor der Flagler Street. Er fährt weiter nach Süden. Übernehmen Sie ihn, Lieutenant. Wir bleiben zurück.«

»Wir fahren auf der Flagler Street nach Westen«, berichtete Newbold, »biegen nach Süden auf die Miami Avenue ab... Ja, wir sehen ihn. Er ist hinter uns... hat uns jetzt überholt... zwei Fahrzeuge zwischen uns; diesen Abstand behalten wir bei.« Einige Minuten später meldete sich Newbold: »Er überquert gerade den Tamiami Trail, scheint zu wissen, wohin er will, wahrscheinlich nach Westen. Ich schlage vor, am Bayshore Drive erneut zu wechseln.«

»QSL. Wir schließen zu Ihnen auf.«

So waren Ainslie und Zagaki im vorderen Überwachungsfahrzeug, als Elroy Doils Pickup auf dem vielbefahrenen Bayshore Drive eine kurze Strecke nach Westen fuhr, am Mercy Hospital langsamer wurde und dann nach rechts in das Villenviertel Bay Heights abbog.

Ainslie berichtete: »Unser Mann ist vom Bayshore Drive abgebogen, fährt auf der Halissee Street nach Norden, Verkehr sehr schwach.« Zagaki wies er an: »Halten Sie reichlich Abstand, aber passen Sie auf, damit er uns nicht abhängt.« Die Sichtverhältnisse hatten sich weiter verschlechtert. Der Regen hatte zwar nachgelassen, aber dafür war es inzwischen fast dunkel.

Wie die meisten Wohnstraßen in Bay Heights war die Halissee Street eine Straße mit großen, eleganten Villen auf parkartigen Grundstücken mit dichtem Baumbestand. Vor ihnen erschien eine Querstraße; Ainslie wußte, daß das die Tigertail Avenue mit ähnlichen Villen war. Aber bevor der Pickup diese Straße erreichte, hielt er plötzlich am rechten Straßenrand unter einem großen überhängenden Feigenbaum an. Die Scheinwerfer des Pickups erloschen, als Zagaki den Lieferwagen zum Stehen brachte und ebenfalls die Scheinwerfer ausschaltete. Sie standen etwa hundert Meter hinter dem Pickup und hatten mehrere geparkte Wagen zwischen Doil und sich. Aber sie saßen so hoch, daß sie im Licht einer Straßenlampe über die Autodächer hinweg Elroy Doils Kopf und Schultern in seinem Pickup sehen konnten.

»Unser Mann parkt auf der Halissee Street vor der Tigertail Avenue«, berichtete Ainslie. »Er sitzt weiter in seinem Wagen. Bisher ist nicht zu erkennen, ob er aussteigen wird.«

Newbold antwortete: »Sind eine Querstraße hinter euch. Wir parken ebenfalls.«

Sie warteten.

Zehn Minuten vergingen, ohne daß Doil sich bewegte.

»Er wirkt nicht mehr so ruhelos, Sergeant«, stellte Zagaki fest.

Wieder einige Minuten später fragte Newbold über Funk an: »Gibt's was Neues?«

»Negativ. Der Pickup steht, unser Mann sitzt darin.«

»Bei mir ist eine Nachricht eingegangen, Malcolm. Ich muß mit Ihnen reden. Können Sie zu Fuß herkommen? Notfalls können wir Sie schnell wieder zurückbringen.«

Ainslie zögerte. Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, Zagaki allein zurückzulassen, damit er Doil überwachte. Er wäre lieber dageblieben, aber er wußte, daß der Lieutenant etwas Wichtiges zu besprechen haben mußte.

»Gut, ich komme jetzt«, antwortete er. Zu Detective Zagaki sagte er: »Ich bin so schnell wie möglich zurück. Sie lassen Doil nicht aus den Augen und rufen mich über Funk, falls er aussteigt, wegfährt oder sonst irgendwas macht. Sollte er aussteigen oder wegfahren, bleiben Sie dran - und halten Sie vor allem Verbindung mit mir.«