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Okay, Maggie, wir haben noch viel zu bereden, aber vorher muß ich Sie etwas fragen: Sind Sie bereit, mit mir zu reden, wie wir's jetzt tun, ohne daß ein Anwalt dabei ist?

Die Verdächtige nickte kaum merklich.

Gut, denn ich möchte auch mit Ihnen reden. Aber zuerst müssen wir noch was erledigen - Sie wissen ja, wie Vorschriften sind. Der Form halber muß ich Ihnen folgendes erzählen, Maggie: Sie haben das Recht zu schweigen...

Ainslie hörte aufmerksam zu. Die verspiegelte Scheibe vor ihm war nicht schalldicht, so daß er, falls notwendig, hätte bezeugen können, daß Thorne über ihre Rechte belehrt worden war. Daß sie kaum auf den von Jorge heruntergeleierten Text achtete, war nicht entscheidend.

Nun wurde es Zeit für Jorges zweites kalkuliertes Risiko.

Wir können jetzt weiterreden, Maggie, oder ich gehe an meinen Schreibtisch zurück, und Sie bekommen mich nie wieder zu sehen...

Zweifel auf dem Gesicht der jungen Frau: Was ist, wenn der Kerl verschwindet?

Jorge kannte die Anzeichen. Der Erfolg war greifbar nahe.

Maggie, verstehen Sie, was ich eben gesagt habe?... Ganz bestimmt?... Okay, das wäre erledigt... Oh, noch was! Sie müßten diesen Vordruck hier unterschreiben. Als Bestätigung für alles, was ich gesagt habe.

Thorne setzte ihre gekritzelte Unterschrift unter den amtlichen Vordruck, der bestätigte, sie habe sich nach einer Belehrung über ihre Rechte dafür entschieden, ohne Anwesenheit eines Rechtsanwaltes mit Detective Rodriguez zu reden.

Ainslie steckte seine Notizen ein. Jorge konnte nichts mehr passieren, und Ainslie, der bereits von der Schuld des Paars überzeugt war, rechnete mit mindestens einem vollen Geständnis innerhalb der nächsten halben Stunde.

Wie sich zeigen sollte, gab es sogar zwei.

Als Jorge die Verhöre in getrennten Räumen fortsetzte, zeigte sich, daß Thorne und Kaprum planlos vorgegangen waren und so statt eines einfachen Raubs ein Kapitalverbrechen verübt hatten. Nach der Tat hatten sie ernstlich geglaubt, sich durch ein kompliziertes Lügengebilde retten zu können, das ihnen vermutlich raffiniert erschien, aber auf jeden erfahrenen Kriminalbeamten lächerlich wirken mußte.

Jorge zu Thorne: Jetzt zu dem Wagen, in dem Sie mit Kermit gesessen haben, Maggie. Dem Trooper haben Sie erzählt, Sie hätten ihn vor einigen Minuten leer und mit Zündschlüssel gefunden und eine Spritztour damit gemacht... Nun, was sagen Sie, wenn ich Ihnen erzähle, daß wir eine Zeugin haben, die gestern abend den Überfall beobachtet und Sie beide in dem Cadillac gesehen hat?... Außerdem sind hinten im Wagen über ein Dutzend Getränkedosen gefunden worden. Die werden eben auf Fingerabdrücke untersucht. Was ist, wenn Kermits und Ihre Abdrücke sich darauf befinden?... Doch, das beweist schon etwas, Maggie, weil es zeigt, daß Sie viel länger als nur »ein paar Minuten« in dem Auto gesessen haben.

Jorge trank einen Schluck Kaffee und wartete. Thorne tat dasselbe.

Noch was, Maggie. Bei Ihrer Festnahme haben Sie eine Menge Geld bei sich gehabt - über siebenhundert Dollar. Können Sie mir das erklären?... Bei wem und als was haben Sie gearbeitet?... Wirklich? Für soviel Geld muß man lange jobben. Wer sind Ihre Arbeitgeber gewesen?... Nun, nennen Sie mir wenigstens ein paar, bei denen wir nachfragen können... Sie wissen keine mehr? Maggie, damit tun Sie sich keinen Gefallen.

Also gut, machen wir weiter. Man hat bei Ihnen auch einen größeren Markbetrag gefunden. Wo haben Sie den hergehabt?... Deutsches Geld, Maggie. Sie sind wohl in letzter Zeit mal in Deutschland gewesen?... Unsinn, Maggie! Wie hätten Sie das vergessen können? Stammt dieses Geld von Mr. Niehaus?... Er ist der Gentleman, der umgebracht wurde. Haben Sie ihn mit Ihrem Revolver erschossen, Maggie? Eure Waffen werden jetzt untersucht. Dann wissen wir, ob Sie's getan haben.

Maggie, ich rede als Freund mit Ihnen. Sie sitzen echt in der Scheiße, und das wissen Sie bestimmt auch. Ich möchte Ihnen helfen, aber das kann ich erst, wenn Sie die Wahrheit sagen... Hier trinken Sie noch einen Kaffee... Denken Sie darüber nach, Maggie. Die Wahrheit macht alles leicht - vor allem für Sie. Sobald ich die Wahrheit weiß, kann ich Ihnen raten, was Sie tun sollten...

Beim Verhör des jüngeren Schwarzen, der wirklich Glupschaugen wie ein Frosch hatte, war der Umgangston rauher. Okay, Kermit, ich hab' mir jetzt 'ne halbe Stunde lang Ihre Antworten angehört, und wir wissen beide, daß Sie völligen Scheiß erzählt haben. Jetzt müssen Tatsachen auf den Tisch. Sie und Ihre Freundin Maggie haben den Wagen entführt und den Alten beraubt und dann erschossen. Das hat Maggie Thorne schon gestanden. In Ihrem schriftlichen Geständnis steht, daß diese Sache Ihre Idee gewesen ist und daß Sie die tödlichen Schüsse auf Mr. Niehaus abgefeuert haben...

Der neunzehnjährige Kaprum sprang auf und brüllte empört: »Die Schlampe lügt! Sie hat's getan, das ist ihre Idee gewesen, nicht meine! Ich hab' nur... «

Geschafft! dachte Jorge befriedigt. Kaprum, der auf Maggie Thornes vermeintlichen Verrat reagierte, war geradezu darauf versessen, seine eigene Version der Ereignisse zu erzählen. Ainslie, der wieder zuhörte, hätte beinahe gelächelt, aber er mußte an den toten Deutschen denken.

Sie wollen mir also erzählen, was wirklich passiert ist, Kermit - und diesmal die Wahrheit sagen? Damit täten Sie sich selbst einen Gefallen... Okay, fangen wir damit an, wie Sie und Thorne den Wagen geraubt haben... Also gut, wir stellen Thornes Namen voraus, wenn Ihnen das lieber ist... Wo sind Sie beide gewesen, als...

Jorge schrieb mit, während Kaprum hastig Tatsachen heraussprudelte, ohne die Folgen zu bedenken, weil er nicht erkannte, daß es kaum einen Unterschied machte, wer was getan hatte, solange feststand, daß die beiden gemeinsam das Verbrechen begangen hatten. Als Jorge ihn fragte, warum überhaupt geschossen worden sei, antwortete Kaprum: »Der alte Furzer hat uns beschimpft. Hat dauernd was gebrüllt, das wir nicht verstanden haben. Er hätt' seine gottverdammte Klappe halten sollen, Mann.«

Kaprum zeichnete jede Seite des Protokolls mit dem Kugelschreiber ab, den Jorge ihm gab, und unterschrieb dann sein Geständnis.

Einige Stunden später lag das Ergebnis der ballistischen Untersuchung vor. Von den drei in der Leiche gefundenen Kugeln stammte eine aus Kaprums Revolver, zwei waren aus Maggie Thornes Waffe abgefeuert worden. Der Gerichtsmediziner berichtete, Kaprums Schuß habe den

Überfallenen nur verletzt, aber beide Schüsse Thornes seien sofort tödlich gewesen.

Ainslie wurde weggerufen, kam aber gegen Ende der zweiten Vernehmung Thornes durch Jorge zurück. Zum Schluß fragte die junge Frau mit ernster Miene: »Was passiert jetzt? Kriegen wir Bewährung?«

Jorge gab keine Antwort, und Ainslie wußte, warum.

Wie hätte er einer jungen Frau erklären können: Nein, Sie haben nicht die geringste Chance, auf Bewährung freizukommen, auch nur vorläufig gegen Kaution entlassen zu werden oder überhaupt jemals wieder einen Fuß vor die Gefängnistür zu setzen. Im Gegenteil, es ist jetzt schon fast sicher, daß Sie und Ihr Komplize von einem Schwurgericht schuldig gesprochen und zum Tod auf dem elektrischen Stuhl verurteilt werden.

Als Ainslie sich an die Geständnisse Thornes und Kaprums erinnerte, mußte er wieder an Elroy Doil und den Grund für diese nächtliche Fahrt ins Ungewisse denken. Er fragte sich, wie schon während des Anrufs aus Raiford: Was für ein Geständnis werde ich zu hören bekommen?

Er sah nach vorn, wo beleuchtete Wegweiser auftauchten. Sie hatten die I-95 verlassen und befanden sich auf dem Florida's Turnpike, auf dem Orlando - ihr erstes Etappenziel - etwa dreihundert Kilometer entfernt war.