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»Dann bist du schlecht unterrichtet worden. Brot und Wein wandeln sich wahrhaftig in Blut und Leib Unseres Heilands, wenn sie von einem treu ergebenen Priester reinen Herzens gesegnet werden.«

»Fürwahr, das ist Glaubenssache«, bemerkte Fidelma zurückhaltend. Sie wies auf den fülligen, prächtig gekleideten Mann, der sich abseits hielt. »Sag bitte dem Kirchenbesucher dort, er möchte zu mir kommen.«

Der Abt zögerte. »Weitere Fragen hast du nicht?«

»Im Augenblick nicht.«

Der Abt erhob sich und brummelte ungehalten, weil man ihn so sang- und klanglos verabschiedete. Doch ging er zu dem stattlichen Herrn und wechselte ein paar Worte mit ihm. Der stand auf und begab sich ohne jede Eile zu ihr.

»Ich habe mit dem Vorfall überhaupt nichts zu tun«, tat er ungefragt kund.

»Wirklich nicht?« Fidelma schaute dem Mann ins runde Gesicht. »Dein Name ist …?«

»Talos. Ich bin Kaufmann und seit vielen Jahren Mitglied dieser Gemeinde.«

»Dann bist du genau der Richtige, um meine Fragen zu beantworten«, versicherte ihm Fidelma.

»Wie kommst du darauf?«

»Kennst du Pater Cornelius?«

»Ja. Ich habe den Gottesdienst stets hier besucht, schon lange, bevor er Pfarrer der Gemeinde wurde.«

»Ist er ein guter Priester?«

Der griechische Handelsherr stutzte. »Ich denke, du befragst uns wegen des Gifts im Wein.«

Fidelma lächelte ihn gewinnend an. »Dennoch, tu mir den Gefallen und sag, ist er ein guter Priester?«

»Ja.«

»Weißt du, ob Beschwerden gegen ihn vorliegen? Ob er sich in irgendeiner Weise verhält, wie es sich für sein Amt nicht geziemt?«

Unangenehm berührt schaute Talos auf seine Fußspitzen. Fidelmas Augen blitzten wachsam.

»Mir persönlich ist dergleichen nie aufgefallen.«

»Aber vielleicht sind Gerüchte im Umlauf?«

»Tullius hat mir erzählt, es gäbe Beanstandungen. Von meiner Seite jedenfalls nicht, ich bin der Ansicht, Pater Cornelius ist ein gewissenhafter Priester.«

»Tullius meint, Leute beschweren sich? Hat er auch selbst etwas an Cornelius auszusetzen?«

»Nein, Derartiges habe ich nicht bemerkt. Aber ich denke mal, es ist seine Aufgabe, dem Abt Beschwerden zu hinterbringen, sowie ihm welche zu Ohren kommen. Auch er muss sein Amt gewissenhaft versehen. Er hat schließlich allen Grund dazu.«

»Das verstehe ich nicht.«

»Tullius ist zum Priester ausgebildet worden, übermorgen soll seine Ordination stattfinden«, erklärte Talos unumwunden. »Er ist hier aufgewachsen und stammt aus kleinen Verhältnissen. Doch er hat es geschafft, sich hochzuarbeiten. Leider haben ihm die Götter der Liebe einen üblen Streich gespielt.«

»Was willst du damit sagen?«

Talos schaute sie belustigt an und lächelte selbstgefällig. »Man kennt sich doch aus im Leben.«

»Du meinst, er zieht den Umgang mit seinem eigenen Geschlecht vor?«

»Genauso ist es.« Voller Missbehagen streifte sein Blick den jungen custos am anderen Ende des Kirchenraums.

Sie ging mit einem Achselzucken darüber hinweg. Im Rechtsverständnis der Brehons gab es keine Gesetze gegen Homosexualität.

»Wird ihm eine eigene Gemeinde zugesprochen, wenn er ordiniert ist?«, fragte sie weiter.

»In solchen Dingen kenne ich mich nicht aus. Ich vermute es aber. Nur kann diese Kirche keine zwei Pfarrer unterhalten. Du siehst selbst, wie klein sie ist, und die Gemeindemitglieder kennen sich fast alle.«

»Vergiss nicht die Gallier, die sind Fremde.«

»Stimmt. Der tote Mönch und seine Schwester wohnten in einer Herberge schräg gegenüber, sie haben die ganze Woche über den Gottesdienst regelmäßig besucht. Der andere Gallier war bisher nur einmal hier. Die einzig völlig Fremde bei der Messe heute warst du.«

»Das Gespräch mit dir war sehr aufschlussreich, Talos. Würdest du Enodoc, den Gallier, zu mir bitten?«

Talos stand rasch auf und entledigte sich seiner Aufgabe im Vorübergehen.

Der Gallier war um das Mädchen bemüht. Er hatte sich zu ihr gebeugt und streichelte der im Kummer Versunkenen den Arm. Sie schluchzte nicht mehr und hatte den Kopf erschöpft auf die Brust sinken lassen.

»Über die Stellung der Anwälte nach den Gesetzen der Brehons weiß ich Bescheid«, erklärte der junge Mann als Erstes offenherzig und setzte sich. »Wir in Gallien und ihr in Irland blicken auf gemeinsame Vorfahren zurück und haben eine ähnliche Rechtsauffassung.«

Fidelma ging auf seinen lockeren Ton nicht ein. »Ich möchte etwas über dich erfahren«, forderte sie ihn kühl auf.

»Ich heiße …«

»Wie du heißt, weiß ich. Auch, woher du kommst. Erzähl mir lieber, was dich nach Rom geführt hat.«

Der junge Mann lächelte weiterhin fröhlich und freundlich.

»Ich bin Kapitän eines Handelsschiffs. Wir sind aus dem Hafen der Veneter in Armorica hierhergesegelt. Ich halte mich als Handelsmann in Rom auf.«

»Und Docco, den Mönch, hast du gekannt?«

»Wir stammen aus demselben Dorf.«

»Und mit dem Mädchen Egeria bist du verlobt?«

Enodoc zuckte leicht und runzelte die Stirn. »Was bringt dich dazu, diese Frage zu stellen?«

»So, wie du dich um sie bemühst, benimmt sich nur ein besorgter Liebhaber, kein Fremder und auch nicht ein bloßer Freund.«

»Du bist eine aufmerksame Beobachterin, Schwester.«

»Stimmt es, oder stimmt es nicht?«

»Ich möchte sie heiraten.«

»Und wer hindert dich daran?«

Wieder zog er die Brauen zusammen. »Woraus schließt du, dass mich jemand daran hindert?«

»Aus der Art, wie zurückhaltend du deine Sätze formulierst.«

»Also gut. Es stimmt, ich habe Egeria heiraten wollen. Es stimmt auch, dass Docco, der das Familienoberhaupt ist, nicht wollte, dass sie mich heiratet. Wir sind im selben Dorf aufgewachsen, doch wir sind uns nicht länger freundlich gesinnt.«

»Dennoch bist du hier in Rom und stehst mit Docco und Egeria vor ein und demselben Altar«, merkte Fidelma an.

»Ich habe nicht gewusst, dass die beiden in Rom sind. Zufällig habe ich sie vor ein paar Tagen getroffen, und da habe ich gedacht, bevor ich mein Schiff besteige und nach Gallien zurücksegele, sollte ich das Gespräch mit Docco suchen, vielleicht komme ich diesmal meinem Ziel etwas näher.«

»Und vor allem deshalb bist du hier in der Kirche?«

Enodoc hob die Schultern. »Eigentlich schon. Ich liege ja in der Nähe vor Anker.«

»Entschuldige bitte, aber Ostia, Roms nächstgelegener Hafen, ist ein ziemliches Stück von hier entfernt. Du willst mir doch nicht erzählen, dass du als Kapitän deines Schiffs nach Ostia gekommen bist, dort zufällig gehört hast, Docco und Egeria seien in Rom, und dass du dich daraufhin auf den langen Weg gemacht hast, um sie hier zu treffen?«

»Nein, ganz so war es nicht. Ich hatte in Rom Geschäfte abzuwickeln und ließ mein Schiff in Ostia. Ich musste mit einem Kaufherrn über eine Ladung verhandeln, die ich mitnehmen sollte. Dass ich auf Egeria und Docco durch Zufall gestoßen bin, ist die reine Wahrheit.«

»Ich habe gehört, du bist heute nicht zum ersten Mal in dieser ecclesia

»Das ist richtig, ich war auch schon gestern hier. Ich hatte gänzlich unerwartet Egeria und Docco gesehen und bin ihnen hierher gefolgt.«

»Ein merkwürdiger Zufall.«

»Zufälle ereignen sich häufiger, als wir es wahrhaben wollen. Wir haben gestern gemeinsam am Gottesdienst teilgenommen.«

»Hattest du Erfolg mit deinem Anliegen?«

Enodoc zögerte. »Nein, Docco war gegen meine Heirat mit Egeria wie eh und je.«

»Und doch hattest du es darauf angelegt, den beiden heute wieder zu begegnen.«

»Ich muss heute zurück nach Ostia, da wollte ich noch einmal versuchen, Docco umzustimmen. Ich liebe Egeria.«