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«Das würde er nie tun! Und wenn er sie abholt?«

«Das tut der alte Adolfo Pebas wieder nicht! Ich kenne ihn lange genug. Wer von allein gegangen ist, soll auch von allein wiederkommen!«

«Dann bringe ich sie zurück.«

«Genau das habe ich mir gedacht. «Novarra grinste.»Aber es geht ja nicht. Sie wollen mich ja nicht anhören.«

«Ramon, was haben Sie noch zu erzählen?«

«Nur einen Vorschlag: Sie holen Perdita Pebas ab und nehmen gleichzeitig die Familie Zapiga nach Penasblancas mit. Ich fürchte, man wird mit dem Mord der beiden Mädchen nicht aufhören. So etwas spricht sich in Windeseile herum. Ich kann Ihnen Begleitschutz bis kurz vor die Stadt geben. Dort kann Sie Leutnant Salto erwarten. Die Fahrt nach Bogota müßte dann das Militär übernehmen. Dort sind Nuria und die Kinder relativ sicher.«

«Und wenn Zapiga nicht durchgekommen ist?«

«Auch dann ist es besser für Nuria. Um in den Besitz von Zapi-gas Wundergrube zu kommen, würde man rücksichtslos alle vernichten. Zur Zeit halten meine Leute sie besetzt. Aber auch meinen Leuten kann ich bei solchen Aussichten nicht mehr trauen. «Novarra sah Dr. Mohr ernst an und nickte schwer.»Ja, so ist das, Doctor. Die grünen Steine paralysieren! Nuria muß hier weg. Wollen Sie das übernehmen?«Er grinste schief.»Der reinste Frauentransport, eine weg, eine ran. Und Sie sind der einzige Mann, auf den beide Frauen hören. Außerdem: Statt im Dunkeln zu sitzen und den Glauben an die Menschen zu verlieren, können Sie damit aktiv etwas leisten: Sie retten Nuria und deren Kinder. Kann sein, daß wir in eine Schießerei geraten, bevor wir Penasblancas erreichen. Und Christus Revaila ist auch noch da! Doctor, wer hier lebt, auch als Arzt, darf nicht nur heilen, er muß auch um sich schlagen und sich den Weg freihalten. Wenn's sein muß, mit der Waffe!«

«Wann?«fragte Dr. Mohr knapp.

«So schnell wie möglich. Noch wirkt sich Major Gomez' Sittenfeldzug in Penasblancas aus. Das sollten wir ausnutzen.«

«Also morgen? Aber wenn Nuria nicht will?«

«Sie will. Bei uns haben die Toten noch nie das Leben behindert. Auch Nuria hofft, daß Zapiga durchgekommen ist und sie Millionärin wird.«

«Ich verfluche diese grünen Steine!«schrie Dr. Mohr. Seine ganze innere Qual lag in diesem Aufschrei. Novarra nickte zufrieden.

«Das ist nun heraus, Doctor. Das befreit! Wir alle hassen sie, aber wir kleben an ihnen. Es gibt für uns kein Zurück mehr. Für Sie schon!«Er erhob sich.»Morgen früh beim Morgengrauen?«

«Ich bin bereit. «Dr. Mohr legte die Hände übereinander.»Ich habe versagt, Novarra. Ich hatte für Nuria und die Kinder die Verantwortung übernommen.«

Nuria und die Kinder standen bereit, als Dr. Mohr und Margarita aus dem Haus kamen. Die Nacht lag noch über den Felsen, nur vereinzelte fahle Streifen am Himmel zeigten den nahen Tag an. Es war kühl geworden, die Regenzeit begann. In ein paar Tagen würde sich das ganze Land verwandeln. Dann wurden aus den Bächen breite Flüsse und aus den Flüssen reißende Ströme, die die Wege verschlammten. Manche Täler wurden von der Außenwelt völlig abgeschnitten und unpassierbar, Steinlawinen, von den Wassern herausgewaschen, versperrten die Zugänge, und selbst eine große Anzahl Minen liefen voll. Von allen Seiten stürzten dann die Wassermassen in die großen Höhlen, manchmal so plötzlich, daß es jedes Jahr eine nicht geringe Anzahl Tote gab. Guaqueros, die nicht rechtzeitig ihre Gruben räumten und elend ertranken.

Aber noch etwas geschah in der Regenzeit, tausende von Schürfern wurden zu Wäschern. Sie standen an den Ufern der überquellenden Flüsse oder selbst in dem reißenden Wasser und fingen mit großen Sieben das Geröll auf, das die Flüsse zu Tal schwemmten. Man wußte: Das Wasser spülte aus der Tiefe lockere Felsen ab, und in diesem Gestein waren auch Einschlüsse von Smaragden, kleine grüne Körper, vor Jahrmillionen in unvorstellbarer Hitze gebacken und heute ein Vermögen wert. Jedes Jahr geschah es immer wieder, daß die Flüsse das grüne Gold in die Siebe schwemmten… und jedes Jahr nach der Regenzeit stiegen die Morde an, wenn die glücklichen Finder sich auf den Weg machten, um ihren Reichtum nach Bogota zu bringen.

Am Wege lauerten die >Aufkäufer< von Christus Revaila und Mercedes Ordaz.

In der Nacht hatte es zwischen Dr. Mohr und Margarita noch eine heiße Diskussion gegeben, die Dr. Mohr verlor. Margarita hatte für das große Abenteuer auch einen Ledersack mit ihren Kleidern gepackt und reinigte dann einen 9-mm-Revolver. Dr. Mohr, der von Dr. Simpson zurückkam, nachdem er ihm alles erklärt und das Krankenhaus übergeben hatte, blieb betroffen in der Tür stehen.

«Erkläre mir bloß nicht, du wolltest mitgehen!«sagte er heiser.»Das lasse ich nicht zu.«

«Es ist alles gepackt, Pete.«

«Dann packst du wieder aus!«

«Du kannst mir nicht verbieten, meine Schwester abzuholen.«

«Ich kann dir verbieten, dich in Lebensgefahr zu begeben!«

«Ich will bei dir sein«, sagte sie schlicht und putzte weiter den Revolver.

«Einsperren lasse ich dich!«

«Das wäre noch schlimmer, Pete. Ich werde schreien und toben, und einmal läßt man mich heraus. Dann folge ich dir allein, und das ist viel gefährlicher. «Sie lud das Trommelmagazin, ließ es rotieren und dann einschnappen. Sie war schon für den gefährlichen Marsch umgezogen, trug Stiefel und eine Lederhose, ein Buschhemd und einen breiten Gürtel, in den sie die Waffen steckte. Das schwarze Haar hatte sie hochgebunden und mit einem breiten Stirnband festgehalten. Jetzt stand sie auf, ging in den Schlafraum, setzte sich auf das Bett und lehnte sich an die Wand.

«Wer will mich aufhalten?«rief sie.»Ich schieße auf jeden, der mich anfassen will! Auch auf dich!«

«Du mußt im Hospital bleiben! Simpson braucht dich!«schrie Dr. Mohr.»Begreifst du denn nicht, daß du alles nur noch schwieriger machst, wenn du mitkommst?«

«Nein! Ich kann schießen. Und ich bin mutig!«

«Ich habe Angst um dich, verstehst du das denn nicht?!«

«Und ich habe Angst um dich und will deshalb bei dir sein. Ist das nicht selbstverständlich?«Sie zog die Schultern zusammen und sah jetzt aus wie eine Katze, die sich zum Sprung vorbereitet.»Schreie nur, Pete. Ruf Papa und Mama! Hol Pater Cristobal! — Ihr könnt mit mir machen, was ihr wollt. Einmal wird es mir gelingen, freizukommen. Und dann laufe ich hinter dir her!«

Es war sinnlos, weiter mit ihr darüber zu reden. Seufzend ging Dr. Mohr hinüber zu Pater Cristobal, der gerade Dr. Novarra verabschiedet hatte. Der Bärtige ritt auf seinem starken Muli zur >Burg< zurück.

«Margarita hat ihren Revolver geputzt und will mit!«sagte Dr. Mohr hilflos.»Was soll ich tun, Cris?«

«Nichts.«

«Sie kann unmöglich mit! Das kommt einem Selbstmord gleich.«

«Erkläre ihr das.«

«Das habe ich versucht. Umsonst. Ihr Argument: Ich gehöre zu dir.«

«Hier gibt es noch Frauen, die bereit sind, mit ihren Männern zu sterben.«

«Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?«

«Weißt du mehr?«Pater Cristobal hob die Schultern.»Nur der Tod könnte Margarita aufhalten, mit dir zu reiten. Ich habe gar nichts anderes erwartet und es schon Novarra gesagt. Er hat damit gerechnet, für ihn war das selbstverständlich.«

«Ich werde Pebas alarmieren!«sagte Dr. Mohr gepreßt.

«Sinnlos! Er wäre höchstens stolz auf seine mutige Tochter. Hat er verhindern können, daß sie bei dir schläft? Noch weniger kann er verhindern, daß sie mit dir lebt, und Leben bedeutet hier in den

Bergen: Bedingungslosigkeit bis zum Letzten!«

Dr. Novarra und 15 wild aussehende, schweigsame Männer aus der >Burg< trafen kurz nach Dr. Mohrs Erscheinen vor dem Haus auf dem Plateau ein. Sie brachten Mulis mit, die an jeder Seite einen geflochtenen Korb trugen. In diese Körbe setzte man die kleinen Kinder hinein. Hier waren sie sicher, konnten nicht herausfallen und würden durch das gleichmäßige Schaukeln müde werden und wieder einschlafen. Auf ein Muli hatte man ein breites Brett geschnallt und darauf ein schweres Maschinengewehr montiert. Es war geladen, der Patronengurt war durchgezogen. Ein zweites, starkes Muli schleppte vier stählerne Kästen mit weiteren MG-Gurten.