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»Meine Hauptaufgabe ist die Überprüfung an den Hof gerichteter Beschwerden«, sagte Hiller, und seine Stimme wurde immer leiser. »Aber ich bitte Sie, Sir Max: Denken Sie nicht, der König habe die Aktennotiz von General Bubuta Boch wirklich ernst genommen! Ich bin wegen einer anderen Sache hier.«

»Ach wirklich? Unser Gespräch wird ja immer interessanter. Seien Sie so lieb, Sir, und erzählen Sie mir, um was für eine Aktennotiz es sich da gehandelt hat. Ich bin drei Tage nicht im Haus an der Brücke gewesen, weil ich auf Befehl meines Chefs in Cholomi ermittelt habe. Also: Was habe ich nach Ansicht von General Bubuta ausgefressen?«

»Es ist mir peinlich, über diese dumme Sache mit Ihnen zu reden, Sir Max, aber der General hat erfahren, dass in Ihrer Abwesenheit einer der jüngeren Mitarbeiter der Verwaltung Ihr Haus besucht und ...«

»... meine Tiere gefüttert hat!«, rief ich nickend. »Das ist die reine Wahrheit. Unter uns gesagt: Er hat sie obendrein sogar gekämmt. Wozu sind jüngere Mitarbeiter sonst auch zu gebrauchen?«

»Das sehe ich genauso, Sir Max. Aber ich verrate Ihnen etwas: General Boch vergisst ständig, dass Geheimer Suchtrupp und Polizei getrennt voneinander operierende Organisationen sind. Was in seiner Hälfte des Hauses an der Brücke verboten sein mag, kann in Ihrer Hälfte erlaubt sein. Bubuta Boch hat uns mehrfach Berichte über das Verhalten des Ehrwürdigen Leiters Sir Juffin geliefert. Und über welche Ihrer Kollegen er sich sonst noch beschwert hat, behalte ich lieber für mich.«

»Was gefällt ihm eigentlich nicht an uns?«

Kowista Hiller verzog den Mund zu einem verlegenen Lächeln. »Was meinen Sie wohl, Sir Max? Er hat an allem etwas auszusetzen. Zum Beispiel daran, dass Sir Kofa Joch nicht zum Dienst erscheint, weil er sich nicht vom Wirtshaustisch losreißen kann.«

»Stimmt«, pflichtete ich übertrieben eilfertig bei. »Sir Kofa sollte wirklich tagaus, tagein in seinem Büro bleiben und nur hin und wieder zum Lauschen auf eine öffentliche Toilette schleichen, um mitzubekommen, dass die Mitarbeiter von General Boch an ihrem Chef kein gutes Haar lassen. Stattdessen treibt sich dieser Kerl in der ganzen Stadt herum! Skandal!«

Mein Gesprächspartner nickte genüsslich: »Der König persönlich sammelt Bubutas Beschwerden über Ihre Einheit, klebt sie in ein spezielles Album und versieht sie mit eigenhändigen Illustrationen. Es heißt, er will das Album Sir Juffin Halli schenken, wenn es voll ist. Deswegen hat der König die neueste Notiz von General Boch ja so aufmerksam gelesen, bevor er sie seiner Sammlung hinzugefügt hat. Und er ist neugierig geworden: Warum halten Sie sich eigentlich Tiere daheim? Wozu soll das gut sein?«

»Überzeugen Sie sich doch selbst, wozu das dient! Sehen Sie nicht, wie schön Armstrong und Ella sind? Und wie klug?«

Als die Auslöser der neuesten Querelen ihren Namen hörten, sprangen sie mir auf den Schoß, und ich stöhnte kurz unter ihrem Gewicht. Ihr langes, sorgsam gekämmtes Haar schimmerte, ihre blauen Augen funkelten freundlich, und ihr haariger Schwanz kitzelte mich angenehm an der Nase. Ich war richtig stolz auf meine zwei Hauskatzen.

»Wenn Sie wüssten, wie angenehm es ist, beim Schnurren der beiden einzuschlafen!«, sagte ich träumerisch. »Das - mit Verlaub - ist schon beinahe alles, wozu sie gut sind.«

»Und woher haben Sie die Katzen?«, fragte Hiller neugierig.

Bis heute weiß ich nicht, warum ich damals log. Vielleicht fürchtete ich ja, meine Tiere könnten sauer sein, wenn ich einem Fremden von ihrer plebejischen Herkunft erzählte.

»Die beiden sind direkte Nachkommen der Wildkatzen, die in den Leeren Ländern leben, und eines geheimnisvollen schwarzen Tiers, das aus der Gegend stammt, wo die Sonne versinkt!«

Ich versuchte, allen Ernstes einen exaltierten Barbaren zu mimen, hielt das aber nicht lange durch, sondern lachte und fuhr mit normaler Stimme fort: »Das jedenfalls hat auf dem Zettel gestanden, der neben den Tieren im Korb gelegen hat. Ich habe sie von einem alten Freund geschenkt bekommen.«

»Und Seine Majestät hat das erraten!«, rief der Abgeordnete des Königs begeistert. »Stellen Sie sich das mal vor! Er hat gleich gesagt: >Ich bin überzeugt, bei diesem unglaublichen Max leben auch unglaubliche Katzen. Geh hin und schau dich um - ich bin neugierig!« Jetzt sehe ich es selbst, Sir Max: Ihre Katzen haben nichts mit den Tieren gemein, die bei uns auf den Bauernhöfen leben.«

»Wenn Seine Majestät der Auffassung ist, dass Armstrong und Ella wunderbare Geschöpfe sind, bin ich ganz seiner Meinung«, versicherte ich Hiller und streichelte meine beiden haarigen und allzu wohlgenährten Kameraden. »Die beiden sind wirklich etwas Besonderes!«

Ich hatte den Eindruck, dass die Bauern von Echo weder Zeit noch Geduld hatten, das weiche Fell ihrer Zöglinge durchzukämmen. Auch den zerlausten Geschöpfen, die sich hier in den Gärten auf der Suche nach Nahrung herumtreiben, ähnelten meine Tiere keinesfalls.

Der Revisor der schlechten Nachrichten entschuldigte sich fünfmal, meine kostbare Aufmerksamkeit in Anspruch genommen zu haben, und meldete sich per Stummer Rede in der Burg Rulch, der königlichen Hauptresidenz. Und weil über eine so ernste Sache wie meine Katzen ausführlich berichtet werden musste, schwieg der Junge beinahe eine geschlagene Stunde.

Schließlich schenkte mir Kowista Hiller seine Aufmerksamkeit erneut. Offen gesagt war ich zwischendurch schon eingedöst.

»Sir Max«, flüsterte er ehrerbietig. »Der König will auch solche Katzen haben. Aber verstehen Sie mich bitte nicht falsch! Ich möchte damit nicht gesagt haben, dass er diese beiden haben will! Doch Sie haben Kater und Katze, und die werden früher oder später sicher Nachwuchs bekommen. Können wir also auf ein Kätzchen aus dem ersten Wurf hoffen?«

Das war gar keine schlechte Lösung meiner künftigen Probleme. Früher oder später würden sicher kleine Kätzchen auf tauchen - daran hatte ich keinen Zweifel. Zwar hatte ich vorgehabt, die ersten Kinder von Armstrong und Ella dort abzugeben, woher ich die Eltern bekommen hatte - auf Melifaros Landgut also -, doch ein Königshof war natürlich etwas Feineres. Und viel näher lag er auch.

»Wenn der erste Nachwuchs kommt, schicke ich dem König natürlich das dickste Pärchen«, versprach ich feierlich.

Kowista Hiller überschüttete mich mit Dank, Entschuldigungen und Komplimenten und verabschiedete sich dann. Kaum hatte er das Haus verlassen, ging ich ins Schlafzimmer.

Ausschlafen konnte ich allerdings nicht, denn schon nach wenigen Stunden meldete sich mein neuer Bekannter per Stummer Rede bei mir. Wie sich herausstellte, war der Nachwuchs von Ella und Armstrong bei allen Höflingen heiß begehrt, und Hiller wünschte, dass wir uns bald wiedersahen.

Am Abend besaß ich ein Verzeichnis all der Leute, die sich eine seltene, vom König privilegierte Rassekatze wünschten. Ich vermutete allerdings, dass das nur der Anfang wäre. Die arme Ella - wie viele Kinder mochte sie in ihrem kurzen Leben bekommen können? Doch alle wichtigen Leute standen bereits auf der Liste.

Natürlich erfuhr Juffin rasch von meinen Kontakten zum königlichen Hof und rief mich zu sich. Auf dem Weg zum Haus an der Brücke kostete ich meinen Triumph im Vorhinein aus.

»Was zettelst du eigentlich in Echo für Veränderungen an, Max?«, fragte mich der Ehrwürdige Leiter des Kleinen Geheimen Suchtrupps mit gespielter Strenge. »Sei bitte so lieb und sag mir, warum du dir nur Katzen hältst. Man könnte doch auch Pferde daheim haben, um vom Wohnins Schlafzimmer zu reiten! Warum beschränkst du dich auf Kleintiere?«

»Versuchen könnte man das«, antwortete ich gedankenverloren. »Vorausgesetzt, die hauptstädtischen Wohnungen sind dafür groß genug.«

»Ich bin sicher, du wirst auch diesen Trend noch setzen! Die Herren Höflinge sind doch immer erpicht auf die neueste Mode! Aber warte damit noch ein paar Jahre, ja? In meinem Alter ist es schwierig, sich an Veränderungen zu gewöhnen.«

»Aber sicher. Zu den Magistern mit den Pferden! Ich beschränke mich auf Katzen.«