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    "Nein. Aber - Sennor Pinola unternimmt eine wissenschaftliche Reise in die Llanos, um deren Fauna und Flora zu durchforschen und -"

    "Nun, und?"

    "Ich möchte ihn begleiten."

    "Ah - was du sagst?"

    "Ich bin nicht wie du, Vater, bin kein Staats-, kein Kriegsmann, meine Freude ist das Studium der uns umgebenden Kleinwelt. Hier bietet sich eine Gelegenheit, unter tüchtiger Leitung umfangreiche Studien zu machen. Willst du mir eine zweite große Freude bereiten, so laß mich mit ihm ziehen, in einigen Wochen sind wir wieder zurück, reich mit Schätzen beladen."

    Der gewiegte Staatsmann sagte sich, daß das Erscheinen seines sanften, liebenswürdigen Sohnes, der so leicht die Herzen der Menschen gewann, unter den Bewohnern der Llanos überaus vorteilhaft für ihn sein würde, und so ungern er sich auch von Eugenio auf längere Zeit trennte, denn der Jüngling war der Sonnenschein seines Lebens, so vermochte er ihm nur schwer eine Bitte abzuschlagen.

    "Also, mein Söhnchen will in den Llanos Käfer und Schmetterlinge sammeln und Herbarien anlegen?"

    "Ja, wenn du es gestattest."

    "Und Sennor Pinola begibt sich in die Llanos?"

    "Ja, in prächtiger Ausrüstung."

    "Nun, nun, wir wollen überlegen, ich bin ja nicht ganz dagegen."

    "O, du bist dafür, das sehe ich schon, du lässest mich reisen - ich habe es so lange schon innig ersehnt, die Llanos zu besuchen."

    "Ich werde mit Sennor Pinola reden."

    "O, Väterchen, wie danke ich dir!" und stürmisch umarmte der Jüngling seinen Vater.

    "Schon gut, schon gut."

    "Du bist nicht nur der größte Staatsmann der Zeit - Padrazo - du bist auch der beste aller Väter."

    "Und der schwächste."

    "Nein, der liebevollste. Tausend Dank. Jetzt will ich aber schnell zu Bonego eilen und ihm sagen, daß du dich seiner annehmen wirst."

    "Versprich nicht mehr, als du versprechen kannst."

    "Nein, und das ist schon genug."

    Und hinaus eilte Eugenio, freudestrahlend. Lange sah ihm sein Vater nach.

    "Wäre ich noch so wie du, Liebling," sagte er leise vor sich hin. "Vorbei! Ich bin nur wie ich bin und muß den Weg nun zu Ende gehen. Glücklicher Knabe!"

Neuntes Kapitel.

Maxtla   

Vor Tagesanbruch verließ Tejada die Stadt. Er ritt das gute Pferd seines Oheims, dessen Sattelzeug er bei dem Posadero, bei dem er die Nacht zugebracht hatte, erneuert hatte, wie auch seine Kleidung vervollständigt war. Die Kruppe des Pferdes trug jetzt einen stattlichen Mantelsack.   

 Die rauhe Straße, die nach Süden führte, und hie und da von Gehöften eingefaßt wurde, war menschenleer.

    "Ich muß doch sehen," murmelte Tejada vor sich hin, "ob mir Freund Carlos nicht einen Spürhund nachschickt," lenkte sein Pferd in ein kleines Gehölz von immergrünen Eichen und harrte dort geduldig.

    Die Sonne ging auf, und die Straße begann sich zu beleben, Reiter und Wagen zeigten sich, Saumtiere, die bald nach der Stadt zogen, seltener von dort kamen.

    Tejada harrte über eine Stunde und musterte aufmerksam alles, was von der Stadt kam. Doch nicht eine der von dort kommenden Personen erregte bei ihm auch nur den geringsten Verdacht, daß sie ihm nachgeschickt sein könne.

    "Der gute Carlos vertraut mir, wie ich sehe," sagte er grinsend. "Wenn ich nur den jungen Burschen, auf dessen Konto ich lebe, erst ausfindig gemacht hätte. Wenn ich geahnt hätte, daß meine Kugel dem braven Gomez den Rest gegeben, würde ich mich früher um die Erbschaft bemüht haben. Ich dachte, ich hätte ihn nur verwundet, und der andere Halunke war sehr schnell mit der Büchse bei der Hand; seine Kugel sauste mir dicht am Ohre vorbei.

    Tot und begraben schon seit fünf Jahren, das hätte ich wissen müssen. Fünftausend Pesos ist eigentlich doch zu wenig für diesen Handel. Nun, wenn ich den Sprößling d'Alcantaras erst ermittelt habe, können wir ja weiter sehen. Tausend Pesos muß der brave Carlos noch zugeben."

    Tejada lachte vor sich hin.

    "Es war doch ein genialer Streich, den großen Staatsmann mit den Briefen und dem Fetzen Papier zu ködern. Er muß doch große Angst vor dem Jungen haben, von dem ich gar nicht einmal weiß, wo er steckt. Hahaha! Ja, Don Carlos, so schlau du bist, Sancho Tejada bist du nicht gewachsen."

    Mit einem Ausdruck hoher Selbstzufriedenheit zog er dann das Staubtuch um sein Gesicht, ritt auf die Landstraße hinaus, und setzte in leichtem Galopp seinen Weg nach Süden fort.

    Er machte in einer Posada Mittagsrast und ritt, nachdem sein Pferd ausgeruht hatte, weiter.

    Der Weg schien ihm mit allen Wirtshäusern bekannt zu sein.

    Gegen Abend holte Tejada einen Indianer ein, der langsam einherritt, auch er ließ sein Pferd in Schritt fallen und redete ihn an: "Nun, mein Bursche, wo führt dein Weg dich hin?"

    "Geradeaus," war die mürrische Antwort.

    "Gut geantwortet, Schlaukopf," versetzte Tejada. Er wußte, wie man mit Indianern umzugehen hat, und reichte ihm eine Zigarrita, die der Reiter begierig ergriff und in Brand steckte.

    "Kommst du von Bogotá?"

    "Nein."

    "Bist du hier in der Nähe zu Hause?"

    "Nein."

    "Bei wem dienst du denn?"

    "Bei niemand."

    "So bist du Landwirt?"

    "Nein."

    "Verzeihe die Neugierde, mein brauner Bursch, etwas mußt du doch sein."

    "Vaquero."

    "Und hast jetzt keinen Dienst?"

    "Nein," und mit einer Verwünschung in indianischer Sprache, die aber Tejada verstand, setzte er hinzu: "Sennor Castillo hat mich fortgejagt."

    "Warum denn?"

    "Es sind mir einige Pferde von der Weide gestohlen worden."

    "Hm, das ist 'ne schlimme Sache."

    "Wo stammst du denn her?"

    "Aus den Llanos."

    "Aus den Llanos an den Bergen?"

    "Nein, vom Flusse, vom Apure."

    "Und wohin willst du jetzt?"

    "Nach Hause, wenn ich nicht einen Dienst finde."

    Tejada überlegte, ob ihm nicht bei den Nachforschungen, die er anzustellen hatte, die Hilfe eines Eingeborenen von Nutzen sein könnte, und kam zu dem Resultate, daß es vorteilhaft sein werde, den Mann, der aus den Llanos stammte, für kurze Zeit in seinen Dienst zu nehmen.

    "Ich selbst habe einige Geschäfte in den Llanos, wenn du nichts Besseres vorhast, will ich dich für einige Zeit in Dienst nehmen und dich anständig besolden."

    "Was verlangt der Sennor, daß ich tun soll?"

    "Du sollst mein Peon sein, nicht mehr."

    "Was wird der Sennor mir dafür geben?"

    "Nun, Bursche, Caballeros meinesgleichen markten mit ihren Peones nicht, ich gebe dir einen Peso für die Woche und selbstverständlich Nahrung."

    "Wird Sennor, wenn er mit mir zufrieden ist, mir einen Poncho schenken?"

    Der Poncho des Mannes war in sehr üblem Zustande.

    "Ja, das will ich."

    "Gut, ich will mit Sennor gehen."

    "Wie heißest du denn?"

    "Juan Moro."

    "Ist denn das Maultier, das du reitest, dein?"

    Nach einigem Zögern erwiderte der Indianer: "Ich habe es von einem Freunde geliehen."

    Tejada lachte.

    "Nun, dein Freund hat recht gute Mulos!"

    Er hatte sofort erkannt, daß ein gutes Tier unter dem Indio einherlief und war gar nicht ungehalten durch den Verdacht, daß der Indio es gestohlen haben könne.