Выбрать главу

    Bewegungslos und geduldig wartete Alonzo, einem Jäger gleich, der auf dem Anstand sitzt. Auf ein leichtes Geräusch hin wandte er seine Augen nach rechts.

    Ein bewaffneter Aimarà kam dort sorglos einher, warf einen Blick auf den Felspfad, ließ sich dann nieder, entnahm seiner Tasche Maisbrot und begann so zu frühstücken.

    Es war ein noch junger Mann und Alonzo glaubte ihn zu erkennen.

    Er saß kaum hundert Schritte entfernt und ein Schuß hätte leicht seinem Leben ein Ende gemacht. Aber Alonzo wollte nicht schießen, es war zu gefährlich wachsamen Feinden gegenüber. Unschädlich machen mußte er den Wächter, doch wollte er nur im höchsten Notfall die Waffe gegen jüngere Leute erheben, die schuldlos waren am Tode der Seinigen.

    Jetzt erkannte er auch den Wächter, es war Junma, mit dem er oft gespielt hatte.

    Geräuschlos verließ er den Busch, der ihn verbarg, und Schritt vor Schritt, Büsche und Felsbrocken als Deckung benützend, schleichend, einem Raubtiere gleich, nahte er sich dem Indianer.

    Dieser war ganz sorglos und beschäftigte sich mit seinem Maisbrot.

    Bis auf drei Schritt war Alonzo hinter ihn gelangt. Er zog die Machete und das Leben des Wilden hing an einem Haare, denn Alonzo war entschlossen, die Waffe zu gebrauchen, ehe er sein Opfer entfliehen oder auch nur schreien ließ.

    Vorsichtig richtete er sich auf -, ein Sprung nach vorwärts und mit der Linken des Mannes Hals mit eisernem Griff umklammernd warf er den gänzlich Überraschten zu Boden, ihm in der Sprache der Aimaràs zuflüsternd: "Keinen Laut oder meine Machete macht dich stumm." Der auf solche Weise überraschte Mann lag regungslos auf dem Rücken, die Hand seines Feindes an der Kehle, die blitzende Waffe vor seinen Augen und schreckenvoll blickte er in Alonzos Gesicht.

    Dieser lüpfte die linke Hand und ließ ihn Atem holen, ohne die Machete aus der Nähe seiner Kehle zu entfernen.

    "Techpo," murmelte der Aimarà und sein braunes Gesicht drückte Entsetzen aus. 

Während Alonzo bewegungslos und geduldig wartete, kam ein bewaffneter Aimarà sorglos des Weges.

"O, kennt mich Junma noch? Das ist gut. Junma weiß, daß ich sein Freund bin."

    "Hat der Erdgeist dich zurückgeführt, der dich hinabriß, wie Guati sagte?" - "Nein, der Windgott hat mich davongeführt in das Land der Weißen, Guati täuschte dich." Trotz der den Indianern eigenen Selbstbeherrschung war der Schrecken des jungen Wilden, den wesentlich das Wiedererscheinen Alonzos hervorrief, deutlich erkennbar.

    "Junma sieht, daß die Götter der Aimaràs dem jungen Weißen hold sind, sie haben ihn auch zurückgeführt in die Berge. Da ich nicht weiß, ob Junma noch Techpos Freund ist, muß ich ihn binden, es wird ihm kein Leid geschehen, wenn er nicht Widerstand leistet."

    Der abergläubische, verblüffte Wilde, der Alonzo, was dieser mit Freuden wahrnahm, als Opfer des Erdgeistes betrachtet hatte - er war also auf der Flucht vor fünf Jahren nicht erkannt worden -, dachte bei diesem so unerwarteten Wiedererscheinen des Totgeglaubten gar nicht an Widerstand, ließ sich ruhig mit Lederriemen, die Alonzo seiner Jagdtasche entnahm, binden, die schreckenvollen Augen immer auf sein Antlitz geheftet.

    "Wo hast du dein Maultier?"

    "Es grast im Tale."

    "Gib keinen Laut von dir, Junma, denn ungern würde ich dich töten."

    Alonzo nahm die an die Felsen gelehnte Büchse des Mannes und stieg in das Tal hinab. Er fand dort das gesattelte Maultier und führte es auf den Felsenpfad bis jenseits der Rinne, in der er die Felsen erstiegen hatte.

    Umkehren konnte es nicht, dazu war der Pfad zu schmal, und er ließ es stehen. Er ging wieder hinauf und fand den Gefangenen ruhig in seinen Banden liegen.

    "Was willst du, Techpo?" fragte der junge Wilde. "Ich habe dir nie etwas getan."

    "Nein, Junma, das hast du nicht und es wird dir auch nichts geschehen, ich bin nur gekommen, das weiße Mädchen zu holen, sie ist meine Schwester, und den jungen Blanco, den die Deinen fortgeführt haben."

    Junmas Gesicht verriet Erstaunen.

    "Wundere dich nicht, der Wind, der von den Bergen kommt, flüsterte es mir ins Ohr. Haben die Aimaràs den jungen Mann schon getötet?"

    "Nein."

    "Das Mädchen werden sie gern gegen blankes Silber hergeben, es nützt ihnen nichts."

    "Guati will sie zu seinem Weibe machen."

    Alonzo erschrak furchtbar, doch beherrschte er seine Züge besser als der Indianer.

    "Junma muß mit mir gehen zu meinen Freunden, er würde sonst den Seinen sagen, Techpo sei da."

    Junma blieb stumm.

    Alonzo löste die Bande an den Füßen seines Gefangenen, half ihm aufstehen, legte ihm den Lasso um, und so gingen beide in der Rinne hinab bis zu der Felskante. Das Maultier stand noch da, wo Alonzo es gelassen hatte.

    Einer Aufforderung des Jünglings entsprechend, hieß der, wie es schien, gänzlich willenlose Wilde es vorwärts gehen und kurze Zeit später traten beide unter die Montaneros. Jetzt erst schien der Bann von dem Aimarà genommen, als er die weißen Jäger sah; damit war das Unheimliche, das in Techpos plötzlichem Erscheinen gelegen, für ihn verschwunden und sein Auge flammte in wildem Haß auf. Alonzo gewahrte es recht gut.

    Er sagte den Freunden, daß er in dem Aimarà einen gefährlichen Wächter beseitigt habe, daß Donna Elvira und Eugenio im Dorfe der Indianer weilten.

    Er ließ Junma auch die Füße wieder binden und übergab ihn der Aufsicht zweier Leute, ihnen einschärfend, daß diese Wilden eine ungewöhnliche Schlauheit besitzen, und daß sein Entweichen gleichbedeutend sei mit dem Scheitern der Expedition, und große Gefahren über alle bringen werde.

    Mit Geronimo, dem Mestizen und einigen der älteren Landleute beriet er nun, was zu tun sei. Er setzte seinen Hörern, die mit Ausnahme Antonios seinen Worten mit großem Erstaunen lauschten, auseinander, daß das Tal der Aimaràs drei Zugänge habe, deren einer nahe vor ihnen lag, und durch Bewaffnete besetzt sei. Der zweite öffnete sich nach Norden hin, und von ihm aus waren die höher gelegenen Niederlassungen des Stammes zu erreichen. Der dritte gestattete nur in die unfruchtbaren eisigen Höhen der Gebirgswelt zu gelangen, in der Flüchtlinge rettungslos zu Grunde gehen mußten. Diesen Ausweg würden die Aimaràs nur im Notfall wählen.

    Um die Wilden zur Herausgabe ihrer Gefangenen zu zwingen, sie selbst, die vielleicht hundert bewaffnete Männer zählten, in Schach zu halten, schlug er vor, die beiden Ausgänge des Tales, den vor ihnen und den nach Norden hin zu besetzen, wo einige Schützen genügten, den Weg zu verteidigen. Er erbot sich, die geübtesten Bergsteiger auf gefährlichen Wegen zu dem Ausgang nach Norden zu führen, dann das Wächterhaus, das vor ihnen läge, in Besitz zu nehmen. Weiteres Eingreifen und Handeln müsse den Umständen überlassen bleiben. Am Tage wolle er die jungen Leute nach Norden führen, bei Nacht das Wächterhaus überraschen. Gegen Abend sollte Geronimo auf dem Pfade vor ihnen langsam emporrücken bis zu einem Bache und dort des weiteren harren.

    Die Ausführungen Alonzos zeugten von einer Ortskenntnis, die, so überraschend sie war, doch Vertrauen erweckte.