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    Man beschloß, nach seinen Vorschlägen zu handeln, und zehn junge Männer wurden ausgewählt, die Alonzo begleiten sollten, während Geronimo den Befehl über die anderen übernahm. Antonio blieb bei ihm.

    Alonzo ließ den Aimarà jetzt seiner Kleider entledigen und zog sie an bis auf das Fußzeug, ließ ihn in einen Poncho hüllen und überzeugte sich, daß er wieder fest gebunden wurde. Er verabschiedete sich von den übrigen und schritt, gefolgt von den zehn jungen Leuten, in die Schlucht, den Felspfad hinauf und führte sie dann über schwer zu ersteigende Felsen im Halbkreise um das Tal, bis sie nach mühevoller Wanderung den Eingang im Norden erreichten. Hier hielten sie an versteckter Stelle Rast.

    Geduldig harrten sie aus, bis die Nacht hereinbrach.

    Alonzo verteilte seine Gefährten dann an geschützten Stellen, von wo sie den Paß bestreichen konnten, mit der Aufforderung, vorzudringen, sobald sie schießen hörten, und dann nach den Umständen zu handeln.

    Als es dann ganz dunkel geworden war, nahm er die Büchse und schritt im Gewande Junmas tiefer in das Tal hinein, treu den eigenartigen Gang der Indianer nachahmend.

    Niemand begegnete ihm, die Aimaràs suchten mit der Nacht ihre Häuser auf.

    Nichts hatte sich ringsum verändert und Alonzo kannte jeden Fuß breit der Niederlassung. Er sagte sich, daß man Elvira, und nur ihr galten zunächst seine Gedanken, wahrscheinlich im Hause des Kaziken untergebracht haben werde, und dorthin lenkte er seine Schritte. Während er so durch die bekannten Stätten schritt, wachten die Erinnerungen an seine jahrelange Gefangenschaft unter den stumpfsinnigen Wilden wieder auf und diese Erinnerungen füllten sein Herz mit Bitterkeit. Er war jetzt ein Mann, ein kräftiger junger Mann und wußte, daß er es mit grausamen mitleidslosen Feinden zu tun habe; er war entschlossen, im Notfall rücksichtslos zu handeln. Aber er bezwang seinen Grimm in dem Gedanken an Elvira. Nicht vergebens hatte er sich indianische Vorsicht und Schlauheit angeeignet, er war den Aimaràs immer noch gewachsen. Er ging an dem Corral vorüber, in dem die Aimaràs ihre Pferde und Maultiere bewahrten. Er trat hinein, die Tiere mit einigen Schmeichelworten beruhigend, und fand ein noch gesatteltes starkes Maultier, das er vorsichtig herausführte.

    Kaum war er draußen, als eine Stimme aus der Dunkelheit zu ihm drang: "Wo willst du hin?" Doch Alonzo war darauf vorbereitet und erwiderte: "Zu den Wächtern im Osten, Tucumaxtli befiehlt es." Er führte das Tier an einigen Häusern vorbei und band es in der Nähe von des Kaziken Hause an einen Baum.

    Sah es jemand, so konnte er doch nichts Verdächtiges daran finden. Boten gingen öfter ab von des Kaziken Hause.

    Im Dunkel der Hecken und Büsche schlich er nun zu dem Eingang, der in den das Haus des Kaziken umgebenden Garten führte, die blanke Machete in der Hand.

    Er schlich durch den Garten -, im Hause war Licht, er trat an eines der verhangenen Fenster und lauschte. Da vernahm er die tiefe Stimme des Kaziken.

    "Du redest törichte Worte, Guati -, das weiße Mädchen wird viel Geld einbringen."

    "Das weiße Mädchen wird Guatis Weib oder sie stirbt," war die in trotzigem Tone gegebene Antwort. "Guati hat sie mitgenommen, weil sie schöner ist als der Morgenstern, sie wird Guatis Weib." Alonzo kannte die Stimme wieder, es war die seines einstigen Gefährten. "Mit dem Weißen tue was du willst, verkaufe ihn oder opfere ihn den Göttern -, das Mädchen ist meine Beute und bleibt mein."

    "Die Unsichtbaren zürnen den Kindern der Aimaràs, sie haben ihnen die Opfer entrissen vor fünf Sommern und keine mehr in ihre Hand gegeben seit jenem schwarzen Tage -, sie wollen keine Opfer mehr. Mehr aber werden sie noch zürnen, wenn der Sohn Tucumaxtlis ein Weib aus dem verfluchten Geschlechte der Weißen nimmt."

    "Warum sollten sie zürnen? Sie haben die Weißen dem Opfermesser entrissen und die Augen der Aimaràs mit Blindheit geschlagen. Sie waren den Weißen hold. Die Blüte des Tales wird Guatis Weib. Guati hat gesprochen."

    "Du hast Techpo in der Stadt der Weißen gesehen, er wird kommen und die weiße Blüte holen."

    "Ich glaube nicht mehr, daß er es war; Techpo ist vom Erdgeist verschlungen, der Weiße sah ihm ähnlich. Laß ihn kommen, wir werden ihn empfangen."

    "Du hast unrecht und übereilt gehandelt mit dem Mädchen, sie bringt alle Weißen gegen uns in Grimm."

    "Was wollen sie? Ihre Gebeine in den Felsen lassen?"

    "Die Götter zürnen uns, Guati -, errege ihren Grimm nicht noch mehr."

    "Wo ist der Jüngling?" fragte der Kazike nach einiger Zeit. "Ist er bei den Priestern?"

    "Nein, er schläft in der Hütte Huaxtlas, die Priester fürchten, ihn dem Tempel anzuvertrauen, seit der Weiße und der Halbindianer mit Hilfe der Götter entflohen."

    "Wir reden morgen weiter, Guati," sagte der Kazike, "die Götter werden gute Träume senden."

    Ein Geräusch deutete an, daß einer der Männer den Raum verließ, der rasche Schritt ließ auf Guati schließen.

    Wo war Elvira? War sie nicht im Hause des Kaziken?

    Alonzo umschlich das Haus und lauschte. Kein Laut drang von innen nach außen.

    Das Haus hatte noch einen oberen Raum, der mehrere Gemächer unter dem Dach von Maisstroh enthielt. Alonzo wußte dies wohl. In einem schien Licht zu brennen. Eine Fichte stand unweit und Alonzo kletterte zwischen ihren Ästen empor. Das Gemach unter dem Dache war erleuchtet, aber das Fenster verhangen. Vergebens spähte, vergebens lauschte er. Schon wollte er mißmutig wieder herabsteigen, als der Vorhang gelüftet wurde und Alonzo in die Kammer sehen konnte. Ein altes Indianerweib blickte einen Augenblick aus der Fensteröffnung und ließ den Vorhang dann wieder fallen, aber Alonzos Auge hatte ein weißes Kleid erkannt, das eine auf einem Lager ausgestreckte Gestalt einhüllte - Elvira war da.

    Er ahmte den Ruf der Bergeule mit täuschender Treue nach, der die Indianer stets mit abergläubischer Scheu erfüllte und diese jetzt dem Garten, selbst den nach diesem hin führenden Fensteröffnungen fern halten würde, und stieg nach einiger Zeit wieder hinab.

    Er überzeugte sich, daß das Maultier noch am Platze war und harrte geduldig, bis die Lichter in den Häusern erloschen und die Bewohner zur Ruhe gegangen waren. Er sann und sann, wie er sich Elvira nähern könne, wie er sie unverdächtig aus dem Hause des Kaziken entführe.

    In das Haus, selbst in das obere Stockwerk zu gelangen, war möglich -, aber Alonzo fürchtete das Geschrei des alten Weibes, das sicher der Gefangenen als Wächterin beigegeben war, und alles ringsum wecken würde.

    Auch Eugenios gedachte er - auch ihn wollte er befreien, sobald Elvira in Sicherheit war.

    Er sann und sann und die Nacht rückte vor, er sah es an den Sternen.

    Da kam ihm ein Gedanke, der alle Männer aus den Häusern locken würde. Das Tempelhorn mußte sich hören lassen.

    Flink schlich er zwischen den Hecken und Zäunen einher, jedes Anrufs gewärtig, und bald lag schattenhaft der in Pyramidenform aufsteigende Tempel vor ihm. Er wußte, wo das Horn hing, und war gleich darauf auf der Terrasse. Er tastete in der Nische -, das Horn war an seiner Stelle. Einen Augenblick zauderte er, denn leicht konnte die Erweckung der Aimaràs ihm das Leben kosten, ohne der Gefangenen Befreiung zu bringen. Aber er sah kein anderes Mittel, die Männer aus des Kaziken Hause zu locken.