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Der Correo mit der Botschaft des Ministers an Sennor Vivanda.

 "Siehst du auf deinem Ritt oder in Otoño oder dessen Nähe Don Ignacio, so sagst du ihm, daß der Befehl, den ich ihm gegeben, aufgehoben sei und daß er zugleich zurückkehren möge. Verstehst du?"

    "Zu Befehl."

    "Kennst du meinen Peon Maxtla?"

    "Ja, Excellenza."

    "Siehst du diesen, so sagst du ihm, aber insgeheim und ohne ihn öffentlich als meinen Diener anzuerkennen, das gleiche."

    Nach einigem Sinnen fuhr er fort: "Auf Otoño befindet sich ein junger Mann, Don Alonzo, dem ich sehr verpflichtet bin; diesem deute an und auch Sennor Vivanda, aber so, als ob es von dir ausginge, daß ihn Gefahr bedrohe, nahe Gefahr. Ich wünsche, daß der junge Mann allen Gefahren, die sein Leben bedrohen, entgehe, und ich werde dich doppelt belohnen, wenn du hierbei hilfst."

    "Eure Excellenza darf sich auf mich verlassen."

    "So reite."

    Der Correo verbeugte sich und verließ das Zimmer.

    Den zweiten der Staatsboten sandte er mit einem Schreiben an den Freund, der ihm Mitteilungen von Alonzo gemacht hatte, teilte diesem mit, daß er in Erfahrung gebracht habe, daß man dem Leben des jungen Mannes nachstelle und ersuchte ihn, alles aufzubieten, um ihn gegen solche Gefahr zu schützen. Auch dieser Correo bekam dieselben Aufträge für Don Ignacio und Maxtla wie der vorige, und ritt davon.

    Drei Tage später traf Eugenio in Bogotá ein, mit einer Träne im Auge bewillkommnete ihn sein Vater. Dieses Auge hatte jahrelang keine Träne mehr geweint.

Fünfzehntes Kapitel.

Alonzo d'Alcantara

    Mit großem Gefolge war Sennor Vivanda nach Otoño zurückgekehrt; denen, die ihm entgegengeritten waren, hatten sich mehrere angesehene Hacienderos aus den Bergen angeschlossen, unter ihnen der Mestize Antonio de Minas, dessen Vater ein wohlbegüterter und hochangesehener Mann war. Antonio hatte das Liceo in Bogotá besucht und stand bei Weißen wie bei Roten in großer Achtung.

    Zahlreiche Llaneros gesellten sich auf dem Ritt von den Bergen zu dem Zuge, der die befreite Donna Elvira in ihre Heimat geleitete.

    Mit Staunen vernahmen alle von dem verwegenen Ritt in die Anden hinauf, der Befreiung der Gefangenen, der Vernichtung der Aimaràs und den Heldentaten Don Alonzos. Antonio de Minas und die anderen Montaneros hielten mit ihrer Bewunderung nicht zurück.

    Der Raub der Sennorita hatte ungeheures Aufsehen weit und breit erregt. Zwar war der Mord im Tale der drei Quellen nicht vergessen, aber nicht alle glaubten, daß er von Aimaràs verübt worden sei. Viele nahmen an, daß gemietete Bandidos den der republikanischen Partei gefährlichen Mann beseitigt hätten.

    Hier aber war die unglaubliche Verwegenheit der Wilden aus dem Hochgebirge konstatiert, und man freute sich ihrer energischen Züchtigung, die nur mannhafte Montaneros vollziehen konnten. Daß Don Alonzo an deren Spitze gestanden, war verwundernswert genug.

    Von Don Eugenio, der sich noch vor dem Aufbruch der Vivandas von diesen getrennt hatte, um nach Bogotá zurückzukehren, sprach man kaum.

    Als der Zug sich Otoño näherte, strömte alles, was auf den Besitzungen der Vivandas lebte, der geliebten Herrin entgegen; die Vaqueros, die Feldarbeiter, Weiße, Rote, Schwarze. Der Jubel der Farbigen war grenzenlos.

    Mit Tränen in den Augen schloß der greise Cura seine Nichte in die Arme und reichte dann die Hand Alonzo: "Dich hat Gott uns geschickt, Knabe, um Unheil von uns abzuwehren; er schütze auch dich in Gefahren, wie du diese hier."

    Von allen Seiten strömten noch Nachbarn und Freunde herbei, um sich von dem Wohlbefinden der Sennorita zu überzeugen und ihr Glückwünsche darzubringen.

    Otoño beherbergte Hunderte von Gästen und die Gastfreundschaft eines reichen Llaneros zeigte sich in ihrem vollsten Glanze.

    Der Abend vereinigte alles, was das Haus an Gästen barg, in dem schönen kleinen Park der Hacienda, der mit bunten Laternen und leuchtenden Holzfackeln erhellt war.

    Rings um den eingefriedigten Raum lagerten Hunderte von Indios, um sich des seltenen Schauspiels zu erfreuen.

    Der Name Don Alonzo klang von Mund zu Mund, und immer erneut liefen die Erzählungen von seinen staunenswerten Taten, seiner Kraft, seiner Kühnheit durch die Menge. Schon improvisierten die jungen Llaneros Lieder zu seinem Lobe und sangen sie zur Gitarre.

    "Ja," schrie der alte Cazador Geronimo, der von einem dichten Kreise von Männern umgeben war, die seiner Erzählung vom Kampf in den Hochtälern der Anden lauschten, "ja, Caballeros, ich lebe, jage, kämpfe seit vielen Jahren in den Bergen, ich habe gefochten in den Bürgerkriegen, doch einen solchen Bergkrieger, solch einen glorreichen Capitano wie Don Alonzo hat mein Auge noch nicht gesehen. Ohne ihn wäre alles vergeblich gewesen und unsere Leichen lägen jetzt vielleicht in den Abgründen der Felsen."

    "Viva, Don Alonzo!"

    "Viva, Don Alonzo!" hallte es donnernd durch den Park.

    Alonzo, dem diese Huldigungen fast peinlich waren und der ihnen doch innerhalb der erregten Menge nicht entgehen konnte, nahm sie höflich und mit der echten Bescheidenheit hin, die den Mann ziert, der seines Wertes bewußt ist.

    An einem Fenster der Veranda saß Donna Elvira, umgeben von einigen Damen der Nachbarschaft, und lauschte mit freudigem Lächeln den Kundgebungen, die ihrem heldenhaften Retter galten.

    Auch sie vermochte den Freundinnen nicht genug von den Schrecknissen der Gefangenschaft, der Kühnheit Don Alonzos zu erzählen.

    Doch während so in froher Feststimmung das Glück der Stunde und der Held des Kriegszuges in die unnahbaren Felsschluchten des Hochgebirges gefeiert wurden, hatte Sennor Vivanda eine längere Unterredung mit seinem Bruder, zu der bald einige erprobte Freunde des Hauses und auch Antonio de Minas hinzugezogen wurden. Es wurden hier in vertrautem Kreise ernste Dinge verhandelt.

    Alonzo hatte in heroischem Stolze dem von ihm geretteten Don Eugenio de Valla seinen Namen genannt, für die Herren Vivandas fiel also die Rücksicht auf die Sicherheit des Jünglings durch Verschweigung seiner Abkunft fort; der, dem sie vor allem verborgen bleiben sollte, kannte sie nun. Manches vernahmen hier die ins Vertrauen gezogenen Freunde, das sie staunen und schaudern machte. Alle aber waren der Meinung, daß es geboten sei, jetzt das bisher gewahrte Geheimnis schwinden zu lassen, und vor einem großen, teilnahmsvollen Kreise den wahren Namen und die Abkunft Alonzos kund zu geben. So wurde die Existenz eines Sohnes und Erben Pedro d'Alcantaras gleich durchs weite Land bekannt.

    Die Männer betraten den Park, und Sennor Vivanda, zu seiner Seite der ehrwürdige Cura, rief Alonzo zu sich, sagte ihm leise: "Die Stunde ist gekommen, Kind, wo die Leute dich kennen müssen," und bat dann die anwesenden Gäste eine Mitteilung von ihm entgegenzunehmen.

    Der Ernst, mit dem dies geschah, versammelte sofort alle Anwesenden um ihn und begierig, mit aufmerksamem Schweigen, sahen die Anwesenden dem, was kommen würde, entgegen.

    "Es ist niemand in diesem Kreise," begann Sennor Vivanda, "der nicht von dem grauenhaften Unglück gehört hätte, das vor zehn Jahren einen der besten Männer dieses Landes, Don Pedro d'Alcantara mit den Seinen traf."

    Die tiefe Stille, die sich über den Kreis der Hörer bei diesen Worten verbreitete, der Ernst ihrer Mienen sprachen von der Teilnahme, die die Erinnerung an diese furchtbare Tat hervorrief.