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    "Was tut der Sohn Loxitls hier in der Stadt der Weißen, er sage es mir."

    "Wir erwarten einen Mann, der uns hier treffen will und halten das Boot für ihn bereit, das im Flusse liegt."

    "So gehörst du zu den Piratas des großen Stromes, Huatl?"

    "Warum fragt Maxtla das?" äußerte der Gefragte überrascht.

    "Ich hörte von den Piratas erzählen und von der Insel im Flusse, wo sie hausen, sah auch den Mann, den ihr erwartet, sah euer Boot zur schnellen Abfahrt bereit liegen; ich wußte, daß ihr ihn erwartet. Und warum ich frage? Siehe, Sohn Loxitls, ich muß den jungen Menschen schützen, ich liebe ihn wie meinen Sohn und darum muß ich alles wissen, was ihm Gefahr bringen könnte. Ich kann nicht überall sein; nicht alles hören, und weiß nicht, was mein Herr Böses sinnt; vielleicht ist er auch bekannt mit eurer Insel und den Piratas."

    "Ich weiß von nichts, als daß wir einen Sennor hier erwarten sollen, der nur dann und wann auf der Insel erscheint und ein Caballero ist."

    "Huatl wird mir sagen, wo seine Insel liegt."

    Der andere zögerte mit der Antwort.

    "Du sprichst zu deinen Bruder und nur zu ihm, ein Chibcha hat nur ein Wort."

    "Im Meta liegt die Insel, die dritte ist es, stromab nach der Mündung des Icaho, dort wohnen die Piratas des Orinoco und fangen die Schiffe und Flöße, die mit dem Strom hinabfahren. Huatl sagt es nur seinem Bruder."

    "Es ist gut, es bleibt verschlossen in meinem Herzen. Fühlt mein Bruder sich glücklich unter den Piratas?"

    "Nein, der böse Geist hat mich zu ihnen getrieben. Aber ich fürchte, die Weißen töten mich, wenn ich ins Land komme."

    "Sehnt Huatl sich nicht nach seinen Bergen?"

    "O, Huatl träumt Tag und Nacht von den Bergen der Chibchas."

    "Er wird sie wiedersehen. Maxtla hat große Freunde unter den Caudillos (Häuptlingen) der Weißen, er wird Huatl rufen, wenn es Zeit ist. Die Kinder der Berge müssen einander beistehen und Huatl soll die Berge wiedersehen, wo die Gebeine der Väter ruhen."

    "Die Unsichtbaren mögen es geben."

    "Huatl soll nicht bei den Piratas bleiben."

    "Der Sohn Loxitls wird deines Rufes warten, Bruder, du gibst ihm das Leben wieder; in seinem Geiste war es Nacht, seit er von der Heimat getrennt ist."

    Sie schüttelten sich die Hände und Huatl ging zu dem Boote hinab, zu dessen Mannschaft er gehörte.

    Maxtla, der nur von einem Gedanken beherrscht wurde, den Sohn Don Pedros vor Gefahr zu schützen und der nicht wußte, was der schlaue Bandit, dem er folgte, vorhatte, ging nach der Stadt zurück; er hatte wenigstens etwas erfahren, das zu erfahren ihm wünschenswert war. Die Piratas und ihr Treiben waren ihm gleichgültig, er war in den grausamen Kriegen der Zeit abgehärtet.

    Tejada schien zwar keine Ahnung davon zu haben, wer der gefeierte Don Alonzo Vivanda war, aber Maxtla wußte, daß der Mann klug war und sich auch verstellen konnte.

    Das plötzliche Davoneilen Don Alonzos in die Berge konnte leicht nur eine Verzögerung in seinen verhängnisvollen Maßnahmen gegen den Jüngling bedeuten. War es ihm auch jetzt noch unbekannt, daß Alonzo Vivanda und Alonzo d'Alcantara eins seien, so konnte jeder Augenblick ihm diese Gewißheit geben. Und dann kannte er den furchtbaren Mann in Bogotá, dessen Rücksichtslosigkeit und Macht, und wußte, daß dieser nicht zögern würde, sie gegen jemand, der ihm im Wege stand, in vollem Umfange anzuwenden. Auch ihm konnte nicht lange verborgen bleiben, unter welchem Namen sich der Sohn Don Pedros verbarg. Am liebsten wäre Maxtla Alonzo in die Berge gefolgt, aber er wagte es nicht, Tejada zu verlassen, um nicht den seiner Wachsamkeit entschlüpfen zu lassen, von dem er die nächste Gefahr für Alonzo befürchtete. So klug der Indianer in seiner Art war und so sorgfältig er alles beachtete, was auf seinen Schützling Bezug haben konnte, so sehr er umherhorchte und umherspürte, so hatte er doch eine phantastische Vorstellung von der Klugheit der Weißen auf anderen Gebieten als dem, auf dem er zu Hause war. Eine seltsame Scheu hatte er vor den schriftlichen Mitteilungen der Spanier. Hätte er damit die Gefahr für Alonzo auf immer beseitigen können, würde er keinen Augenblick gezögert haben, die Waffe gegen Tejada zu erheben, mit dem er eine alte Rechnung auszugleichen hatte. Aber er sah in ihm zunächst nur den Mittelpunkt aller gegen Alonzo gerichteten Angriffe und heftete sich darum fest an seine Sohlen. Einstweilen war Alonzo in den Bergen und sicher vor seinen Feinden, und kam der zurück, so würde er ja sehen, was Tejada tat.

    Ein Mann kam ihm eilig entgegen, in dem er trotz der Dunkelheit den von dem Alguacil Verfolgten erkannte.

    Dieser sah ihn und fragte: "Wo liegt der Fluß, Indio?"

    "Sennor gehe nur geradeaus und er wird ihn vor sich sehen."

    Der Mann ging rasch weiter und Maxtla schlich ihm gebückt nach.

    Er hörte, wie der Mann das Boot mit dem Halbverdeck anrief und einige Worte mit Huatl wechselte, die Maxtla indessen nicht verstehen konnte.

    Darauf ging der Fremde, nachdem er durch die Anwesenheit des Bootes wohl beruhigt sein mochte, langsam zurück und auf die Tienda zu, in der Huatls Gefährten saßen.

    Unbemerkt folgte ihm Maxtla wieder.

    Der Fremde trat ein und ließ sich an dem Tische neben den Leuten des Bootes nieder. Er wurde augenscheinlich erkannt, denn der Zambo wechselte mehrere Zeichen mit ihm.

    Doch der Fremde schien sich sicher zu fühlen und bestellte Limonade.

    Zwei von den Leuten, die um den Zambo saßen, entfernten sich aber auf dessen Wink doch und gingen, wie Maxtla sah, nach dem Flusse.

    Das plötzliche Eintreten eines Alguacils wirkte überraschend auf alle, selbst auf Maxtla, und tiefe Stille verbreitete sich in der Tienda. Maxtla erkannte in dem Ankömmling den Beamten, der ihm und Tejada in den Bergen begegnet war.

    Mit einem gellenden Rufe sprang der, dem das Erscheinen des Polizisten galt, auf und sprang zu der Tienda hinaus. Ihm folgten, ihre Messer ziehend, die drei, die noch von der Mannschaft des Bootes anwesend waren und alle liefen dem Flusse zu.

    Eine Pistole in der Hand, lief der Alguacil ihnen nach, rufend: "Fangt sie, hundert Pesos, wenn ihr sie fangt."

    Aber die Verwirrung über das Unerwartete war zu groß, als daß sie nicht lähmend auf die Anwesenden gewirkt hätte.

    Ein Schuß draußen belehrte den Alguacil, daß er den Verfolgten nicht ohne Lebensgefahr nahen könne. Jetzt liefen auch Leute zusammen.

    Zu seiner Verzweiflung aber nahm der Beamte wahr, wie ein Boot mit schnellen Ruderschlägen sich vom Ufer entfernte und in die Mitte des Stromes hielt.

    Die Aufforderung des tapferen Mannes an die Umstehenden, mit ihm im Boote den Flüchtigen nachzusetzen, fand keinen Anklang. Niemand verspürte Lust, sich den Schüssen der Verfolgten auszusetzen, und in der grimmigsten Laune ging der Alguacil zurück, während die Ruderschläge des schnellen Fahrzeugs in der Ferne verhallten.

    Der Alguacil war, bald nachdem Maxtla sich entfernt hatte, auf abgemattetem Pferde vor der Posada erschienen, hatte auf seine Frage erfahren, daß ein Reisender auf einem Maultier angelangt sei, hatte sich zu dessen Zimmer führen lassen, das zum Erstaunen des Posadero leer war.

    Der Fremde hatte sich durchs Fenster entfernt. Das Maultier überzeugte den Beamten, daß er seinen Mann vor sich habe, und alsobald begab er sich nach dem Flußufer, um sich dort nach seiner Beute umzuschauen. Leider hatte er seine beiden Lanceros, die nicht so gute Pferde ritten, als das seinige war, im Eifer der Jagd zurückgelassen und so war ihm der Pirat entkommen.