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    Solch schwerwiegende Betrachtungen stellte der brave Mann an, als er gemessen durch das Steppengras ritt, zu seinen Füßen Blüten und umgaukelt von bunten Schmetterlingen. Als die Hitze des Tages größer wurde und sie ein schattendes Gehölz vor sich sahen, beschloß Tejada Rast zu machen. Wasser für die Tiere findet sich in diesen die Llanos durchsetzenden Gehölzen fast immer.

    Sie fanden unter Palmen und Mangobäumen zwischen Lorbeerbüschen einen einladenden Ruheplatz, der unweit eines kleinen Wasserlaufes sich darbot.

    Maxtla sattelte auf Befehl seines Herrn ab, pflockte die Tiere so an, daß sie weiden und zugleich ihren Durst stillen konnten und legte dann den ledernen Beutel, der Nahrungsmittel enthielt, vor Tejada hin.

    Don Sancho war kein Freund von Entbehrungen und versorgte seinen Speisebeutel stets so gut als möglich; an einer Flasche Wein oder lieber noch Aquadiente, die Speisen zu würzen, fehlte es selten.

    Er begann ganz behaglich sein Mahl einzunehmen und gab auch Maxtla Maisbrot und Fleisch, zu dem dieser sich einige nahegewachsene Limonen brach.

    Ehrerbietig saß der Indianer in einiger Entfernung von seinem Herrn und verzehrte still die ihm gereichten Speisen.

    Als Tejada sein Mahl beendet und sich eine Zigarrito angezündet hatte, fragte er seinen Peon leichthin: "Bist du im Kriege gewesen, Bursche?"

    Maxtla grinste und erwiderte in seinem unbehilflichen Spanisch: "Wie sollte Juan in den Krieg kommen? Er kein Freund von Krieg."

    "Wundert mich, daß sie dich nicht ausgehoben haben, als es mit Venezuela losging, alt bist du doch genug dazu."

    "Ja, ihm wollen die Lugartenientes mitnehmen, er soll Soldado werden - aber lief in die Wälder, ihm nicht finden."

    "Schade, du wärest gewiß ein tüchtiger Soldat geworden."

    "Ihm nicht gefallen, zu viel schießen da."

    "Das ist richtig, ohne Schießen geht's da nicht ab. Na, dein Messer wird ja wohl irgend ein Muttersohn schon zwischen den Rippen gespürt haben."

    "O, Sennor, große Sünde mit Messer stechen, Juan das nie tun, er guter Christ."

    "Na, Christen sollen das auch tun," brummte Tejada. "Also du würdest nie einem Menschen, auch deinem Feinde nicht, einen Messerstich versetzen? Hätte nicht gedacht, daß du so fromm wärest."

    "Ihm nie tun, Sennor, das große Sünde."

    Verdrießlich schaute Tejada geraume Weile vor sich hin.

    "Kennst du diese Gegend hier?" fragte er endlich. "Du stammst doch von den Flüssen in den Llanos."

    "Ja, ihm geboren worden am Humea, nicht hier."

    "Ich wünschte, du wüßtest hier eine gute Posada, wo man längere Zeit verweilen könnte; wäre nicht abgeneigt, Land hier zu kaufen an den Flüssen; das Wasser bietet doch ein bequemeres Absatzgebiet als die rauhen Bergwege."

    "Warum nicht gehen zu großen Haciendero? Ihm sehr gastfrei, er sich freuen, wenn Caballero kommen."

    "Was weißt du von großen Haciendero hier?"

    "Alle Indios in Posada gestern sagen, sie nie so viel Fleisch und Tabak bekommen, als bei großem Haciendero, der die Sennorita wieder gefunden, die schlechte Indios geraubt."

    "Wahrhaftig, das ist ein Gedanke. Ich werde in der Tat Sennor Vivanda meine Aufwartung machen, dabei wird sich manches ergeben. Nun, Muchacho, wenn du so großes Verlangen nach den Fleischtöpfen des großen Hacienderos hast, die Freude bei ihm vorzusprechen, kann ich dir ja machen."

    Dies schien dem Indianer durchaus angenehm zu sein.

    "Weißt du, wo die Hacienda liegt?"

    "Indios sagen, am Flusse - ihm kann nicht mehr weit sein."

    "Wollen dort vorsprechen."

    Hurtig sattelte Maxtla die Tiere und bald darauf galoppierten beide durch die Ebene. Angebaute Felder ließen, als sie eine Stunde geritten waren, auf die Nähe einer großen Pflanzung schließen, und nach kurzer Frist gewahrten sie auch den zwischen Bäumen verborgenen Herrensitz der Hacienda Otoño.

    Tejada trug die Kleidung, die bei denen, die in den Llanos reiten, die übliche ist, und trotz seines abenteuerlichen und verbrecherischen Lebens waren ihm von früher noch einige Umgangsformen geblieben, die auf den Mann von guter Erziehung schließen ließen.

    Er nahm seine ganze Keckheit zusammen, um den Sennores Vivanda, die ihm dem Rufe nach als wirkliche Caballeros bekannt waren, als gleichberechtigter Standesgenosse zu begegnen.

    Als er sich dem Familiengebäude näherte und gewahrte, in welch vornehmem, in den Llanos seltenem Stile alles gehalten war, Wege, Gärten, Park, Baulichkeiten, fühlte er doch, daß er nicht mehr ganz in solche Umgebung passe, er hatte sich zu lange in der Posada und in der Spielhölle bewegt.

    Aber er strich sich den dunklen Schnurrbart und ritt in guter Haltung vor.

    Trotz des gestrigen aufregenden Festtages auf Otoño, der das Hauswesen stark in Unordnung gebracht hatte, trat nicht nur ein Peon zu ihm, um ihm das Pferd abzunehmen, alsbald erschien auch der Majordomo, um ihn zu bewillkommnen.

    "Fragt, ob ein durchreisender Caballero Sennor Vivanda seine Glückwünsche darbringen dürfe zu dem glücklichen Ereignis, von dem ich gestern vernommen habe."

    "Wolle es Euch gefallen, Sennor, näher zu treten, ich werde sogleich fragen, ob einer der Sennores bereit ist, Besuch zu empfangen. Sattle ab, Bursche," rief er Maxtla zu, "Fremde sind stets auf Otoño willkommen."

    Er lud durch höfliche Gebärde Tejada in eine Pieza neben dem Haupteingang einzutreten und versprach, sofort zurückzukehren.

    Kaum war er verschwunden, erschien schon ein Diener des Hauses mit Limonade und Rauchmaterial, welches beides er vor den Gast hinsetzte und zugleich nach seinen weiteren Befehlen fragte. Der Fremde hatte aber nur den Wunsch, die Herrschaft zu begrüßen.

    Nach kurzer Zeit erschien auch der Majordomo wieder und meldete, daß Hochwürden, der Bruder des Sennors, sich eine Ehre daraus machen würde, Sennor zu empfangen und das alles, Haus und Hof zu der Verfügung Seiner Gnaden stehe.

    Waren dies auch nur die üblichen Phrasen, die unter Spaniern gewohnheitsmäßig gebraucht werden, so war Tejada doch durch den vornehmen Ton des Ganzen verblüfft. Dennoch warf er sofort den Poncho ab, nahm den Hut in die Hand und folgte dem führenden Haushofmeister zu dem Zimmer des Cura.

    Der alte Herr mit dem geistvollen, freundlichen Gesicht empfing ihn im bequemen Hauskleid, hieß ihn mit einigen Worten im Namen seines Bruders auf Otoño willkommen und dankte für die Ehre seines Besuches.

    Dem Banditen war vor dem klugen Auge des Greises, das auf dem Grunde der Seele zu lesen schien, gar nicht wohl, doch nahm er seine Unverschämtheit zusammen und sagte mit sicherem Ton: "Hochwürdigster Herr, nicht nur der Wunsch, bei einer durch Geschäfte bedingten Anwesenheit in diesem Teile des Landes dem illustren Herrn Otoños meine Ehrerbietung zu bezeigen, führt mich hierher, auch die Freude, Euch meinen Glückwunsch zur Rettung der Tochter des Hauses aus großer Gefahr darbringen zu dürfen, doch mehr noch das Verlangen, den Sohn Don Pedro d'Alcantaras, des verehrten Mannes, unter dem ich als Teniente diente, begrüßen zu können. Gestern vernahm ich von diesem Wunder in einer Posada und beeilte mich, meine Schritte hierher zu lenken."