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    "Einem beleidigten Ehrenmann zu dienen ist mir stets Pflicht gewesen. Wollen sich Euer Gnaden nicht deutlicher ausdrücken?"

    "Mir ist es aus Gründen, die kein Interesse für Euch haben, darum zu tun, daß der Erbe dieser Hacienda, Don Alonzo Vivanda, alsbald von hier entfernt werde, wo seine Anwesenheit sehr nachteilig wirkt. Versteht Ihr?"

    "O - ist das derselbe, von dem jetzt überall die Ruhmesposaune tönt, als einem echten Alcantara?"

    "Gleichviel ob Vivanda, ob Alcantara, ich stelle Euch Eure Aufgabe. Ist bis morgen zwölf Uhr dieser Alonzo nicht verschwunden, lasse ich Euch den Weg zum Meta verlegen und Euch in der Steppe zu Tode hetzen. Ist das klar?"

    "Euer Gnaden reden sehr deutlich. Aber da mir sehr viel daran liegt, den Meta wohlbehalten zu erreichen, so darf ich Euch die Versicherung geben, daß der junge gefährliche Mann um zwölf aufgehört hat, Euch zu schaden."

    "Versucht es nicht, mich zu täuschen," sagte Tejada drohend, "Ihr glaubt klug zu tun, als Ihr ein Seitengewässer aufsuchtet, aber Ihr habt Euch in eine Falle begeben, die zuklappt, wenn ich winke. Ist um zwölf Uhr morgen mittag Alonzo nicht beseitigt, versteht Ihr, so gehen Correos nach der Mündung des Ocoa ab, die Schiffer des Flusses und die Llaneros werden auf beiden Ufern aufgeboten und keiner von euch erreicht die Insel."

    Der Piratengenosse, der einen äußerst gefährlichen Mitwisser seiner Tätigkeit in Tejada erkannte und doch nicht wußte, was er aus ihm machen sollte, dabei aber zu jedem Bubenstück bereit war, erschrak, als er die Insel erwähnt hörte.

    "Nun, ich schwöre Euch -"

    "Schwört nicht. Bis um zwölf Uhr morgen mittag habt Ihr einen Freund an mir, von da an, wenn Ihr Euer Wort nicht haltet, einen Todfeind, richtet Euch danach."

    "Ihr sollt unser Freund bleiben, Sennor, verlaßt Euch darauf. Doch, darf ich nicht wissen, wem ich zu dienen die Ehre habe?"

    "Nehmt an, Ihr hättet einen alten Soldaten vor Euch, der sein Blut für das Vaterland vergossen hat und den Staat gern vor neuen Verwicklungen bewahrt sähe," sagte Tejada mit Würde.

    "Umso lieber diene ich Euer Gnaden," war die kriechend höfliche Antwort.

    "Also Ihr wißt - Ihr spielt ums Leben. Adio."

    Damit wandte Tejada stolz sein Roß und ritt dem Herrenhause zu, einen Ausdruck hämischer Freude auf seinem Banditengesicht.

    "Es ist auf den Alcantara abgesehen," murmelte der Fremde. "Gib dich zufrieden - er soll beseitigt werden. Wer dieser Mensch nur ist?"

    Nachdenklich ritt er dann zurück.

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Auf der schattigen Veranda des Hauptgebäudes saßen Donna Elvira und Don Alonzo. Sie hatte eine Stickerei vor sich, ließ sie aber unberührt und handhabte nur mit der den Spanierinnen eigenen Grazie den Fächer.

    "Du hast mir mehr als einmal versprochen, zärtlicher Bruder, mir einige von den großen blauen Faltern mitzubringen, die am Flusse umherstreifen."

    "Versprochen," erwiderte Alonzo lächelnd, "ja, aber nur bedingungsweise; wenn sich mir einer auf die Hand setzte, versprach ich ihn dir mitzubringen."

    "Ausflüchte. Aber natürlich seitdem Don Alonzo ein berühmter Mann geworden ist, ist er zu vornehm, seiner Schwester einen Schmetterling zu fangen."

    "Talent habe ich dazu wirklich nicht, Elvira, aber ich will die Büchse nehmen und dir einen schießen."

    "Sieht dir ähnlich, berühmter Krieger. Nein, ich bestehe darauf, daß du mir einige der blauen Falter fängst und wohlbehalten hierherbringst, wohlbehalten, verstehst du? Emilia Hormito hat mich darum gebeten, sie will ihren Fächer damit schmücken, und du als wohlerzogener Caballero wirst den Wunsch zweier Damen erfüllen."

    "Du bist eine Tyrannin, mein liebes Schwesterchen."

    "Nein, ich verlange nur, was ein guter Bruder zu tun schuldig ist."

    "Gut, sei es wie du sagst, ich werde den Schmetterlingsjäger spielen, hoffentlich ist mir das Glück hold."

    "So lasse ich es mir gefallen."

    "Höre, Alonzo," fuhr sie nach einer Weile fort, "schaffe doch diesen greulichen Menschen, diesen Molino hinweg, mir graust, wenn ich dieses widerlich lächelnde Gesicht sehe."

    "Dein Vater würde es für einen Flecken auf der Ehre seines Hauses halten, wenn Otoño selbst diesem seltsamen Herrn nicht alle Gastfreundschaft gewährte. Er ist übrigens nicht nur dir, er ist uns allen zuwider. Hoffentlich setzt er seinen Stab bald weiter - und sollte er damit zögern, werde ich ihm einen Wink geben."

    "Nein, Alonzo, das darfst du nicht."

    "O, er soll so zart, so gewählt und nur ihm verständlich sein, daß kein Caballero etwas dagegen einwenden kann."

    In Alonzo stiegen mit den Erinnerungen an den Mann mit dem blaugestreiften Poncho auch die an das Tal der drei Quellen und das tragische Geschick der Seinen auf und seine Miene wurde finster.

    "O, Alonzo, da machst du wieder dein böses Gesicht; ich fürchte mich vor dir."

    "Du kennst das Geschick meines Lebens, Schwester, und darfst dich nicht wundern, daß ich ernst aussehe, wenn mir die Vergangenheit durch den Sinn zieht, und dieser Pseudocaballero, der sich hier herumtreibt, kein Mensch weiß warum, ruft sie mir zurück."

    "O, bringst du diesen Menschen damit in Verbindung?" fragte sie erschreckt.

    "Nur mittelbar."

    "Ich habe aus den Andeutungen von Vater und Onkel gut genug verstanden, daß Alonzo d'Alcantara von Gefahren bedroht ist, die dem einfachen Vivanda erspart blieben - ist dieser Mensch vielleicht ein Spion - ist er gefährlich?" fragte sie ahnungsvoll.

    "Gefährlich? Nein," erwiderte Alonzo mit verächtlichem Lächeln, "dieser Mann ist nicht gefährlich."

    Nach einer Weile sagte Elvira, die auch ernst geworden war: "Aber du gehst nach Bogotá, wie ich höre."

    "Sobald meine lieben Väter, die für mich und meine Zukunft denken, es für an der Zeit halten, ja, doch noch ist nichts bestimmt darüber."

    "Doch dort," und ihr zartes Gesicht sah ängstlich und sorgenvoll aus, "bedrohen dich noch größere Gefahren als hier, Alonzo."

    "Größere als die ich bereits überstanden habe? Ich glaube kaum. Übrigens, ich muß gehen - und -"

    "Da machst du schon wieder ein Gesicht, das alle Menschen erschreckt."

    "Ich gehe nach Bogotá, wenn die Zeit dazu gekommen ist, ich gehe in einer besonderen Mission, zu der ich ausersehen bin. Gefahren? Ich gehe als Richter, das Verbrechen zu strafen und die Strafe wird vollstreckt werden."

    Er stand hoch aufgerichtet, und das schöne ausdrucksvolle Gesicht zeigte eine wilde Energie.

    Sie kannte den stolzen, entschlossenen Zug, der in diesem Jünglingsantlitz erscheinen konnte, aber noch nie hatte sie ihn mit diesem Furcht einflösenden Ernst gepaart gesehen.

    Das zarte Mädchen bebte.

    Er gewahrte es und seine Miene wurde sanft.

    "Verzeihe, Schwesterchen, wenn ich dir von Dingen spreche, die dir fern bleiben sollten - doch wird der Zorn öfters lebendig in mir, jetzt, wo die Stunde naht, die begangenes Unrecht sühnen soll."

    "Du bist furchtbar, Alonzo, wenn du so zornig blickst, und ich zittere nicht allein vor dir, sondern auch für dich."

    Mit einem liebenswürdigen Lächeln in dem Antlitz, das eben noch tödlichen Zorn widerspiegelte, sagte er: "Du weißt, Hermana, daß ich für dich nur Sonnenschein in meinem Herzen habe, nimm es hin, wenn auch einmal eine Wolke über die Stirne zieht."