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Antilopen, Hasen und Waschbären durch die Wälder ihren Heimatorten zu. Der Scheuch, der über das Schicksal Urfin Juices besorgt war, wollte wissen, wie dieser die schweren Wochen des Schnees und der Kälte in seiner trostlosen Einsamkeit überstanden hatte. Vor allem war er um die Gesundheit des ehemaligen Königs besorgt. Die Antwort gab der Zauberkasten. Er zeigte dem Herrscher der Smaragdenstadt und seinen Freunden ein schönes Tal am Fuße der Weltumspannenden Berge, das Häuschen von Urfin Juice mit erneuertem Anstrich und den wieder grünenden Garten. Den Spaten in der kraftvollen Hand, grub Urfin Beete um. Sein Gesicht hatte einen sanften, zufriedenen Ausdruck, den man an ihm früher nicht gekannt hatte. Niemand hätte sich jetzt vorstellen können, wie finster und mürrisch dieser selbe Urfin einmal gewesen war. Daneben auf einem Baumstumpf hatte sich die Eule Guamoko breitgemacht, die nach dem langen Hunger jetzt wieder dicker geworden war.

„...Wie du siehst, Freundin Guamokolatokint", setzte Urfin das Gespräch mit der Eule fort, „habe ich mit meiner Prophezeiung recht gehabt. Das mußt du jetzt zugeben. Arachna ist längst tot..." „Wie willst du das beweisen, Herr?" entgegnete die Eule, die sich sehr geschmeichelt fühlte, daß Urfin sie beim vollen Namen nannte, was sehr selten vorkam. „Vielleicht hat die Hexe Vernunft angenommen und den Menschen die Sonne gutwillig zurückgegeben?"

„Gutwillig? Daß ich nicht lache!" kicherte Urfin. „Bei der müßtest du lange nach gutem Willen suchen. Nein, für mich ist es völlig klar, daß der Weise Scheuch ein ganz ungewöhnliches Mittel erfunden haben muß, um dieser Bestie das Handwerk zu legen!"

Als der Scheuch das hörte, kamen ihm so viele Lobesworte für Urfin in den Sinn, daß sein Kopf mächtig anschwoll. Juice fuhr fort: „Freilich würde ich gerne wissen, was das für ein Mittel ist. Vielleicht schicke ich dich auf Kundschaft aus, Guamokolatokint?"

„Dazu bin ich gerne bereit, Herr, ich werde schon alles auskundschaften", sagte die Eule, die sich über die harmlose Schmeichelei Urfins ungeheuer freute. Zufrieden mit dem Gehörten schaltete der Scheuch den Fernseher aus. „Wie ich sehe, hat sich der ehemalige U-sur-pa-tor völlig verändert", sagte er. „Ich meine, wir sollten Urfin wieder in die Smaragdenstadt einladen. Er ist für seine früheren Verbrechen hinreichend bestraft worden, mag er nun wieder unter Menschen leben. Wie er sich während der Geschichte mit Arachna verhalten hat, ist wahrhaftig lobenswert!" Der Zug setzte seinen Weg fort und erreichte schließlich die Grenze des Smaragdenlandes. Der Scheuch und seine Gefährten hatten den Wagen verlassen, um den sich jetzt die Holzköpfe kümmerten. Sie gingen jetzt zu Fuß und freuten sich über das Wiedererwachen der Natur.

Es zeigten sich die ersten Farmen. Ihre Einwohner waren aus der Stadt zurückgekehrt, in die sie vor dem Frost und dem Gelben Nebel geflohen waren. Sie arbeiteten wieder in den Gärten und auf den Feldern, waren wieder froh und glücklich, und nur an ihren eingefallenen Wangen konnte man noch erkennen, welche schweren Zeiten sie überstanden hatten. Sie begrüßten stürmisch ihre Befreier: den Riesen von jenseits der Berge, Ann, Tim, den Scheuch, den Holzfäller und ganz besonders den sanftmütigen Giganten Tilli-Willi. Niemand ängstigte sich jetzt vor seinem grimmigen Gesicht, wußten doch alle, daß es nur als Maske zur Einschüchterung der Hexe notwendig gewesen war. Als schließlich die Türme der Smaragdenstadt auftauchten, gingen die Herzen unserer Freunde vor Glück über. Die Smaragdenstadt war schon immer herrlich gewesen, doch unseren Helden schien es, als wäre sie jetzt noch prächtiger, obwohl das kaum möglich war. Die Smaragde in den Mauern, auf den Türmen, an den Toren und auf den Dächern funkelten, als hätte man sie gerade blitzblank geputzt. Grüne und rote Dachziegel wechselten in malerischer Unordnung, und die ganze Stadt glich einem wunderbaren Spielzeug, wie es nur große Meister zu schaffen vermögen. Die Schar bestieg die Fähre, die längst wieder funktionierte, und fuhr über den Kanal. Nur der eiserne Knabe durchquerte ihn watend. Diesmal strauchelte er nicht und glitt auch nicht aus, denn seine Bewegungen waren sicher, der Schritt fest. Tilli-Willi ging in den großen Stadtpark wohnen, weil sich in der ganzen Stadt kein Haus fand, das für ihn groß genug gewesen wäre. Von früh bis spät war jetzt dieser Park von den Stimmen der Kinder erfüllt, die in Scharen zum sanftmütigen Riesen strömten. Jungen und Mädchen staunten über seine Größe, doch sein Gesicht ängstigte sie nicht. Der eiserne Knabe nahm immer gern an ihren Spielen teil, denn in seinem Alter kann es nichts Ernsteres und Notwendigeres geben als Spiel. Als die Schar das Tor erreichte, war die Pforte wie immer geschlossen. Ann zog dreimal die Glocke, das kleine Fenster des Pförtnerhauses ging auf, und wer sich da zeigte, war Faramant mit einer grünen Brille auf der Nase! Der Hüter des Tores hatte eine Stunde zuvor den Zug verlassen, war vorausgeeilt und hatte seinen alten Platz im Pförtnerhaus eingenommen.

„Wer seid ihr und was wollt ihr in unserer Stadt?" fragte er streng, obwohl seine Augen lächelten.

„Ich bin der Dreimalweise Scheuch, der Herrscher des Smaragdenlandes. Ich bin gekommen, um den Platz wieder einzunehmen, der mir von Rechts wegen zusteht."

„Ich bin der Eiserne Holzfäller, Herrscher der Zwinkerer. Ich bin auf Einladung meines Freundes, des Scheuchs, gekommen, um eine Zeitlang als Gast in eurer herrlichen Stadt zu wohnen!" „Ich bin der Riese von jenseits der Berge, ein Seemann. Ich will mich nach dem schweren Kampf mit der mächtigen Hexe in eurer schönen Stadt ausruhen."

Nachdem sich auch die anderen vorschriftsmäßig vorgestellt hatten, tat sich die Pforte auf, und Faramant ging mit einem Korb voller Brillen auf sie zu. „Die Smaragdenstadt begrüßt euch, Wanderer", sagte würdevoll der Hüter des Tores. „Doch vor dem Betreten der Stadt müßt ihr diese grünen Brillen aufsetzen. So lautet der Befehl Goodwins, des Großen und Schrecklichen, und sein Befehl ist hier Gesetz!"

Unsere Freunde setzten augenzwinkernd die Brillen auf, und als sie es getan hatten, begannen die Gegenstände im Umkreis in allen Tönen der grünen Farbe - vom zartesten bis zum tiefsten - zu schillern. Als der Scheuch, der Holzfäller, der Seemann und ihre Gefährten in die Stadt eintraten, bot sich ihnen ein Bild, wie man es sich nicht einmal im Traum vorstellen kann. Vor den Haustüren und auf den Balkons drängten sich unzählige Menschen, Kinder hingen wie Trauben auf den Dächern und hielten sich an Traufen, Wetterhähnen und Schornsteinen fest, aus weitgeöffneten Fenstern schauten Greise und alte Frauen. Jauchzen erfüllte die Luft, und von allen Seiten flogen Blumen und ganze Sträuße... In diesem fröhlichen Getümmel flatterte, zerzaust und heiser vom vielen Schreien, Kaggi-Karr, die das Amt des Obersten Festordners versah. Sie war schon am Vortag eingetroffen, hatte den Einwohnern der Stadt und ihrer Umgebung die Ankunft des Scheuchs und seiner Gefährten angekündigt und dann den ganzen stürmischen Empfang vorbereitet. Von Tausenden jauchzenden Menschen umgeben, schritt die Schar über den Blumenteppich, der die Straßen bedeckte, und betrat den Palastplatz, in dessen Mitte, wie in alten glücklichen Zeiten, der Hauptspringbrunnen der Stadt in allen Farben des Regenbogens strahlte, Gold- und Silberfischlein aus seiner Schale hochsprangen, durch die Luft zuckten und schillernd zurück ins Wasser fielen.