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Der Palast des Scheuchs erwartete mit weitgeöffneten Toren und glänzenden Spiegelscheiben den Herrn und seine Gäste. Die Palastdienerschaft hatte die Parkettböden auf Hochglanz poliert und Wände und Decken blitzblank geputzt. Frischgebürstete Seiden- und Samtvorhänge hingen an vergoldeten Gardinenstangen, und überall glitzerten herrliche Smaragde.

Von ihrem Gefunkel taten die Augen weh, und der vorsorgliche Faramant hatte dreimal recht, als er unseren Helden die grünen Brillen aufnötigte. Vor der Tür des Thronsaals wartete der Koch Baluol mit weißer Schürze und weißer Haube, eine riesige Torte auf goldenem Teller präsentierend. Die Tische im Saal waren mit unzähligen auserlesensten Gerichten gedeckt.

Im Thronsaal saß der Tapfere Löwe in Erwartung seiner Freunde. Der ehrwürdige König der Tiere hatte wegen seines fortgeschrittenen Alters an den gefährlichen Abenteuern nicht teilnehmen können. Er war überglücklich, Ann, den Seemann Charlie und alle anderen Gefährten lebendig und wohlauf wiederzusehen. Aus seinen Augen rannten Freundentränen, die er mit der Schwanzquaste trocknete.

Ann traute ihren Augen nicht, als der hagere Doktor Robil in seinem Galakleid mit den Orden an der Brust auf sie zukam, sich höflich verbeugte und ihr den Silberreif hinhielt. Das konnte sie nicht fassen, hatte der Holzfäller doch gesagt, daß der Reif zusammen mit der zahmen Hindin Auna verschwunden war.

Die Erklärung war sehr einfach. Als der Gelbe Nebel sich über das Land ausbreitete, war Auna schutzsuchend zu ihrer Herrin Fregosa in den Violetten Palast zurückgekehrt, und die Köchin hatte ihr natürlich den Reif wieder abgenommen. Leider geschah das, als der Eiserne Holzfäller bereits unterwegs in die Smaragdenstadt war, und deshalb war der Talisman im Lande der Zwinkerer geblieben.

Freudestrahlend setzte Ann den schönen Schmuck auf, drückte jedoch nicht auf den Rubinknopf, um sich unsichtbar zu machen, denn im Freundeskreis gehört sich das nicht.

Tim sagte: „Wie schade, daß wir den Reif nicht früher bekamen, als wir gegen Arachna in den Kampf zogen. Ich hätte mich unsichtbar in ihre Höhle geschlichen und ihr das Zauberbuch entwendet." „Das wäre dir nicht gelungen", widersprach Ann. „Das Buch lag in einem sicheren Versteck, und ohne die Hilfe der Zwerge hättest du es nicht gefunden. Ja, selbst wenn du es gefunden hättest und wir das Land entzaubert und vom Gelben Nebel befreit hätten, ist ungewiß, was später geschehen wäre. Vielleicht kannte die Hexe noch andere schreckliche Sprüche, mit denen sie ein noch größeres Übel als den Gelben Nebel hätte heraufbeschwören können."

Alle fanden, daß Ann recht hatte und daß alles sehr gut ausgegangen sei. Auch ohne den Silberreif hatte sich das Zauberland von Arachna befreit, und jetzt hatte es von ihr nichts mehr zu befürchten. „Trotzdem werde ich den Silberreif nicht mehr bei euch lassen", sagte Ann lachend. „Ihr habt ihn nachlässig aufbewahrt. Aber", sie schlug sich mit der Hand vor die Stirn, „wo ist denn Ramina? Wo ist die hochherzige Ramina, unsere erste Bundesgenossin im Kampf gegen Arachna?" Verlegen sagte Kaggi-Karr, das sei ihre Schuld, sie habe im Tumult an die Königin der Feldmäuse nicht gedacht.

„Das werden wir wiedergutmachen", lächelte das Mädchen und blies in ihre Zauberpfeife.

Auf ihrer ausgestreckten Hand erschien Ramina mit funkelnder Goldkrone auf dem Köpfchen. Das Mädchen und die Königin begrüßten einander sehr herzlich. Als die Gäste sich an die Festtafel setzten, gewahrten sie im offenen Fenster, hinter dem die Schneegipfel funkelten, den klug dreinschauenden häßlichen Kopf Oichos. Der treue Drache wartete geduldig auf die Retter des Smaragdenlandes, die er in ihre schöne ferne Heimat zurückfliegen sollte.

Ende