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»Wie?« keift sie, leer und müßig kommst du wieder nach Hause? Pfui über dich Erzfaulenzer! Du magst nur immer die Hände in den Schoß legen und nicht einmal so viel arbeiten, daß wir unser elendes Leben erhalten können, da ich armes betrübtes Weib mich doch Tag und Nacht mit dem Wollespinnen plage und mich abarbeite, damit wir nur in der Kiffe hier nicht im Finstern sitzen dürfen! Wie weit glücklicher Nachbarin Daphne dagegen lebt! Vom frühen Morgen bis in die sinkende Nacht zecht, schlemmt und buhlt sie nach Herzenslust mit jungen Kerlen!«

Verblüfft über den Willkommen, begann der Mann gar glimpflich: »Nu, nu, gutes Weibchen, laß nur gut sein! Hat mir der Meister gleich keine Arbeit gegeben, wie er vor Gericht zu tun hatte, so ist heut’ darum doch für unser Sattwerden gesorgt. Denk! das alte Faß da, was uns nur überflüssig ist und im Wege steht, hab’ ich für fünf Denare verkauft! Der Käufer wird das Geld dafür den Augenblick herbringen und es abholen. Komm, Schatz, und hilf es mir aus dem Wuste da hervorziehen, damit wir es ihm überliefern können.«

Da galt es Besonnenheit, und sie fehlte der Abgefeimten nicht. Sie schlug ein spöttisches Gelächter auf und rief: »Nu, das ist wahr, ein gar vortrefflicher Handelsmann bist du! Eine Sache, die ich dummes Weib, ohne einen Fuß vor die Türe zu setzen, soeben für sieben Denare verkauft habe, die weißt du doch noch für weniger loszuwerden!«

Wer war froher wie der Mann über den unerwarteten Profit! Hastig frage er: »I, wer ist denn das, der es sich so teuer hat anschmieren lassen?« »St!« sprach sie, »dort steckt er drinnen und untersucht, ob’s auch ganz ist!«

Der Galan trat vortrefflich in die Lüge ein. Ganz unbefangen reckte er den Kopf aus dem Fasse und sprach: »Die Wahrheit zu sagen, Mutter, Euer Faß ist doch schon ziemlich wandelbar; es hat hin und wieder ansehnliche Risse.« Darauf richtete er sich an den Mann und sagte ganz fremd zu ihm: »Oh, guter Freund, holt mir einmal eine Lampe, ich will doch innen den Schmutz abkratzen und zusehen, ob das alte Ding wohl noch zu gebrauchen ist; denn wegwerfen möchte’ ich mein Geld auch nicht!«

Der arme Tropf, ohne daß ihm die Stirn juckt, geht und zündet unverzüglich die Lampe an, kommt dann damit und spricht: »Laßt mich lieber das machen, Kamerad! Warum wollet Ihr Euch bemühen? Wann ich fertig bin, könnt Ihr’s besichtigen!« Damit zieht er sich aus und kriecht, die Lampe in der Hand, an dessen Statt in das Faß und pocht, scharrt und schapt es aufs emsigste aus. Unterdessen schmiegt sich der leichtfertige Buhle über seine Frau Zimmermann hin, welche sich auf das Faß gebückt hatte und bezimmerte sie nach Herzenslust. Kopf und Arm in das Faß gehängt, zeigte sie dabei mit schamloser Verschlagenheit ihrem Manne bald hier, bald dort noch etwas zu säubern an; bis endlich Mann und Liebhaber beide ihr Werk vollendet. Da zahlte dieser seine sieben Denare, und der arme Hahnrei mußte noch obendrein seinem Hörnerpflanzer das Faß auf dem Nacken nach Hause tragen.

Nach diesem Aufenthalt von etlichen Tagen in dieser Burg, während desselben sie sich auf öffentliche Kosten weidlich mästeten, auch ihre Sache durch Weissage nicht übel machten, fielen die frommen Priester noch auf eine neue Art, Geld zu verdienen. Sie erteilten einen Orakelspruch, und durch künstliche Auslegung paßten sie denselben allen möglichen vorgelegten, noch so sehr voneinander verschiedenen Fragen an. Ungefähr so. Das Orakel lautete:

»Darum reißen zusammengespannte Stiere das Land auf, Daß in der Zukunft die Saat sprieße gesegnet hervor.«

Fragte nun ein verliebtes Paar, ob es sich heiraten solle, so sagten sie: es läge ausdrücklich in der Antwort; sie sollten sich unter dem Joche der Ehe zusammen vereinigen, und eine Saat von Kindern würde aus ihnen ersprießen. Wollte jemand wissen, ob er gewisse Besitzungen kaufen sollte: allerdings! Es würde ihm ja ein Joch Ochsen verheißen und Felder mit blühenden Saaten. Erholte ein anderer sich Rats wegen einer bevorstehenden Reise, über die er in Sorgen stand – er sollte damit nicht zaudern, die Ochsen, das allerfrömmste Vieh, ständen schon angespannt und fertig; die Reise würde für ihn auch ersprießlich sein, das kündige der sprießende Boden an. War die Frage, ob es ratsam sei, ein Treffen zu liefern oder Räubern nachzusetzen? – Höchst ratsam! Das Schicksal verheiße Sieg, denn gleich den Stieren würden die Feinde ihren Nacken unter das Joch schmiegen, und gesegnet würde die Raubernte sein, die man von den Banditen einsammeln würde.

Mit dieser spitzfindigen Betrügerei scharrten sie kein kleines Geld zusammen, bis sie endlich wegen des beständigen Fragens des Antwortens müde waren und weitergingen.

Der Weg, den wir machten, war ärger denn alles, was ich die Nacht durch ausgestanden hatte. Bald versank ich in grundlose Wasserrinnen, bald blieb ich in zähem Moraste stecken, bald glitt ich mit allen vieren auf schlüpfrigem Boden. Endlich und endlich geriet ich, nach langem Stolpern und Stürzen, auf eine ebene Straße; meine Füße aber waren ganz morsch und ich so abstrapaziert, daß ich kaum noch fort konnte.

Siehe da! Plötzlich kam ein Trupp bewaffneter Reiter in so gestrecktem Galopp hinter uns hergesprengt, daß sie kaum die Pferde anhalten konnten, als sie bei uns ankamen. Sie fielen hitzig über den Philebus und seine Confratres her, faßten sie bei der Gurgel, schimpften sie gottlose Kirchenräuber, schlugen sie mit geballten Fäusten und legten ihnen Handfesseln an.

»Gebt heraus, ihr Spitzbubenpack«, schrien sie immer, »gebt gleich den goldnen Kelch heraus, den ihr von den heiligen Polstern der Mutter der Götter heimlich entwendet habt! Ihr habt ihn gestohlen, als ihr vorgabt, geheime Feierlichkeiten im Verborgenen zu begehen, und bloß darum habt ihr euch auch in aller Stille noch vor Anbruch des Tages weggemacht! Aber ihr irret euch sehr, wenn ihr glaubtet, der Strafe für eine solche Schandtat entrinnen zu können.«

Einer derselben tappte mir unterdessen auf dem Rücken herum, visitierte alles durch, was ich trug, und zog endlich aus dem Schoß der Göttin selbst vor aller Augen den goldenen Kelch hervor.

Indessen schlug selbst die Überführung der gräßlichsten Gottlosigkeit das unverschämte Priestergesindel noch nicht nieder. Fingen sie nicht gar noch zu lachen an und wollten sich weißbrennen?

»Es ist doch himmelschreiend«, riefen sie, »wie unverdienterweise man in Gefahr gerät! Um eines Kelches willen, den die Mutter der Götter ihrer Schwester, der syrischen Göttin, zum Gastgeschenke gegeben, sollen wir armen unschuldigen Vorsteher ihrer Religion mit Leib und Leben zur Verantwortung gezogen werden, als ob wir uns an so heiligen Sachen vergreifen könnten!«

Allein sie redeten nur in den Wind. Die Reiter nahmen sie mit sich zurück und warfen sie geschlossen in den ärgsten Kerker. Den Kelch brachten sie wieder in den Schatz des Tempels und meine Göttin alldazu. Mich aber führten sie folgenden Tages auf den Markt und ließen mich wiederum zum Verkaufe ausrufen.

Ein Bäcker aus dem nächsten Städtchen bezahlte mich noch um sieben Nummen teurer, als Philebus vorher für mich gegeben hatte. Er belud mich mit Getreide, das er aufgekauft, und trieb mich einen rauhen, steinigen Weg, voller Stürze und Wurzelenden, zu sich nach Hause. Viele Pferde und Esel in beständigem Kreislaufe trieben das Mühlen von allerhand Größe, nicht allein bei Tage, sondern auch die Nacht durch bei Lichte.