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»So freue dich denn, du raubsüchtiger Bluthund! Freue dich des Untergangs einer ganzen Familie! Weide deine unersättliche Grausamkeit am Blute dreier Brüder! Und triumphiere frohlockend über den Mord deiner Mitbürger! Aber wisse: so sehr du auch die Armen um das Ihrige betrügst und weiter und weiter deine Grenzen hinausrückst; dennoch wirst du immer einen Nachbarn haben! Und hätte mir nur des Geschickes Mißgunst meine Rechte nicht gelähmt, du solltest jetzt dein Haupt vor deinen Füßen suchen!«

Durch diese höhnische Rede noch mehr erbost, zog mein Meister Bandit das Schwert, und damit in blinder Wut gegen den Jüngling an, um denselben eigenhändig darniederzurennen. Allein, da kam er schlecht an! Der Jüngling, der zu seinem Erstaunen nicht so wehrlos war, als er’s sich eingebildet, fing ihm die geschwungene Rechte auf, bemächtigte sich seines Schwerts und erschlug den Nichtswürdigen mit mehreren Streichen. Dann richtete er das vom Blute seines Feines rauchende Eisen, um sich vor dessen Bediensteten zu retten, gegen sich selbst und durchhieb sich die Kehle.

Dies war es, was die schrecklichen Wunderzeichen vorbedeuteten! Dies war es, was man dem unglücklichen Vater berichtete!

Vor Leid konnte der arme Greis weder ein einziges Wort hervorbringen noch auch eine stumme Träne weinen. Er ergriff das Messer, womit er vorgelegt hatte, und schnitt sich damit nach seines Sohnes Beispiele mehrmals in die Gurgel, bis er tot vorwärts auf den Tisch hinsank und mit dem Strome seines Blutes die Flecken des Wunderblutes hinwegspülte.

Nachdem der Gärtner das Schicksal dieses so im Hui erloschenen Hauses genugsam beklagt hatte, seufzte er schmerzlich über sein eigen Mißgeschick und rang die Hände, nach einer teuer mit Tränen bezahlten Mahlzeit so weiten Weges mit leeren Händen wieder heimziehen zu müssen. Er setzte sich auf und ritt voller Trübsinn fort.

Allein auch sein Heimritt fiel unglücklich aus.

Es begegnete uns ein großer Kerl, der dem Kleide und Aussehen nach ein Soldat aus einer Legion war; er fragte in seiner Sprache, auf Lateinisch, ziemlich trotzig: »Wo willst du mit dem leeren Esel hin?« Der Gärtner verstand kein Latein, war auch viel zu sehr in Traurigkeit vertieft, als daß er auf die Anrede hätte achten sollen; ohne zu antworten, ritt er also vorbei. Dadurch fand der grobe, übermütige Soldat sich so beleidigt, daß er gleich zu schimpfen anfing und meinen Herrn mit seinem Stocke von mir herunterprügelte. Demütiglich antwortete ihm mein Herr da:

Er verstehe ja seine Sprache nicht; unmöglich könne er also wissen, was er von ihm haben wolle!

Nun wiederholte der Soldat seine vorige Frage in gebrochenem Griechisch: »Ik, sak, wo du hinwollen mit dein leere Esel?«

»Nach der nächsten Stadt«, antwortete der Gärtner.

»Nu glüklik Reis’!« versetzte der Soldat, »aber deine Esel ik hierbehalten, sie solle helf aus der nächsten Schloß des Hauptmanns Bakasch hole!«

Somit fiel er mir in den Zügel und zog mich zu sich.

Der Gärtner wischte sich das Blut ab, das ihm von den empfangenen Schlägen übers Gesicht lief, und bat flehentlich, ihm doch aus Erbarmen seinen Esel zu lassen.

»Kamerad!« sprach er, »bei allem, was Euch je lieb und wert gewesen ist und noch sein wird, verfahrt glimpflich mit mir armen Manne, raubt mir meinen Esel nicht! Es ist so nur ein faules, dickfelliges Tier, das wahrlich Euch zu nichts dienen kann! Kaum, daß er mir eine Handvoll Gemüse aus meinem Gärtchen nach der Stadt hineinträgt, so liegt er schon keuchend darnieder, geschweige, daß er irgendeine schwere Last fortschleppen könnte!«

Aber das half alles nichts! Der Grobian ward nur noch wilder und kehrte gar seinen Stock, um meinem Herrn mit dem Kolben eins auf den Kopf zu versetzen. Wie dieser das merkt, tut er, als wolle er ihm zu Füßen fallen und, um sein Mitleid zu erregen, die Knie ihm umfassen; allein im Bücken zieht er ihm behend beide Füße unter dem Leibe weg, daß jener die Länge lang, plump, auf die Erde schlägt, und nun über ihn her und ihm Gesicht, Hände, Rippen wacker mit Zähnen, Nägeln, Fäusten, Ellbogen, zerbissen, zerkratzt, zerfäustelt, zerbleut!

Der Soldat, der ausgestreckt, so lang er war, am Boden dalag und sich weder zu helfen noch zu wehren vermochte, schrie nur immer: Wenn er wieder aufkäme, solle es dem Hunde von Gärtner dafür übel ergehen! Mit seinem Seitengewehr wolle er ihn in tausend Kochstückchen zerhacken!

Mein Gärtner ließ sich das fein gesagt sein, nahm die Blutpritsche, schleuderte sie weit weg, und hast du nicht gesehen? wieder von neuem auf den Kriegsknecht losgepaukt!

Dieser, über und über zerschlagen, braun und blau und blutrünstig, wußte sein Leben nicht mehr anders zu retten, als daß er sich tot stellte. Darauf sprang der Gärtner auf, holte sich das Seitengewehr, schwang sich auf mich und jagte spornstreichs in die Stadt. Seinen Garten ließ er Garten sein! und begab sich lieber zu einem seiner Freunde, erzählte demselben sein Abenteuer und bat, ihm in der Gefahr beizustehen und ihn samt seinem Esel auf ein paar Tage zu verbergen, damit er der Todesstrafe entginge. Aus alter Freundschaft schlug dieser ihm seine Bitte nicht ab, sondern nahm uns willfährig auf. Mir banden sie die Füße und schleppten mich die Treppe hinauf in ein oberes Kämmerchen; der Gärtner aber kroch unten in einen Kasten, der einen Deckel hatte, welcher zugemacht wurde. Und so hielten wir uns verborgen.

Mittlerweile war, wie ich nachher erfahren, der Soldat wieder aufgestanden und hatte sich, von allen empfangenen Schlägen taumelnd, als ob er betrunken wäre, und morsch und lendenlahm, an seinem Stocke mit Mühe und Not nach der Stadt geschleppt. Allein, da er sich schämte, von seiner Impertinenz und Bärenhäuterei irgend jemand von den Stadtleuten etwas merken zu lassen, verbiß er so lange stillschweigends die erlittene Schmach und Beleidigung, bis er sich einigen von seinen Kameraden anvertrauen konnte. Diese rieten ihm, weil er außer der Schande über den ihm angetanen Schimpf auch noch die Regimentsstrafe wegen des eingebüßten Seitengewehrs zu fürchten hätte, so solle er sich nur im Quartiere verstecken; sie wollten sich derweilen alle erdenkliche Mühe geben, uns nach den angegebenen Abzeichen ausfindig zu machen, um ihn zu rächen.

Leider! Hielten sie Wort. Ein hundsföttischer Nachbar verriet unsere Herberge. Gleich gingen die Schurken zum Magistrat und gaben vor: »Auf dem Marsche sei ein silbernes Gefäß von großem Werte ihrem Hauptmann verlorengegangen, ein gewisser Gärtner habe es gefunden, wolle es aber nicht wieder herausgeben, sondern verberge es bei einem seiner Freunde.«

Der Magistrat hatte kaum den Verlust und den Namen des Hauptmanns vernommen, als er in höchst eigener Person vor unsrer Tür war und unserm Wirte mit lauter Stimme anbefahclass="underline" Unverzüglich uns herauszugeben, man wisse zuverlässig, daß wir in seinem Hause geborgen wären; wo nicht, so würde man ihn für straffällig ansehen.

Doch unser Wirt, dem es ernst war, seinen in Schutz genommenen Freund zu retten, ließ sich nicht ins Bockshorn jagen, sondern verleugnete uns keck.

Es wären schon verschiedene Tage, sagte er, daß er den Gärtner nicht mit Augen gesehen hätte.

Die Soldaten widerstritten es ihm und schwuren beim Kaiser: Bei ihm und nirgends anders sei derselbe verborgen.

Demungeachtet beharrte jener auf seiner Aussage; also beschloß der Magistrat, durch Haussuchung hinter die Wahrheit zu kommen. Pedell und andere Gerichtsdiener wurden ins Haus geschickt, mit Befehl, alle Winkel geflissentlich durchzusuchen. Diese kehrten aber nach einer Weile zurück und referierten, es sei im ganzen Hause weder der Mensch noch Esel anzutreffen.

War vorher schon gestritten worden, so ging es nunmehr auf beiden Teilen noch heftiger los.

»Es ist nicht wahr!« schrien die Soldaten, »sie haben nicht recht zugesehen! Der Spitzbube muß drinnenstecken, wir beschwören es beim Kaiser!«

»Bei allen Göttern! Er ist nicht bei mir!« gab unser Wirt zurück; »wenn er da wäre, würde ich ihn gewiß nicht verleugnen!«